Die Russen, als die Erben von Byzanz, die Iraner als die Erben der Perser sitzen fest im Sattel und brechen auf zu neuen Horizonten. Die arabische Niederlage ist kolossal.

Die Russen haben tausende Araber getötet, Millionen in die Flucht geschlagen und die Iraner haben vier arabische Hauptstädte in der Hand. Die Russen beherrschen die syrische Küste und die Perser siedeln ausländische Siedler im Westen Syriens an, nachdem schiitische Kommandos aus dem Libanon und Afghanistan die Kontrolle über ganze Städte übernahmen. Die Iraner unterhalten eine Marionetten-Regierung in Beirut, die Russen in Damaskus.

Wie in Juda am Morgen ihres Niedergangs, dümpelt heute die Arabische Nation zerissen, besitzlos und entehrt herum, "seine Feinde sind jetzt die Herren, seine Gegner haben gesiegt, und ihre Kinder gehen in Gefangenschaft", heißt es in den Klageliedern des Jeremias über die Niederlage Zions.

Warum läßt sich die Arabische Nation das gefallen? Warum verbündet sie sich nicht? Wo sind die Präsidenten, Könige und Scheichs? Wo ist die Arabische Liga im Angesicht der Raubes, der Erniedrigung und der Verzweiflung? Können sie nichts anderes tun als hin und wieder die Palästinenser mit Lippenbekenntnissen ermuntern? Arabische Literaten werden sich eines Tages damit beschäftigen, was mit den Millionen unschuldigen Arabern im Schutt von Aleppo, in den aufgebrachten Städten Europas und im verschlingenden Wellengang des Mittelmeeres durch Moskau und Teheran ihnen angetan wurde.

Es geht aber nicht um Eroberung. Russen lassen ihre Macht spielen und der Iran will nur seine Nachbarn kontrollieren. Beide Formen sind unmoralisch, politisch dumm, strategisch anachronistisch und wirtschaftsfeindlich. Beide haben sich dadurch die langfristige Feindschaft der Sunniten eingetreten. Daher stationieren die Russen möglichst wenige Bodentruppen und die Iraner schicken auch lieber Milizen aus Beirut und Basra. Es wird ihnen aber nichts helfen, da dennoch tausende Berater im Land sind. Und die Früchte werden nicht reifen. Putin ist getrieben vom zaristischen Drang ans warme Meer, die Zeiten jedoch sind vorbei - was wollen Igor und Olga davon haben: Arabische Gewürze, ameikanische Barren, afrikanische Sklaven? Die iranische Sichtweise ist noch unbegründeter. Die Geschichte zeigte, daß persische Großreiche über nicht persische Territorien stets untergingen. Außerdem könne sich weder Russland, noch die Perser dieses imperialistische Unterfangen leisten. Um mit Waffen zuschlagen zu können, müssen die Mägen gefüttert sein. Beide Wirtschaften - die russische und iranische sind angeschlagen durch niedrige Ölpreise, industrielle Rückschrittlichkeit, schlechter Infrastruktur, Abhängigkeit von Rohstoffen, schwacher Währung, und demographischem Abstieg. Beide haben mit Öl und Gas diesselben Reichtümer und werden ihre imperialistischen Ambitionen nicht aufrechterhalten können.

Ja, Putin und Khamenei haben die Araber heute zurückgeschlagen, aber sie werden morgen voller Rache von den Flußbetten des Jarmuk zurückkehren, so wie sie es seinersets gegen Byzanz und Persien taten.

Kommentar Torquemada - b.com

Amotz Asa-El ist einer der Chef-Kommentatoren der Jerusalem Post mit Universitätsabschlüssen in Journalismus an  der Columbia Universität und in Jüdischer Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem. Ein sehr ernstzunehmender Kommentator mit profundem historischen Wissen, was man bei unseren medialen "Experten" seit dem Ableben von Scholl-Latour zur Gänze vermisst. Dennoch - und das ist auch gut so - sieht er die Lage von den Berghöhen des Golan aus und dabei übersieht er im Fernblick so manches was so nahe liegt.

Seine historische Parallele zu Byzanz und Persien im Konflikt mit den Arabern scheint anfänglich noch von einer Begeisterung getragen sein, die sich dann aber fast in verzweifelte Empathie für die Araber wandelt, die aus den Höhen des Golan etwas gekünstelt klingt. Und daher ist es an dieser Stelle angemessen in einigen Punkten massiv zu widersprechen.

