Mit seinen beiden Kamingesprächen ohne Kamin hat sich der Partisan der Schönheit nicht nur in die Herzen sondern auch in die Gehirne der Leserschaft geplaudert. Sein Themenschwerpunkt liegt auf "Glaube und Religion" und Geschichte. Dass sein Glaube nicht nur auf theroretisch tönernen Füßen beruht, beweist er jedes Jahr im Mai, wenn er sich auf Pilgerreise begibt.

2023 macht sich der Partisan der Schönheit auf dem Weg vom Hl Hillarius in Poitiers zum Hl. Jakob in Santiago.  1400 wunderbare Kilometer der Einsicht und zu sich selbst liegen vor ihm. Das für uns Schönste daran ist, dass der Partisan der Schönheit uns täglich einen kleinen Reisebericht samt Fotos übermitteln wird und wir so vom gemütlichen Schreibtisch aus ohne Anstrengungen seine Reise verolgen können! TB

 

14.06.2023

Tag 48 | O Castro - am Flughafen vorbei - Santiago de Compostella , 24km

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Nebel, Märchenwald und Pilgerauflauf – die 24 Kilometer zum Zieleinlauf sind bald weggeputzt. Es lohnt nicht mehr zu halten, und die Vorfreude auf den Gnadenort macht auch alle allfälligen Beschwerden vergessen.

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Eine Rampe empfängt den Pilger und führt ihn über allerlei lebhafte Straßen in dichtem Getümmel hinein in die Stadt des Heiligen. Beim Cruz de San Pedro erblickt man erstmals einen Turm der Kathedrale und ich sinke auf die Knie nach altem Brauch; als Einziger, denn alte Bräuche sind abgekommen.

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Wer war er eigentlich, der Apostel, dem ich mich über exakt 1.423,3 Kilometer in 48 Tagen angenähert habe?

Besonders im Markusevangelium kommt er recht prominent vor und immer wird er neben dem Hl. Petrus und seinem Bruder Johannes als "Promi" unter den Aposteln hervorgehoben. Bei der Verklärung des Herrn am Berge Tabor war er mit den anderen beiden ebenso als einziger dabei wie im Garten Gethsemane am Gründonnerstag. Beide Ereignisse charakterisieren die Apostel treffend, denn immer ist es der Hl. Petrus, der die Initiative ergreift:

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Am Tabor will er Hütten bauen und in Gethsemane schlägt er dem Malchus das Ohr ab. Aber Jakobus ist immer dabei und weiß Gott kein Weichei! Ihn und seinen Bruder nennt unser Herr die "Donnersöhne". Einmal, gelegentlich ihrer ungastlichen Bewirtung in einem Dorf der Samaritaner, fragt er den Herren, ob er Feuer regnen lassen soll um das Kaff niederzubrennen und ein andermal urgiert er für den Endsieg Christi für seinen Bruder Johannes und sich die zwei prominentesten Ehrenplätze nächst dem Thron des Herrn. Beide Male mahnt Christus ihn zur Mäßigung. Doch die Verve bleibt und er ist der erste Bischof, der den Märtyrertod durch das Schwert stirbt, anno 44 unter Herodes Agrippa, der sah, "daß es den Juden gefiel".

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Soweit die Hl. Schrift. Die Legende sieht ihn davor als Missionar in Hispania und dabei reichlich erfolglos. Ehe er nach Jerusalem zurückkehrt, erscheint ihm die Muttergottes auf einer Säule (spanisch "Pilar", von da haben so viele spanische Frauen ihren Vornamen) und weissagt ihm, daß er erst nach seinem Martyrium diesem Lande reichen Segen bringen wird.

Nach der Hinrichtung des Jakobus in Jerusalem verbringen seine Anhänger die Reliquien in eine der abgelegensten Ecken des Imperiums, sein ehemaliges Wirkungsgebiet Hispania, wohl um sie vor der Schändung zu schützen. Solche Transporte waren im römischen Imperium wohlorganisiert, und ab Pontevedra ist der Landweg gut rekonstruierbar. Anfang des 9. Jh. werden die Reliquien wiederentdeckt, aufgrund einer Himmelserscheinung über einem Feld (Campo de stellae), doch könnte der Ortsname eben auch auf einen antiken römischen Friedhof (composta) hinweisen. Wie auch immer, 844 ergreift Santiago das Schwert, um auf einem gleißendem Schimmel die Schlacht von Clavijo zu Gunsten der Christen zu wenden und schirmt von nun an die Reconquista gegen die Ungläubigen. Hier wie seit Anbeginn ein Donnersohn und kein Kuschelheiliger!
Seit dem 9. Jh. pilgern die Gläubigen zu ihm und eigentlich hat dieser Camino de Santiago das geeinte Spanien gebaut, das jetzt zerfällt.

Gewiß, die Suppe der Reliquienprovenienz ist dünner als bei St. Peter und St. Paul, als beim Hl. Franz und dem Hl. Antonius von Padua, an dessen Festtag ich heute einziehe. Die spirituelle Kraft freilich von Abermillionen Pilgern, die unter Schmerzen und Entbehrungen im Gebet diese Straße entlang gezogen sind, hat etwas zurückgelassen, dem sich niemand entziehen kann, der sich auf diesen Weg einläßt.

Wer einmal hier pilgerte, wird wiederkommen wollen. Bei mir ist es das vierte Mal. Als vor zwei Jahren mein Sohn in Valencia arbeitete, wollte er mich in Santiago empfangen - aber gerade weil ich ihn mehr als mein Leben liebe, habe ich abgelehnt. Denn wer sich nicht zumindest beim ersten Mal Santiago "ergeht", hat sich das Erlebnis des Gnadenortes für immer kaputt gemacht.

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Die Gnade nämlich wirkt – wenn auch die Konzilskirche alles dafür tut, sie kleinzuschlagen. Einst war es das Ritual der Pilger, bei der Porta de la Gloria mit dem Haupt jenes der Plastik des Baumeisters Mateos zu berühren. Das ist jetzt verboten - aus konservatorischen Gründen! 800 Jahre konnte der Brauch der Steinfigur nichts anhaben, jetzt aber haben wir wohl härtere Köpfe - weil innen alles hohl ist!

2019 konnte ich noch die Figur des Heiligen umarmen und mit meiner Pilgermuschel die seine berühren. Das hat der Corona-Irrsinn abgestellt, und das bleibt jetzt auch weiterhin so. "New Normal"!

Ich sitze in der Pilgermesse und komme mir vor wie der Hl. Jakobus im Tempel von Jerusalem. Gewiß, das ist schon das rechte Gotteshaus, doch das Personal paßt nicht mehr. Das Fest in Santiago aber paßt und ich werde es noch zwei Tage lang feiern!

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 Von meinen Lesern freilich heißt es jetzt Abschied nehmen und ich danke Ihnen, daß Sie mich 48 Tage lang auf meinem Weg begleitet haben. Wenn ich mir Ihr Interesse erhalten habe und sie gerne weitere Texte aus meiner Feder lesen wollten, darf ich auf den "ECKART" verweisen: Dort publiziere ich Monat für Monat, unter der Schriftleitung meines hochgeschätzten Freundes und zeitweiligen Pilgerbruders Konrad Markward Weiß, der auch die Güte hatte, meine Pilgertexte während der zweiten Hälfte des Weges spätnachts noch zu lektorieren. Begleiten Sie mich weiter, heute auf einen "Streifzug" durch Prag, der auf dereckart.at schon für Sie bereitsteht!

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13.06.2023

Tag 47 | O Coto - Leboreiro - Melide - Arzua - O Castro; 36 km

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Die letzte Großetappe vor dem Einzug steht an, und es will mir scheinen, als sollte der Pilger ein letztes Mal noch ordentlich geprüft werden. Das beginnt schon damit, daß ich erstmals ohne ersichtlichen Grund deutlich erkältet bin; dazu zieht irgendetwas am rechten Unterschenkel, und die Achillessehne, die mir bei dieser Wallfahrt keinerlei Probleme gemacht hat, erinnert mich auf einmal daran, nicht zu vergessen, daß es sie auch noch gibt.

Leboreiro ist einer der kleinen Weiler am Weg , der sich dadurch auszeichnet, daß seine urtümliche Kirche offen ist und dort Passionsszenen an der südlichen Querwand zu sehen sind, die sehr an Kärntner Fastentücher erinnern.

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Dann wieder Hügel auf und Hügel ab – eine echte Bergetappe ist mir da lieber, denn auch das hier strengt an, vermittelt aber kein Triumphgefühl.

Melida und Arzua, die beiden Kleinstädte, die ich durchschreite, zeigen jeweils als größten Schauwert gleich im Eingang große Murales des galicischen Künstlers Mon Devane, die er als Werbung für die örtliche Biermarke "Estrella de Galicia" großformatig an Fassaden gepinselt hat, in Melida einen Imker, in Arzua einen Pilger, monochrom, unintellektuell und eindrücklich, für beide Städtchen noch das erinnerungswürdigste Schaugepränge.

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Sonst sind sie hier noch auf den örtlichen Käse stolz, der wie bei uns jeder ordinäre Butterkäse aus dem Supermarkt schmeckt – und auf den berühmten "Polpo Galego"; Melida behauptet gar, den besten in ganz Galicien zuzubereiten. Ich habe die Krake hier wie dort gegessen und kann nichts daran finden. Gekochter bzw. wenn man Glück hat gegrillter Oktopus, mit Olivenöl, Meersalz und Paprikapulver serviert. Gewürzter Gummi – nicht mein Favorit.

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Die Mittagsmahlzeit genieße ich auch deshalb nicht ungetrübt, weil ich ein gewaltiges Gewitter heraufkommen sehe, das mich etwa eine halbe Stunde später auch erwischt. Es ist das wüsteste Unwetter, das ich auf meinen Wegen je erlebt habe; der Himmel scheint seine Schleusen geöffnet zu haben; Wassermassen und Hagelstürme donnern hernieder und sehr bald verwandeln sie die Wege in reißende Sturzbäche. Mir steht das Wasser bis zur halben Wade und ein zartes Persönchen würde der Wasserschwall gewiß niederreißen.

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Während des Unwetters läßt sich davon kein Photo machen, aber noch rund 30 Minuten später, da die Vöglein wieder zwitschern, kann man die herabstürzenden Springbäche dokumentieren. Den Abend bringe ich mit dem Versuch zu, mit einem Föhn Schuhe und Gewand irgendwie zu trocknen.

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 Mythos des Sisyphos – für morgen sind Gewitter angesagt!

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12.06.2023

Tag 46 | Portomarin - Castromajor - Hospital da Cruz- Palas de Rei - O Coto; 35 km

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Dichter Nebel und dichter Pilgerverkehr. Wir sind im Finale. Seit Sarria sind viele Spanier dabei, heute fällt mir aber besonders die große Schar der Asiaten auf.

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Obwohl wir freundliches Pilgerwetter haben, trotten manche von ihnen die Straße entlang dennoch in Winterjacken und Handschuhen, allerdings wohl vor allem, um nicht den hellen Teint zu verlieren. Da sind mir freilich jene in Tracht lieber, mit ihrem Bekenntnis zu Volk und Vaterland, wie jener Japaner mit dem lustigen Hut.

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Hinunter zu einem Nebenarm des Miño und dann die wirklich letzte Bergwertung der Großwallfahrt, etwas über 250 Höhenmeter, am Schluß recht steil.

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Jetzt freilich sind wir über dem Nebel in hellem Sonnenlicht und es bietet sich eine herrliche Fernsicht über eine Landschaft, die an das Waldviertel in Niederösterreich erinnert, viel weiter, breiter und erhabener, als daß sie sich im Bilde einfangen ließe.

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Ab nun geht’s nur noch gemütlich bergab bis Palas del Rei, eine Stadt, die der liebe Gott dem Pilger als memento mori auf den Weg gesetzt hat. "Palast des Königs" heißt das Städtchen übersetzt, einen Bischof gab es, und König Witiza hat hier Hof gehalten. Wer kennt heute noch König Witiza? Einst Herr der Westgoten, ihr vorletzter König und Schirmherr ihres goldenen Herbstes, hat er noch fast 200 Jahre lang die Gemüter erregt und war in der Chronik von Moissac Zentrum heftiger Polemik. Heute kennen ihn höchstens noch ein paar Spezialisten. Alles ist nichtig, haschen nach dem Wind...

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Die vielen Huren, die am Weg zwischen Portomarin und Palas del Rei ihre Dienste anbieten,wie die mittelalterlichen Chronisten klagen, sind mir auch nicht aufgefallen; vielleicht weil wir eine Gesellschaft von Onanisten geworden sind. Palas del Rei ist eine unbedeutende Stadt, deren rund 3.000 Einwohner – vor 80 Jahren waren es noch viermal so viel – hauptsächlich von den Pilgern leben.

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Jetzt geht es Hügel auf, Hügel ab durch Märchenwälder auf altem Weg, und der Pilger hat Gelegenheit, im Herzen innezuhalten und das Erlebte der letzten Wochen im Geiste Revue passieren zu lassen.

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 Er ist im Zieleinlauf und die Freude über den bald erreichten Gnadenort mischt sich mit Wehmut, daß das freie Leben unter Gottes Himmelszelt nun bald ein Ende haben wird.

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O Coto ist ein Weiler am Weg – allerdings mit besserer Infrastruktur als ein großes Dorf in Frankreich. Ich steige im kleinen Hotel "Die zwei Deutsch" ab: einfach, sauber, korrekt – tadellos! Die Eltern der gegenwärtigen Patronin haben in den 70er und 80er Jahren fleißig in der Gegend um Stuttgart geschafft, um sich genug zu erwirtschaften, in der Heimat ein kleines Hotel bauen zu können. Richtig Deutsch haben sie in der BRD nicht gelernt. Davon zeugt die grammatikalische Sauerei auf ihrer Werbetafel – auf die sie mein Pilgerbruder schon vor 27 Jahren hingewiesen hat –, aber ebenso von ihrem Stolz als Heimkehrer aus dem Wirtschaftswunderland.

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Diese beiden kamen damals nicht, um zu bleiben. Es war eine andere Generation!

11.06.2023

Tag 45 | Samos- Sarria - Porto Marin ; 35km

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Regen am Morgen bringt Kummer und Sorgen. Also beginnt‘s, und dann 11 Kilometer die Straße entlang. Aufhellung und ein früher Imbiss im wenig reizvollen Sarria.

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Der Ort ist heute freilich wichtig für die Sparwallfahrt: Während einst eine Wallfahrt ab Ponferrada nach Santiago als gültig galt und von daher der leicht pejorative Ausdruck des "Ponferradapilgers" stammt, hat die Laxheit der Konzilskirche eine gültige Wallfahrt inzwischen auf rund 100 km heruntergeschraubt. Entsprechend vermehrt sich nun der Zulauf der Kurzpilger.

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Sarria ist wie gesagt herzlich uninteressant, jedoch, nach steilem Aufstieg, erfreut die Kirche der Mecedarier, des Ritterordens vom Loskauf der Christlichen Gefangenen in Maurenhand. Ich denke, da ist im Augenblick wenig zu tun und es wäre lohnender, die ungeborenen Kindlein vor allfälliger Abtreibung im Uterus loszukaufen.

Durch die sanft hügelige Landschaft in Zauberalleen zwischen dicht bemoosten Baumriesen und archaischen Steinmauern in tiefen Hohlwegen geht es zum Ziel. Oft erinnert die Szenerie an England. Feucht wär‘s genug.

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Doch die Sonne scheint beim berühmten 100-Kilometer-Stein, und nun verdichten sich auch die Santiago-Memorabilien.

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Endlich die Brücke über den Miño, der im Westen seit 800 Jahren die Grenze zu Portugal markiert.

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Ich erreiche Porto Marin, im Codex Calixtinus - dem Pilgerführer aus der im 12. Jh. - als "Pons Minea", wichtigster Brückenort über den Fluß erwähnt.

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1956 wurde hier ein Stausee errichtet und der Ort auf den oberen Hang verlegt. Die Kirche mitsamt ihren zwei spätromanischen Portalen wurde Stein für Stein abgetragen und auf erhöhter Stelle wiedererrichtet. Der Ort selbst als francistische Planstadt neu gebaut. Ein gemütliches Städtchen mit geselliger Infrastruktur - es geht also, wenn man will!

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Der Ort selbst als francistische Planstadt neu gebaut. Ein gemütliches Städtchen mit geselliger Infrastruktur - es geht also, wenn man will!Bildschirmfoto 2023 06 11 um 17.28.25

10.06.2023

Tag 44 | O Cebreiros - Alto do Polo - Triacastela - Samos ; 32,8km

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Aufbruch in schwerem Regen. Ich erinnere mich an dergleichen vor zwei Jahren, damals mit Nebel und nur zwei Metern Sicht; nun immerhin etwas Fernsicht; an manchen Stellen scheint es aufzureißen und ich erahne eine Landschaft, durch die ich schon ging, die mir freilich ob des Wetters damals unsichtbar blieb.

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O Cebreiros ist ein Nadelöhr und alle müssen durch – also Marsch in der Karawane. Die meisten gehen bis Tricastella, wo ich nicht einmal ein Kastell ausnehme, geschweige denn drei; fade, feucht und freudlos, aber das Gros der Pilger bleibt hier. Das Wetter wird schlechter und die Wege werden zu Sturzbächen.

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Ein wenig Sonne am späten Nachmittag für das Kloster Samos, und die braucht es auch, denn die Düsternis dieses Klosters prägt sich ein. Es mag die Stimmung auch in den talentlosen Fresken im Kreuzgang gründen, deren Eindruck sich auf Dauer wohl auf’s Gemüt schlägt.

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Die Komposition wäre ja nicht so übel gewesen, doch langten die technischen Fähigkeiten des Malers nicht für die Umsetzung und so wirkte er hier vornehmlich als Anstreicher. Der verheerende Brand von 1951 machte umfangreiche Rekonstruktionen notwendig, und da ist das mit der Färbelung des Kreuzgangs dann auch passiert.

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Sonst wurde alles mustergültig in Franco-Barock wiederhergestellt und der Generalissimus wird als Gönner mit Bild und Inschrift noch heute verehrt – immerhin!

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Prachtvoll die Kirche aus dem 18. Jh., erbaut in nur 14 Jahren. Das Kloster geht auf das 6. Jh. zurück und spielte einst eine bedeutende Rolle als letztes spirituelles Zentrum am Pilgerweg vor Santiago. Alfons der Keusche verbrachte hier seine Jugend versteckt vor den Feinden seines Erbanspruchs. Heute wirkt es nicht gerade einladend und in die Kirche kommt man bloß zur Hl. Messe am Abend oder bei einer Führung, wo ein maskenbewehrter Mönch unverständliches Zeug murmelt.

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Alfons der Keusche und sein Vater Frolio I. sind in der Kirche als Statuen martialisch verewigt, und an Frolio, dem frühen König der Reconquista, sieht man, was bewaffneter Dialog einst bedeutete: Rübe ab! Wenn sie mich nur ließen ... !

