Teil 3: Interview mit Andreas Laun OSFS

Gut, dann gehen wir zum 3. Bereich, zu den gesellschaftspolitischen Themen, wo Sie sich ja sehr häufig, sehr prononciert geäußert haben. Papst Franziskus hat ja vor kurzem in einer Ansprache die Sterilität Europas bemängelt. Wo sehen Sie die große Sterilität Europas oder sogar weltweit, sofern Sie diese Einschätzung teilen?

Ich habe neulich in der Tagespost [kath. Zeitung, Anm.] gelesen, es fehlen, ich glaube das war auch weltweit bezogen, rund 130 Millionen Frauen, fehlen. Sie gibt es nicht, weil sie rechtzeitig abgetrieben wurden, so einfach ist es; Selektion der Mädchen. Angeblich sind wir ja so frauenfreundlich. Nur die Selektion von Mädchen, die kann man machen.

In Dänemark, meine ich gelesen zu haben, dass dort signifikant mehr weibliche Föten abgetrieben werden. Und dann noch die Ein-Kind-Politik in China…

…, die jetzt ein bisschen aufgelöst worden ist, auch wenn sie wahrscheinlich de facto schon noch ein bisschen in die Richtung weiter gehen wird. Aber gut, das ist weit weg. Nur ich denke mir, stellen Sie sich vor, sagen wir einmal nur hundert Millionen! Hundert Millionen Männer können gar nicht heiraten, weil die Frau, die sie heiraten wollen, die gibt es gar nicht. Mit diesen Männern könnte man die Klöster füllen, wenn man zynisch antwortet. Wenn sie nicht ins Kloster gehen, was sie wahrscheinlich nicht tun, sind sie ein sehr aggressives Potential, mit dem kann man einen Krieg führen, man kann auch einen Bürgerkrieg anzetteln. Das ist eine gefährliche Geschichte. Oder man fördert damit natürlich Prostitution, auch Homosexualität, alle diese Dinge blühen auf so einem Boden.

Jetzt mache ich kurz einen Einschub, weil eine kirchlich-politische Frage ist mir jetzt doch noch eingefallen und die passt ein bisschen dazu. Jetzt sieht man gerade, also nur als Beispiel in der Migrationsfrage, dass die Bischöfe, die in der Osteuropa wirken hier mitunter deutlich andere Position vertreten als die Bischöfe im Westen.

Sie denken an die Ungarn! Was sollen sie sagen, wenn sie ihre Geschichte anschauen? “Wunderbar, so schön, dass jetzt die Türken kommen!“ Wir haben schon einmal erlebt was es heißt, wenn sie kommen.

Sehen Sie es nicht als Herausforderung für die Kirche, das aufgrund der modernen Kommunikationsmittel die Aussage etwa eines ungarischen Bischofs innerhalb von 24 Stunden übersetzt nachlesen können, der offensichtlich eine komplett andere Position vertritt, als bspw. der deutschsprachiger Episkopat?

Dass auch die Bischöfe in manchen Fragen unterschiedlich reden, das ist normal, das verstehe ich schon. Solange sie nicht im Glauben unterschiedlich reden.

Mir scheint, dass der Trump in dem Punkt, zum Beispiel, außerordentlich positiv ist. Dass er sich traut zu sagen: „Wir wollen keine Muslime im Land, nicht so viele“. Einige lässt er eh rein, aber doch ein bisschen selektieren, und der Trump hat ja auch sonst einige positive Dinge schon gesagt und gemacht, das wird von den Medien brav verschwiegen. Der hat sich ja mit der Abtreibungslobby angelegt und mit der Homolobby, weil er ja einige tausend Pädophile hat einsperren lassen, und ja, bei den Muslimen, also ich finde, man kann sagen, dass manches nicht so klug ist, was er sagt und so. Das ist schon richtig, aber er hat einige sehr gute Punkte, und die möchte ich gerne hören. Nur wenn die ganze Welt von Roten dominiert ist, wundert es mich nicht, dass sie ihn hassen, er ist halt kein Roter, also hasst man ihn. Und wir sind heilfroh, dass die Hillary Clinton nicht gewonnen hat!

Da sind wir einer Meinung alle drei auf diesen Tisch!

Das einzige Mal wurde Trump ja von der westlichen Presse gelobt, als er Syrien bombardiert hat lassen, - völkerrechtswidrig.

Ja, die Amerikaner sollen endlich – das würde ich dem Trump raten – dass man endlich aufhört zu meinen in Amerika „Wir sind die, die überall wissen, wie es gehört“, und Leute absetzten können, weil sie es wollen. Bitte mit welchem Recht will Amerika den syrischen Präsidenten Assad absetzen, mit welchem Recht? Er mag kein Heiliger sein, aber so heilig, wie die amerikanischen Präsidenten ist er auch.