Der Niedergang und die Demütigung der arabischen Welt wurde seit 1948 durch alle israelisch-arabischen Kriege von den USA und der "Westlichen Wertegemeinschaft" angeführt. Die Arabische Nation, ihre Kulturträger und politischen Tragflächen waren das Ägypten unter Nasser, die Syrisch-Arabische Republik und der Irak. Sadat wurde den USA zugewendet und wurde daher auch später ermordet. Aus dem nationalistisch-arabischen Ägypten, welches noch um den Suez kämpfte und bis heute als eine Hauptsäule der arabischen Literatur und des Films gilt, wurde nach dem US-Verrat gegen Mubarak im "Arab-Spring", ein Geldnehmer der Saudis, der sich bei den Russen rückversichert. Aus dem Irak, der den Iranern jahrzehntelang militärisch die Stirn bot, der Babylon als arabische Wiege der Zivilisation gegen die Perser praktisch in seine baathistisch-weltliche Staatsideologie einbettete, wurde ein durch zwei Kriege der "Westlichen Wertegemeinschaft", ein durch Uranmunition und Gift zerstörtes Land. Die hundertausenden Toten bedingt durch zwei Jahrzehnte US-Sanktionen bezeichnete die US-Außenministerin Albright als notwendiges Opfer. Es waren Wolfowitz und die Neocon-Hawks, die tonnenweise irakische, antike Kulturgüter in die USA und nach Israel abtransportieren ließen. Dieser Irak, der in seiner arabischen, gemäßigt-sunnitischen Identität völlig vom Westen zerstört wurde, ist nun - nicht verwunderlich - unter Kontrolle seiner schiitischen Mehrheitsbevölkerung, die zu Teheran tendieren - auch weil sie sehen was mit arabischen Schiiten in Bahrain und Saudi so passiert...

In Syrien brach der "Aufstand" gegen Assad in Deraa aus, welches im Gegensatz zu Homs keine sunnitische Hochburg ist - war es vielleicht mehr die Nähe zu Jordanien und Israel, welche die Al-Nusra bis vor kurzem dort werken ließ? Syrien, ein weiteres, säkulares arabisch-nationalisitisches Land wurde nicht nur zertrümmert, seiner Kulturgüter beraubt, die in Geschäften Katars wieder auftauchten, seine antiken Stätten wie Palmyra von den islamistischen Freunden der "Westlichen Wertegemeinschaft" gesprengt und Millionen Syrer nicht durch russische Bomben, sondern durch jahrelangen Terror des IS ermordet und vertrieben. Vergessen wir also nicht, daß der IS-Terror in Syrien 2011 begann, der russsische Militäreinsatz im September 2015!

Sowohl also, Ägypten, als auch Syrien, als auch der Irak waren ursprünglich sowjetische Verbündete und tendieren mehr oder weniger und aus verschiedenen Motiven wieder zu Russland. Russland betreibt keine schiitische Agenda und das wissen die Sunniten. Die Sunniten wissen auch daß ihre waren Feinde und Verräter die letzten Jahrzehnte hindurch in Riad saßen und das mit Segen und durch Tribut an die USA. 
Im übrigen widerspricht auch das Zusammenwirken des konservativ-sunnitischen Erdogan mit den Mullahs aus Teheran dem konfessionellen Widerspruch den Amotz Asa-El zeichnen möchte. 
Wir werden etwas anderes sehen nämlich, daß sehr bald Russland mit der Hilfe des Ägypters Sisi General Haftar in Tripoli platziert und dort endlich Stabilität bringt - übrigens alle Sunniten - General Haftar, sogar mit der Unterstützung der Emirate.

Auf der Arabischen  Halbinsel beschreibt die JP-Analyse unter diesem Artikel, daß die USA nur mehr Zaungäste sind. Die Idee eine saudisch-israellische Führungsrolle aus dem Boden zu stampfen, der sich alle "gemäßigten" arabischen Staaten unterwerfen sollen - ist das, das arabisch-patriotische Gegenkonzept, welches dem Autor vorschwebt? Zu dem kann man vielleicht Marionetten wie Jordanien oder Bahrain zwingen, aber nicht einmal Katar und schon gar nicht den Libanon oder Syrien oder gar den Irak. Der Appell an den Arabischen Stolz und die Hoffnung, daß sich dieser gegen Russland und den Iran erhebt wird sich nicht erfüllen. Selbst Saudi denkt an einen "Plan B" mit Russland, da sie die Unverläßlichkeit der Amerikaner leid sind.

Dann wären noch die wirtschaftlichen Grenzen, die der Autor für Russland und den Iran bei seinen "imerialistischen Ambitionen" sieht. Der Iran sitzt nicht nur auf 120 Milliarden Dollar, die freigegeben wurden, sondern wird auch unter der Führung Russlands und mit chinesisch-russischer Bauleitung eine Gaspipeline nach Indien und Pakistan bauen und dort unendliche Gasmengen in unantastbaren Petro-Yuan absetzen. In Richtung Westen kann es mit und über den Irak und Syrien Pipelines bis an die syrisch-libanesische Küste bauen und seine Waren ohne Türkei oder Suez im Mittelmeeraum absetzen.