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09.06.2023

Tag 43 | Villafranca del Bierzo - Vega de Valcarce - La Laguna - O Cebreiro ; 30km; 800 Höhenmeter

Villafranca hat zwei prächtige Kirchen, die natürlich geschlossen sind, die Collegiata de Santa Maria bemerkenswert, da ihre Hinterseite prächtig, die Vorderfront ohne jeden Reiz ist. Warum erinnert mich das jetzt an den Ortsnamen Cacabellos von gestern?

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Dann neben der Autobahn, unter der Autobahn, abseits der Autobahn, freilich stets in Sichtweite der Autobahn das Tal hinauf bis Vega de Valcarce, wo eine angejahrte, wohl einst höchst anmutige Ungarin Gazpacho serviert. Kössenem!

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Nun endlich Höhenmeter, nicht allzu wild, doch lästig im Nieselregen, ein paar stoßartige Güsse, dann wieder Sonne.

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La Laguna heißt absurderweise ein Weiler auf 1200 m, wohl weil es da so gerne regnet; für Zigarre und Trunk ist es im Augenblick trocken genug.

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O Cebreiro erreiche ich am späten Nachmittag an diesem Fronleichnamstag und verehre den Leib und das Blut des Herren in Ihrer tatsächlichen Gestalt, denn im September 1300 ereignete sich hier ein Eucharistisches Wunder und Isabella die Katholische spendete 1482 gelegentlich ihrer Bittwallfahrt nach Santiago die Reliquiare.

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Um 19:00 ist Pilgermesse. Zunächst Musikuntermalung à la ‘Adagio for Good Night Dreamers‘ gemischt mit Vogelgezwitscher und Wellengeplätscher’ (es fehlen nur noch die Walgesänge), dann freundliche Wohlfühlkonzilsmesse mit heftigem Händeschütteln. Am Ende endlich der Pilgersegen und der beschwingte Zelebrant lädt die Pilger ein, ihre Sprache zu nennen und dann auch gleich in dieser selbst den Segen zu spenden. Afrikaans, Koreanisch, alles geht. Jetzt melde ich mich auch: Latino! ‘No, non possible!’, tönt es zurück, ‘Solche Sachen machen wir hier nicht!’

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Mir wird kalt. Es regnet, der Wind pfeift und wir sind auf 1300 m Seehöhe. Ich gehe jetzt Kohlsuppe essen , ‘Caldo Gallego’ , Spezialität der galicischen Küche und in Galicien bin ich also endlich eingetroffen.

Das beste an diesem Gericht ist , daß es heiß serviert wird.

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08.06.2023

Tag 42 | El Abcebo - Molinaseca- Ponferrada - Cacabelos - Villafranca del Bierzo; 39 km.

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Nach steilem Abstieg über glitschige Felsen bei leichtem Nieselregen kurze Erfrischung in Molinaseca, die übliche Straßensiedlung am Camino mit reichlich Infrastruktur und ein paar schönen alten Gebäuden.

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Nach steilem Abstieg über glitschige Felsen bei leichtem Nieselregen kurze Erfrischung in Molinaseca, die übliche Straßensiedlung am Camino mit reichlich Infrastruktur und ein paar schönen alten Gebäuden.

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Ponferada ist nicht mehr weit, eine wirklich häßliche Stadt mit winzigem historischen Stadtkern und einer mächtigen Templerburg, die allerdings in weiten Teilen in den 1920er nach völliger Verwahrlosung im 19. Jh. neu aufgebaut wurde. Imbiß in absurd angerammelter Souterainbude; wenigstens trocken. Hinaus aus dem Graus über die ebenso gräßliche Avenida de Galicia, die zumindest in gerader Linie die Bierzo-Ebene durchquert.

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Dieses Becken auf 400–500 Meter Höhe von den Leoneser, Asturischen und Galicischen Bergen geschützt, ist berühmt für seinen Wein und seine Früchte. Das scheint den Bewohnern zu genügen, um nach der Unabhängigkeit von Spanien zu verlangen; genauso wie Galicien, Leon, Valencia, Katalania et cetera. Gewiß habe ich da noch bekundete Ansprüche anderer Landschaften vergessen, und es werden täglich mehr! Ich frage mich wieder nach dem Cui Bono.

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Durch Weinberge und Kirschbaumalleen geht es hinauf nach Villafranca del Bierzo. Da muß man durch einen Weinbauort mit hübscher mittelalterlicher Kirche und dem eigentümlichen Namen ‚Cacabellos‘; ‚Schöner Scheiß‘ heißt das auf Deutsch, wenn ich mich nicht irre.

Noch ein paar Gläser des wunderbaren Weines, der gleich hinter meinem Hotel wächst, dann Bettruhe, denn morgen steht die letzte Bergetappe an.

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07.06.2023

Tag 41 | Astoga - Rabanal de Camino - Forcebadón - Manjarin - El Abcedo ; 37, 5 km

Auszug aus der Schokoladenstadt, schwer beladen; letzter Blick auf die Kathedrale und wirklich: Ein Pilger grüßt von ihren Türmen!

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Leichter, moderat ansteigender Weg, anfänglich noch im Karawanenmarsch. In Rabenal Einkehr zu Trunk und frugalem Mittagsimbiss.

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Ich bin enorm neugierig, was ich wohl wiedererkennen werde, denn genau hier bin ich vor zwei Jahren schon gepilgert, am Camino del Oriente.

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Sanft steigt der Weg an und nimmt die 750 Höhenmeter ohne große Mühe. Foncebadon bestand vor dreißig Jahren nur aus Ruinen und lebt heute prächtig vom Pilgerweg. In traditioneller Bauweise stehen hier mehrere Albergues und mit Blick weit ins Land nehme ich dort einen Trunk, wo ich vor zwei Jahren logiert habe.

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Heuer will ich aber weiter und erreiche bald das Eiserne Kreuz, den höchsten Punkt des Camino.

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Ich hatte vor, bei Tomas in der wohl ursprünglichsten Herberge am Weg, zu nächtigen, doch die Moral ist tadellos und so nehme ich noch die 7 Kilometer auf mich, auf steinigem Pfad, bis zur Luxusherberge in El Aceaubi. Dort dann gelehrtes Gespräch mit einem Zauberer, der mir zeigt, was Harmonie ist. Der Weg schneit uns zusammen!

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Dort dann gelehrtes Gespräch mit einem Zauberer, der mir zeigt, was Harmonie ist. Der Weg schneit uns zusammen!

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06.06.2023

Tag 40 | San Martin de Camino - Hospital de Óbigo - Astorga; Halber Ruhetag; 26km

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Morgens an der Straße, noch gezeichnet von gestriger Fröhlichkeit. Sei’s drum, bald wird der Weg interessanter und Hospital de Órbigo hat man sogar festlich beflaggt für ein Fest am vergangenen Wochenende. Aber ich nehme es persönlich.

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Absurd mühsam im Zickzack mittels einer Pilgerüberführung die Bahn überquert, dann Astorga, letzte bedeutende Stadt vor Santiago, berühmt ob ihrer Schokolade aus 99% Kakao, die sie ihrer Lage an der Handelsstraße von den atlantischen Häfen ins Landesinnere verdankt.

Das Schönste freilich an Astorga ist, daß ihre Silhouette den Pilger von fern mit der Kathedrale grüßt; und freilich auch mit dem Bischofspalast, in dem nie ein Bischof residierte.

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Mir ist diese Kasperlarchitektur des Herrn Gaudí wie auch in Leon zuwider, aber hier ist immerhin ein nettes Museum eingerichtet, das allerlei Santiago-Figuren zeigt, nebst anderem.

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In der Kathedrale werden die Reliquien der Seligen Pilar, Olga und Octavia verehrt, die alle drei dem Terror der spanischen Satansrepublik anno 1936 zum Opfer gefallen sind.

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Reichhaltig ißt man in Astorga, aber nicht besonders gut. Der Wein freilich ist höchst deliziös - ein Vorgeschmack auf die Bierzo-Ebene.

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Gehen wir hin!

05.06.2023

Tag 39 |  Halbetappe Leon - San Martin del Camino; 24km

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Ein Fehler bei der Vermessung der Tagesdistanz schenkt mir zwei halbe Ruhetage. Ergo hatte ich die Hl. Messe in San Isidoro , spanisch routiniert ohne Spasettteln, und dann eine Kurzetappe von 23 km zu absolvieren, denn morgen will ich Zeit für Astorga haben.

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Über eine kleine Höhenstufe hinauf, dann öde neben der Straße; immer zwischen den Monumenten der Häßlichkeit einer versinkenden Zivilisation.

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Sonst auch nur banale Moderne; rund eineinhalb Stunden lang die Metastasen von Leon, dann an der Autobahn vorbei, unten dieser hindurch und endlich an der Landesstraße entlang.

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Nichts Schönes heute, die Agglomeration reicht über die ganze Etappe, in all ihrer Scheußlichkeit. Auf halbem Weg nach Astorga findet sich eine Albergue privada, nicht so grob wie eine "publica". Ich habe sogar in eigenes Zimmer, freilich mit Gemeinschaftsduschkabinen.

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Nicht zu oft muß ich diese Volksgemeinschaft der Pilger haben, doch an und ab ist sie doch eine Freude! Da sitzen wir alle zusammen beim Pilgermahl in gleichsam monastischer Union und alle Sprachen rollen über den Tisch. Ein Grazer, mein zweiter Österreicher auf diesem Weg, läßt mich einen Abend feiern, in den ich keine Hoffnung gesetzt hatte.

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Ein Pilgerbruder und tiefgläubiger Mensch, hat diesen Weg gelobt, weil er mit seiner Tochter wieder im Herzen verbunden sein wollte. Zitat: "Wahrer Reichtum erstrahlt in den Augen der Kinder, nicht auf gedruckten Banknoten!".

 

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Wir trinken in glückseligere Einheit, und daß er ansonsten Kathedralen ob der Ausbeutung der Bauern niederbrennen möchte, ist der mangelnden Struktur der Konzilskirche geschuldet. Jeder Sinn für Kirchlichkeit ist verloren gegangen , zertreten vom Wohlfühlkatholizismus der Beliebigkeit. Wie soll sich da ein Grazer Tischler auskennen?
Er hat das Herz am rechten Fleck, den Rest wird der Liebe Gott dazugeben!

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…so wie er auch den Tag mit dem prächtigsten Sonnenuntergang des ganzen Weges bisher schleßt, gleichsam ein Trostpflaster für die erlittene Verstörung ob der gräßlichen Machwerke von Menschenhand heute!

04.06.2023

Tag 38 | Ruhetag Leon; 12km

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Weiß Gott, der Ruhetag war notwendig, nach der gestrigen Marsch- und Trinketappe und dem Schock über den zerstörten Parador. Am Morgen spüre ich dessen historischen Resten nach. Nein, den Patio und die Kreuzgänge haben sie nicht kaputtgekriegt, auch nicht die üppigen spätgotischen Decken.

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Dafür sieht der Rest aus wie ein perfekt durchgestyltes Luxushotel in Dubai. Das brauch' ich in Leon nicht!

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Die 100m lange Fassade jedenfalls erstrahlt im Sonnenlicht und ewig grüßt der Doppeladler!

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Mein erster Weg gebührt dem Hl. Isidor von Sevilla, dem letzten Universalgelehrten der Antike und ersten des Mittelalters. Rund 400 Jahre nach seinem Tod sandte der Emir von Sevilla die Reliquien an König Ferdinand I., der gerade mit den Muselmanen aufräumte und so ein wenig besänftigt werden sollte.

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In dieser Atmosphäre gelangte auch jene antike Achatschale via Ägypten und Dénia bei Alicante in den Besitz der königlichen Familie, die einer der in Frage kommenden Kandidaten für den Hl. Gral ist.

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Jedenfalls geriet sie im Orient nicht in Vergessenheit und Saladin versuchte noch gut 100 Jahre später, sie zurück zu bekommen, weil er sich von dem kostbaren Gefäß wundersame Heilkräfte für seine kranke Tochter versprach. Die Tochter König Ferdinands I. ließ die Schalen prächtig fassen und schenkte den Kelch San Isidor. Nur mit Führung kann man im Museum einen kurzen Blick darauf machen, wie auf die wenigen, aber unendlich kostbaren anderen Schätze der Sammlung.
Besonders reizend finde ich eine westgotische Bibel aus dem 10. Jh., wo auf der letzten Seite die Scriptoren ein Omega gemalt haben und darunter sich selber, einander mit Weingläsern fröhlich zuprostend, da das Werk nun vollbracht ist. Die Grablege der frühen Leoneser Könige gilt ob ihrer großartig erhaltenen Deckenfresken aus dem 11. Jh. als die Sixtinische Kapelle der Romanik.

Auf der Trajansäule hat eine Storchenfamilie sich wohl das exquisiteste Nest aller Storchenfamilien eingerichtet.

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Ich durchstreife die Seitengassen und muß feststellen, daß Leon eigentlich nicht schön ist. Gewiß, da gibt es Unvergleichliches und Triumphe der Schönheit, aber vereinzelt. Eigentlich kann man nicht von einer Altstadt sprechen, sondern von einer Innenstadt. Zu viele Bausünden zerreißen das Ensemble und mitten in kostbarster Lage nahe dem Dom verfallen die alten Häuser. Immerhin kann man am abbröckelnden Verputz erkennen, dass das alles Fachwerkhäuser sind.

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Protzig ist auf den Hauptplatz die Casa Botines hingeklotzt, ein Gaudí-Bau, der an die Kulisse einer frühen Horrorfilmparodie erinnert. Jeden Augenblick kann Bela Lugosi un die Ecke kommen.

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Die Kathedrale ist dann wieder ein Ereignis, ein Zauberwerk von Licht und Farbe, denn der gesamte Triforiumsbereich ist von 12m hohen Glasfenstern durchzogen. Sie ist die französischte aller Kathedralen in Spanien und ohne Vorbild oder Nachfolger im Land. Reims und Chartres standen da Pate und der Architekt hat derart auf volles Risiko gebaut, daß der Bau im 19. Jh. fast eingestürzt wäre und über rund 50 Jahre lang saniert werden mußte.

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Ordoño II. fand hier seine letzte Ruhe, der letzte König von Asturien und der erste von Leon. Spirituell ist der Bau entseelt und zum Eintrittsgeldbringer verkommen. Das Allerheiligste wird in einer Seitenkapelle aufbewahrt, die vom Kreuzgang aus zu betreten ist.

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Im Dommusum viel mittlere Qualität, herausragend ein Kruzifix von Juan de Juni und ja, ...... 

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.... in der oberen Etage muß man auch noch Aufgeschlossenheit für moderne Kunst demonstrieren und hat ein paar Schmierereien aufgehängt.

 

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Wen’s freut ...!
Ein Camino-Wegweiser mahnt mich an morgen zu denken: 300km liegen insgesamt noch vor mir!

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03.06.2023

Tag 37 | Calzadilla de Los Hermanillos - Reliegos - Mansillas de las Mulas - Leon ; 43 km

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Ich bereue nicht, mich für den 2 km längeren Weg über die Via Trajana entschieden zu haben. Denn da erlebt der Pilger noch das ausgesetzteste Stück der Meseta am Camino. Wenige Pilger wählen ihn, und so bleibt er einsam und nobel, 20 km bis Reliegos, doch gerademal gut 1 1/2 Stunden lang ist sie makellos und unbeschmutzt, die Meseta, einst Angstetappe der mittelalterlichen Pilger, weil da nichts ist außer der Weite der Hochebene.

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Jenseits der 1 1/2 Stunden aber durchziehen heute Eisenbahn und Stromleitungen den Horizont. Die Trasse und die Pflasterung des antiken Fernwegs lassen sich aber noch gut erkennen,

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In Reliegos stößt man wieder auf den Hauptweg und da ist er auch wieder, der Pulk, wobei er sich auch gleich hier wieder festsetzt. In Reliegos gibt es nicht einmal eine Bar und die Kurzstreckenpilger klagen mir darüber, daß sie warten müssen, bis endlich die Albergue öffnet. Um 12 Uhr - viele Stunden Beschaulichkeit liegen vor ihnen.

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In Mansillas de las Mulas bin ich um 13:30 Uhr, Kilometer 25, grad recht zum Mittagstisch, der hier besser ausfällt als üblich, weil ich mir vom Trafikanten neben Cigarillos Insiderinformationen besorgt habe. Einige wenige altspanische Häuser hat das Städtchen sich noch erhalten, sonst nichts.

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Nun das Contrarium zum bisherigen Weg: Straße und etliche Vororte zur Provinzhauptstadt Leon, deren Namen es sich nicht zu merken lohnt. Auffällig ist, daß seit gestern bei den Wegweisern konsequent das Wort Castilla ausradiert ist und überall "Solo Leon" geschmiert wurde; ja, manche fordern gar, das Leonesische, den lokalen Dialekt, als eigene Sprache anzuerkennen! Jeder frage sich selbst nach dem cui bono, den größten katholischen Flächenstaat Europas (denn Frankreich ist schon lang nicht mehr katholisch) zu zerlegen … !

Der übliche häßliche Einzug in eine Großstadt, 43 km und das Pilgerbier!

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Nun fühlt der Pilger die Strafe Gottes ob seines Hochmuts. Ich meinte im Parador San Marco absteigen zu müssen, dieweilen mir ein Freund erzählte, dies sei das schönste Parador überhaupt! Das war einmal! Jüngst wurde es von Adepten des Zeitgeists herz- und hirnlos totmodernisiert.

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Wohl erkennt man noch die alte Struktur, doch die Räume sind ausgehöhlt und in falsch verstandener Nachfolge der Wiener Wekstätte und von Ikea kühl, weiß und grau zugerichtet; rostiges Eisendesign darf auch nicht fehlen und die obligate Kunst provinzieller Nachahmung! Üppig die Bäder, wo man nach einigen Versuchen die Funktionsweise der Armaturen entschlüsselt, ebenso wie die hermetischen Lichtschalter und das restliche Klimbim …so ein Mist!

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Sei’s drum, jetzt will ich aber nach so vielen Pilgerausspeisungen doch einmal ordentlich zu Abend speisen. Ein Michelin-Stern, und gleich nebenan - kurze Wege will der Pilger nach 43 km! Das "Cocinados" ist in der alten Pilgerherberge neben dem Parador eingerichtet und alles Alte in Ikea-Ästhetik ausgemerzt.

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Die Küche aber ist wahrlich große Kunst, das Beste, das ich überhaupt auf diesem Wege gegessen habe, inclusive Frankreich! Hier verfolgt man das interessante Konzept, jedes verwendete Produkt einer Gegend Leons zuzuschreiben und die Speisekarte korreliert mit der Landkarte. Ein Triumph von Geschmack, Tradition und Heimatliebe!

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Für einen Tisch im Freien, um zu Rauchen, sind sie hier freilich zu vornehmen.

Also gehe ich in eine abgründige Bar, von der ich mich beim Einzug mit Grauen abgewendet hatte auf einen Duque de Alba. Und da bin ich wieder im Spanien meiner Jugend: Man schenkt mir eine Blumenvase voll mit edelstem Brandy ein und der Abend ist gelaufen!

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02.06.2023

Tag 36 | Calzadilla de la Cuenza - Sahagún - Calzada del Coto - Calzadilla los Hermanillos ; 37km

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In der Meseta nichts Neues; strahlend blauer Himmel, goldene Felder; ein guter Mensch hat Ginster entlang des Weges gesetzt, der diesen in seinen Duft einhüllt. Manche Pilger haben ihre Stofftiere mitgenommen – Trostspender für die Fadesse der Ebene?

