Der längste Bürgerkrieg der Welt

Seit 1948, also der Unabhängigkeit Burmas (Myanmars), befindet sich das Land im Bürgerkrieg. Der 52 Millionen Einwohner zählende Staat, dessen Hauptvolk mit mehr als 73% die Burmesen sind, umfasst sage und schreibe 135 verschiedene Ethnien, von denen einige wie etwa die Karen seit Jahrzehnten für die eigene Unabhängigkeit kämpfen. Während sich der Bürgerkrieg innerhalb des Landes bis jetzt immer in unzugänglichen Wald- und Gebirgsregionen des Landes abspielte, ist der Konflikt zwischen den Rohingyas und der Regierung anders gelagert: Denn die 1 – 1,5 Millionen Menschen zählende muslimische Minderheit bevölkert den Bundesstaat Rakhine, welcher direkt am Meer gelegen ist und somit von außen mit Waffen versorgt werden könnte. Die USA inszenieren sich in diesem Zusammenhang als Anwalt der Muslime, welche von der Regierung nicht als eigene Ethnie anerkannt werden. Der Grund dafür ist simpel: ein autonomer oder unabhängiger Rohingyastaat könnte schnell zur ersten Festlandbasis der USA in Südostasien werden – quasi das fernöstliche Gegenstück zu Camp Bondsteel im Kosovo. Damit hätte der Westen nicht nur eine Marinebasis im Golf von Bengalen, sondern könnte auch die durch Rakhine verlaufende geplante Pipeline der chinesischen Volksrepublik gefährden. Doch wer sind eigentlich die Rohingya und wovor flüchten sie?

Die Rohingya – illegale Einwanderer oder Autochthone?

Während sich diese selbst als eine eigene autochthone Gruppe, die sogenannten „Rohingya“ bezeichnen, sieht die Regierung in Rangun die Lage anders:
Bei den Muslimen handle es sich überwiegend um nichtautochthone illegale bengalische Einwanderer, welche von der britischen Kolonialmacht ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in Arakan (heute Bundesstaat Rakhin) angesiedelt wurden, um eine klassische Politik des „teile und herrsche“ anzuwenden, so die offiziell-burmesische Sicht der Dinge. Doch reicht die Ansiedelung der Muslime teilweise mehrere Jahrhunderte zurück. Seit seiner Unabhängigkeit besteht Burma auf einer Remigration der Bengalesen – in jedes Land welches sie aufnehmen möge. Doch halten die Muslime selbst nichts von diesem Vorschlag.

Stattdessen wollen sie mit militärischer Gewalt eine unabhängige muslimische Region Arakan erkämpfen wollen. Seit Beginn des Konfliktes flüchteten mehrere hunderttausend Muslime vor dem Konflikt in Burma. International erregte er erst Aufsehen, als 600 der muslimischen „boatpeople“ scheinbar über Nacht im Meer verschwanden und Menschenrechtsorganisationen die Lage der illegalen Einwanderer an der Grenze zwischen Thailand und Burma kritisieren. Die Krise ist vor allem eines: Ein Millionengeschäft für Schlepperkreise und eine ideale Gelegenheit für die USA, welche sich sofort zum Anwalt der Rohingya aufschwungen haben.

Aung San Suu Kyi: Macht sie Burma zum Syrien Südostasiens?

Eine besonders zweifelhafte Rolle spielt dabei die Staatschefin Burmas und Friedensnobelpreisträgerin, Aung San Suu Kyi, welche dem mörderischen Treiben der „969“ Mönche gegenüber den Rohingya tatenlos zusieht. Der Grund ist einfach: Diese sind schon seit dem 2007 gescheiterten Farbrevolutionsversuch der Safranrevolution (benannt nach der Farbe der Mönchsroben) gegen die damalige Militärregierung ihre engsten Verbündeten. Dies hat auch ihre Wahl 2015 nicht geändert. Mit ihrer bedingungslosen Unterstützung riskiert Suu Kyi eine Eskalation und Ausweitung des Konfliktes. So könnte nicht nur Rakhine der neue Kosovo, sondern Myanmar zum Syrien Südostasiens werden.

Auch die Nachbarländer wurden durch die Krise in Burma destabilisiert: So weigerten sich die Nachbarstaaten Thailand, Malaysia und Indonesien zuerst die Flüchtlinge aufzunehmen. Erst auf internationalen Druck hin wurden jeweils mehr als 100.000 Muslime aufgenommen. Gleichzeitig fordern die USA Rangun dazu auf, die Rohingya endlich offiziell als Bürger anzuerkennen – um ein autonomes Rakhin als Grundlage für mehr amerikanischen Einfluss in der Region zu schaffen.

Der Mythos von der burmesischen Flüchtlingskrise als alleinige Folge der Innenpolitik

Doch ist die Krise nicht rein burmesisch, sondern auch durch die Einmischung aus dem muslimischen Nachbarland Bangladesch entstanden. Der bengalische Premierminister entschuldigte sich öffentlich für das Verhalten seiner Landsleute, welche über die Grenze nach Burma gehen und den Konflikt zusätzlich anheizen. Für europäische Ohren besonders interessant: Der Premier versprach die Bestrafung der illegalen Einwanderer und bezeichnete seine Landsleute, welche nach Burma auswandern um mehr Geld zu verdienen, als geisteskrank.

Die These, dass die Flüchtlingskrise in Burma also nur eine Folge der dortigen Innenpolitik ist, kann man somit als europäischen Mythos bezeichnen.

Schließlich bleibt die Frage nach den möglichen Folgen der Krise. Sollten die USA die Rohingya weiterhin für sich vereinnahmen oder sogar mit Waffen unterstützen, droht eine Stabilisierung der gesammten Region. Auch ein „Comeback“ des IS in dieser Region wäre mit amerikanischer Hilfe denkbar. Denn der Vielvölkerstaat Burma wäre das perfekte Ziel für die brzezinskische Politik des Eurasischen Balkans, also einer Zerstückelung und der Schaffung amerikanischer Vasallenstaaten. Und nicht zuletzt soll auch die südliche Route der Neuen Seidenstraße, Chinas gigantischem Infrastrukturprojekt mitten durch Rakhine verlaufen.

Somit bleibt nur zu hoffen, dass diese Krise bald gelöst wird – andernfalls könnte Burma mit amerikanischer Hilfe zum zweiten Syrien und Comeback des IS werden.