Russland braucht keine "Sklaven aus Afrika", wie der Autor richtig anmerkte, aber die strategische Positionierung am Mittelmeer und wenn geht auch noch am Bosporus. Wie erklärt der Autor die 700 Auslandsbasen der Amerikaner? Brauchen die Amerikaner für ihre berüchtigt schmackhafte Küche Gewürze aus aller Welt??? Nein, die Russen sind strategisch noch besser positioniert, als sie es in der Hochblüte der Sowjetunion waren und sie sichern politisch-militärisch die Seidenstrasse ab. Zudem liefert Russland Waffen an seine neuen-alten Verbündeten und stellt sie auf russische Kaliber und Dimensionen um. Es baut Atomkraftwerke in der Türkei und koppelt die Staaten von der NATO und saudischer Abhängigkeit ab. Russland, der weltgrößte Weizenproduzent und Exporteur errichtet den größten Weizenexporthub- und Lagerstätte im Hafen von Alexandria. Vom Süden kommen die Chinesen mit ihrer ersten Auslandsbasis in Dschibouti. Den Nord-Sudan und seine Ölproduktion hat China längst in der Hand - es neutralisiert das amerikanische Äthiopien gemeinsam mit den iranischen Avancen in Eritrea. Russland rückt Richtung Triploi vor und hat wieder ein enges Verhältnis zu Algerien, welches auch ein gewichtiger Flüssiggasproduzent ist und ein tradtioneller Feind des gekrönten "Westlichen"-Befehlsempfängers in Marrokko.

Es ist also völlig verwegen und falsch den Sieg als kopflosen Pyrrhussieg darzustellen.

Nun zum Befund des Autors was die interne Situation des Iran und Russlands betrifft:

  1. Die Ölpreise sind auch durch russisch-saudische Absprachen im steigen und die USA können durch das Hauptabnahmeland China nicht mehr zum Schaden Russlands an der Preisschraube nach unten drehen.'

  2. Die industrielle Rückschrittlichkeit ist zwar gegeben, aber es wird trotz - oder gerade wegen der Sanktionen rapide aufgeholt. Bedingt durch EU-Hörigkeit den USA gegenüber geschieht dies mit chinesischer Hilfe, statt mit europäischer Expertise und Profitstreben.

  3. Der Ausbau der Infrastruktur sowohl im Transport, also auch im Bereich Energieversorgung, Wasser, Umwelttechnik, etc. wird in beiden Staaten massiv betrieben.

  4. Die Abhängigkeit von Rohstoffen ist kein Nachteil, sondern ein Vorteil - es ermöglicht dank eigener Ressourcen und in Verbindung mit know-how Kooperationen, Devisen einzunehmen und selber frei von Rohstoffimport-Abhängigkeit zu sein. Japan würde sich wünschen in so einer "schlechten" Lage des Rohstoffreichtums zu sein!

  5. Beide haben Öl und Gas - also, so impliziert der Autor, prallen diese Interessen aufeinander. Genau das wollte die "Westliche Wertegemeinschaft": Einen "Regime Change" im Iran und dann iranisch-aserisches Gas gegen Russland über die Türkei, wo man Erdogan wegputschen wollte, durchleiten. Was haben wird nun: Erdogan ist in Allianz mit Russland und dem Iran, Aliyew aus Aserbaidschan wurde auch "höflich umgestimmt" und der Iran leitet sein Gas unter russischer Führung in den indischen Subkontinent, wo er keine Konkurrenz zum russichen Gasmarkt in Europa darstellt.

  6. Demographisches Problem? Der Iran hat ein Durchschnittsalter der Bevölkerung von 29,5 Jahren in der BRD lag das Durchschnittalter bei Männern bei 42.8 und bei Frauen bei 45,6 Jahren. Und dies 2015 als gerade der Segen der Facharbeiter-Invasion einsetzte, der demographisch den Schein der Gesundung verbreiten kann, letztlich jedoch den Todesstoß bedeutet.

In Russland war die vom Westen gefeierte Jeltsin-Ära der Sieg der Todesrate über die Geburtsrate. Dank familienfreundlicher  Politik Putins hat die Geburtenkurve in Russland 2013 erstmals wieder die Sterblichkeitkurve überholt. Und das weder durch "fleissige" Moslems, noch durch die Lendenkraft der Mohren, wie in Großbritanien. Die "Sorge" des JP-Autors ist also unbegründet. 
Die JP-Analyse ist also insgesamt sehr interessant aber teilweise widersprüchlich in sich und gegenüber anderen JP-Beiträgen. Dennoch zeigt es uns eine sehr historische, politisierte Sichtweise aus den Denkschmieden Jerusalems.