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Als ich den Pilgerweg mit unserem Lebensweg verglichen habe, imaginierte ich für den gleichförmigen Alltag genau solche Tage: Die Physis wird da nicht gefordert, doch umso mehr die Moral.

Der einzige größere Ort am Weg bringt auch keine Belebung. Die Kirchen sind wie erwartet alle geschlossen, ihre mächtigen Türme aber kann man studieren. Es gibt in dieser Gegend keinen brauchbaren Naturstein. So baut man, wie ich das schon vor Jahren in der Mancha gesehen habe, mit getrockneten Lehmziegeln; die Reicheren, wie etwa die Kirche, mit gebrannten. Die sind leichter als Stein und ermöglichen mächtigere Vierungstürme. Auch zeigt diese Backsteinarchitektur mudejarische Hufeisenbögen, die allerdings nicht wie oft behauptet von den Arabern, sondern von den Westgoten stammen.

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Sehr gerne hätte ich die berühmte Pilgermadonna im Original gesehen, deren zahlreiche Kopien mir schon auf den drei vorangegangenen Pilgerwegen begegnet sind und die hier in einem Museum bewahrt wird, das aber natürlich geschlossen hat.

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Die Stadt ist alles in allem gewiß nicht schön und wartet als einzige Attraktion für Spezialisten mit der genannten Backsteinarchitektur auf.

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Ich wechsle auf die Via Trajana und durchquere das uninteressante Calzada del Coto. Von Calzadilla über Calzada nach Calzadilla – Calzada heißt auf Spanisch Landstraße und Calzadilla ist die Verkleinerungsform. Man erkennt, daß all diese Orte als Stationen am Camino entstanden sind.

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Calzada de Coto ist ebenfalls häßlich, überrascht aber mit zwei sehr großflächigen Murales von der Hand einer Anna Repullo: Frauen bei der Feldarbeit und Frauen bei der Heimarbeit – schon die Themen stechen mich an und der Effekt ist jedenfalls eindrucksvoll.

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Eindrucksvoll war auch das Gewitter samt Temperatursturz, das mich auf den letzten 6 km voll erwischt hat. Ich bin rechtschaffen müde, das Essen ist schlecht und der Wein gräßlich. Trostlos zu Bett.

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01.06.2023

Tag 35 | Frómista - Villalcazar de Sirga - Carrion de los Condes - Calzadilla de la Cuenza; 36,8km

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Jetzt also bin ich wohl in der Meseta – es schaut am Morgen aus wie am Abend: flach, Weizen, Grünland.

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… und sie ziehen alle mit mir, die Morgenpilger! Auf solidem Kiesweg, zunächst unattraktiv neben der Straße, dicht an dicht, wie auf der Wiener Kärntnerstraße am Samstagnachmittag. Aber man kommt ins Gespräch. Drei freundliche Katalanen, die doch recht flüssig Spanisch sprechen, frage ich, warum sie sich denn nicht als Spanier fühlten, während beispielsweise mein Freund aus Valencia doch sehr stolz auf sein Vaterland sei und den gleichen Dialekt spreche. "Solo la politica!" geben sie etwas peinlich berührt zurück.

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Eine Gruppe vermeintlicher Japaner begrüße ich mit einem herzlichen "Banzai Tenno", was sie nicht erwidern, vielleicht weil sie Koreaner sind. Mein besonderes Interesse erweckt eine Gestalt, die dick vermummt unter dem Sonnenhimmel Kastiliens dahintrottet. Es stellt sich heraus, daß es sich bei dem Pilger um einen 72jährigen Indonesier handelt, der eben die Sonne nicht mag. Auf Nachfrage versichert er, daß es ihm in seinem tropischen Heimatland genauso ginge und er deswegen sein Haus kaum verlasse.

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Erster Höhepunkt des Weges ist die Kirche Santa Maria La Blanca, deren bemerkenswertes Doppelportal beeindruckt und die in den Cantigas de Santa Maria von Alfons X. dem Weisen vorkommt. Dessen rebellischer Bruder Don Felipe hat hier sein würdiges Grabmal gefunden.

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Gleichförmig weiter bis Carrion de Los Condes. Die Condes, das sind die Grafen von Beni-Gómez, die im 10. - 12. Jh. eine bedeutende Rolle gespielt haben und die großen Widersacher des Cid waren. Letzterer hat allerdings bis heute die bessere PR und firmiert als Heros der christlichen Reconquista, während er in Wahrheit ein höchst erfolgreicher Söldnerführer war, der schon mal mit den Mauren gemeinsame Sache machte, solange die Kasse stimmte. Da scheint Prigoschin zuverlässiger!

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In Carrion erfreut ein kleines Museum im Clarissinenkloster, das als erstes in Spanien eingerichtet wurde, für die Nichte des Heiligen Ferdinand. Die Kirche ist allerdings gesperrt, ebenso wie Santa Maria del Camino, wo aber immerhin das romanische Portal mit den 100 Jungfrauen zu sehen ist. Diese forderte der Kalif in Córdoba als Tribut vom König von Asturien, bis es Ramiro I. reichte, er die Sendung verweigerte und sich den Muselmanen in der Schlacht von Clavijo anno 844 stellte. Santiago selbst griff auf einem Schimmel zu Gunsten der Christen in die Schlacht ein und errang so seinen Ehrentitel "Mata Moros", Maurentöter, was allerdings der Konzilskirche heute peinlich ist.

Santiago ist hier auch ein prächtiges Gotteshaus gewidmet, das nun aber bloß als Museum genutzt wird und ebenfalls versperrt ist. Der Fassadenschmuck mit dem thronenden Christus umgeben von den vier Evangelisten aber beglückt den vorbeiwandernden Pilger.

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Die Morgenpilger sitzen alle schon fest. Einem geheimen Befehl folgend, haben sie sich alle eingerichtet und sitzen herum. Nicht, daß sie nun in Fröhlichkeit den Nachmittag bei frischem Trunk genießen würden, nicht, daß sie in angeregtem Gespräch das Erlebte mit anderen verglichen, nicht, daß sie den romanischen Skulpturenschmuck der Kirchen studierten oder in klugen Büchern nachlesen würden - nein, sie sitzen einfach nur herum und schauen vor sich hin. Das gibt ihnen vielleicht die Kraft, bereits um 5 Uhr in der Albergue Unruhe zu verbreiten.

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Ich ziehe weiter und habe 18km durch das Nichts vor mir, auf freiem Weg, ohne einen einzigen Pilger. Das gleiche Bild, der gerade Weg, ein Baum am Horizont erweckt bereits Interesse. Nach 10 km eine Betonsitzgruppe und Labung aus meiner Wasserflasche. Das Finale erleichtere ich mir durch Mozarts 5. Klavierkonzert mit Alfred Brendel, Luxus des Pilgers im 21. Jh.!

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In Calzadilla de la Cuenza erwartet mich ein bescheidenes Landhotel mit schlechter Küche und süffigem Rotwein, dem es gut tut, daß er gekühlt kredenzt wird. Um 22 Uhr ist Bettruhe angesagt. Da überlegt man in Madrid gerade, wo man den Aperitif einnehmen wird.

 

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31.05.2023

Tag 34 |  Hontanas - Castrojeriz - Boadilla - Frómista; 35km

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Die Albergue Santa Brigida wird mir stets in lieber Erinnerung bleiben, denn sie ist die gepflegteste, die ich auf all meinen Wegen je gefunden habe. Hontanas selbst ist hübsch, der Lage am Camino geschuldet ein Straßendorf, und zu meiner Freude ist die Kirche geöffnet.

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So reich ist diese Gegend an mittelalterlicher Kunst, daß eine Madonna mit Kind aus dem 13. Jh. gar keine besondere Erwähnung genießt. Nicht unerwähnt freilich sollte eine Blüte der Konzilskirche bleiben: Mitten im Hauptschiff hat man eine gemütliche Leseecke eingerichtet, wo Bibeln in allerlei Sprachen aufliegen, nebst einem Israelwimpel.

Die dort kauernden Leser können neben der Lektüre ihren Blick in einer Photomontage vertiefen, die wohl den Titel "Mutter Teresa in schlechter Gesellschaft" trägt. Neben der großen Heiligen aus Kalkutta lächeln da selbstgefällig Martin Luther King, Desmond Tutu, irgendein Lama, wohl noch ein, zwei Heilige und ein paar Kommunisten ins Publikum.

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Durch blühende Landschaften zur Klosterruine San Antón . Einst muß hier ein enormes Antoniuskloster und -hospital gestanden sein. Die Antoniushospitäler widmeten sich hauptsächlich den Opfern des "Antoniusfeuers", der Mutterkornvergiftung, die durch einen Getreidepilz ausgelöst wurde. Eingedenk des Abtstabes der östlichen Klöster - wie eben jenes des Hl. Antonius von Ägypten - fand das Tau-Zeichen weit vor dem Hl. Franziskus Verwendung. Im Zuge der Renaissance des Jakobsweges wurde in der Ruine eine kleine Herberge eingerichtet und ein rühriger Herbergsvater bemüht sich um jeden vorbeikommenden Pilger.

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Gerne setzt er auch seinen Stempel in den Pilgerpaß - da irritiert mich dann doch der gewaltige Freimaurerstern mit dem kleinen Tau im Winkel und ich frage nach. Ein Schelm ist, wer böses dabei denkt! In größter Unschuld gibt der Herbergsvater zurück, der Stern stünde für all jene, die die Decke seiner Herberge des Nachts in ihren eingestürzten Teilen schmückten, den weiten, dunklen Himmel!

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Dort begegnet mir auch ein interessant gekleideter Zeitgenosse. Ich erkundige mich ob seine Adjustierung einer Lokaltracht oder dem Habit einer religiösen Gemeinschaft geschuldet ist . ‘Creativitá!’ , gibt er mit leuchtenden Augen zurück.

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In Castrojeriz wieder eine Kirche außer Dienst, die ein kleines Museum für religöse Kunst beherbergt, nichts Besonderes, mittlere Ware einer Dorotheumsauktion, aber nett, und das Bauwerk ist wenigstens zugänglich.

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Rund 150 Höhenmeter Anstieg, belohnt mit weitem Fernblick, dann eben weiter: Die Meseta kündigt sich an!

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Vor der Brücke über den Pisuerga empfängt mich wieder ein Herbergsvater. Er betreut die Albergue de San Nicolas, die auf das 13. Jh. zurückgeht und von der Italienischen Confraternitá die San Jacobo als Notquartier für Pilger neu adaptiert wurde.

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Die Kapelle neben dem Speise- und Schlafraum ist noch als Andachtsstätte erhalten, und wenn Mitglieder der Confraternitas anwesend sind, bekleiden sie sich mit einer Pilgermozetta und waschen den Pilgern dort die Füße; das ist dann wohl intensiver als die Waschungszeremonie bei uns am Gründonnerstag.

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1981 wurde die verdienstvolle Bruderschaft aus dem 14. Jh. wiederbelebt, heute steht ihr Univ. Prof. Paolo Guiseppe Caucci von Sauken vor, der zur Zeit wohl eminenteste Kenner der Santiagowallfahrt. Ihr Sitz ist Perugia.

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Der Weg nach Frómista führt unspektakulär durch die Ebene; in Boadilla del Camino wird die dortige Richtsäule als die schönste des gesamten Weges nach Santiago gerühmt.

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Unterwegs nach Frómista überquert man den Canal de Castilla, der mit Schleusen beträchtliche Höhenunterschiede überwindet. Die Kirche San Martín in Frómista, ein architektonisches Lehrbuch der Romanik, tauschte die lithurgische Nutzung gegen das Abkassieren von € 1,- Eintrittsgeld und ist schon seit mehr als 100 Jahren zum Architekturmuseum niederrestauriert.

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In San Pedro sollte es um 20 Uhr eine Pilgermesse geben, doch hat sich niemand gefunden, der sie hätte celebrieren wollen.

Doch Rioja tröstet - immer!

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30.05.2023

Tag 33 |  Burgos - Tardajos - Rabé de las Calzada - Hornillos - Hontanas ; 30,9km

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Der Auszug aus Burgos gestaltet sich weniger mühsam als der Einzug; kaum 5km ganz angenehm durch den weitläufigen Campus der Universität, dann ist man am Land; gewissermaßen, denn jetzt geht es rund 10km recht häßlich neben der Autobahn, über die Autobahn, neben der Eisenbahn, unter der Eisenbahn und immer zwischen Starkstrommasten hinaus ins freie Feld.

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In Tardajos ist erstaunlicherweise die Kirche offen, weil fromme Frauen den Blumenschmuck richten; ein schöner spätgotischer Bau, wie die meisten hier, doch nichts Besonderes.

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In Rabé de las Calzada kehre ich ein zu frugalem Mahl, das ich mir im wesentlichen selbst richte und verbessere. Die andern Pilger sind bereits beim Bier, denn ihr Weg endet hier – ich habe wie stets die Straße den Nachmittag über frei. Der Gockel ist der Ortschaft Erinnerungszeichen und bekrönt auch den Dorfbrunnen.

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Denn in den napoleonischen Kriegen raubten da einst französische Soldaten alle Hühner, während das fromme Landvolk in der Kirche die Hl. Messe hörte. Dann gewärtigten sie ihr Unheil und der Bürgermeister ließ die Soldateska antreten, die aber alle Vorwürfe abstritt, dieweilen sie das tote Federvieh in ihren Trommeln versteckt hielt. Da soll dann der Gockel vom Tod zum Leben zurückgekehrt sein und kräftig gekräht haben und die Wahrheit trat ans Licht. Wie lange die Dörfler dann Brathühner zu essen hatten, weiß ich nicht.

Gottgepflanzte Blumenrabatten und weite Weizenfelder. In der Hochebene geht es flott dahin, der Eindruck aber ist durch die Pest der Windräder getrübt.

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Ebenen sind wahrscheinlich die nobelsten Landschaften, aber auch die heikelsten. Denn jede Verschandelung ruiniert den Blick in weitem Umkreis. Im bergigen Gelände braucht man nur seinen Standort ein wenig zu verändern, und man schiebt die Irritation aus dem Bild; die Ebene verbirgt nichts und die Armee des jüngsten Fetischs der Grünbewegten besetzt den Horizont.

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Kaum sonst eine Landmarke, außer mal ein pittoresker Steinhaufen und zwei Santiagokreuze. Bei einem ist „Mata Mulo“ zu lesen und ich weiß den Aufruf, Maultiere zu töten, nicht zu deuten. Ein gelehrter Freund freilich klärt mich auf: Dies bezieht sich auf das nun folgende Steilstück , wo Maultiere zu Tode stürzen können.

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Ich bin schon ganz nahe meinem Etappenziel, doch weit und breit sieht man nichts von Hontanas. Ein Kreuz mit Fahne soll den Pilger wohl aufmuntern, damit er nicht den Mut verliert.

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Ich kenne freilich diese typische Siedlungsform vom Wegstück Paris - Orleans, das ich vor Jahren gegangen bin. Damit nicht wilde Reiterhorden, die auf Raub und Plünderung aus sind, auf die Ortschaft aufmerksam werden, verstecken sich die Dörfer in einer Senke und bleiben ungesehen.

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So zeigt sich Hontanas erst knapp einen Kilometer vor dem Ortszentrum. Ich passiere eine Eremitage de San Brigitta, die hier im 14. Jh. durchgezogen sein soll und nehme das als gutes Zeichen, denn die Albergue, in der ich mir ein Bett reservieren konnte, heißt nach der großen schwedischen Heiligen. Tatsächlich finde ich hier die gepflegteste Pilgerherberge all meiner Wege.

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Zwar ist der Schlafsaal für 32 Personen ausgelegt, aber gut durchlüftet und mit ausgezeichneten Sanitäreinrichtungen ausgestattet. Dazu gibt es um 19 Uhr ein schmackhaftes Pilgermahl mit Paella, von einer echten Valencianerin zubereitet, sowie angenehmen leichten Rotwein ad infinitum, alles für € 26! Gott ist gut!

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29.05.2023

Tag 32 | Ruhetag Burgos; 6 km

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„Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen!“ Der Pilger hat einen und den feiert er in Burgos ab!

Gleich am Morgen begrüße ich meinen alten Freund, algerischer Diplomat in Ruhe, Berberfürst und Kryptokatholik, der seit einigen Jahren in Madrid lebt und mich für diesen Tag gemeinsam mit seiner Freundin, einer polnischen Diplomatin, in Burgos besucht; mit den spanischen Schnellzügen kein großer Aufwand, 1 1/2 Stunden Fahrt. Er, der noch nicht getauft ist, bringt mich gleich am Morgen zur Sonntagsmesse in die Kartause, die ich ohne seine Anregung wohl nicht besucht hätte, denn sie liegt rund 5 km vor der Stadt und ist bloß mit dem Taxi zu erreichen. Rausch der Geschwindigkeit!

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Pfingstsonntagsmesse. Neuer Ritus, kurz, knapp, ohne Spaßetteln, ernst und innig. Das Kloster ist tatsächlich noch von Kartäusern bewohnt und die bilden nicht eben die Speerspitze der Moderne. Im Gegensatz zu allerlei laschen Gemütlichkeitsorden haben sie auch keine Nachwuchssorgen.

Hierher nehme ich die hübsche Marie mit, jene Französin, mit der ich vor einigen Tagen für ein paar Stunden marschiert bin und die ich aus Zufall – der Logik Gottes – beim Morgenkaffee wieder getroffen habe.

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Nach Ende der Messe beobachte ich eine richtungsweisende Handhabung des heute obligatorischen Luthertisches: Er wird auf Rollen einfach weggeschoben und die Raumwirkung dankt es!

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Klosterkirche und Museum sind von erlesener Pracht, und das Grabmal König Johanns II. von Kastilien und seiner Gemahlin Isabella ein Capolavoro der Spätgotik.

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Mein pseudomuselmanischer Berberfreund hat alles wohl organisiert und wir begeben uns nun in die zum Museum herabgesunkene Stephanskirche, wo zahlreiche Retabeln ausgestellt sind und erlesene Sakralgegenstände des 9.(!) bis 16. Jh. gezeigt werden, unter anderem ein außergewöhnliches Pacificale des 15. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Kußtäfelchen (heute erstes Bild ganz oben), das bei Hochämtern besonders hochgestellten Persönlichkeiten vor dem Agnus Dei zum Kuß gereicht wurde und das von den Liturgiereformern, aus Blödheit oder Bosheit oder beidem, zum Gestus des freimaurerischen Händeschüttelns uminterpretiert wurde.

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Was nun folgt, ist ein üppiger Pfingstsonntagstisch, der in den frühen Abend überleitet, und wieder ist Burgeser Blutwurst ein Hauptakteur, mit Rioja und Brandy munter hinuntergespült. Daß ich um die Ecke eine Werbetafel für vegane Blutwurst und Besatzerbrause gesehen habe, sei hier nur als Blüte des Zeitgeistes am Rande erwähnt.

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Am frühen Abend geht sich gerade noch der museale Kathedralbesuch aus. Dieser kann eben nur einen oberflächlichen Eindruck der Schätze jener Gottesburg bieten und ich bin mir gewiß, wiederkommen zu wollen.

