Obwohl unsere liberale Gesellschaft in Europa ständig von Toleranz und einer Pluralität der Meinungen spricht, wird ein Verständnis für die Aussagen und Handlungen des aktuellen russischen Präsidenten sofort als unverzeihbarer Sündenfall gewertet.

Aber warum wird von uns verlangt, dass wir Putin hassen müssen?
Der Grund dafür liegt nicht in Putins Fehlern, sondern in seinen Erfolgen und in dem was er richtig macht.
Da die Europäische Gesellschaft die eigenen kulturellen Fundamente verleugnet, kann sie es nicht ertragen, wenn es Russland nach fast einem Jahrhundert bolschewistischen Kulturkampf wieder zur Auferstehung des Abendlandes kommt.

Putin steht für Glaube, Volk und Tradition. - Und genau das hassen die Politiker des Westens an ihm.
Alleine der berühmte Satz Putins: „Ich muss so sein, wie mein Volk von mir verlangt!“ brachte sicher das Fass derer zum überlaufen, die eben nicht so sind, wie das Volk von ihnen verlangt.
Genau analysiert sind „Putinversteher“ nicht einmal Putin-Fans oder unbedingte Freunde Russlands. Es handelt sich nur um Menschen, welche die Leistungen eines Staatsmannes gebührend honorieren und sich zudem wünschen, dass ihre eigenen Politiker ebenfalls ihre Arbeit zum Wohle des Volkes verrichten.

Da Putins Wirtschaftsverständnis von der Sicherung des Volksvermögens bis zu Ansätzen der liberalen und freien Marktwirtschaft reichen und sich seine Ideologie auf den ersten Blick irgendwo zwischen Orthodoxer Kirche und Sowjetnostalgie bewegt, ist es auch besonders schwer die „Putinversteher“ zwischen Links und Rechts einzuordnen.

Auch dies passt nicht in das „Schubladendenken“ des Westens und sorgt so für weitere Aufregung unter seinen Gegnern.
Vor allem kann Putin von Menschen völlig unterschiedlicher Gesinnung verstanden und sogar geliebt werden. Dieser Umstand unterscheidet den russischen Präsidenten von allen Staatslenkern des Westens.
Ein gemeinsames Merkmal der „Putinversteher“ ist auch, dass sie an die Zukunft denken und noch Hoffnung haben, wärend Europa nur noch versucht, seine Vergangenheit zu „bewältigen“ und Probleme hat, die gegenwärtigen Herausforderungen zu meistern.

Ob wir Putin nun hassen oder lieben, wir sollten uns zumindest Mühe geben ihn zu verstehen!

Patrick Poppel
Generalsekretär des Suworow Instituts, Wien-Moskau