Das Wiener Burgtheater, liebevoll die Burg genannt, ist laut gesundem Selbstverständnis, eine der führenden Bühnen deutscher Sprache, eine echte Institution. Mag sein, ich war ein gefühltes Leben lang nicht drin in der Burg und friste mein Leben ohne diese Kulturinstitution. Aber ich gebe zu, der Herr Rat hat mich neugierig gemacht und ich mich ein wenig schlau.

Als mündiger Bürger, dem schon in der Schule das Märchen vom Staatsbürger als Souverän vorgebetet wurde, habe ich mich informiert, zumindest habe ich es versucht. Mal sehen, was die Seite des Burgtheaters an Informationen für den Souverän zur Verfügung stellt. Wenn´s um die Marie geht, wie zu erwarten, nix. Also ab auf die Parlamentsseite, da gibt’s alles, aber wie! Kilo-Tonnen an digitalem Papier, da wirst du von einer Buchstaben-, Paragraphen- und Zahlenlawine begraben, wenn du die Zauberworte nicht kennst. Nächste Station Rechnungshof und zag, ein 164-seitiger Bericht und da taucht es auf, das Zauberwort: Basisabgeltung, unglaublich!

Basisabgeltung, solche Worte können nur Beamte und Politiker erfinden, klingt irgendwie nach Selbstbedienung. Im Gegensatz zur freien Wildbahn, da gibt´s nur Steuern und Abgaben auf so gut wie alles. Obwohl, wenn man´s genau betrachtet, auch diese sind eine Art der Basisabgeltung für unsere Staatsgewaltigen, nur in die andere Richtung. Aber bleiben wir bei der Burg. Hier die hausphilosophsche Übersetzung des Kunstwortes Basisabgeltung:

Ich bin zwar eine Bühne deutscher Sprache von herausragender Bedeutung und Teil des größten Theaterkonzerns der Welt (kein Scherz, die behaupten das wirklich voller Stolz von sich!), aber ich mach ständig eine irre Miese und damit ich nicht schon pleite bin, wenn die Pummerin am 1. Jänner das neue Jahr einläutet, brauch ich vorab schon einen Patzen Marie, sagen wir € 46 Mio. pro Jahr.

Wunderbar, warum ist mir so etwas nicht eingefallen, eine Basisabgeltung für alle, zum Beispiel Maurer und Dachdecker. Die sind zwar keine Weltkonzerne, aber dafür meist echte Kleinunternehmer und sorgen dafür, dass wir ein trockenes Dach über dem Kopf haben. Gibt’s da einen Grundversorgungs-, Kleinunternehmer-, Schwerarbeiterbasisabgeltungszuschlag oder so, Herr Registrierkassenminister? Wohl eher nicht.

Aber zurück zum Hofrat und seiner Bildung. Also Herr Rat, es ist ja nett, dass sie Ihre Karten und die Ihrer Holden selbst zahlen, aber das ist nur die halbe Rechnung, nein eigentlich nur ein Fünftel. Laut dem Papierl vom Rechnungshof leg´ ich als Steuerknecht nochmals rund 60% drauf, Sie erinnern sich, Basisabgeltung. Ich weiß ja nicht, in welcher Kategorie Sie sitzen, bei Ihren Bildungsabenden, aber wenn die Karten im Schnitt € 21 kosten, dann zahle ich für Sie und Ihre Gattin nochmals € 63 dazu, jeweils, wohlgemerkt. Sie sehen, Herr Rat, die Burg kann ich mir nicht leisten, ich zahl ja schon Ihre Karten und für mehr reicht´s nicht. Aber ich will nicht jammern, sondern mit jenem Satz schließen, mit dem der Jahresbericht 2014/15 des Theaterweltkonzerns beginnt. „Die Bedeutung von Kultur lässt sich nicht alleine an ihrem ökonomischen Wert bemessen.“

So, wenn Sie diesen orwell´schen Satz verdaut haben, lade ich Sie ein, ihn ein wenig zu verändern, etwa so:
Die Bedeutung von ausreichend Nahrung lässt sich nicht alleine....
Die Bedeutung von einem Dach über dem Kopf lässt sich nicht ....
Die Bedeutung von warmer Kleidung lässt sich nicht ......