Auf seiner ungewollten Reise nach Lilliput wacht Gulliver an Armen und Beinen an den Boden gefesselt auf. Er befindet sich in einem Land, dessen Bewohner nur 20 Zentimeter groß sind, die ihn wegen ihrer Anzahl und der Resourcen, die ihnen zur Verfügung stehen, imstande sind, ihn zu kontrollieren.

“Riese” Gulliver ist die Vierte Gewalt der liberalen Pressetheorie. Ihm würde eigentlich die Zähmung und Begleitung der ersten drei Staatsgewalten obliegen (sowie Darstellung des “öffentlichen Raums”) – doch das ist nicht, was heute passiert. Unsere Medien sind wie die gefangen genommene Romanfigur Swifts, ein von unzähligen Interessen nieder gehaltener Gigant (der freilich auf arbeitsteilige und organisierte Weise “verschnürt” wurde).

In der Geschichte bleibt Gulliver den Lilliputanern auch ergeben, nachdem diese ihm die Stricke abgenommen haben. Die Ausweglosigkeit der Insel, auf der er sich befindet sowie Ängste und Belohnungen sorgen dafür, dass er loyal bleibt. Er verhält sich, wie die Zwerge von ihm erwarten.

Gulliver trägt in dieser Phase unsichtbare Ketten, so wie Inserate und Werbespots für unsewre Medien eine solche unsichtbare Kette sind – freilich nur eine von zahlreichen.

Eine andere Fessel ist die sprichwörtliche Eitelkeit der schreibenden Klasse. Diese macht sie extrem anfällig für Schmeicheleien – aber nicht nur das. Unser Medien-Gulliver bildet sich ein, das Wahre und Gute zu erkennen und seine Leser und Seher dazu erziehen zu müssen (statt diesen zu helfen, sich selbstständig aus der eigenen Unmündigkeit zu befreien).

Rattenrennen & Korruption

Die Medienleute wollen die ersten sein, die über etwas berichten – gleich wie unausgegoren die Geschichte noch ist. Das wird in der Branche “ein Thema besetzen” genannt, ist aber nur das Hinterlassen einer Duftmarke, die bedeutet: “Ich war schon da.”
Aus einem solchen Rattenrennen können keine fundierten Urteile entstehen, die die Gesellschaft eigentlich so notwendig zur Orientierung bräuchte.

Ein Negativbeispiel dafür sind die Rechnungshofberichte, die zu dem Zeitpunkt, an dem sie wirklich erscheinen, schon lange kein Thema mehr sind. Sie sind nämlich schon ein halbes Jahr vorher “abgefeiert” worden – üblicherweise mit dem Anliegen und dem Spin jener Person, die den Rohbericht weitergegeben hat. Es gibt auch hier keine Leistung ohne Gegenleistung.

Das ist eine spezielle Spielart jener Korruption, die den Sektor buchstäblich unter sich begräbt, die Bestechung durch Information (es gibt in der Branche zahllose andere, direkte Formen von Bestechlichkeit – von Steuerprivilegien über Reisen bis hin zu Nebenverdiensten).

Nur eine Unart ist die dagegen die Vergesslichkeit, dass Leute, die Informationen weitergeben, oft Lobbyisten sind, wenigstens aber eigene Interesse und Zwecke verfolgen. Ein Gegencheck erfolgt, wenn überhaupt, in einem extrem engen System approbierter Meinungs-/Informationsträger, das keinerlei Balance ermöglicht. Die Idee, quellenkritisch mit dem Material umzugehen, wird als nicht praktikabel und Spintisiererei abgetan.

Letztlich kommt es unter den gegebenen Umständen aber ohnedies nicht auf Sachkundigkeit und Akkuratesse an.

Kampf gegen die Lügenpresse

Es geht darum, systemkonforme Nachrichten zu produzieren, die von der Bezugsgruppe anerkannt werden (Chefredaktion, Pendants in “Spiegelmedien”). Dabei ist es erlaubt, auf den einen oder anderen Schlips zu treten – solange man damit keine Rechtskosten für das eigene Haus verursacht.

Die Zahl der (nicht thematisierten) Medienversagen ist groß und wird von Jahr zu Jahr größer. Oft werden diese Versagen freilich nicht als Mangel wahrgenommen, weil die Journalisten es als ihr natürliches Recht ansehen, die nicht in das vorgegebene “Raster” passende Welt passend zu machen.

Hier liegt auch der rationale Kern des Begriffs Lügenpresse, der überall aufpoppt - wobei der Mainstream manchmal aus Berufsblindheit, Zeitmangel, Faulheit und Unkenntnis “lügt”.
Beispiele dafür gibt es in großer Zahl, von Außenpolitik bis Chronik und “links” nach “rechts”.

Hier nur ein paar Stichwörter: Unbändige Naivität gegenüber der einen und grenzenlose Verdachtsfreudigkeit gegen die andere Seite (Westen & Russland), Kritiklosigkeit gegen und Kinderglaube an alles, was (momentan) das Siegel offizöser Wahrheit trägt (CO2-Erderwärmung, Flüchtlinge, nicht Migranten), Nachrichtenunterdrückung und -manipulation (Kölner Silvester, Berichterstattung über AFP oder Pegida), sowie kartellähnliches Verhalten über Nachrichten-“Blackouts” und im Rudeljournalismus (Ulfkotte und Pirincci).

In speziellen Fällen erreicht diese “Berichterstattung” Extremwerte, die sich nur mehr mit der Presselenkung in autoritäten Regimen vergleichen lassen.

Doch die Tage dieser Form von captive journalism sind gezählt, weil auch das Publikum nicht mehr in Gefangenschaft gehalten werden kann. Es gibt alternative Informationsangebote im Netz, welche, die sich nicht im Spinnennetz des Gesamtsystems und der Lobbys fangen lassen. Zu diesen wollen wir gehören.

Unser Konzept

Eines der Mittel, dessen wir uns bedienen wird die Medienkritik sein, ein anderes die Dekonstruktion.

Mit Sorgfalt und in gutem Glauben verfasste Beiträge traditioneller Medien können zu einer wahren Fundgrube für News-Nuggets werden. Manchmal können sind die Geschichten so gut, dass sie am besten für sich alleine stehen, und manchmal nur darum, tiefer in der Materie zu sein als der Verfasser des Ausgangsmaterials.

In vielen Fällen geht es daher “nur” um einen Kommentar, der Perspektiven verschiebt oder auf etwas aufmerksam macht.

Manchmal lohnt es sich, mehr Aufwand zu treiben und einen eigenen Text zu verfassen. Wir werden uns manchmal auch in die Primärberichterstattung wagen - die Resourcen, die dafür zur Verfügung stehen, sind in einem Blog wie unserem jedoch beschränkt.