Viele Leser erinnern sich noch an die Leser-Zuschrift meines Freundes mit dem Titel "10 Jahre Finanzkrise - und sie (Zentralbanken) hatten doch Recht“ (Artikel im Anhang). Natürlich hat ein Artikel über dieses Thema und mit solch einem Titel auf b.com für heftige Kontroversen gesorgt. Umso mehr, weil ich dem Verfasser insofern Recht gegeben hatte, dass die Aktivitäten der ZBs zumindest 10 Jahre „gehalten“ hätten.
Im Nachgang zu diesem Artikel habe ich natürlich mit vielen Menschen, Freunden und Experten diskutiert. Darunter mit der personifizierten Personal-Union von Mensch, Freund und Experten - mit Gregor Hochreiter. Hochreiter ist bekannt als Buchautor (Krankes Geld -Kranke Welt) und Verfasser zahlreicher Essays und Bachheimer.com „Author in Residence“ im April 2017 und November 2017. Gregor hat während dieses Gespräches enorme Sachverhalte in knappen Worten beschreiben können. Und es freut mich überaus, dass er zugestimmt hat, für unsere Leser diese Fakten schriftlich fest zu halten. Bachheimer.com freut sich sehr, seinen Lesern diese Zusammenfassung hiermit präsentieren zu können:
Die zweite Seite der Bilanz von Gregor Hochreiter
Insbesondere in einem Geldsystem wie dem gegenwärtigen, in dem der überwiegende Großteil des Geldes durch bilanzverlängernde Kreditschöpfung in den Umlauf gelangt, sind – wie in jeder Bilanz – folgende Zusammenhänge gegeben:
- Aktiva = Passiva; Forderungen = Verbindlichkeiten • Nehmen die Geldvermögen zu, müssen die Schulden im selben Ausmaß zunehmen. Anders gesagt: Nur wenn sich eine Person zusätzlich verschuldet, kann eine andere Person zusätzliches Geldvermögen aufbauen.
- Daraus folgt: Solange Geld (vornehmlich) passiv ist, dh. durch Kreditgewährung geschöpft wird, ist eine ständige Zunahme der nominellen Verschuldung unumgänglich.
- Vereinfacht gesagt gilt daher: Je stärker der Sektor Staat verschuldet ist, desto mehr Geldvermögen können die privaten Haushalte aufbauen. In stark verschuldeten Staaten sind daher auch die Geldvermögen höher. (Unter Ausblendung internationaler Kapitalbeziehungen und dem Sektor Wirtschaft.) Und umgekehrt: Entschuldet sich der Staat, gehen die Geldvermögen der privaten Haushalte zurück.
- Bauen alle Wirtschaftsakteure (Staat, Unternehmen, private Haushalte) ihre Verschuldung ab, sinken auch die Geldvermögen.
- Soll die Gesamtverschuldung über alle Sektoren nicht sinken, muss der Schuldenabbau in einem Sektor (z. B. Staat) von zumindest einem anderen Sektor aufgefangen werden. In Schweden hat die Budgetkonsolidierung folgerichtig dazu geführt, dass sich die Haushalte deutlich stärker verschuldeten, auch bekannt als der schwedische Immobilienboom.
- Daher gilt auch: Die stärkere Verschuldung der Staaten im Nachhall der Großen Finanzkrise hat verhindert, dass Geldvermögen in größerem Stil vernichtet wurden.
Der Stein des Anstosses: ""10 Jahre Finanzkrise - und sie (Zentralbanken) hatten doch Recht“
15.09.2018
14:43 | Gast-Kommentar eines echten Insiders "Und Sie hatten doch Recht!" unbedingtes must read!!!!
Die Herren des Geldes, wie sie im Buch von Liaquat Ahamed genannt werden. Wer fragt ihr euch?
Die Notenbänker, die mit Unterstützung ihrer Makroökonomen die Situation vor nunmehr genau 10 Jahren analysierten und die wahrscheinlichen Auswirkungen korrekt vorhergesehen haben.
Notenbanken haben ein langes Gedächtnis und viel Erfahrung im Umgang mit konjunkturellen Abschwüngen. Sie haben aus ihren Fehlern gelernt und dieses Mal alles richtig gemacht. Die Zinsen schnell genug gesenkt und nicht wie schon so oft zu früh wieder erhöht. In Reaktion auf die Stärke der Rezession zu unkonventionellen Maßnahmen gegriffen und lange genug beibehalten ohne dass die Inflation außer Rand und Band geraten ist und weltweit die Regierungen überzeugt, Konjunkturprogramme umzusetzen.
Der Erfolg gibt ihnen recht: Vollbeschäftigung, Wirtschaftswachstum rund um die Welt > und der längste Aufschwung alle Zeiten an den Börsen.
Sorry für alle Pessimisten da draußen, die Herren des Geldes haben die letzte Krise besiegt und werden auch die nächste, die so sicher kommt wie das Amen im Gebet, besiegen.
In der fast 2,5jährigen Geschichte von b.com ist das wohl das kontroverseste, der Hauptstoßrichtung von b.com am meisten entgegenstehende Kommentar, das wir jemals erhalten und gebracht haben. Die Geschichte dazu ist Folgende:
Am Höhepunkt der Finanzkrise habe ich diesen Herren kennen schätzen und auch lieben (platonisch) gelernt - obwohl er in fast jedem Lebensbereich andere Ansichten hatte wie ich.
Wir haben nächtelang diskutiert über den meiner Meinung nach "Wahnsinn", den die Notanbanken zur Rettung von Banken und der Kunstgeldvision veranstaltet haben. Der Mann hatte ständig gemeint, "die Notenbanken haben alles richtig gemacht". Ich habe ihn verhöhnt und versuchte diese "kruden Ideen" mit den Theorien der Austrians zu widerlegen. Er blieb stets stur und wir haben jahrelang darüber weiterdiskutiert, ohne dass er seine Meinung nur einen Jota geändert hätte.
Heute, am 10. Jahrestag muss (nicht nur) ich feststellen, dass er bisher Recht hatte. Das Argument, dass die Welt nun mehr Schulden hätte als vor der Schuldenkrise bzw. dass die Notenbanken nur ein Pflaster über die Wunde geklebt hätten, sie die Krankheit selbst aber nicht im geringsten geheilt sondern im Gegenteil verstärkt haben, lässt er nicht gelten und meint, es (das Nichtheilen) hätte keine Bedeutung! Die Zukunft wird es weisen - bisher liegt er aber zu 100 % Recht.
Bonmot am Rande: wir (der Autor und ich) sassen 2012 im Garten meiner Eltern und haben diese und Ihre mittelständischen Freunde (alle damals Anfang 70, gesund, fesch und lustig und mit mehr oder weniger selbst erwirtschaftetem Vermögen gesegnet) beim ausgelassenen Feiern beobachtet. Als ich meinte, wie toll es sei, dass man in dem Alter noch so ein Leben führen könne, meinte er nur lapidar: "das war die Leistung der Notenbanken, hätten die 2008 nicht so massiv gerettet, wäre das Vermögen der Vorgeneration verloren gewesen und die redlich erwirtschafteten Pensionszahlungen massiv gekürzt worden. Und Du, Tommy wolltest des?" Ich wusste darauf nichts mehr zu antworten.TB