Vor allem, weil die Christen – um Syrien jetzt als Beispiel zu nehmen – ob zufällig oder beabsichtigt ja zu den vorrangigen Opfern zählen?

Der amerikanische Vizepräsident Pence setzt sich sehr ein für die Christen, aber ich meine, die Amerikaner haben schon eine Arroganz, die ihres Gleichen sucht: dem Iran sagen sie: „Ja keine Atombomben machen! Hauen wir hinein!“. Selber haben sie Berge davon. Hat irgendjemand gehört, dass sie jemals Bomben abgebaut haben? Ich hab es nicht gehört.

Und vor allem sind sie die einzigen, die jemals welche (Atombomben) verwendet haben.

Sie sind auch die einzigen, und alle anderen dürfen nicht, nur sie. Und ihre Verbündeten auch. Die Franzosen, und Engländer, und die Israeli, die dürfen, und jetzt die Inder und die Pakistaner auch, weil die genügend Geld haben. Ein Zynismus der Politik, der seines Gleichen sucht.

Wie sehr sollen sich Bischöfe und Priester zu solchen Themen äußern?

Na ja, vorsichtig. Wir sind keine Politiker, daher sollen wir uns aus der Politik ein bisschen heraus halten. Andererseits hat man aber bei der Nazi-Zeit gesagt, sie hätten den Mund zu wenig aufgemacht.

Sie sind auch ein erklärter Vertreter des Naturrechts. Wünschten Sie sich, dass diese Positionen, wie jene zur Frage des gerechten Krieges stärker in die Öffentlichkeit gebracht werden?

Ja, natürlich, das ist ja auch eine Vernunftfrage. Schauen Sie, ich bin in die Schlagzeilen gekommen, weil ich den damaligen Präsidentschaftskandidaten Alexander van der Bellen - ich habe Ihn nicht einmal bei Namen genannt – kritisiert habe. Dabei habe ich nur gesagt: Man muss die Kriterien beachten bei einer Wahl, nur die Kriterien, Abtreibung, Gender, Homo-Ehe – all diese Sachen. Wenn das jemand vertritt, dann wähle ich ihn nicht, das habe ich gesagt.

Dann wird man aber gleich ordentlich in die Zange genommen…

Ja, aber ich bin keinen Millimeter zurück gewichen. Ich habe völlig recht gehabt, und wenn man mich heute fragt in der Öffentlichkeit, sag ich das auch. In der NS-Zeit, vor der Wahl Hitlers, hätte man auch laut rausbrüllen müssen: „der vertritt das, das, das, das…“

Die nächsten Generationen werden das auch dann fordern bei dem Wahnsinn, der jetzt passiert! „Warum habt ihr nicht? Warum habt ihr nicht?“

Gregor der Große, das habe ich in meinem Brevier entdeckt, hat gesagt: „Schweigen kann eine Sünde sein, bei Bischöfen“. Das ist eine interessante Bemerkung. Ich habe noch nie jemanden gehabt bei der Beichte, der gesagt  hat: „Ich habe geschwiegen!“. Viele müssten das beichten. „Na, da sage ich lieber nichts!“ 

Vieles verstehen die Gläubigen auch nicht, z. B. die ganze Gender Problematik. Auch die Schwulen haben gleiche Rechte, das geht ja immer darum ob sie besondere Rechte bekommen, da sage ich: „Na, aber bitte ja nicht“.

Diese bewusste „Vermengung“ der Geschlechter oder dieses Gleichmachen. Das müssen wir kurz ansprechen.

„Gender ist eine Ideologie der Hölle.“ Da zitiere ich gerne den Papst Franziskus, der ja öfters vom Teufel spricht, öfter als seine Vorgänger.

Glauben Sie, dass die Gender-Ideologie ihren Zenit bereits überschritten hat?

Ich glaube, der Zenit ist schon ein bisschen überschritten, aber das Gift wird noch eine zeitlang wirken.

Man fragt sich noch manchmal, was für Irrsinn noch kommen könnte und man ist immer wieder überrascht, dass es noch eine Steigerung gibt.

Ich möchte ja eine Ehrenbeleidigungsklage gegen den Teufel einrichten, dass er uns für so dumm hält, dass er uns das versucht aufzutischen, und noch dazu erfolgreich! Das ist ja beleidigend, ich meine: Für wie blöd hält er mich?

Haben Sie eine Erklärung dafür, wieso etwas auf so fruchtbaren Boden fallen kann?

