„Was ist aber eine monopolare Welt? Wie dieser Begriff auch immer ausgeschmückt werden mag - im Endeffekt bedeutet er in der Praxis nur eines: Ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Kraft und ein Zentrum der Beschlussfassung.

Das ist die Welt eines Herrschers, eines Souveräns. Im Endeffekt ist das nicht nur für diejenigen verderblich, die sich im Rahmen dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen zerstört.

Und das hat natürlich mit Demokratie nichts zu tun. Weil Demokratie bekanntlich die Macht der Mehrheit bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Interessen und Meinungen der Minderheit ist.

Übrigens: Russland, uns werden dauernd Lektionen in Sachen Demokratie erteilt. Diejenigen, die uns belehren, wollen aber aus irgendeinem Grunde nicht gerade lernen.“ (Wladimir Putin)

In der Folge wurden alle Aggressionen gegen die „russki mir“, die russische Welt, nicht mehr wie zuvor hingenommen, sondern mit Gewalt beantwortet: Seit 1991 erklärten sich die mit Russland sympathisierenden Regionen Abchasien und Südossetien von Georgien unabhängig, was von Tiflis wiederum als Separatismus interpretiert wurde. Als der georgische Präsident Saakaschwili 2008 versuchte südossetisches Territorium mit seinem Land „wiederzuvereinigen“, folgte ein russisch-abchasischer Gegenangriff, der schließlich den Rückzug georgischer Truppen aus Südossetien zur Folge hatte. Dabei war diese Gegenoffensive nicht nur ein Signal an Georgien, sondern auch an die NATO, welche kurze Zeit vor der georgischen Invasion ein Manöver in dem Land abgehalten hatte: Russland ist dazu bereit Krieg zu führen, wenn es um die Verteidigung seiner ureigenen Interessen gilt. 2008 wurde also zum Wendejahr in der russischen Außenpolitik.

Als es 2011 zu den zahlreichen, vom Westen unterstützten Farbrevolutionen im Nahen Osten kam, die heute als „Arabischer Frühling“ bekannt sind, geriet auch das vom Westen unabhängige Libyen ins Visier der NATO. Doch anstatt die libysche Regierung unter Ghadaffi zu unterstützen, enthielt sich Russland lediglich seiner Stimme im UN Sicherheitsrat. Der Zerfall des Landes in mehrere Bürgerkriegsparteien und die bis heute anhaltende Masseneinwanderung nach Europa sind eine Folge dieses Konfliktes.

Ende 2013 kam es mit dem vom Westen orchestrierten Regime Change in der Ukraine, an dem auch neofaschistsche Gruppen wie der „Rechte Sektor“ beteiligt waren, zu einer weiteren Konfrontation zwischen dem Westen und Russland. Die Ukrainer selbst wurden mittels Zuckerbrot und Peitsche zur Annahme des Machtwechsels gebracht: Auf der einen Seite terrorisierten bewaffnete Banden die Straßen Kiews, Scharfschützen schossen sowohl auf Regierungskräfte als auch Demonstranten. Weiters sagte die EU großzügige Finanzhilfen zuDoch waren diesmal Millionen Russen in der Ukraine bedroht und auch die Position der geostrategisch wichtigen Schwarzmeerflotte auf der Krim wurde von den neuen Machthabern in Kiew in Frage gestellt. Die Ukrainer selbst wurden mittels Zuckerbrot und Peitsche zur Annahme des Machtwechsels gebracht: Auf der einen Seite terrorisierten bewaffnete Banden die Straßen Kiews, Scharfschützen schossen sowohl auf Polizisten als auch Demonstranten, auf der anderen Seite versprach man der Ukraine große Finanzspritzen – natürlich nur gegen Umstrukturierungen ukrainischer Unternehmen und einer Beteiligung des Westens am „Wiederaufbau“ der ukrainischen Wirtschaft. Die anschließende Wiedervereinigung Russlands mit der Krim geschah auch aus Angst der russischen Einwohner der Krim vor Zuständen wie in Kiew – ihre völkerrechtliche Legitimität wird bis heute vom Westen in Frage gestellt.

Als 2014 der Vormarsch des IS in Syrien unaufhaltsam erschien, griff Russland mit Billigung der syrischen Regierung in den Krieg ein. Dabei geht es nicht nur um die Marinebasis in Tartus, die letzte verblieben russische Basis im Mittelmeerraum, und den Erhalt von Assads laizistischer Regierung in einem Meer von islamistischen bzw. NATO-treuen Ländern, sondern auch um die Tatsache, dass es geopolitisch gesehen nur ein Katzensprung von Al-Raqqa nach Grozny ist. Und Russland hat bekanntlich kein Interesse daran, dass tschetschenische Muslime mit Kampferfahrung in Syrien und dem Irak einen 3 Tschetschenienkrieg auslösen. Im Zuge der russischen Intervention konnte die syrische Regierung mit der Eroberung Aleppos Anfang 2017 das Gleichgewicht im Krieg zu ihren Gunsten wenden. Doch aufgrund anhaltender Provokationen von Seiten der USA, die auch mit der Amtsübernahme Trumps in den USA nicht enden, bleibt die Möglichkeit einer Eskalation zwischen den beiden Mächten möglich.

Insgesamt hat Russland seit der Rede Putins auf der Münchner Konferenz eine aktive Rolle im Kampf gegen die amerikanische Hegemonie und für eine multipolare Welt eingenommen. Mit der Wiedervereinigung der Krim mit Russland hat Putin zudem in den Augen des Westens die Rote Linie überschritten. Europa hat jetzt die Chance, sich mit gemeinsam mit Russland an dem Ausbau einer multipolaren Welt zu beteiligen. Ergreift es diese nicht, wird es weiterhin als amerikanische Schachfigur im Kampf für die Erhaltung der pax americana dienen müssen – und dies schließt im schlimmsten Fall einen Krieg mit Russland ein, den es in keinem Fall gewinnen kann.