Der zweite große Punkt unseres Interviews läuft unter dem Schlagwort „Katholische Kirche – Quo Vadis?  Wo würden sie die Ursachen für den Säkularismus sehen, der bei uns, wenn man es mit Frankreich vergleicht, in sehr abgeschwächte Form vorhanden ist? Es gab jetzt vor kurzem in der Bretagne die Situation, das von einer Johannes Paul II-Statue das Kreuz entfernt werden muss, weil eine Freidenker-Bewegung dagegen geklagt hatte. Davon sind wir ja weit entfernt…

Entfernt vielleicht schon, aber am Weg.

Aber kommt das aus der säkularen Ecke oder durch das Vordringen des Islams?

Der Islam ist in dem Fall weniger schuld, sondern eher der Unglaube und auch die Feigheit der Leute.

Was sagen sie jenen Kreisen, die, man muss es fast schon sagen, den Islam hofieren. Dies nicht unbedingt direkt und offen, sondern zum Beispiel durch das Verbot von Schweinefleisch in Kindergärten und Schulen?

Ja, den Leuten würde ich nur das „Brundo-Kreisky-Zitat“ empfehlen: „Lernen’s Geschichte“! Und lesen, und lesen. Es gibt Sammlungen von Zitaten, wenn man nicht das Ganze lesen will, was ich auch verstehe. Aber was im Koran als durchaus akzeptabel erscheint und der Islamische Staat uns dann vormacht, können wir uns dann auch in den Nachrichten  anschauen. „Ja, das ist die Religion des Friedens“ - hat mir mal ein Prominenter gesagt und wenn man dann das Schicksal des syrischen Piloten im TV betrachten kann, den man feierlich im Käfig verbrannt hat und anderen die Hände abgehackt werden und hier Menschen sagen, es sei die Religion des Friedens und „Wir haben sie so lieb“, da fehlen einem schon die Worte.

Also habe ich es richtig verstanden, dass Sie auch eher eine Schwäche des Christentums und nicht eine Stärke des Islams sehen?

Und auch eine Schwäche der Politiker. Entschuldigung, was denken sich die dabei? Beim Islam stehen diese Programme, die gegen die Menschenrechte verstoßen, drinnen und wir tun da so, als ob wir nicht mehr lesen könnten. Und dann diese „Das haben sie falsch verstanden“-Einwürfe! Wie versteht man es denn richtig? Kann man das anders übersetzen, wenn drin steht „Hände abhacken“? Wie übersetzt man das in der Meinung der Islam-Verteidiger? Das sind doch lauter Ausreden.

Also Sie würden das jetzt auch vor allem auf der Ebene einer politischen Bedrohung sehen?

Ja, aber die Religion, die das vertritt, die würde ich schon an die Brust drücken und sagen: So! Jetzt reden wir mal Klartext. Wo das steht ist mir egal, wenn ihr das lehrt.

Sie würden im öffentlichen Diskurs also naturrechtlich argumentieren?

Ja, naturrechtlich, mit meinem Hausverstand, wir wollen die Scharia in Österreich nicht.

Wie sehen Sie in der Hinsicht das Burka-Verbot?

Das ist mir nicht so wichtig, das ist mehr so eine Ermessensfrage.

Worin sehen Sie die größte Herausforderung in den nächsten Jahren?

Wir haben in unserer Gesellschaft den Boden für das Töten vorbereitet. Wir haben die Gesetze, die das erlauben. Nicht, dass Sie mich umbringen dürfen, das steht noch nicht im Gesetz, aber kleine Kinder dürfen umgebracht werden [Abtreibung, Anm.]. Und wenn er alt ist, sollte man eigentlich schon auch Gnade haben und dem eine Spritze geben dürfen [Euthanasie, Anm.] In Österreich nicht offiziell, aber in anderen Ländern sehr wohl. Dann kann man bald auch die behinderten Kinder mit 12 Jahren, glaube ich sogar töten [Belgien, Anm.]. Na, bitte! Da sag ich nur: „Hitler lässt grüßen…“ und sie antworten: “Neeeein! Wir sind doch Antifaschisten!“  „Aha… Das war ein national-sozialistisches Programm und ihr habt das jetzt auch…“, dann meine sie „Das ist was anderes!“  - Andere Spritzen, ja…das ist doch alles so verlogen…

Ich habe eine Frage als Laie. Ich habe mit der Zuordnung des Islam als Religion ein Problem. Sie, Exzellenz, haben den Islam auch selbst als Religion bezeichnen, aber für mich persönlich ist der Verfasser des Korans ein einziger Mensch gewesen, der im Laufe seines Lebens diese Regeln niedergeschrieben hat, während bei uns Christen über 100te Generationen etwas überliefert und viele zum Entstehen der Schriften beigetragen haben.