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28.05.2023

Tag 31 | San Juan de Ortega - Ages - Atapuerca - Cruz de Madera - Burgos

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Tadellose Verfassung nach der gestrigen Langetappe und doch eine erstaunliche Entdeckung, wo man nicht auch Blasen haben kann: Zwischen Daumen und Zeigefinger, vom wackeren Führen des Pilgerstabes! Das freilich ist keine große Sache und ich ziehe los bei wolkenlosem, blitzblauen Himmel, während die Extremadura in Regengüssen versinkt: Klimawandel!

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Ein dialektischer Weg heute: Weiter durch den Wald und hinunter durch die zwei Ortschaften Ages und Atapuerca, wo irgendwelche Steinzeitsiedlungen gezeigt werden. Mich interessiert mehr das hübsche Ortsbild der Dörfer mit ihren Fachwerkhäusern. Überall in Europa kennt man sie, eine frühe Form von Fertigteilhäusern – denn man versetzte die Holzkonstruktionen gelegentlich – nur in Österreich nicht. In der Oberstadt von Bregenz gibt es ein paar zu sehen, sonst sind mir keine bekannt. Am Schottenaltar, der die älteste Stadtansicht Wiens dokumentiert, kann man Fachwerkhäuser noch erkennen. Warum sie bei uns gänzlich verschwunden sind, konnte mir noch niemand erklären.

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Der Pilgerweg läuft neben der kaum befahrenen Straße, und er ist weit älter als die Asphaltpiste. Gleichsam eine Berührungsreliquie des Heiligen Johannes von Ortega passiere ich nun, eine kleine Brücke, die vielleicht auf ihn zurückgeht. Der Heilige hat wie sein Vorläufer einen sprechenden Beinamen. Wärend das „Calzada“ von Santo Domingo Landstraße bedeutet, leitet sich „Ortega“ wohl von „Ortiga“ ab, was soviel wie Brennnessel bedeutet und die hat er zum Heil der Pilger tunlichst ausgemerzt.

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Nun überwinde ich eine kleine Höhenstufe und erreiche auf 1.078m das Cruz de Madera, das Holzkreuz. Von nun an geht’s bergab, in jeder Hinsicht. Noch 1945 beschreibt Luciano Huidobro in seinem Pilgerführer die Stelle als den schönsten Blick, der dem Pilger seit Beginn seiner Wallfahrt geboten wird, und ich bin voller Neugier auf den ersten Blick auf Burgos und das gotische Gebirge seiner Kathedrale, das ich nur von Bildern kenne.

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Jetzt freilich folgt die Antithese zum lieblichen Weg bislang. Nichts von der angekündigten Schönheit der Stadt ist auszumachen, doch aus 20km Entfernung kann man sie von diesem Aussichtsplatz zumindest ausnehmen. Was sich da allerdings meinem Auge darbietet ist nicht die Silhouette der Kathedrale. Die Ebene hat die Krätze und der ganze Grind des hier und jetzt scheint auszueitern. Entsprechend gestaltet sich auch der scheinbar nie enden wollende Einzug durch die Hämorrhoiden, das Gekröse und die Darmschlingen dieser Stadt, bis endlich man ihr Herz, die Kathedrale erreicht.

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Diese sieht man nie von fern, sondern erst, wenn man unmittelbar davor steht. Zu dicht hat sich moderne Urbanistik angeschmiegt. Ich betrete die eigentliche Stadt durch die Puerta Real unter den erhabenen Augen Kaiser Karls V. nebst Gefährten, die ich auf die Schnelle nicht zuordnen kann.

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Dann aber wirft mich der Eindruck dieses Monuments christlichen Glaubens nieder. Ein himmlisches Jerusalem steht da in Stein gemeißelt vor mir und ich darf noch immer staunen! So viel Schönes habe ich schon geschaut, aber dieser Eindruck erfaßt mich in kniender Bewunderung.

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Logis hab’ ich gleich nebenan und nun noch die Herausforderung: Das Hotel wäscht nicht, verweist mich aber an eine Münzwäscherei ganz in der Nähe. Es gibt immer ein erstes Mal – für mich jetzt hier. Ratlos stehe ich vor seelenlosen Maschinen mit meinem Schweißgepäck.

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Allein, daneben grüßt eine Bar und nach ein wenig gutem Zureden kann ich die Wirtin animieren, mir zur Hand zu gehen. Sie weist mich in die Zaubertricks der weiblichen Kunst des Wäschewaschens ein. Ich bin ein gelehriger Schüler und tatsächlich: Den Trocknungsvorgang kann ich bereits ohne fremde Hilfe zum Abschluss bringen! Selbst ist der Mann!

Der Abend schließt mit Burgeser Blutwurst, dem emblematischen Gericht der Metropole. Ich mag's!

27.05.2023

Tag 30 | Grañon - Viloria de Rioja - Belorado - Villafranca de Montes de Oca - San Juan de Ortega; 41,2km

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Der Klimawandel schlägt heute erbarmungslos zu. Am Morgen leichtes Nieseln bei 7°, dann kurze Aufhellung, bei schneidendem Wind über der Hochebene.

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Dazu der permanent neben der viel von Schwertransportern befahrenen einzigen Straße verlaufende Weg. Immerhin hat man den Pilgern diesen Nebenweg gebaut, denn ein Freund, der vor 27 Jahren diese Straße entlangzog, hatte dafür einzig den Asphalt neben den Lastwägen.

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Ein paar uninteressante Orte durchwandere ich, erinnernswert einzig Viloria de Rioja, denn hier wurde anno 1019 der Pilgerfreund Santo Domingo de Calzada geboren. Die Kirche ist hier wie überall sonst natürlich verschlossen.

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Nun bin ich in Kastilien und es ist immer noch kalt; ich gehe im Pulk, denn die Frühpilger, die in Santo Domingo de Calzada zwischen 6:00 und 7:00 Uhr aufgebrochen sind, verstellen mir jetzt die Sicht, da ich erst seit 8:30 Uhr am Weg bin. Einige sehe ich, die sich mittlerweile einen ordentlichen Pilgerstab zugelegt haben und die unpraktischen Skistöcke nun im Rucksack verstaut mitschleppen.

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Belorado war einmal ein wichtiges Etappenziel mit zwei Hospitälern und neun Kirchen – davon sind zwei übriggeblieben, von denen eine sogar offen ist, und zahlreiche Pilgerquartiere und Wirtshäuser, denn hier endet für die meisten dieser Tag.

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Ich speise schlicht und mache mich an die 24 Kilometer des Nachmittagsspazierganges. In Beldorado vergnügt sich die creative Dorfjugend anscheinend mit Wandmalereien und was ich da sehe, ist jedenfalls netter anzuschauen als die Mosaiksteinpickerei des jesuitischen Modekünstlers von gestern.

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Villafranca de Montes de Oca war einmal Bischofsitz, ehe der nach Burgos wanderte, und letzte Gelegenheit, um sich im Wortsinn aufzumunitionieren, ehe es in die gefährlichen Wälder der Monte de Oca ging. Denn dort lauerten wilde Tiere und böse Räuber und noch heute kennt das Spanische das Sprichwort: „Se quieres robar, vete a Montes de Oca!“ - „Willst Du rauben, geh in die Oca- Berge!“.

Heute hat die ehemalige Bischofsstadt 116 Einwohner, die hauptsächlich in den zahlreichen Pilgerbars und -herbergen Beschäftigung finden. Die Kirche ist natürlich fest versperrt. Ich nehme einen belebenden Sangria, ehe ich mich zum Finalstück rüste. Dabei werde ich photographiert wie ein seltenes Tier, denn die 20-Kilometer-Pilger können es nicht fassen, daß um 18:00 Uhr noch einer zu den letzten 12 km aufbricht.

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Mild steigt der Weg auf 1.150 Höhenmeter an und wilde Tiere oder Räuber habe ich keine gesehen, wohl aber ein Monument, das an 300 erschossene Kommunisten im Bürgerkrieg erinnert. Mir kommen die Worte des Päpstlichen Legaten im Kreuzzug gegen die Albigenser in den Sinn: „Tötet sie alle, Gott wird die Seinigen erkennen!“.

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Aus dem Nichts taucht endlich die Silhouette des Klosters von San Juan de Ortega auf. Der Heilige Johannes von Ortega, Schüler und Nachfolger des Heiligen Domingo von Calzada, hat gleich seinem Vorbild Brücken und Wege am Camino gebaut sowie eben dieses Kloster und Hospital für die Pilger errichtet, sollten sie das finstere Waldstück überlebt haben. Er ist übrigens Schutzpatron der Bauingenieure. Das Kloster ist heute abgekommen und seine Wunderwirkmacht, Familien reichen Kindersegen zu schenken – Isabella von Kastilien ist aus diesem Grund hierher gepilgert – interessiert heute auch niemanden mehr.

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Die bedeutende romanische Kirche ist nur nachmittags zugänglich, es gibt eine Pilgerherberge und ein Hotel. Man hat hier die Lebensform westlicher Gäste derart angenommen, daß zu einer Stunde, da man in Madrid erwägt, allmählich den Aperitif einzunehmen, hier bereits der Laden dicht ist. Gnadenhalber bekomme ich um 20:30 Uhr gerade noch eine schlechte Fertigpizza, von der ich mißvergnügt ein wenig zu mir nehme und dazu billigen Rotwein trinke.

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… nur damit nicht jeder glaubt, der Pilger schwelge im Luxus!

26.05.2023

Tag 29 | Nájera - Santo Domingo de la Calzada - Grañon; 29,6km

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Heute scheine ich die Pilgerkarawane nicht los zu werden. Das liegt am Nadelöhr. Gleich ob Langstrecken - oder Kurzstreckenpilger, jeder muß in Nájera übernachten , denn der Ort ist bedeutet und danach 23km nichts.

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Also sind sie morgens alle mit mir am Weg. Der zieht über die Hochebene des Rioja, wo langsam der Weizen den Wein ablöst. Kalt ist dieses Spanien Ende Mai und ein scharfer Wind bläst bei 12* . Hinter einem Hügel bietet ein fliegender Händler Erfrischungen und Pilgerdevotionalien an; Rundumservice; ich besorge mir jetzt endlich da auch die Muschel für den Rucksack.

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Ohne Stop ziehe ich die 23km bis Santo Domingo de la Calzana durch, denn dort, wo wohl die Schar der Pilger verbleiben wird, erwartet mich einer der Höhepunkt des ganzen Camino.

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Es gibt wohl keine Kathedrale am Christlichen Erdenrund, in der sonst noch ein Gockel und eine Henne gehalten werden; und das seit 1350 dokumentiert!

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Wohl im 12. Jh. zog eine gottesfürchtige deutsche Pilgerfamilie aus Xanten da durch zum Heiligen Jacobus. Der Ort war eine wichtige Station seit dem 11. Jh. , als der Hl. Domingo de la Calzada hier die Brücke errichtete , seine Pilgerherberge gründete und überhaupt sich sehr um das Wohl der Wallfahrer kümmerte.

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Die deutsche Familie kehrte in einem Wirtshaus für die Nacht ein und die Wirtstochter verspürte Begehrlichkeiten für den Sohn Hugonell. Der aber voll sittlicher Strenge , wies die Zudringlichkeiten des Mädchens zurück, die sich dadurch wiederum beleidigt sah und Rache nahm. Sie versteckte einen silbernen Becher im Zeug des Jünglings, der wurde gefunden und der Bursche aufgehängt.

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Die Eltern zogen traurig weiter nach Santiago , am Heimweg fanden die den Sohn aber noch immer lebendig am Strick und er sprach zu ihnen: ‘San Domingo hat mich gehalten!’

Mit dieser Botschaft gingen die Eltern zum Dorfrichter , der sich gerade anschickte zwei Hühner zu verspeisen. Er glaubte den Deutschen kein Wort und meinte ihre Geschichte wäre so wahrscheinlich , wie wenn nun seine Brathühner lebendig würden und fortflögen; und so geschah’s.

Darum also die Hühner im Gotteshaus, die auch lebhaft gackern.

Das Grabmal des Heiligen Domingo de la Calzada ist ein Meisterwerk des Französisch - Spanischen Bildhauers Felipe Bigarny aus dem frühen 16. Jh., die Krypta die Sauerei eines perversen Freundes von Papst Franziskus.

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Der Jesuit Marko Rupnik , der mit seinen entarteten Mosaiken auch die Grablege des Hl. Padre Pio, Lourdes , Fatima und die Capilla Redemptoris Mater im Vatikan ( die der Zelebration durch den Papst vorbehalten ist) geschändet hat, ist des mehrfachen Mißbrauchs von Nonnen schuldig gesprochen, machte zum Beispiel zweinen dieser unschuldigen Seelen weis , daß sie die Dreifaltigkeit nachbilden könnten ,wollten sie sich mit ihm sexuell vereinigen und absolvierte in Komplizenschaft. Sei’s drum, 2020 , schon nach seiner Verurteilung, hielt er die Fasten Meditation für die Kurie im Beisein von Kardinal Ladaria und seines Freundes Papa Bergoglio, der ihn ja auch von der Excomunication gelöst hat.
Man muß das alles nicht wissen , um die kranke Phantasie des Vatikanischen Modekünstlers zu erkennen.

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Da richtet sich der Pilger vis- à - vis in der Kirche unsere Lieben Frau vom Platz auf, wo es für Pilger einen vollkommenen Ablaß unter den gewöhnlichen Bedingungen zu erwerben gibt. Die üblichen Pilgerführer schweigen davon.

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Sonst hat Santo Domingo auch Kulinarisches zu bieten : Cameros Käse , der zu je einem Drittel aus Kuh- , Schaf- und Ziegenmilch gemacht wird und ein nicht besonders schmackhaftes Blätterteiggebäck mit dem schönen Namen ‘Ahorcaditos’, weil es als Hommage an das Hühnerwunder einen Gehängten zeigt. Die Patisseuse empfiehlt es jedenfalls mit verhaltenem Lächeln.

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Heut hab ich’s nicht mehr weit, und so gönne ich mir eine Demi Bouteille Rioja , ehe ich mich an die faden letzten 6 km bei beißendem Gegenwind mache. Es scheint leicht zu nieseln zu beginnen und ich bete das mit dem Finalrosenkranz angestrengt weg.

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Von Grañon erwarte ich mir gar nichts ,werde aber reich beschenkt. Durch die Calle Major ziehe ich ein und erfreue mich dabei am Hidalgo Stolz der Spanischen Gentry: Mag das Haus auch nur zwei Zimmer haben, ein Wappen groß wie ein Scheunentor geht sich an der Fassade aus; dann hat das Haus halt nur ein Fenster.

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Das von mir simpel erwartete einzige Hotel erweist sich als ein höchst geschmackvoll eben restaurierter Kleinpalast und das kirchliche Leben in diesem Ort funktioniert auch noch : 250 Einwohner hat Grañon; ca. 50 waren von diesen in der Wochentagsabendmesse , dazu rund 80 Pilger , die in einer liebenswerten Zeremonie den Pilgersegen erhielten.

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Zur Nacht beim Wein lese ich noch von der größten Heldentat des Dorfes:
Vor Zeiten lag man im Streit mit Santo Domingo de la Calzada um die Nutzungsrechte an einem kleinen Waldstück . Beide Orte nominierten einen’Tapferen’ , den Konflikt im Zweikampf auszutragen. Der Streiter für Santo Domingo ölte seinen Leib , damit ihn der Konkurrent nicht zu fassen bekomme. Der aber bohrte ihm seinen Finger in den Arsch und schleuderte ihn so übers Feld.

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Ob daher die obszöne Geste rührt?

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25.05.2023

Tag 28 | Logroño - Navarrete - Najera 29,7 km

Das Verlassen moderner Städte ist stets ein Graus. Denn wir besuchen sie ja nur um ihre historischen Zentren zu bewundern, wir laben uns an der Konkursmasse des Ancien Regime.

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Das stimmt für die Alte Welt, nicht aber für die Neue , teils in Amerika, teils in Asien. Dubai beeindruckt, modernes Bauen in Europe ist hilflose Copie von all dem . Es gibt ja gar keine Architektur mehr bei uns, bloß Anwendung der Bauordnung zur Gewinnmaximierung.

So quäle ich mich hinaus aus Logroño über gut 10 km. Dabei hat sich die Stadtverwaltung wirklich Mühe um den Pilger gemacht: Der ganze Pfad, der in ein Naherholungsgebiet eines mäßig netten Naturparks führt, ist gepflastert (warum eigentlich? ) und sogar eine Rose zum Camino hat Logroña züchten lassen!

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Endlich komme ich in so etwas wie Natur und dort treffe ich dann den Pelegrino Pasante. Nach eigener Angabe sitzt er seit 27 Jahren in einem Unterstand am Weg und verkauft Pilgerstöcke, Bananen und Orangen und vor allem Ansichtskarten von ihm selbst, wo er in mittelalterlicher Pilgertracht posiert. Diese eindrucksvollen Aufnahmen hab’ ich schon öfters am Weg gesehen und freue mich nun das Model kennen zu lernen.  Er stempelt auch bereitwillig und ist ein lustiges Haus; Fußpilgern ist weniger seine Sache, der Lieferwagen steht gleich hinter seinem Verschlag.

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Am Weg nach Navarrete unterhalte ich mich angeregt mit einer 62jährigen Französin, die sich ihr Leben unnötig schwer macht. Nach unnötiger Scheidung ist sie mit ihrer Schwester ausgezogen um sich neu zu finden. Weil die Schwester den Hund mitnehmen wollte, finden sie nicht einmal Unterschlupf in einer Herberge und die Damen schlafen mit Hund im Zelt ( auch in Roncesvalless bei 7*!) , das alles bei Tagesetappen von rund 15km! Das wird noch ein langer Kalvarienberg ,aber wie sagte der Hl. Franz von Sales: ‘Wir sind die Tischler unseres eigenen Kreuzes!’

Navarrete ist schnell erreicht, zu schnell, nach ca. 12km..Danach ist nichts mehr bis Najera.

Navarrete hat eine großartige Kirche in der Art der Kathedrale von Logroño und eine Bar. Dort mache ich den Fehler , der wohl einem Anfänger passieren kann, doch nicht einem Profipilger: ich kann nicht widerstehen und probiere die Crocettas Caseras, also wirklich frisch heraus gebackene Köstlichkeiten aus Käse und Jamon, nichts Vorfabriziertes, wie man es im Allgemeinen angeboten bekommt ! Das wiegt dann schwer!

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Der Weg nun durch die berühmte Weinlandschaft des Rioja enttäuscht. Immer hört man die Autobahn, hat andere Straßen zu kreuzen und die kleinteilig Landschaft ist recht verhüttelt.

Bei Alto de San Antonio freilich weitet sich der Blick und ich durchwandere das berühmte Weingut Viranco. Trinken will ich jetzt die Frucht des Weinstocks und wirklich, dem Pilger wird nach anfänglichem Zögern ein Glas gereicht. Tadellos!

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So gestärkt allerlei Häßlichkeiten passierend, durch’s Kieswerk durch und an irgendeiner Fabrik vorbei geht’s nach Najera.

