Der (Stellvertreter)krieg im Orient ist um eine Facette reicher. Der iranische Auslandssender PressTV berichtet heute, daß die Vereinigten Arabischen Emirate den Putschversuch letztes Jahr in der Türkei mit 3 Milliarden Dollar finanziert hätten. Eine diesbezügliche Anspielung des türkischen Außenministers Mevlut Cavusoglu in der Tageszeitung "Yeni Safak" hätten hochranigige Mitarbeiter des Ministeriums mittlerweile bestätigt.

Die Türkei, mit Katar verbündet, befindet sich in einem Rückzugsgefecht. Das Neo-Ottomanische Reich des Erdogan, hält heute an befreundeten Außenposten nur noch die Islamisten-Regierung in Tripoli und den Emir von Katar. Eigentlich ist Erdogan selber ein Anachronismus, ein Betriebsunfall und unliebsamer Mitwisser der Clinton Bande und ihrer angelsächsischen Ziehväter des Arab Spring, ein türkischer Sultan, den man rechtzeitig eliminieren wollte. Wesentlich die Warnung der Russen vor einem bevorstehenden Staatsstreich bewahrte damals Erdogan vor dem Putsch. Mit Sicherheit fiel dies den Russen nicht leicht, die noch den vorsätzlichen Abschuss ihres Kampfjets an der türkisch-syrischen Grenze präsent hatten und der Anlaß zu massiven Sanktionen gegen die Türkei bot. Aber Erdogan das politsche Überleben zu schenken und den wichtigsten NATO-Partner in Südosteuropa aus dem transatlantischen Magnetfeld zu stossen war zu verlockend für Putin und es hat sich gelohnt! 

Weniger als ein Jahr nach dem Putsch ist die Türkei ein NATO Land mit dutzenden türkischen Offizieren, die politischen Asylstatus in anderen NATO-Staaten erwarben, ein NATO-Staat, der nicht einmal mehr zu einem Gipfel einladen darf, im Beisein dessen ausgetauschter Vertreter  im Brüsseler Hauptquartier nur belangloses Zeugs geredet wird und dessen "NATO-Partner"-BRD seine Sachen packt und abzieht. Oben darauf gibt es noch russische Flugabwehrsysteme S-400, die für die "NATO-Partner" nicht manipulierbar sind.
Zu den russischen Touristen, welche diesen Sommer wieder die Türkische Mittlemeerküste visa-frei stürmen werden, legt Russland noch den Gas-Hub nach Europa drauf und stellt auch den Import von türkischen Agrar-Erzeugnissen in Aussicht.

Aus Syrien hat Russland die Türken nicht hochkantig hinausgeworfen - diese Demütigung überlässt Putin den Amerikanern, welche mit der Aufrüstung der Kurden und der Schaffung eines Kurdenstaates aus dem israelischen Zauberkasten vollends mit Erdogan brechen, nachdem ihn Israel ihn endgültig abschrieb. Russland seinerseits mußte vorsichtig mit den Kurden brechen - nicht nur wegen des wertvolleren Erdogan, sondern wegen der verstärkten iranisch-irakisch-russischen Regionalallianz, in der es keinen Platz für einen Kurdenstaat gibt. Ob tatsächlich die kriminellen Kurden Clans, die jahrzehntelang in rivalisierenden, staatsähnlichen Gangs im großen Stil Drogenschmuggel, Waffenhandel, Öldiebstahl und Handel betrieben plötzlich einen regulären Staat bilden können ist sowieso fraglich. Zwar gibt es mit dem Kosovo einen ähnlich kriminellen Kunststaat in Europa, aber diese "Kurdengebiete" ziehen sich über vier Staaten, zahlreiche Öl- und Opiumfelder und ebenso zahlreichen Versuchungen. 

Mit dem Beschluß einer rascheren türkischen Truppenstationierung in Katar bildet die Türkei seinen einzigen ausländischen Brückenkopf und das neben der 10.000 US-Soldaten des CENTCOM, der größten US-Auslandsbasis der Welt mit Sitz in Katar. Wie es derzeit dort um den Luftraum bestellt ist verdeutlicht dieser Artikel samt Karten. Katar kann am Luftweg nur erreicht werden, wenn es südlich über den Iran und Oman Saudi Arabien umfliegt, oder nördlich über den Iran und der Türkei. Spätestens jetzt ist Katar tatsächlich in Händen derer, die Saudi und UAE als Paten der Kataris ihnen als solche argwöhnisch unterstellten.

Vielleicht gefällt sich Erdogan nun auch etwas in der Rolle des Rettungsankers, sein Versuch jedoch eine Mittlerrolle auf der katarischen Seite in Riad spielen zu dürfen wurde dort nicht einmal ignoriert. Das Vorpreschen des iranischen Auslandssenders PressTV mit der Mitteilung wonach die Emirate Sponsoren des "Gülen"-Putsches gewesen wären, wird das Klima weiter aufheizen. Einerseits muß nun bald Erdogan darauf reagieren, spätestens wenn die VAE dementieren, andererseits darf Erdogan nicht zu sehr überziehen, denn türkische Bau und Infrastrukturfirmen haben gigantische Interessen und Projekte sowohl in Saudi, als auch in den Emiraten und keinesfalls will Erdogan sich auf die politische Lepra-Station Katars gesellen - beim zügellosen Temperament des Erdogan dennoch nicht auszuschließen. Gleichwohl wird sich der Iran wird sich an dieser neuen Unruhe delektieren. Er hat selber seit 1971 einen Inselstreit mit den Emiraten um drei kleine Eilande bei Abu Musa am köcheln, um die schon öfters militärische Scharmützel entflammten, benötigt aber auch die Emirate bis heute als Ventil und Umschlagsplatz im Lichte der ewigen US-Sanktionen. So trifft es sich gut, daß Katar und die Türkei stellvertetend hinschlagen und der Iran lediglich die Hölzer zuwirft.

Aus Gaza ist die Türkei endgültig hinauskomplimentiert. Falls sie auch noch der Hamas Spitze nach deren erzwungenen Abgang aus Katar alternativ Exil anbietet, riskiert die Türkei selber auf die "Terrorliste" zu gelangen - schwer vorstellbar, daß Erdogan diesen Schritt riskiert. In Ägypten ist Erdogan als Freund der Muslimbrüder längst verbannt. Al-Sisi verhandelt nun mit Rückendeckung der Israelis eine mögliche Grenzöffnung und Stromversorgung gegen Sicherheit an seinen Grenzen im besonderen der Abschottung vor Infiltration der IS-Einheiten am Sinai.  Die Türkei ist gewissermaßen zur russischen Grenzprovinz mutiert: Von der EU-geächtet, sitzt Seidenstrassen&Gazprom-Freund Tsipras in der griechischen Nachbarschaft, im Süden Russland und Assad, im Osten der Iran und Russland, in Armenien ebenfalls Russland und im Norden die nichtsnutzige, ukrainische Bananenrepublik, sowie Russland.