Ja, gut, da kann man sagen, aber da wirken jetzt inzwischen auch schon viele Generationen bei Moslems.

Aber der Koran ist ein fertiges Buch.

Ja, ja das schon… Ja gut, man kann auch sagen, unsere Bibel ist auch ein fertiges Buch.

Ja, aber das wurde eben über die mehreren Generationen gemacht, das Alte Testament.

Da bin ich zu wenig Fachmann, das weiß ich nicht, wie fertig der Koran ist. Es gibt ja auch Forscher, die sagen, dass der Islam nur eine jüdisch-christliche Sekte sei, der Elemente aus dem Judentum und Elemente aus dem Christentum zusammen gemischt hat. Aber das sind so Dinge, die man der breiteren Öffentlichkeit überhaupt nicht vermitteln kann.

Wenn wir jetzt kurz den Blick auf zwei Innerkirchliche Themen richten können.  Wie sehen Sie die doch an Zulauf gewinnenden, auch sehr jugendlichen Erneuerungsbewegungen - gerade in Salzburg gibt es auch jedes Jahr das Pfingsttreffen, das ja auch Jahr für Jahr mehrere Tausend Jugendliche nach Salzburg bringt -, und Heiligenkreuz hat mit der monatlichen Jugendvigil ein Konzept entworfen, das Jugendlichen der heutigen Zeit spirituelles Erleben ermöglicht.

Wenn es katholisch ist, bin ich sehr dafür!

Ist das für Sie ein Silberstreif am Horizont, ein Zeichen einer innerkatholischen Erneuerung, die sich natürlich auch läutern muss in Laufe der Zeit wie es ja bei vielen Erneuerungsbewegungen, gerade auch bei den großen Orden war.

Natürlich muss man dann dafür sein. Ich bemerke oder beobachte nur Dinge, die mich – sagen wir mal - ein bisschen befremden. So gut kenne ich die neuen Bewegungen nicht einmal, aber ich kann mich erinnern, ich war bei so einer charismatischen Veranstaltung, wo dann Leute umfallen, erwachsene Leute fallen dann plötzlich nach hinten um. Ich denk mir „Was ist das?». Aber man hat den Eindruck, die fallen wirklich um. Und hinten steht dann jemand und fängt sie auf. In Heiligenkreuz fällt kein Mönch um, also nicht das ich wüsste. Ich denke mir, wenn Sie Heiligenkreuz ansprechen, was ja meine zweite geistliche Heimat ist. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mönche dort „Halleluja!“ singen und die Arme hochreißen. Das geht glaube ich nicht. Sie singen schön, das hat Kultur und berührt meine Seele, meine Emotionen, auch wenn ich nicht alles verstehe, aber diese charismatischen Formen. Ja, ich weiß, die Freikirchen machen das, Länge mal Breite, aber ich bin froh, dass ich da nicht drinnen bin. Es ist ein bisschen ein Durcheinander kommt mir vor, und liturgisch sowieso.

Mit einer gewissen Gelassenheit oder Nüchternheit betrachtet kann man beruhigt sein, denn Rom prüft alles und das Gute wird dann behalten?

Genau, es wird sich manches klären und manches von selber wieder absterben. Ich meine das hat man ja auch in der Ordensgeschichte gesehen. Wie viele Gemeinschaften wurden gegründet im 19. Jahrhundert, und sie gibt es schon nicht mehr. Aber es gibt so alte Gemeinschaften, die in einer großen Krise sind, z. B. ein altes Karmel-Kloster, wo noch vier oder fünf alte Frauen, alle über 80, leben. Da wird es nicht mehr lange dauern, bis die Letzte das Licht ausmacht. Dann ist das Haus leer, dann muss die Kirche überlegen, was man jetzt mit dem Haus macht, vielleicht kommt eine neue Gemeinschaft.

Wenden wir uns nun der Kirchenpolitik zu. In Tirol wurde die Bischofsernennung sehr lang hinausgezögert, was in Tirol für sehr viel Unmut gesorgt hat, auch in St. Pölten dauert es relativ lang, und in Graz hat es auch sehr lange gedauert. Wieso verprellt die Kirche bei im weltkirchlichen Maßstab fast unbedeutenden Positionen die Gläubigen mit diesem Zögern?

Ich weiß es nicht und ich verstehe es auch nicht. Hier in Salzburg wurde ein Tiroler zum Weihbischof ernannt und in Innsbruck ein Grazer. Mir ist das alles ein Rätsel.

Und wie beurteilen Sie die Forderungen nach einer stärkeren Einbindung der Gläubigen in den Prozess der Bischofsernennungen oder sehen Sie das gegenwärtige Prozedere als passend an?

Ich bin da kein Insider, das weiß ich nicht. Schade, kann ich nur sagen, mir scheint man könnte es besser machen, aber das kann man immer leicht sagen als Außenstehender.