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Diese Stadt war für einige Zeit gar die Hauptstadt des Königreichs Navarra und birgt die Grablege der Navarreser Könige. Davon ist nichts geblieben , als das Kloster Santa Maria Real, dessen Kirche eben restauriert wird. Der Kreuzgang ist die bizarrste Ausformung der Spätgotik und Kaiser Karls V. Doppeladler grüßt den Eintretenden; wieder ein Stück Heimat!

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Mit der Kulinarik ist es hier nicht weit her, aber der feinste Riojer wird in der bescheidensten Bar angeboten. Die hiesigen Winzer waren die ersten , die ihre Weine mit einer Herkunftsbezeichnung auszeichnete und stets war hier Qualitätssicherung wichtig. So verlangten sie 1632 ein Fahrverbot für beschlagene Wagen, weil die Erschütterungen dem Wein schaden könnten.

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Warum erinnert mich das jetzt an den Ruf zum Verbot von Verbrennungsmotoren?
Wissenschaft ist die Beschreibung des Irrtums von morgen.

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24.05.2023

Tag 27 | Los Arcos - Sansol - Torres del Rio - Viana - Legroño ; 30,2km

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Am Morgen wollte der Pilger noch einen Besuch in der Kirche machen, fand sie aber noch fest verschlossen. So aber war ihm die Freude an morgendlichen Doppeladler geschenkt und der Tag beginnt gut.

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Ein leichter Morgenlauf durch ebenes , fruchtbares Gelände führt nach Sansol und am Weg dahin entdecke ich fast Vergessenes: echte Heuballen, keine Silageplasticontainer ! Es gibt sie also noch!

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Von Sansol hinab zum Nachbarort Torre del Rio , wo eine bemerkenswerte octogonale Kirche dem Besucher Rätsel aufgibt. Manche meinen , dies sei ein Templerbau , andere interpretieren die Laterne über der Kuppel gar als Leuchtturm in der weiten Ebene für die Santiago Pilger. ‚Jacobus‘ steht jedenfalls deutlich lesbar auf einem der Bogenstücke der extravaganten Decke, die auf ein konkretes maurisches Vorbild in Córdoba zurückgeht.

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Einen Leuchtturm mag es hier schon gebraucht haben, denn als die Reconquista im 10.,11. Jh. die Grenze zu den Muselmanen
langsam bis zum Ebro vorschob , gewann sie ein entvölkertes Land. Der Jakobsweg und die über ihn hereinströmende Neusiedler vor allem von der Route aus le Puy waren es, die die Landschaft wieder urbar machten und unterbeschäftigte Kreuzritter boten ihre Dienste zur Rückerroberung des Bodens an. Der erfolgreichste von ihnen, Heinrich von Burgund , machte sich mit Portugal als eigener Firma selbstständig.

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Leichter Weg und liebliche Landschaft; gute Menschen stellen hier scheinbar ihre alten Stühle ab , um dem Pilger Bequemlichkeit zu verschaffen

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Meinen Nachmittagsrosenkranz bete ich für Caesare Borgia , dessen heute ja recht selten fromm gedacht wird und dabei hätte gerade er unser Gebet so nötig.

Kardinal , Bischof, Condottiere, Folteropfer , Häftling, Ausbrecher und Flüchtling, Gelehrter, Kunstmäzen, Lüstling, Syphilitiker ( einer der Ersten, immerhin!) und Oberkomandant der Truppen seines Schwagers des Königs von Navarra — so viel paßt in das prall gefüllte Leben eines Renaissancefürsten, das mit gerade mal 32 Jahren vor den Toren Vianas sein Ende fand. Im Auftag des Königs einen Aufstand niederschlagend, fiel er heldenhaft in einem Hinterhalt gegen vielfache Übermacht.

So oder so ähnlich stand es auch auf Seinem Grabmal in der Kirche in Viana. Dann aber sanken die Aktien des Hauses Borgia beträchtlich und anno 1527, 20 Jahre nach seinem Tode verfügte der Bischof , das Grabmal müsse zerstört werden und der excommunzierte Caesare in ungeweihter Erde gerade vor der Kirchentür begraben werden, auf daß die Kirchgänger ‚auf seinen Leib und Glieder treten mögen!‘

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Irgendwann in den späten 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden bei Bauarbeiten seine sterblichen Überreste zufällig ausgebaggert und immerhin geborgen.

( Da ging es ihm besser als Margarete Maultasch, deren Grablege bei der Minoritenkirche in Wien gleichfalls beim U - Bahnbau ausgebaggert wurde , dem aber von den Proleten der Wiener Stadtverwaltung nicht weiter Rechnung getragen und ,was noch da war, wohl compostiert wurde.)

Im Franco Spanien ruhten Caesares Gebeine nun für Jahrzehnte in einer silbernen Schatulle im Rathaus , weil niemand wußte wie weiter zu verfahren, bis vor einigen Jahren der Bischof der Konzilskirche grünes Licht gab , den Excommunizierten wieder in der Pfarrkirche beizusetzen; weil’s eh wuascht is!

Ein Denkmal hat Caesare immerhin in der Stadt , für die er sein Leben gab. Aber hat er Menschen , die für ihn beten ? Wer betet für Hitler und Stalin ? So bedürftig sind diese , wie ihre Kollegen aus der gleichen Branche, und doch beten wir immer wieder nur für die liebe Omama! Da wird Seife einer Gewaschenen gereicht!

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Nach Logroña ist es nun nicht mehr weit und bequem geht’s immer abwärts. Um die recht große Stadt zu erreichen zieht der Weg höchst glücklich durch zahlreiche Straßenunterführungen und an deren Betonwände kann man die vox populi lesen, die man sich nicht mehr auszusprechen getraut, ein bißchen wie beim bekannten Pasquino in Rom.

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Logroño ist bei weitem hübscher als gedacht, da die Stadt in der Literatur im Ruf besonderer Häßlichkeit steht. Vielleicht ist es aber auch so, daß jener, der mit niedriger Erwartung kommt, positiv überrascht wird!

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Ein schönes Stadtbild, eine eindrucksvolle Kathedrale , ein herrliches Jakobsmonument über dem Portal der Jakobskirche und natürlich Speis und Trunk vom Feinsten! Wir sind im Rioja!

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In ‚La Cocina de Ramon‘ koste ich mich durch und genieße alle speziellen Köstlichkeiten der Region.

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Wer richtig reist, nimmt eben das Land mit allen Sinnen auf. Der Pilger betet dabei!

23.05.2023

Tag 26 | Lorca - Estella Lizar - St. Maria Real de Irache - Luquin - Los Arcos; 32km

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Interessantes Geschäftsmodell: 35€ für einen Platz im Stockbett im 10er Zimmer mit gemeinschaftlicher schmaler Duschnische, Abort und Handwaschbecken; alle 10 Plätze ausgebucht; bringt für das Zimmer 350.-€ die Nacht. Dafür kann man im Ritz absteigen , bekommt dort aber nicht die unverfälschte Pilgeratmosphäre geboten inclusive ihrer olfaktorischen Dimensionen.

Bereits vor 6:00 beginnen die unvermeidlichen Frühpilger zu rascheln, später zu klappern; also hinaus , ins Morgengrauen!

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Der ökonomisch saturierte Herbergswirt bietet Café erst ab 10:00 an , verwies aber schon gestern auf das 7 Uhr Service vis-à- vis. Ich konnte annehmen die Einrichtungen gehören zusammen, werde aber brüsk abgewiesen. Wärend an Hausgäste Café ausgeschenkt wird, erweist der hiesige Patron sich meinen diesbezüglichen Wünschen gegenüber als renitent unzugänglich.

Was soll‘s, Abtötung ist angesagt und in einer Stunde finde ich im nächsten Dorf das Gesuchte.

Dahin durchwandere ich eine avancierte Weingegend und die Neigung moderner Winzer ihre weltmännische Offenheit durch Betonklotzkobeln in der Landschaft auszudrücken , ist auch in Navarra angekommen.

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Der Weg zweigt nach Norden ab um die Stadt Estella zu besuchen, die König Sancho Ramirez eigens für die Jakobspilger entwickelt hat.

Estella la Bella hieß sie einst , doch man kann sie heute nicht mehr als schön bezeichnen. Sie besitzt allerdings einige der herausragendsten Zeugnisse romanischer Kunst von ganz Spanien. San Sepolcro und besonders das Portal von San Miguel zeigen das Kunstwollen des 11. Jh. in erlesener Meisterschaft.

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Als Pilger steige ich auch hinauf zur Virgen von Le Puy , doch hélàs - gut gemeint ist das Gegenteil von gut- in den späten 50er Jahren errichtete man der Patronin der Stadt ein neues Gotteshaus und dies leider nicht in Francobarock sondern in avantgardistischem Stahlbeton.

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So aber lerne ich wenigstens die Scheußlichkeiten der Neustadt jenseits des Flusses Ega kennen, denn dort wabert das wirkliche Leben.

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Zurück im mittelalterlichen Quartier bestaune ich das berühmte Kapitel am sogenannten ‚Palast der Könige von Navarra ‚ wo Ritter Roland mit dem Riesen Ferragut die Lanzen kreuzt.

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Die Kirche San Pedro de la Rua bewahrt ein Kruzifix , das, so die Legende , einst von einem gotteslästerlichen Juden in den Fluß geschmissen wurde , aber die Ega aufwärts schwamm und bei der Kirche San Sepolcro geborgen wurde.

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Besondere Verehrung wird hier auch einer Reliquie des Hl. Andreas entgegengebracht. Um 1200 pilgerte der Bischof von Patras incognito nach Santiago , um dort Reliquien des Hl. Apostels Andreas zu hinterlegen. In Estella starb er unerkannt. Rund 400 Jahre nach seinem Tod ereigneten sich allerlei Zeichen über seinem Grab, so exhumiertet man ihn , fand Dokumente über seine Identität ( Patras bewahrt den Leib des dort den Märtyrertod gestorbenen Apostel Andreas) und die Reliquien , die nun feierlich eingesetzt wurden. 1979 geraubt , wurden sie von Patras durch eine neuerliche Reliquienspende ersetzt.

Im Kreuzgang der Kirche, der auch für seine romanischen Säulenkapitäle berühmt ist , findet sich das Grab des Bischofs.

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Traurig, aber das hier und heute finde ich gleich daneben. In einem Laden in prominentester Lage werden da Pilgermuscheln, Santiago Kreuze, Götzenbilder Asiens und allerlei esoterischer Schnickschnack angeboten, offenbar erfolgreich, denn der Markt hat immer Recht.

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An Estella schließt sich heute fast direkt das einst für die Pilger bedeutende Kloster St. Maria Real de Irache. Der Hl. Veremundo hat sich um die Pilger und den Ausbau des Weges überaus verdient gemacht. Heute ist das Kloster aufgegeben und steht nutzlos als großer Kasten in der Landschaft. Die Kirche ist fest verriegelt und der Besuch der Reliquien des Heiligen nicht möglich.

Eines aber hat sich aus der Klostertradition erhalten: Es war der Brauch, den Pilger mit einem Becher Wein zu bergrüßen und dies erinnernd findet sich hier der Weinbrunnen des Pilgers , der nicht ohne einen Trunk genossen zu haben vorbeigehen soll. 100 l werden täglich nachgefüllt ; ein leichter Rotwein, gerade recht für die Nachmittagsstrecke das Herz zu erheben!

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Hinaus nun wieder ins Gelände und dort Wohlgerüche , Weite und der erhabene Blick ins Land. 3 Stunden lustwandle ich so zwischen Weinbergen und Weizenfeldern und kein einziger Pilger kreuzt zu dieser Zeit meinen Weg.

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Los Arcos ist als Ort auch nicht gerade schön, die Pfarrkirche aber von einer Pracht, die einer Kathedrale würdig wäre!

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Beim Wirten wird der Pilger geschröpft ; wenn er sich nicht wehrt : die Forelle à la Navarra ist mit Jamon zu servieren; der Amerkaner weiß das nicht und frißt (sic!) was er bekommt.

Wer urgiert und der Landessprache kundig ist, kann hier doch sehr befriedigend speisen!

22.05.2023

Tag 25 | Pamplona - San Andrés - Alto del Perdon - Uterga - Obanos - Punte de le Reina - Mañeru - Lorca; 37,1km

Ich verlasse Pamplona über den weitläufigen Campus der Opus Dei Universität von Pamplona; im Park eine offenbar gut besuchte und tief verehrte Marienkapelle jüngsten Datums . Es geht also, wenn man will!

 

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Überhaupt ist schon nach wenigen Tagen Spanien der Unterschied zur ‘ Fille ainée de l’eglise’ deutlich zu spüren: Die Kirchen sind gepflegt und wirken benutzt und bei allen Schäden der Konzillstheologie noch einigermaßen im Lot. Gewiß, hier säbeln sie auch die Mensa des Hochaltars gelegentlich ab, versuchen aber es so ausschauen zu lassen, daß man glaubt es war immer so.

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Die Gotteshäuser sind möbliert und reich geschmückt , am Sonntag jedenfalls ist stets eine Hl. Messe und besonders hat mich gefreut in Uterga zu beobachten, daß es hier der lokale Brauch zu sein scheint, daß nach der Sonntagsmesse kinderreiche Familien einen ca. 10 minütigen Spaziergang zu einer außerhalb gelegenen und auch wohl erst vor wenigen Jahren entstandenen Andachtsstelle unserer lieben Frau zu unternehmen ; und wirklich , es sind viele Kinder , die da fröhlich herumtollen und die Auffahrt der Kinderwägen beeindruckend.

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Ich marschiere in der Pilgerkarawane , der nicht zu entkommen ist, rund 350 Höhenmeter bergauf zu einer Stelle , die ‘Alto de Perdon’ genannt wird, einer Hügelkante , wo das Krebsgeschwür der Windräder besonders heftig metastasiert. Mehr als 50 dieser Riesenspielzeuge habe ich gezählt, doch es sind weit mehr! Dem Partisan der Schönheit dreht’s den Magen um , aber für’s Klima ist doch jedes Mittel recht! … und nebenbei werden auch ein paar aus der richtigen Clique richtig reich! Alles für’s Klima eben!

Am Aussichtspunkt sammelt sich der Pulk und mir gefällt , daß die Chinesen mit lustigen Hüten ihre Herkunft ausweisen. Ich mag ja Tracht!

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Beim Abstieg bietet sich ein großartiger Ausblick in die nun vor mir liegende Landschaft, doch meine Augen bleiben auf den Boden geheftet , denn das runde Kieselgeröll ist nicht ungefährlich und vor ein paar Tagen erst, hat sich ein Freund am Camino Primitivo ab Oviedo das Fußgelenk derart verstaucht, daß er abbrechen mußte.

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Fröhlich geht’s nun dahin nach Puente de la Renia . Dort ließ Königin Donna Mayor, die Gemahlin König Sánchez des Großen ,für die Pilger im 11. Jh. eine Brücke über die Agra schlagen und belebte damit das Städtchen am Jakobsweg wesentlich. Das Stadtbild ist ganz auf die Durchszugs - Pilgerstraße ausgerichtet und an ihr liegen auch die beiden bedeutenden Kirchen:

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In der Kreuzigungskirche kann man ein hierrzulande äußerst selternes Gabelkeuz die Lebensrune symbolisierend verehren, das ein rheinischer Pilger gespendet haben soll und seit wenigen Jahren auch bei den Reliquien des Seeligen Juan Maria de le Cruz beten, der durch die Hand der Verbrecher des Spanischen Satansrepublik 1936 den Märtyrertod erlitt.

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An gleicher Straße folgt bald die Pfarrkirche zum Hl. Jakob , wo eine viel besuchte Figur von Santiago und eine exquisite spät gotische Decke zu sehen sind.

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Hier endet der heutige Weg für die meisten. Ich treffe den ersten Österreichischen Pilger aus dem Tullner Feld, der schon seit 15:00 beim Bier sitzt. Mehr bleibt ihm nun auch nicht zu tun.

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Ich aber habe nun den Pilgerweg für mich alleine ! Alle,alle bleiben sie in Puente de la Renia ! So kann ich dem Pilger der kurzen Etappen nur antizyklisches Pilgern empfehlen: Spät weg, spät ankommen - kein Massenauftrieb im Gelände, kein Krach , nur der Weg und das Ziel.

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Die ganze Landschaft ist ins Parfum des blühenden Ginsters getaucht. Ich habe noch 2 1/2 Stunden und die sind vielleicht die Schönsten des Tages, ein Flug durch den aufblühenden Frühling.

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Da hat vor mir wohl einer schon zuvor die Freiheit der Natur verspürt und seine Maske einfach abgestreift!
In Mañeru weckt der Doppeladler Beschlag an der Kirchentüre heimatliche Gefühle.

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Um 19:30 erreiche ich das 140
Seelenkaff Lorca; Albergue im 10er Zimmer, dünne Gemüsesuppe, aufgewärmte Paella , die ihr Vorbild aus Valencia nicht kennt.
Sei’s drum, das Bier schmeckt!

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21.05.2023

Tag 24 | Pamplona; Ruhetag; 10,2km

Ich kann nicht sagen warum, doch finde ich keinen rechten Zugang zu Pamplona.

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Gewiß, es ist eine der bedeutendsten Städte am Pilgerweg und bietet für einen Ruhetag reichlich Anregungen und eine ausgezeichnete kulinarische Versorgung , und doch läßt mich Pamplona ratlos zurück: Noch nicht richtig Spanien aber auch nicht Frankreich , baskisch eben; irgendwie düster und von ernster Strenge; die Straßen breit und in regelmäßigem Muster, die Kaufläden in ihrem Angebot eher an Sofia denn an Madrid erinnernd.

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Alles dreht sich um ‚Sanfirmin‘ und seine Feria, von der wir alle die Bilder der durch die Straßen laufenden Stiere kennen.

Der Hl. Firmin weiß gewiß selbst nicht , wie er zu dieser Ehre kommt. Er war Bischof vom Amiens und dort Anfang des 4. Jh. martyrisiert worden. Nie hat er in Spanien besucht , seine Reliquien ruhen im 34 Einwohner Dorf Saint - Acheul in der Picardie , er ist weder Stadtpatron noch Patron des Königreichs Navarra. Der ist nämlich der Baske St. Ignatius von Loyola , der im Spanisch Französischen Krieg genau hier in der Schlacht um Pamplona 1521 , durch eisernen Durchhaltewillen aufgefallen , seine schwere Verwundung erlitt, die dann zu seiner Conversion und seinem Aufstieg zu einem der großen Heiligen der Gegenreformation führte.

Die Feria des Heiligen Firmin wird auch nicht an dessen Festtag im Oktober gefeiert , sondern wegen des besseren Wetters in der 2. Juliwoche. Da laufen dann die Stiere und zwar nur dann, obwohl Pamplona die zweitgrößte Stierkampfarena Spaniens besitzt , die eben 51 Wochen im Jahr ungenutzt bleibt

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Jenem Höhepunkt des Jahres sind auch die zahlreichen Kitschläden geschuldet, die an jeder Straßenecke rote Halstücher und Baretts aus erlesener chinesischer Produktion zur Festverkleidung anbieten, dazu allerlei Plastikstiere und Püppchen. Dieses Fest dürfte überhaupt mit allerlei Mummenschanz einhergehen und schon jetzt zieht der eine oder andere Maskierte durch die Gassen; ich beobachte einen zweibeinigen Stier der sein monumentales Gemächt schwingt.