Der Teufel, er ist der Meister der Lüge. Das geht ja zurück auf den Kommunismus. Die haben ja auch die Familie bekämpft und Gleichheit gefordert. Nur das habe ich nicht gewusst, das habe ich erst neulich einmal, auch in einer Sendung, ich glaube von Hugo Portisch, dass der Erfinder der KZ nicht Hitler war, sondern das waren Lenin und Stalin. Den Archipel GULAG hat es schon gegeben, als es noch keine KZs gegeben hat. Wenn ich mir anschaue unsere Schulerziehung – soweit ich noch Einblick habe - endlos werden Nazi-Filme gezeigt und wie böse sie waren, über Stalin hört man nie ein Wort, was das für ein Teufel war! Der Stalin – das war ungeheuerlich!

Das ist ja auch so, dass das Strafgesetzbuch unterschiedliche Strafmaßnahmen für die Verherrlichung dieser beiden Diktatoren vorsieht. Ich kann ja „Lang lebe Stalin!“ ungestraft unten am Domplatz schreien. Wenn ich aber das „H-Wort“ sage, dann bin ich schon weg.

Natürlich, das ist ungeheuerlich - das wird ständig in uns hineingerieben, als ob wir das gemacht hätten. Ich bin zwar unter Hitler geboren, aber das war schon alles, Aber ja, die Gnade der späten Geburt hatte ich. Meine Mutter hat mir erzählt, dass mein Bruder, zwei Jahre älter als ich, von der Hitler Jugend abgeholt werden sollte. Und meine Mutter hat gesagt, der Johannes, der liegt da in der Wiege.

Aber wir waren ja noch bei Gender! Das ist etwas absolut Wider-Vernünftiges. So zu lügen, muss man einmal können. Dass das die Menschen fressen, den Köder, das versteh‘ ich nicht.

Was sind die Grundlagen? Was ist denn der Nährboden in den Gehirnen der Menschen, dass diese Saat aufgeht?

Das kommt schon von Feminismus, das sich gesteigert hat.

Übersteigerter Feminismus? Ich habe ja damals noch nicht gelebt wie der Feminismus hier im zentral-europäischen Raum ein bisschen aufgewacht ist. Glauben Sie, die Gender-Ideologie war das Ziel der alten Vorkämpferinnen?

Das glaube ich nicht, ich weiß nicht wer da als erster diese Gender-Idee eingekocht hat.

Zum abschließenden Thema, „der emeritierte Weihbischof“. Worauf freut sich ein Weihbischof, wenn er die Bürde des Amtes jetzt los ist. Was ist jetzt das nächste, was Sie vorhaben?

Ich mache das, was ich eigentlich die ganze Zeit gemacht habe. Ich werde da und dort einen Vortrag halten, ich werde hin und wieder eine Firmung spenden, ich werde Artikel schreiben, oder ein Buch und Ähnliches tun.

Das heißt, es ändert sich nicht sehr viel…

Ich muss schauen, dass ich meine Kondition nicht überfordere. Ich habe schon ein paar gesundheitliche Probleme gehabt. Daher muss ich ein wenig aufpassen.

Sie sind ja Ordensmann – wird es ein Intensiveres Leben wieder in ihrer Gemeinschaft geben?

Das eher nicht. Ich war wohl zu lange weg, als dass ich mich da wieder nahtlos einfügen könnte.

Das gibt es ja oft, dass wenn Ordensleute Bischofe waren, diese nicht mehr zurückkehren, weil so etwas ja auch mitunter schwierig für die Ordensgemeinschaft sein könnte…

Es würde mir momentan mehr liegen nach Heiligenkreuz zu gehen, als zu meinen Mitbrüdern. Abgesehen davon, das Heiligenkreuz schönere Plätze hat. Meine Mitbrüder verfügen zwar auch über sehr schöne Plätze, aber das Ambiente in Heiligen Kreuz ist schon einmalig.

Aber das heißt, dass Sie in Salzburg alt werden werden, wenn man das so formulieren kann…

Meine Schwester ist 5 Jahre jünger als ich und ruft mich jetzt gerade zum Mittagessen. Wenn ich jetzt aus Salzburg wegginge, würde ich sie allein lassen. Das kann ich auch nicht machen, weil sie ihre Kinder hier hat.

Also das familiäre Band bestimmt den Alterssitz?

Ja, momentan kann ich eine Übersiedelung meiner Schwester nicht antun. Wenn sie einen gesundheitlichen Einbruch hätte, Gott bewahre, aber wenn sie einen Einbruch hätte und sterben würde, dann ginge ich weg. Aber ich glaube, dann würde ich am ehesten in Heiligenkreuz anklopfen. Obwohl es gibt auch andere Orte, wo ich mich wohl fühlen würde.

Aber als gesellschaftspolitischer Mahner werden Sie weiter aktiv bleiben?

Wenn Gott will, ja. Es fällt mir aber immer etwas ein…

Wir danken sehr herzlich für dieses Gespräch!