Die alten Römer waren vergleichsweise kreativ, deren Auguren konnten aus so gut wie allem lesen. Ob der Vögel Flug oder der Eingeweide eines Hundes, spätestens seit Asterix´s „Seher“ wissen wir um die vielfältigen Methoden antiker Vorhersagen und Wahlforschung. Gut, die lagen meist genauso daneben wie die modernen Politikwissenschaftler. Höchste Zeit für eine staatsbürgerliche Wahlforschung, ganz objektiv subjektiv.

Fangen wir mit der Mehrheit an, dem Pensionistenclub. Die Irmgard Griss will als ehemalige Richterin auch in der Pension gerne das letzte Wort haben, träumt von einem österreichischen Söldner-/Berufsheer und gaaaanz wichtig, einer Frau als Präsidentin. Wenn schon die Chromosomenverteilung als Wahlargument herhalten muss, dann gute Nacht. Wenigstens legt Frau Griss großen Wert darauf, eine freie Kandidatin zu sein, wahrscheinlich meinte sie damit frei von einer realistischen Sieges-Chance. Ohne Partei und Kronenzeitung geht’s halt nicht im Staate Österreich.

Aber machen wir weiter mit der Creme de la Creme für das erste Amt im Staate und kommen wir zu den beiden Ersatzkandidaten, den stahlenden Stars der ehemaligen Großparteien. Bei der SPÖ- internen Reise nach Jerusalem hat Rudolf Hundstorfer, der Erfinder der gefühlten Arbeitslosigkeit, verloren und muss zur Präsidentenwahl antreten. Als Wahlwerber wirkt er zwar so begeistert wie vor einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt, aber als gelernter Sozi folgt er gehorsam dem Sinowatz´sche Dogma: „Ohne die Partei bin ich nichts“. Macht nichts Herr Hundstorfer, wird eh nix.

Nicht besser schaut´s bei der ÖVP aus. Hier hat der niederösterreichische Landesfürst nochmals gezeigt, wo der wahre Hammer in der schwarzen Reichshälfte, nein, dem Reichsviertel hängt. Da war dann plötzlich Not am Mann und schnell einen Notnagel gefunden, Andreas Kohl. Herrlich, Wiener Arbeiter gegen Tiroler Akademiker, ein echter Klassiker und so spannend wie das staatliche Hauptabendprogramm.

Der letzte im geriatrischen Bunde ist Alexander van der Bellen. Trotz Volkswirtschaftsstudium ewiger Sozialist und somit offensichtlich lernresistent, zuerst SPÖ-Mitglied, dann Obmann der Grünen und jetzt unabhängiger Kandidat, wie er treuherzig verkündet. Aber der van der Bellen hat eine Fähigkeit, die ihn für jung und alt in Österreich sympathisch, ja wählbar macht: Er tut so, als ob er sich etwas trauen täte. Fast schon die ideale Voraussetzung für einen Einzug in die Hofburg.

Bleibt noch der letzte und mit Abstand jüngste Wahlwerber, die FPÖ, in der Person des Norbert Hofer. Bis vor wenigen Wochen weitgehend unbekannt, darf er nun neben H.C. von den Plakaten lächeln und sich über hohe Umfragewerte und vergleichsweise realistische Chancen auf eine blaue Präsidentschaft freuen.

Was eine Völkerwandung und das Gefühl der Angst alles bewirken können! Die einen schauen ängstlich nach rechts und hoffen, dass damit alles wieder gut wird und die Linken entdecken ihre Liebe zur Heimat, zumindest im Wahlkampf. Bliebt noch einer übrig, Mörtl Lugner, der Kasperl, der gewinnt immer!

Und ich, ich zünd mir eine an und halt´s mit dem bayrischen Ministerpräsidenten Seehofer: “Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.” In diesem Sinne, wählen Sie wohl!