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Sonst hat die Stadt ein weitläufiges Museum , das problematische altrömische Mosaike zeigt und beeindruckende mittelalterliche Fresken. Ich kenne letzteres aus dem Katalanischen Nationalmuseum in Barcelona und es macht mich immer traurig , diese Meisterwerke der knienden Kunst nicht mehr in situ zu wissen , sondern gleichsam kastriert und antiseptisch , zu Tode restauriert in kalter musealer Aufmachung dem voyeuristischen Blick des Schauers feilgeboten.

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In der Kathedrale finde ich wieder die ernste Strenge , die der Stadt zu eigen scheint und immerhin eine Samstagabendmesse, wohl im Ritus Pauls VI. aber ohne jegliche Exzesse.

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Selten kommt der Pilger ja zu seiner Messe , denn er muß früh raus und der Weg ist weit.
Die Samstagabendmesse und der neue Ritus sind da ein Kompromiß, der grade noch angehen mag; so hoffe ich.

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Nun bin ich an Marschtagen genau in der Hälfte: Vor 24 Tagen bin ich in Poitiers aufgebrochen, und 24 Tage liegen bis Santiago vor mir.

20.05.2023

Tag 23 | Roncesvalles - Zubiri - Pamplona; 41,7km

Bereits im 6:00 hat mich das Geklapper der Skistöcke im Klosterhof geweckt; dem Partisan der Schönheit optisch ein Graus, dem Profipilger eine Torheit; daß die da lächerlich aussehen merkt jeder feinsinnige Beobachter, aber untauglich in schwierigem Gelände sind sie überdies; ein Pilgerweg ist nun mal keine gespurte Langlaufloipe und wenn’s mal steil wird , nesteln die Skistockbewehrten mit ihren Stangln ungelenk herum und versuchen den einen ( hinderlichen) irgendwie unter den Arm zu klemmen oder am Rucksack zu fixieren.

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Jetzt sind sie alle also wieder am Weg, auch jene, die in St. Jean au Pied de Port die Mogelpackung gekauft haben:
Für 8€ bietet man dort an das Gepäck , für 18€ den ganzen Pilger samt Gepäck über den Paß zu karren; doch davon wird später niemand was erfahren.

Der ganze Pulk ist‚ en marche‘, doch bald bieten sich mir Ausweichmöglichkeiten.

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Der Pilger nämlich sucht immer den ‘Alten Weg’, die originale, historische Pilgerroute. Der ‘Alte Weg’ ist manchmal wirklich sehr alt. So wanderte ich einst am Weg nach Rom zwischen Villach und Arnoldstein auf der alten Römerstraße und habe mir mitten im Wald auf einer der typischen , aber von mir dort nicht vermuteten Schienenrinnen beim Sturz fast das Kreuz gebrochen.

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Den ‘Alten Weg’ erkennt man daran, daß er möglichst direkt führt, immer so nahe an der Direktissima wie möglich.

Moderne Straßen umfahren Steilstücke , die ein Pilger und ein Maultier durchaus bewältigen können. Der ausgeschilderte Pilgerweg vermeidet wiederum vielbefahrene Straßen aus Sicherheitsgründen und zur Wanderlust und kraxelt dann oft links und rechts der Straße auf und ab.

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Der Pilger geht seinen Weg , und den bastelt er aus beiden Angeboten; so gehe ich wenn es direkt geht immer den Pilgerweg und wenn sie Straße flotter scheint jene.

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Ich will an’s Ziel und nicht wandern! Oft bleiben Automobilisten stehe und versuchen mich händeringend zum abseitigen Pilgerweg zu nötigen.

Ich bleibe stur und mache Strecke. Die ist dann auch nicht ,wie die Kilometrierung nach Pamplona angibt 47km, oder der Pilgerführer 44,8km sondern gerademal 41,7 km lang!

Zunächst mal Karawanen Marsch bis Mittag; die Mühsal verschönt mir das Gespräch mit einer Französischen Volksschullehrerin aus der Bretagne; Royalistin und Traditionalistin, dazu noch überaus hübsch. Da sie 25 ist steigert sie auch mein Tempo beträchtlich und mittags sind wir in Zubiri, wo der Pulk verendet.

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Mir ist rätselhaft, warum diese Leute so früh abmarschieren ,um dann bereits in der Mitte des Tages die Refugios zu stürmen. Diese Orte laden im Allgemeinen nicht einmal dazu ein, sich fröhlich zu betrinken. Was machen diese Leute dann?

Menschenfischer sind an diesen Orten am Camino Frances unterwegs. Alte Frauen fragen flüsternd: ‘Cama? Habitacion?’, Und da ist nichts Schlüpfriges dabei! Sie wollen nur mit dem Kinderzimmer ihrer ausgezogenen Kinder ein paar Euro verdienen, ohne daß sie die Finanzbehörde auszieht!

Ich freilich ziehe weiter, peitsche 10 km Straße herunter, die logischerweise wie einst am Fluß geht und wechsle dann auf den Pilgerweg, der nicht wie die Straße die Vorhügel vor Pamplona umgeht , sondern sie scharf anschneidet , über eine alte Brücke die Vororte erreicht und dann um die Courtinen der Festung herum direkt ins Herz der Stadt stößt.

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Nach fast 42km und zur Einstimmung zum Ruhetag darf der Pilger sich was gönnen: Restaurant Europa, das erste Haus am Platz!

‘Als Mahl beganns. Und ist ein Fest geworden, kaum weiß man wie.’

Das Herz der Wirtsleut schlägt für den Pilger, und die profunde Einführung in die Weine von Navarra wird mir am weiteren Lebensweg noch viel Freude bereiten!

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Gnaden über Gnaden!
….alle unverdient!

19.05.2023

Tag 22 | St.Jean au Pied de Port - Roncesvalles ; 1250 Höhenmeter; 27,7 km

St. Jean atmet schon etwas die Atmosphäre von Santiago. Für viele endet ihr Pilgerweg hier, um ihn im nächsten Jahr wieder aufzunehmen und so treffen erleichtertes Ausruhen und erwartungsvolles Beginnen hier aufeinander und alles neigt zum Fest . Man ißt hier ausgezeichnet und Spaniens Nähe merkt man an lokalem Jamon und ganz wunderbarem Schaf- und Ziehenkäse , der dem Manchego ähnlich ist und am Besten mit eingelegten Amarenakirschen genossen wird. Dazu paßt der überraschend gute Rotwein aus St. Jean, der auch diese Kirschnote hat.

Genug geschwärmt vom gestrigen Abend! Die Pyrenäen gilt es heute zu überqueren!

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Dafür erhebe ich mich früher als üblich um mich bereits um 7:30 auf den Weg zu machen.

Das war ein Fehler, denn die gute Idee haben alle und so beginnt die Prozession , oder besser die Karawane, denn nichts Religiöses haftet ihr an, bereits in der Hauptstraße von St. Jean und ihr entkomme ich nicht mehr.

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Das erweist sich als weit mühsamer als der Weg selbst, denn die Routenführung ist perfekt. Die ersten 600 Höhenmeter geht der Weg scharf an, da die Glieder noch ausgeruht sind, dann steigt er kontinuierlich am Kamm an. Die Römer nutzten den Übergang für ihre Fernstraße Bordeaux - Astorga, Karl der Große nahm die Route 778 für seinen Feldzug nach Saragossa und Napoleon verlegte 1812/13 über ihn seine Truppen nach Spanien.

Alle die waren mit Sicherheit besser gekleidet als die Volksmassen , die sich augenblicklich über den Paß wälzen. Gleich welchen Alters leuchten sie in ihren knallbunten Kindergewändern in der Landschaft als hätte man zum Kindergeburtstag Schokosmarties über die Landschaft gestreut. Überhaupt stellt sich ja mehr und mehr die Frage ob es nicht auch unter kulturelle Aneignung fällt , wenn ergraute Großväter versuchen wie ihre Enkelkinder am Spielplatz daherzukommen.

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Die unvermeidlichen Radfahrer haben’s besonders schwer und sehr vorsichtige Bergkameraden verzichten auch hier auf die Maske nicht.

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Dieser ewige Strom von Menschen reißt nicht ab; mal versuche ich es auszusitzen, da kommt schon die nächst Welle daher. Am Deutlichsten wird die Unnatürlichkeit diese Berginvasion, da man einander nicht mehr grüßt. Alle Kontinente sind vertreten, besonders viele Asiaten und natürlich US - Amerikaner , die gar nicht wissen wer dieser Santiago war und welcher Religion er angehörte.

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Das alles strengt an. Bleibt man kurz stehen um die Aussicht zu genießen, drängen die nächsten nach und angesichts der baumlosen kahlen Hänge auf der französischen Seite werden die allermenschlichsten Bedürfnisse verunmöglicht.

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Präzise auf 1200m hat sich ein findiger Baske mit seinem Lieferwagen positioniert und offeriert überteuert Bananen, Orangensaft, Wasser, harte Eier und Müsliriegl. Er ist hier seit 11 Jahren von April bis Oktober anzutreffen und freut sich über einen Zulauf wie der Würstelstand bei der Albertina zu Wien.

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In all dem Trubel tröstet doch der köstliche Blick weit ins Land und die Gnade guten Wetters. Ein eisiger Wind bläst zwar und wir haben 7* , aber klare Fernsicht und kein Regen droht. Pferde, Kühe und Schafe auf der Weide geben ein edleres Bild als die kanarifarbenen Bergtouristen.

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Gleich nach der Rolandsquelle beginnt Spanien und 765km sind es von da noch bis Santiago. Auf spanischer Seite fangen Buchenwälder den Wind ab und auf 1429m ist die Paßhöhe erreicht.

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Der 400 m Abstieg nach Roncesvalles ist angenehm. Im Augustinereremitenkloster soll es noch 5 Mönche geben, die man aber nicht zu Gesicht bekommt in diesem riesigen Beherbergungsbetrieb. Alleine 300 Betten hat das Refugio , die alle ausgebucht sind; ich komme sehr bequem im Hotel unter, habe aber bereits vor drei Tagen gebucht.

Die Klosteranlage wirkt eher düster .Der Caudillio ließ wichtige Restaurierungsarbeiten vornehmen und der Virgen von Roncesvalles einen prächtigen Baldachin aufbauen , eine Kopie von jenem in Girona.

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Das Grab König Sánchez VII des Starken wird hier verehrt und beide Schätze, die das Wappen Navarras bilden , bewahrt das Kloster hier: Die Ketten und den großen Smaragd, die der König dem Kalifen in der Schlacht von Las Navas de Tolosa angenommen hat.

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Alles aber überschattet die Erinnerung an jene verheerende Schlacht von Roncesvalles, in der die Nachhut des Karolingischen Heeres unter dem Rasenden Roland - Orlando Furioso vernichtet wurde . Zu spät hat Ritter Roland in den Olifant geblasen um den Großen Karl zu rufen.

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Des Rolands Leichnam lag bis zur Französischen Revolution in Blaye , ein Tagesmarsch vor Bordeaux und der Olifant ist jetzt im Kathedralmuseum von Santiago.

So gehört alles zusammen.

18.05.2023

Tag 21 | Saint Palais - Ostabat - St. Jean au Pied de Port; 33km

Wir haben alle Migrationshintergrund. Als vor rund 4500 Jahren unsere Vorfahren sich irgendwo südlich des Ural in Bewegung setzten um die Welt zu erkunden, zogen die einen nach Osten um die Induskultur zu vernichten und die örtlichen Indigenen als Parier zu versklaven, wärend deren Cousins , unsere Ur Ur et cetera Opas sich nach Westen wandten um die Europäische Urbevölkerung auszurotten. Ich glaube , das nennt man das Bevölkerungsaustausch.

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Ganz ist es unseren Altvorderen allerdings nicht gelungen, denn ein paar unbeugsame Ur - Europäer haben in der abgelegenen Landschaft der Pyrenäen überlebt und mit ihnen auch ihre einzigartige Sprache, für uns völlig unverständlich und ohne Vergleichbares; Steinzeiteuropäisch!

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Bizarre Mutmaßungen gibt es von Ähnlichkeiten zu den Berbersprachen oder gar zur Ainu - Sprache auf Hokkaido , aber nichts Genaues weiß man nicht.

Hier im französischen Baskenland jedenfalls wird sie tatsächlich noch gesprochen und in der Kirche in St. Jean höre ich dann Kirchenlieder in Steinzeiteuropäisch!

Bis dahin aber ist es noch ein Stück! Mir perfektem Pilgerwetter geht’s zunächt zur Stele von Gibraltar, die nichts mit dem Felsen am Eingang des Mittelmeers zu tun hat, sondern auf eine Verballhornung des baskischen Wortes ‘Chibaltarem’ zurückgeht, das ‘Treffpunkt’ heißt.

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An genau dieser Stelle nämlich kommen 3 der 4 Santiago Wege zusammen : der aus Paris/Tour, den ich gehe, der aus Vezlay für die Norddeutschen und ihr Hinterland und der aus Le Puy für die Süd Deutschen und deren Hinterland. Italien und der S-Osten nehmen den Weg über Arles , der sich mit den anderen erst in Punta de La Reina in Spanien vereinigt.

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Von der Kapelle von Soyarce
prächtiger Blick weit übers Land zu den ersten Gipfeln der Pyrenäen und ein beglückender Gang bis Ostabat. 

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Bereits im Pilgerführer des 12.Jh. vermerkt als der erste Ort , wo die drei Wege zusammenkommen , hat es die Siedlung bis vor 30 Jahren nicht wirklich über einen Misthaufen samt anreinenden Häusern hinausgebracht. Nun aber trug das neu erwachte Pilgerleben reiche Frucht und der Ort, der noch immer nicht mehr als rund 200 Einwohner zählt , ist schmuck herausgeputzt und bietet sogar eine Bar!

Zügig nun von den Hügeln ins Tal zum Etappenziel. Der ausgeschilderte Weg bummelt freilich Hügel auf und Hügel ab zick zack durch die Landschaft um Straße zu vermeiden und Naturerlebnisse zu schenken.

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Das aber ist nicht des Pilgers Ziel!

Ich will ankommen! Also eben die letzten 10km Straße und dann hinauf Richtung Zitadelle um ganz canonisch durch die Porte de St. Jaques einzuziehen!

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St. Jean Pied du Port ist einer der lieblichsten Orte, die ich je gesehen habe und ja, er ist touristisch überlaufen wie auch Venedig, Hallstatt et cetera; Preis der Pracht!

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Wer das vermeiden will, begebe sich nach Amstetten, dessen touristisch Schönheiten warten noch auf ihren Entdecker!

17.05.2023

Tag 20 | Sorde-l‘Abbaye - Peyrenhorade - Arancon - Bergouey - Vielleanave - Saint Palais; 35km

Austere sind die Refuges in Frankreich; oft habe ich in Spanien am Santiagoweg in den dortigen Einrichtungen Unterschlupf gefunden und immer ging es recht lustig zu; mal war alles sehr bescheiden und oft auch recht dreckig , aber es durchzog alles die gewisse Leichtigkeit des Seins.

Hier geht es nobler zu; gestern durfte ich noch am Pilger Dîner teilnehmen; es lief ab wie in einem Kloster der strengen Observanz ohne Gott; denn niemand machte auch nur ein Kreuzzeichen geschweige denn ein Tischgebet.

Kasernensuppe, Huhn in zerkochtem Gemüse und Industriecamembert wurden solem aufgetragen wie im Tour d‘Argent in Paris; das Tischgespräch verhalten, dezent, ohne grelle Farben und laute Töne; dezent begibt man sich in den Schlafsaal.

Um 8:00 morgens müssen alle draußen sein. Die andern drei Pilger haben bereits um 7:00 den freundlicherweise von der Gemeinde zu Verfügung gestellten Bus in Anspruch genommen , der die augenblicklichen nicht verwendbare Brücke umfährt. Für mich kommt das nicht in Frage, also habe ich halt 5km mehr um nach Peyrenhorade zurückzugehen um die dortige Brücke zu nehmen.

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Überhaupt ist der Haken über Sorde l‘ Abbaye nur der Tradition geschuldet. Einst gab es hier eine bedeutende Abtei von der gerademal eine Ruine und die leere Kirche übergeblieben sind. Nicht einmal einen Pfarrer haben sie noch, gelegentlich schickt die Konzilskirche einen Geistlichen vorbei. Im berühmten Pilgerführer des 12. Jh. findet der Ort besondere Erwähnung, indem dem Pilger angeraten wird, sein Pferd, sollte er eines haben , nicht auf das wackelige Fährboot zu laden, sondern mitschwingen zu lassen.

Heute gibt es kein Fährboot und eben nicheinmal eine funktionierende Brücke.

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So gehe ich eben zurück - immer eine Tortur dem Pilger - erreiche dort das andere Ufer und nach rund einer weiteren Stunde bin ich im Baskenland. Hier ist es merklich hügeliger , es geht schon auf‘s Gebirg zu wie bei uns hinter Steyr.


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Ich durchwandere bezaubernde Dörfer, so fein herausgeputzt, daß man all das für eine Museumslandschaft halten könnte : weißer Verputz, offen liegende steinerne Eckresalite und einheitlich rostrot gestrichene Holzpartien.

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Bergouey ist besonders liebreizend und hat sogar eine Tankstelle aus den 40er Jahren; die ist natürlich nicht in Betrieb, seit 40 Jahren schon nicht mehr ; genausowenig wie das Wirtshaus, die Bar und die Bäckerei , wie mir ein freundlicher Dorfbewohner phlegmatisch mitteilt : ‚Tout fini ici! !‘

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 Immerhin hat sich in Bergouey sogar der Hochaltar in der Kirche erhalten und auf das Lutherale wurde verzichtet.

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 Das präsentiert sich im Nachbarort Vielleanave ganz anders: Da hat man den Hochaltar zertrümmert, den Tabernakel herausgebrochen und in Kniehöhe (!) in die Chorwand eingelassen. Tout fini ici!

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Wer keine Erwartungen hat, muß auch keine Enttäuschungen gewärtigen. Auch das lehrt das Pilgern für‘s richtige Leben ! Ich habe mit keinerlei kulinarischer Infrastruktur gerechnet und ernähre mich frohgemut aus dem Ricksack.

Saint Palais freilich ist die sprudelnde Oase in der Wüste. Ich gestehe, ich verweigere die abtötende Schlichtheit der örtlichen Herberge und steige im tadellosen Hotel Midi ab , woselbst ich mich an Foie Gras und Tête de Veau delectiere.


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 Ich bin eben kein Jansenist!

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Ich bin eben kein Jansenist!

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16.05.2023

Tag 19 | Dax - Cagnotte - Peyrenhorade - Sorde l’Abbaye; 29km

Mit dem Überschreiten der L‘Adour habe ich die fade aufgeforstete Heide verlassen und bin mit Dax in die ‚Chalosse‘ eingetreten. Das Wort stammt aus dem Altaquitanischen und beschreibt das Unbekannte.

