In vielerlei Hinsicht ereignete sich gestern eine Revolution im ORF: Armin Wolf interviewte Wladimir Putin. Dabei ging nicht nur der mit allen Wassern gewaschene und journalistisch fragwürdige ORF-„Anchorman“ gegenüber Putin unter. Zum ersten Mal berichtete der ORF nicht nur negativ über das „autoritäre Regime“ in Moskau, sondern ließ den gewählten Präsidenten der Russischen Föderation erstmals selbst zu Wort kommen. Dabei zeigte sich nicht nur, dass Armin Wolf ein hoffnungslos überschätztes, journalistisches Leichtgewicht ist. Er bewies auch, dass wenn man seine ständigen Untergriffe pariert und seine bösartigen Fragen kontert vom „Star des ORF“ nicht viel mehr übrig bleibt als ein kleiner, verängstigter Schuljunge. Doch worum ging es in den 54 Minuten, aufgenommen in Moskau, eigentlich?
Russlands Beziehung zur EU
Das erste große Thema waren Russlands Beziehungen zur EU. Auf die Frage, ob Russland die EU schwächen wolle, antwortete der Präsident, dass Russland an guten Beziehungen zur EU als größtem Handels- und Wirtschaftspartner interessiert sei. Eine Destabilisierung laufe Russlands Interessen zuwider. Mehr noch wolle Putin die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Europa ausbauen. Dem stehe aber vor allem Europa selbst durch die Sanktionen im Wege.
Manipuliert „Putins Koch“ unsere Wahlen?
Die Fragen Armin Wolfs glitten dabei immer mehr ins Absurde ab: So wollte er wissen, was Putin darüber denke, dass der Restaurantbesitzer Jewgeni Prigoschin die amerikanischen Wahlen manipuliert habe. Putin antwortete amüsiert, dass Wolf nicht ernsthaft glauben könne, dass ein Gastronom aus St. Petersburg die amerikanischen Wahlen manipuliert habe. Vor allem müsse sich der Westen fragen, was das für einen Eindruck von ihm machen würde, wenn dies wirklich wahr sei.
Trump und Nordkorea
Mit den Beziehungen zwischen Russland und den USA kam ein weiteres kontroverses Thema zur Sprache. Doch Putin entgegnete, dass er gute Beziehungen zu Trump pflege und die Kooperation der beiden Länder im Kampf gegen den Terror gut funktioniere. Man telefoniere regelmäßig miteinander, jedoch sei ein persönliches Treffen von der innenpolitischen Wetterlage in den USA abhängig. Im Bezug auf Nordkorea garantierte Putin, dass Russland an keiner Eskalation interessiert sei. Vielmehr habe man gemeinsam mit China viel dazu beigetragen, dass sich die Lage entspanne. So beteilige sich Russland auch am Aufbau von Infrastruktur und Pipelines in Nordkorea
„Lassen sie mich ausreden, sonst wird dieses Interview ein Monolog!“ – Putin zur Ukraine
Beim Thema Ukraine schließlich ließ Wolf sämtliche journalistischen Gepflogenheiten fallen und viel Putin unterbrochen ins Wort. Putin musste regelrecht darauf beharren ausreden zu dürfen und konterte auch Wolf oft mit Gegenfragen, welchen diesen schwer in Verlegenheit brachten. So wusste der ORF Journalist plötzlich nicht, ob es sich beim bewaffneten Regimechange in der Ukraine um einen Putsch gehandelt habe oder nicht. Auch bei der Krim war Wolf Putin eine völkerrechtswidrige Annexion vor, was dieser mit Verweis auf das Völkerrecht leicht entkräften konnte. Eine vom Westen gewünschte Rückgabe der Krim werde es nie und nimmer geben. Auf die Frage ob eine neutrale Ukraine nach österreichischem Vorbild zur Lösung des Ukrainekonflikts beitragen könnte, antwortete Putin deutlich: Um den Konflikt beilegen zu können, sei es wichtig, dass von Seiten der Ukraine keine militärische Bedrohung Richtung Russland ausgehe. Auf die dümmliche Frage von Wolf, ob Russland auch ein Referendum über die Verwandlung Tschetscheniens in ein Kalifat ist, wurde von Putin gekontert. Die Tschetschenen haben sich für den Verbleib als autonome Region in Russland entschieden, die einzigen Menschen die ein Terrorkalifat im Kaukasus anstreben seien die Anhänger von Al-Kaida. Auf die Frage nach seiner Nachfolge angesprochen betonte der Präsident, dass es sich in seiner Stellung nicht gezieme, zu solchen Fragen Stellung zu nehmen.
Putin brilliert, Wolf blamiert
Insgesamt war das Interview sehr interessant - dank Putin. Endlich konnten ORF Seher Fakten jenseits der westlichen Propaganda erfahren. Armin Wolf hingegen blamierte sich bis auf die Knochen. Er fiel Putin ständig ins Wort, konnte selbst auf die Gegenfragen des Präsidenten nur schlecht reagieren und brillierte jenseits westlicher Propaganda mit blanker Unwissenheit. Dennoch ist es begrüßenswert, wenn der ORF auch in Zukunft interessante Interviews wie jenes mit Putin bringt. Nur bitte ohne Armin Wolf, denn der versteht offenbar seinen Beruf nicht.