Hier erkenne ich die Pyrenäen schon deutlich am Horizont ! Ich durchwandere eine leicht hügelige Landschaft, die aussieht wie bei uns im Alpenvorland; Mostviertel, irgendwo zwischen Mank und Kirchstetten; …wäre da nicht gelegentlich Fiederpalmen und allerlei südliches Gewächs

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So in gehobener Stimmung durch abwechseldes Gelände marschierend, erwarte ich mir viel von Cagnotte, das ich am späten Mittag erreiche; ein verzeichnetes Gasthaus und einen Lebensmittelladen jedenfalls.

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Das Gasthaus gibt es schon lange und den Greißler seit einiger Zeit nicht mehr; dafür zeigt die Maschinenwelt hier neue Inovation: zusätzlich zum Brotautomaten hat man auch eine Pizzamaschine aufgestellt und beide sind mit Plastikgeld zu bedienen.

Welche Scheußlichkeit in welcher Form beim Pizzaspender herauskommt will ich mir gar nicht vorstellen und wende mich mit Grausen.
Die Kirche das Übliche mit zerstörten Prespyterium, dafür wurden die Bänke naiv mit Jakobsmuscheln dekoriert; immerhin, der Pilger freut sich.

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Schmaler Mittagstisch : eine Orange und ein Youghurt hab‘ ich noch in den Tiefen meine Rucksacks gefunden.

Hübsch jedenfalls der weitere Weg; beim Ortsanfang von Peyrenhoarde komme ich an einer riesigen Oberschule vorbei und ebensolchen Sportanlagen; Trinkanlagen suche ich vergebens; die Jugend sitzt am Trockenen.

Sorde l’Abbaye wäre ein bezaubernder Ort mit sehr schöner Bausubstanz , wäre da irgendeine Infrastruktur. Die rührige Bürgermeisterin klärt mich auf, daß der Wirt Schande über den Ort bringt, weil er zu faul ist aufzusperren und die Ruhe der sozialen Hängematte Frankreichs vorzieht.

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Ein kleines Café wird als Hobby von alten Damen geführt die schenken nur Tee, Kaffee und Fruchtsäfte aus.
Ich verlasse die Comfortzone und komme in der Pilgerherberge unter, auch von einer liebenswürdigen alten Dame geführt und die hat auch kein Bier.

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Ich weise sie auf den Ernst der Lage hin und erläutere Ihr die enorme Bedeutung des Pilgerbiers als Isotonicum und krönender Abschluß aller Anstrengungen und da gelingt es mir ihr Herz zu erweichen :

Sie fährt mich in den rund 20min entfernten Supermarkt, eine Kaufhalle von enormer Ausdehnung, kein Personal um einem den Weg zu weisen. Ich irre durch schier endlose Regalgänge, dann nur Heineken in Dosen, endlich Affligem im 6 er Pack;

Da mache ich den Fehler, der den Abend versenkt: im Pilgerquartier muß ich erkennen: ich habe alkoholfreies Bier gekauft!

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15.05.2023

Tag 18 | Lesperon - Taller - Dax; 32km

Es scheint mir, am Morgen ganz weit am Horizont die Pyrenäen zu erahnen; 4 Tage habe ich noch hin.
Ich entschließe mich heute den ganzen Tag auf der Straße zu bleiben, denn die lästigen Stiche von gestern haben mir tatsächlich den Schlaf geraubt. ‚Mouche de Pin‘ heißen die Mistviecher, wie mir die Einheimischen erläutern. Auch sie fürchten sie und so sucht kaum jemand die Wald genannte Holzplantage zum erquicklichen Erholungsspaziergang auf.

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Nach 12km erreiche ich Taller, wo ein Wirtshaus auf der Karte vermerkt ist; etwas zu früh am Tage, aber der Pilger nimmt was er kriegt; bald stellt sich heraus, er kriegt gar nichts, denn Taller hat jede Infrastruktur verloren und auch in der üppigen Halle de Réunion gab es schon lange keine Reunions mehr! Dabei doch ein Fortschritt: der mir bereits bekannte Brotautomat nimmt hier auch Plastikgeld; schmaler Pilgerlunch aus dem Tornister, ein freundlicher Altfranzose versorgt mich mit Wasser.

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Eilig nun auf der Départementstraße in gleichem Trott weitere 20km zum Ziel.
Wenn der Pilgerweg das Leben en miniature abbildet, dann entsprechen solche Etappen, der Monotonie des Altags, der sprichwörtlichen Mühe der Ebene; sie fordern keine exorbitante Kraftanstrengungung, nur Ausdauer und Geduld. Je schneller man damit fertig ist umso besser; gelegentlich ein paar hübsche Fachwerkhäuser, so jede Stunde mal eins, dann erreiche ich Dax.

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Schon zur Römerzeit ein beliebter Kurort, erlebte die Stadt wie die ganze Landschaft vor rund 150 Jahre einen bedeutenden Aufschwung, der heute wohl verebbt ist.

Ich steige im Hotel Splendid ab, Baujahr 1929, erinnert aber an ein Luxushotel in der Tschechoslowakei anno 1979; wer genau schaut findet Details aus großer Zeit und die Eingangshalle ist noch immer imponierend. Das Restaurant ein wirklich gutes der Tschechoslowakei von 1979.

 

Der Pilger kommt um 18:00 sogar zu einer Sonntagsmesse in der heute gebräuchlichen lithurgischer Barbarei; im Dom aus dem 18. Jh. hat sich das großartige Aposteltor des Vorgängerbaus aus dem 13. Jh. erhalten , das bereits an die Porta de la Gloria in Santiago erinnert.

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Heilige und Dämonen sind der Erde von Dax erwachsen: der Königsmörder Roger Ducos  ist 1747 hier geboren; wendehalsich hat er den Sturz seiner Jakobinerfraktion überstanden, sich dann dem Direktorium und endlich Napoleon angedient, der ihm sogar das prächtige Loire Schloß Amboise schenkte, wo der Verbrecher die mittelalterliche Kapelle abbrechen ließ ‘weil sie ihm die Sicht verstellte’ und damit auch so nebenbei das Grab des Leonardo da Vinci für immer zerstörte. Zur Zeit der Restauration suchte er sein Heil in Deutschland, wo er 1816 mitsamt seinem Wagen zu Tode stürzte. Sein Weg war zu Ende.

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Nie geht der Weg des Liebsewerkes des Hl. Vinzenz von Paul, des wohl der größte Sohn von Dax ist zu Ende, denn seine Vinzentinerinnen lindern noch heute das Leid so vieler Kranker. Der Partisan der Schönheit liebt sie besonders, denn wenn sie korrekt angezogen sind, tragen sie mit Sicherheit den schönsten Habit von allen!

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13.05.2023

Tag 17 | Labouheyre - Onesse-Laharie - Lesperon ; 32,9km

Kalt war es in der Nacht : 9* draußen , 11* drinnen; die Heizung funktioniert ebensowenig wie die Spülung; das Warmwasser nach einiger Geduld tröpfchenweise. Aber es gilt : Deus providebit : Entgegen der Wettervorhersage strahlender Sonnenschein,der angekündigte Regen nicht in Sicht. Fadesse pur in den Landes: erst 10 km schnurgerade neben der Autobahn, dann 10km ebenso schnurgerade durch die Holzplantage.

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Einst wurde an diesen Kiefern Harz gewonnen, das aber hat sich mit dem Kautschuk aufgehört; die Britischen Bergweksstollen sind auch keine Abnehmer mehr; bleibt eben China.

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Sensation des Tages: ein kleiner Graben wird überwunden, drei Kurvern und ein paar Eichen! Die Lilien wachsen neben der Straße.

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Nach gut 20km freue ich mich auf den Mittagstisch in Onesse- Lahire, ein ganz hübscher Ort mit netten Fachwerkhäusern, ein völlig anderer Eindruck als in der Charente Maritime, der dem Automobilisten stets entgehen wird.

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Auch sehe ich hier einen ‚Arbre de Mai‘, die örtliche Variante des Maibaums, der in der Gascogne speziell zu runden Geburtstagen von Freunden für einen zu ehrenden aufgestellt wird.

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Das Restaurant freilich existiert nicht mehr; bleibt daneben ein Laden mit Tabak und Zeitungen, der auch schlechten Kaffee, Industriekekse und Zigaretten verkauft. Ich habe mir eigentlich seit drei Tagen das Rauchen abgewöhnt, doch Angesichts dieses reichen Angebots kann ich nicht widerstehen; die Schachtel kostet sowieso so viel wie ein Mittagsmenu in der France Profonde; irgendwie entäuschend: schmeckt nicht wirklich!

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Den Zielort Lesperon lasse ich im Wortsinn links liegen um das einzige verfügbare Hotel mit dem verheißungsvollen Namen ‚Paris-Madrid‘ anzusteuern.

Mit meiner ausgezeichneten elektronischen Karte kann man über die Forstwege recht gut navigieren, doch - respice finem - die Herausforderungen besteht sehr genau die Wege zum Ende zu verfolgen, denn die Schneiße der Autobahn ist unüberwindlich. Vor Jahren hatte ich auf solchen Märschen in Italien die Via Cassia zwei mal zu queren, und ich möchte das nicht nochmals wagen.Es darf eben kein Holzqweg sein.

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Die kleineren Forststraßen sind recht hübsch zu gehen, doch hüte man sich, auch nur gelegentlich stehen zu bleiben. Denn hier schwirrt ein unangenehmes Insekt, wohl eine Art Bremse die dicke Geschwülste mit Eiteraustritt verursacht . Ich durfte das schon kennenlernen und auch im flotten Pilgerschritt haben mich zwei erwischt.

Bald erreiche ich so das Quartier dessen Ankündigungstafel mich leicht besorgt: ‚Pizzaria‘ steht da aufdringlich zu lesen und ich esse das Napolitanische Fladengericht gerade mal bei Sobrillo im Schatten des Vesuv.

Es ist so schlimm wie befürchtet. Alternativ gibt es Hühnergeschnetzeltes in fader weißer Sauce; ich versuch mit Roquefort, Salz und Pfeffer zu verbessern soweit möglich.

Sonst sind noch vier geräuschvolle , fette Holländer im Lokal , die hineinstopfende, was immer sie bekommen.

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Frühe Bettruhe ist eine gute Voraussetzung die morgige Wegstrecke ins verheißungsvolle Dax zeitig anzugehen. Der leichte Rotwein der Gascogne mundet.

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Tag 16 | Liposthey - Labouheyre; 14km

Gott ist gnädig mit dem Pilger : entgegen der Wettervorhersage strahlend blauer Himmel ; zunächst. Um mein Glück vollständig zu machen, zeigt mir mein Quartiergeber noch einen nicht markierten Pfad durch die Holzplantage, ein milder Forstweg ohne jeden Verkehr.

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So pilgere ich unbeschwert und unter Idealbedingungen dem gänzlich uninteressanten Labouheyre entgegen; ein halber Ruhetag erwartet mich, da ich gestern mangels Quartier in Le Muret 11km mehr als geplant gegangen bin und also heute gerade einmal 14km zu marschieren sind.

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Zum Mittagstisch bin ich vor Ort. Der Weg war einfach und langweilig; Kiefern und zur Abwechslung auch Karotten, Kukuruz und Spargel. Der Ort ist ebenso langweilig aber wohl nicht einfach hier zu leben. In solcher Umgebung entwickeln sich die Familientragrödien des Mauriac.

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Einzige Überraschung: Am Ortsanfang eine Ortstafel auf Gascognisch! Also hier fängt das mit den Dialekten, die sich für Sprachen halten bereits an!

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Keine Überraschung die Kirche, die passend dem Hl. Jakob geweiht ist: Wüstenei der Kirche des Konzils: einmal im Monat gibt es hier noch eine Sonntagsmesse und das ist in Frankreich am flachen Land nicht unüblich. Innen ist alles erwartungsgemäß ausgeräumt , der Hochaltar gleichsam weg gehackt, daß man gar nicht glauben kann , daß da einmal einer war; dafür hat man jetzt Platz im Presbyterium Klappstühle und andere Gerätschaften, die man im neuen Kult benötigt zu lagern. Die Konzilstheke verzichtet auf Kreuz und Kerzen.

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Mein Pilgerbruder und hoher Schriftleiter im Eckart , wo selbst ich regelmäßig publiziere, Konrad Markward Weiß, dem ich davon am Fernsprechgerät erzähle, zeigt sich als Halbfranzose mit leicht jansenistischer Tendenz weniger schockiert empfiehlt mir aber im Scherz ein Remedium : Ich solle doch meinen Weg später mit einem Sattelschlepper abfahren und in jeder Kirche ein paar hundert Putti ausfliegen lassen! Das wäre immerhin ein Anfang!

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12.05.2023

Tag 15 | Le Barp - Belin Belient - le Muret - Lipostey; 36,1km

Die ersten Pilger am Weg! Gleich mir haben sie die Nacht in diesem guten Hause zugebracht und ebenso köstlich getafelt. Nun will es mir aber scheinen , das sind doch eher Spaziergänge : Ihr Abendziel ist mein Mittagsplatz und das Gepâck wird ihnen mit dem Auto hingebracht; nun gut , sie werden viel frische Luft einatmen können!

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Mit dem tatsächlichen Pilgern verhält es sich wie mit unserem Leben im Kleinen: Es gibt einen Anfang und ein Ziel; das ist eben das Ende. Dem streben wir zu ; und wie im richtigen Leben gibt es Frohsinn, Rausch , Jubel und Glückseligkeit; dann wieder Strecken der Einsamkeit , der Mühsal, der Fadesse. Beide Seiten unserer gefallenen Existenz gilt es zu erfahren und zu ertragen; denn das ist die Wirklichkeit .

Nach zwei Wochen Wohlleben und Frohsinn bei Kaiserwetter bekomme ich nun Gelegenheit ein paar Sünden abzubüßen: Das Wetter - und das ist neben dem Weg des Pilgers größte Sorge , ist deplorabel: Vormittags Nieselregen rhythmisch variiert mit Starkregen, am Nachmittag Sonne, Wolken , starker Wind und gelegentlich ein Wolkenbruch. Kalt ist es , denn bei aller Ausrüstung bin ich ab Mittag doch durchnäßt bis auf die Haut.

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Zur Strafverschärfung monotoner Straßenhatscher, das Meiste neben der Autobahn.

Dazu führt der Wege in das Departement Landes. Wortwörtlich heißt das ‘ Heide’, doch die gibt es lang nicht mehr. Im Museum für Aquitanien habe ein altes Photo der Hirten gesehen ,die auf Stelzen gingen um ihrer Herde in dem flachen Gelände nicht aus dem Auge zu verlieren.Karges Leben in karger Landschaft. François Mauriac hat es beschrieben.

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Napoleon III, der gleich Mussolini seinem Land viel Gutes getan hat, ehe beide in Großmachtaphantasien ertranken, hat die Heiden aufgeforstet ,das größte geschlossene Waldgebiet West Europas entstand und die wenigen Einheimischen kamen zu etwas Wohlstand.

Heute wird das Holz der Kiefernplantagen hauptsächlich nach China exportiert, wo die Wertschöpfung verbleibt.

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Wie Wirtschaft in Frankreich funktioniert, konnte ich an einer kleinen Straßenbaustelle studieren. Bei uns bräuchte man für die Sanierung diese Abzweigung wohl 3 - 4 Leute , hier habe ich 11 gezählt ( 2 waren außer Reichweite meines Objektes). Daß man angesichts dieses Arbeitsleides das Pensionssalter nicht von 62 auf 64 hinaufsetzen kann, wird jeder verstehen, der gesehen hat , wie sich hier die Leute abrackern.

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Völlig durchnäßt treffe ich um 19:30 im Pilgerquartier ein und dort wird der Tag noch mit der Lokalspezialität gekrönt : ‘Cassoulet des Landes’, ein Bohneneintopf von besonderer Scheußlichkeit.

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Dafür hatte ich lockere Abendconversation mit dem Patron, einem Polizeioffizier, wie man ihn sich vorstellt. Ein Mann mit Lebenserfahrung, der aus der Praxis kommt; über afrikanische Mitbürger weiß er viel aus eigenem Erleben zu berichten. Wir sind uns auch einig, daß Marine Le Pen eine Verräterin ist und die einzige Hoffnung für das katholische Frankreich Eric Zammour heißt.

Irgendwie eigentümlich aber schon, daß der Retter der Fille aînée de l'Église ein Algerischer Jude ist.

11.05.2023

Tag 14 | Bordeaux - Cayac- Château Leognan - Le Barp; 32,4km

Wieder 10km durch die Ausläufer von Bordeaux bis nach Cayac, wo eine prächtige Pilgerherberge aus dem 13. Jh. mitsamt Pilgerdenkmal noch heute Pilger aufnimmt, allerdings nur im schlichten Nebengebäude.

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Richtig am Land ist man erst nach rund 12km wo man das Weinbaugebiet Graves berührt; auch hier große Weine des Bordeaux, die weniger komplex als jene des Medoc sind, dafür leichter und eleganter.

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….und sie geben‘s hier auch billiger als im Medoc; in jeder Hinsicht: Château Leognan wird eben in ein sehr ansprechendes Landhotel umgebaut, im angeschlossenen Restaurant ‚Le Manege‘ kann man schon jetzt ausgezeichnet tafeln, und man läßt sich sogar dazu herab , dem Weinfreund Verkostung und Detailverlauf anzubieten!

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Die Pariser Kaufmannsfamilie Miecaze , die ihr Geld mit dem Handel medizinischer Geräte gemacht hatte, kaufte anno 2007 das Gut mit 70ha Wald und nur 6ha Wein und hat es mit Liebe zu einem der wichtigsten Häuser der Gegend gemacht.

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Das reizende Fräulein Michele führt mich herum und zeigt mir auch die Kapelle von 1897. Das Design der Bodenkachel der Altarstufe wurde zum Logo der Etikette des Spitzenweine des Gutes und ich verkoste entgegen meiner Mittagsgepflogenheit mit Freude.

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Denn jetzt wird es hart : ab hier rund 20km durch das Nichts schnurgerade; aus und vorbei die liebliche Weinlandschaft! Föhrenwälder , oft eher Holzplantagen angesichts der Bäume in Reih‘ und Glied wie Zinnsoldaten, weite Felder von scheinbar unendlicher Ausdehnung, kein Ort, keine Siedlung , nur besonders häßliche riesige Wellblechgeräteschuppen;

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auch mit den schönen Häusern der Charente ist es da vorbei; gelegentlich klotzige , moderne Protzhäuser der EU - Großbauern.

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Dazu den ganzen Tag schon schwieriges Pilgerwetter: Kurze schwere Güsse, Wolken, Sonnenschein und ein scharfer Wind von Westen; mindestens 5 mal habe ich heute umgerüstet; zum Finale ist der Weg noch durch Holzarbeiten abgekommen.

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Le Barp ist ein bizarr scheußliches Kaff, doch ich schlafe hier im einzigen schönen Haus der Ortschaft , das als kleines , feines Hotel geführt wird und überdies ein Haubenlokal anbietet. Gott ist gut!

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10.05.2023

Tag 13 Ruhetag in Bordeaux; 12km Stadtspaziergang

Ruhetage ist Ruhetag; also kein hektisches Besichtigungsprogramm sondern der ruhige Blick des Flaneurs auf die Stadt. Um sie auch nur oberflächlich kennen zu lernen braucht es ohnedies ein paar Tage, ein wirklich lohnendes Ziel für ein verlängertes Wochenende.

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Macht ein bißchen auf Paris, die Hauptstadt Aquitaniens mit ihrem regelmäßigen Stadtbild und den breiten Boulevards. Man könnte freilich auch sagen, Paris macht auf Bordeaux, denn Baron Hausssmann kopierte die stadtplanerischen Ideen des Marquis de Tourny aus der Mitte des 18. Jh.für Bordeaux !

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Wie es dem Pilger frommt, begebe ich mich zunächst zur Kathedrale.Der Vorgängerbau wurde vom Kreuzzugspapst Urban II geweiht und die Hochzeit Eleonores von Aquitanien mit dem Französischen König hat dort stattgefunden. Bei der anschließenden Party hat sie sich in den Englischen König Heinrich vergafft und bald als zugänglich erwiesen ; der Rest heißt 100jähriger Krieg.

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Im heutigen Dom feierten Ludwig XIII und Anna von Österreich Hochzeit zur glücklichen Versöhnung von Habsburg und Bourbon; hat auch nicht wirklich geklappt.

Nicht mehr viel los heute in der Kathedrale; man hat auf Museumsbetrieb umgestellt; das Allerheiligste kann nur gelegentlich der seltenen Messen verehrt werden und die Kreuzreliquie sowie der Dorn der Dornenkrone, die der Hl. Ludwig sandte , sind in Vitrinen im kleinen Dommuseum zu beglotzen.

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Dafür trifft der Pilger in der nahen Madeleine Kapelle auf die Reliquien des Seeligen Guillaume - Joseph Chaminade , der sich in und nach dem Wirren der Französischen Revolution um gefallene Mädchen gekümmert hat . Welch löbliches Anliegen!

Das nahe Museum von Aquitanien gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Region von der Steinzeit bis jetzt, nicht ohne einen besonderen Schwerpunkt auf die Verbrechen des weißen Mannes an allen anderen zu legen. Dabei überrascht, daß der Weiße Mann nicht unbedingt alt sein muß.

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An der Sammlung von Fayance Tellern kann man den Lauf Französischer Geschichte lesen: Teller mit dem Alliance Wappen von Habsburg und Bourbon zur Hochzeit von Marié Antoinette mit Ludwig XVI ( wobei der Doppeladler eher wie ein Doppelhuhn wirkt) über solche mit dem Freimaurerzirkel bis hin zu jenen, die den Königsmord feiern.

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Doch ein wenig Ancien Regime ist im Straßenbild zu finden: einige Neufranzösinnen scheinen Gefallen an den extravaganten Turmfrisuren der Zeit Marie Antoinettes zu finden!

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09.05.2023

Tag 12 | Blaye / Lamarque - Margaux - Arsac - Bordeaux ; 36,1 km

Um 9:00 ins Medoc übergesetzt; hier erstmals der Pilgerweg üppig ausgeschildert, denn drei französische Santiago Wege vereinigen sich hier. Da heißt es jetzt aber penibel aufpassen , denn der angezeigte Weg führt häufig in die Irre und dies auf Grund der Verwechslung des Pilgers mit einem Weitwanderer. Im Gegensatz zu jenem , der schöne Naturerlebnisse sucht , will der Pilger auf schnellstem und erträglichstem Weg unter Mitnahme so vieler Gnadenorte wie möglich sein Wallfahrtsziel erreichen.

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Erst die Gironde entlang und dann durch ein kurzes Waldstück , das ich durcheile um nicht vollends von Gelsen zerfressen zu werden , flaniere ich alsbald durch das teuerste Grundstück von ganz Frankreich : den Weingarten von Château Margaux !

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Das Gelände ist ebenso unspektakuläre wie der Ort Margaux; ein bißchen wie Podersdorf ohne Neusiedlersee.

Dafür stehen hier Schlösser dicht an dicht , wie bei uns Buschenschanken.
Zu trinken bekommt man freilich nichts ; die Schlösser sind auch nicht zugänglich und meist hinter Mauern und Hecken verborgen.

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Für Château Margaux habe ich ein Straßenbild der Tourismuswerbung photographiert, hinein kommt man nicht!

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Dabei stimmt doch bereits der Klang des Wortes ‘ Margaux’ das Herz höher! Hamingway hat seine Enkeltochter nach dem Château benannt ( auch eine Religion) und hätte Erich Honeckers Frau ‘ Margeaux’ anstatt Margot geheißen, vielleicht wäre manches anders gekommen.

Weiter durch die Weingärten von Arsac, die auch zu Margaux gezählt werden ; schwer hängt der Duft der Akazienblüte in der Luft , gerade als wanderte man an vollen Honigfässern vorbei.

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Schon 9km vor Bordeaux betrete ich das Stadtagglomerat und da find sie auch wieder, die fröhlichen Neufranzosen; auf die habe ich die letzten Tage ganz vergessen!

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Einzug nach Bordeaux eher schäbig, dafür mit just dem Wein von Margaux das bisher beste Dîner der Reise! Bloß ist der Name des Lokals ein Graus : Clemenceau ! Ach wäre er doch Koch geblieben!

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08.05.2023

Tag 11 | Port Du Maubert - Saint Bonnet s/ G. - Saint Ciers s/G. - Blaye ; 42km

Alles Wein ab dem Morgen ! …und kleinteilig Landwirtschaft verspricht lebenswerte Dörfer:

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in Saint Bonnet sur Gironde gibt es sogar eine Freiluftwäscherei , die sonntags selbst der Zottelbär in Anspruch nimmt.

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Hier im äußerste Süden der Charente Maritime, im Haute Saintonge erlaubt das Terroir keinen erstklassigen Tafelwein, so wird destilliert und im rund 50 km entfernten Cognac unter eben diesem Namen vermarkter.

Das ändert sich schlagartig , sobald man das Département Gironde betritt : dort firmiert der Wein als ‘ Blaye Côte de Bordeaux’ obwohl Bordeaux auch rund 50km entfernt ist ; doch bei 58 appellation controllé de Bordeaux geht sich das aus. Ein Grand Cru wächst hie freilich nicht, doch die Bezeichnung hilft sehr bei der asiatischen Kundschaft. Dabei mundet der hier gekelterte Tropfen ganz ausgezeichnet und ich freue mich auf den Abend!

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Der ist aber noch weit. Nach 20 km durch die Weinberge knickt der Weg ins sogenannte Marais ab, die Sumpf- und Schwemmlandschaft der Gironde, wo mancher im Trüben fischt. Austern, die hier auch vorkommen , sollte man jedenfalls gewiß nicht essen.

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Die Stadt Blaye kündigt sich schon von Ferne mit den 4 Reaktorblöcken des Atomkraftwerks an , auf das die Franzosen ja stets stolz sind.

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Ca. 10 km vor Blaye beginnen die Châteaus. Es reicht, wenn sie aus dem letzten Drittel des 19. Jh. stammen und so aussehen, wie man sich das vorstellt , um den nötigen Effekt auf der Etikette zu machen.

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42km durch die Landschaft , jetzt werde ich sie endlich trinken!

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07.05.2023

Tag 10 | Tag; Royan - Talmont - Port de Maubert; 32,6 km

Mein kurzzeitiger Pilgerbruder hat sich in das Wohlleben von Paris verfügt und für mich beginnen nun die sportlicheren Etappen : in drei Tagen nach Bordeaux entlang der Gironde, die auch einer Gruppe von Mordbuben der Revolution nach Lamartine den Namen gegeben hat, weil jene begannen sich in Bordeaux zusammenzurotten.

Zunächst entlang der Atlantikbuchten, dann durch ein liebliches Waldstück und der Gironde entlang, die bis Bordeaux Salzwasser führt.

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Kleinteiliges Bauernland: Weiden, Weizen und Wein; die Dörfer haben hier noch Infrastruktur und Talmont gilt als eines der schönsten Frankreichs überhaupt;

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was es freilich auch zum touristischen Themenpark macht. Sei’s drum, ich habe hier jedenfalls tadellos und überteuert gegessen.

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Der mächtige Bau der Kirche der Hl. Radegund, deren Reliquien ich in Poitiers verehrt hatte , zeigt eindrucksvollen Skulpturenschmuck aus dem 12. Jh., innen alles leergefegt und den Hausherren hat man in einen armseligen Tabernakel in der rechten Seitenkapelle verbannt.

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Glückseliger Marsch durch Weinberge mit weitem Blick über den Fluß bis in’s Medoc.
Zur Nacht zwischen dem Gerümpel eines Altwarenhändlers gespeist - oder besser: ich konnte mich sättigen.

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06.05.2023

Tag 9 | Cadeuil - Royan; 18km

Flickwerk heute; ein Morgenspaziergang um das Loch zwischen Cadeuil, wohin ich mich per Taxi begebe und Royan zu stopfen.

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Man sieht nur , was man sich ergeht: Vorgestern bin ich genau diese Strecke gefahren und habe gerade mal das Grün gesehen, jetzt erschließt sich mir das Zentrum der Austernzucht in der Charente.

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Die Luft duftet nach Meer und bereits rund 12km von der Küste entfernt allüberall Salzwasserklärbecken , wo die reifen Austern einige Wochen lagern um jeden schlammigen Nachgeschmack zu verlieren; so erhält man die Fines de Clair , die man am Besten ohne jede Zutat frisch schlürft. Dazu gibt es Brot mit gesalzener Algenbutter. Das kulinarische Leben kann so einfach sein!

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Der Pilger kann nicht widerstehen und schnabuliert sich durch die Landschaft. Dazu gibt’s eben jenen Charantais, einen leichten Weißwein, der neben der Straße wächst.

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Sehr bald in Royan und dort noch ein erfrischendes Bad im Atlantik; 14 *, wie der AltAusseer See zum Kirtag!

 

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05.05.2023

Tag 8 | Ruhetag Royan - Leuchtturm von Cordouan - Saintes - Royan

07:30 an der Anlegestelle des Ausflugsschiffe zum Leuchtturm von Cordouan im weiten Mündungsbecken der Gironde; le phare des Rois - le Roi des phares : seit dem späten 16. Jh. von den französischen Königen errichtet um vor den gefährlichen Untiefen in die Gironde zu warnen; sichtbar im Radius von 40 km!

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Für kein neugieriges Publikum ,einzig zum Fest der Schönheit und dem Ruhm der Französischen Monarchie bis ins kleinste Detail auf das Prächtigste durchgestaltet ! Eine Sternstunde für den Partisan der Schönheit!

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Mittags retour in Royan ein Festbfür den Gaumen: leichter Austenlunch in der Markthalle und ein Gläßchen Muscadet!

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Nachmittag mit der Eisenbahn nach Saintes, liebliche Provinzstadt der France Profonde; keine Touristen und kaum Exoten; zwei charmante Lokalmuseen ,; eines zeigt die Pantoffeln des Märtyrerkönigs Lois XVI , die er noch in Gefangenschaft getragen hat, das andere eine schöne Stadtansicht des Lokalmeisters Ulysse Gorrin . Kathedrale , St. Eturopius und die Abbaye aux Dames zeigen den Glanz des Christlichen Mittelalters, innen sind sie ausgeräumt und ausgeputzt ; dafür grinst mich dämonisch Papa Bergoglio an.

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Viel gesehen am Ruhetag und dabei auch 17km spaziert!

04.05.2023

Tag 7 | Rochefort - Echillais - St. Jean d’Angle - Cadeuil ( Royan)

Um meinen halbfranzösischen Freund , den hohen Schriftleiter des Eckhard, Konrad Weiß zu treffen, habe ich einen Haken von 130km geschlagen.

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Er zeigt mir das Stammland seines französichen Blutes, die Charente Maritime; gutes Marketing: vor dem Kieg hieß die Landschaft ‘ Charente Inferieur, doch das freilich klingt inferior. Freilich nicht ohne Tücke vom canonischen Pilgerweg abzuweichen, da die rurale Infrastruktur tatsächlich inferior ist .

Erste Hürde : die bedeutende Pont Transbordeur, ein Industriedenkmal aus 1900, ist just heute für 3 Tage wegen Restaurierungsarbeiten gesperrt, ebenso die Autobrücke über die Charente aus gleichem Grund für Fußgänger; bleibt bloß ein Taxitransport von Brückenkopf zu Brückenkopf; ersetzt das Fährschiff, das auch nicht fährt (und Schiffe sind dem Pilger erlaubt)

Gleich am andern Charente Ufer ein Juwel des 12. Jahrhunderts, die Kirche von Échillais; überall wohin die Calviner nicht hinlangen konnten zauberhaft apotropäischer Skulpturenschmuck der Romanik; innen freilich ausgeräumt und weiß getüncht.

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Spaziergang durch elegante Landschaft mit jenen noblen reduzierten Häusern der Charente:

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solider Stein, flaches Satteldach und blaue Fensterläden; am elegantesten wohl jene in blaßem graublau;

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Organisationsherausforderung: Zielort Cadeuil ist völlig abgekommen, dort funktioniert nicht einmal mehr der Brotautomat :

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Ergo Taxi nach Royan, von wo morgen zum Ruhetag das Schiff zum Leuchtturm geht , Nacht in Royan und übermorgen retour zum Ausgangspunkt. Jeder Meter muß unter die Füße!

Royan: ohne Not ( die Front war schon 80km im Hinterland) von den Alliierten zusammengebombt, sieht heute, im Bauhausstil der 50er Jahre aus wie Tel Aviv. Vielleicht bleibt deshalb die Kirche ein Fremdkörper, denn die sieht aus wie ein besonders häßlicher Getreidespeicher.

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Vielleicht bleibt deshalb die Kirche ein Fremdkörper, denn die sieht aus wie ein besonders häßlicher Getreidespeicher.

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Tag 6 | Châtelaillon - Rochefort; 23 km

Spaziergang au bord de la mer, entlang dem Schwemmland des Atlantik; bei Ebbe kann man von hier aus die Île d’Aix zu Fuß erreichen und damit den letzten französischen Boden, den Napoleon unter seinen Füßen fühlte, ehe er St. Helena durch seinen dortigen Aufenthalt bekannt machte.

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Bis zum Strand wogt der Weizen , dazwischen Austernbänke; gesegnetes Wetter , kühl, strahlende Sonne und eine milde Brise!

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Recht bald Rochefort, bedeutendes Marinezentrum der französischen Könige und fade Garnisonsstadt;

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in der Alten Werft die einstige Corderie , Seilerei der Kriegsmarine, zeitweilig das längste Gebäude Europas, länger als der Eiffelturm hoch ist .

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In der Abenddämmerung picknickt davor eine Familie von Neufranzosen und eine begeisterte Maskenträgerin walzt die Wiese platt.

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Ich bevorzuge indoors zu speisen, elegant doch nicht reichhaltig.

03.05.2023

Tag 5 | La Rochelle- Châtelaillon Plage; 19,1km

Flanieren durch das liebliche La Rochelle,; prächtig die Einfahrt zum Alten Hafen, von wo aus der Herzog von Buckingham die Aufständischen einst lange gefüttert hat.

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Heutige Aufständische bei der kommunistischen Demonstration zum 1. Mai gegen das unerhörte Ansinnen enthemmter Kapitalisten das Pensionsalter von 62 auf 64Jahre hinauf zu setzen.

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Nach leichtem späten Austernfrühstück Nachmittagsspaziergang nach Châtelaillon ; au bord de mer - die Luft duftet nach Austern.

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Très chic Châtelaillon und schön zu sehen, daß die Neufranzosen nun auch in der Mittelschicht angekommen sind! Es geht aufwärts mit dem Neuen Frankreich!

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02.05.2023

Tag 4 |  Courçon- La Rochelle; 31km

Dem Pilger fliegen Gnaden zu : Vor der Kirche in Courçon Austernfrühstück ! Eingeladen vom Austernfischer!

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Marsch durch Bekanntes;

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endlich La Rochelle ; Ort des größten Triumphes des größten Staatsmanns Frankreichs! Kardinal Richellieu vertilgte hier ein für alle mal den Spaltpilz der Protestanten in Frankreich und ersparte dem Land den Verlust eines Drittels der Bevölkerung, wie ihn das Reich im 30 jährigen Krieges erleiden mußte; keineswegs auf Grund seiner hohen Würde als Prinz der Römischen Kirche; um die Umklammerung Frankreichs durch Habsburg zu sprengen, paktierte er hemmungslos mit den Protestanten und hielt seine schwedische Hure frei Haus. Mit dem Glauben hatte er wenig am Hut, doch er wußte, daß das Haus des Staates geeint stehen muß.
Er hat Frankreich zur Großmacht gemacht und Spaniens Macht gebrochen. In La Rochelle schuf er die Voraussetzung!
Gott sei seine Seele gnädig!

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Tag 3 |  Chauray - Courçon; 35,4km

Industrie Agrarland wie gehabt; grenzenlose Felder;

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5 Bauerndörfer tot; nicht einmal der Bäcker fährt mit frischem Brot hin. Münzautomaten hat man aufgestellt.

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Niort , knapp 60 000 Einwohner als lokales Zentrum hübsch und erfreulich; allerlei Geschäfte und Gastronomie; macht ein bißchen auf Klein Paris .
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Den Doppel Donjon zeigen die Einheimischen mit Stolz. Der englische König Heinrich II wollte mit dieser Festung seine Besitzungen in Aquitanien sichern. Da England diese verloren hat , finden sich in der üppigen Markthalle alle Köstlichkeiten, die man mit ‘Gott in Frankreich ‘ assoziiert.

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Abends bei meinen Gastgebern vaterländische Runde eingedenk Gott und des Königs.
Allein - es ist vorbei!

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01.05.2023

Tag 2 | Domaine de la Briouse - Chauray; 33,1km

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Durch die ausgetrocknete Provinz der Französischen Agrar Industrie; 5 Dörfer durchwandert ohne jede Infrastruktur; in Saint Maixent e l’ecole freilich etwas Leben : der erste Tabakladen nach 45km; gute Gelegenheit das Rauchen aufzugeben befeuert durch den Preis für eine Schachtel Zigaretten von 11,5€;

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Schön französische Kirchenatchithectur zu photographieren , so sie offen sind, denn niemand ist drin!
Hier immerhin ein (natürlich abgekommenes) Kloster das auf eine Gründung im 5.(!) Jh. zurück geht; der jetzige Bau aus dem Hochmittelalter aber von den Calvinern gründlich zerstört.

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Nicht viel los da; in der mit allerlei Dekor bemüht eingerichteten Fußgängerzone sind 85% der Geschäfte für immer geschlossen. Schön, daß sich wenigstens die Neufranzosen da wohl fühlen!

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Tag 1 | "Vom Hl. Hillarius in Poitiers zum Hl. Jakob in Santiago;1400km ab jetzt"

Heute durch die ausgetrocknete Französische Provinz. Wärend sich am Hauptplatz zu Poitiers gestern Abend noch gesellige Neu Franzosen munter tummelten,

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hat das flache Land nichts mehr: kein Restaurant, keine Bar, ja nicht einmal eine Bäckerei in den zwei kleinen Orten wo ich durchkam;

Aufbruch

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30km kulinarische Wüste bis zu denen kleinen Landschlößchen , wo ich abends ankam; dort dafür auch nicht überlaufen.

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