2025 dürfen wir bereits zum 3. Male den Partisanen der Schönheit auf seinem alljährlichen Pilgermarsch begleiten. In dieser Rubrik berichten wir täglich (um einen Tag zeitversetzt) über die Reise des Partisanen. Begleiten Sie gemeinsam mit uns den wackeren Pilgerer auf seiner Reise.
Disclaimer: Der Bildzuschnitt ist für den PC/Laptop optimiert und darob auch der Gesamtgenuss an diesen Geräten am höchsten.
PS: All jenen, die mehr vom Partisanen der Schönheit lesen wollen, sei sein Buch "Durch Habsburg Lande" wärmstens ans Herz gelegt, welches Sie beim Karolinger Verlag unter diesem Link käuflich erwerben können.

 

 

 

10.06.2025

44. Tag; 9. Juli 2025; Rom - die Stadtwallfahrt zu den sieben Kirchen: San Pietro - San Paolo - San Sebastiano - San Giovanni in Laterano (Scala Santa) - Santa Croce - San Lorenzo - Santa Maria Maggiore; 32,7 km

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Die Herkunft der Stadtwallfahrt werde ich nicht beschreiben. Jeder kann sie in der Literatur nachlesen. Sie ist so alt, daß sie im 16. Jahrhundert durch den Heiligen Philippo Neri neu belebt werden mußte.

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Vier Heilige Pforten gibt es in einem Heiligen Jahr zu durchschreiten, ich hab es nur bei dreien geschafft. Aus mir unvorständlichen Gründen ist San Pietro erst ab 14 Uhr geöffnet. So ziehe ich weiter nach San Paolo, um San Pietro abends offen zu finden, zumal mir ein Polizist sagt, der Dom sei bis 20 Uhr geöffnet.

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Fake News: Der Dom schließt immer um 18 Uhr; das ist zu Fuß nicht zu schaffen. Bis Santa Maria Maggiore geht man gute 25 km, dann noch eilig quer durch die Stadt: um 19 Uhr 15 stehe ich vor den geschlossenen Gittern des Petersdoms. Ich spreche meine Gebete und denke, daß die Mauern sie nicht abhalten werden, das Grab des Apostelfürsten zu erreichen. In den nächsten zwei Tagen, so hoffe ich, wird es mir schon einmal gelingen, die Heilige Pforte von San Pietro zu durchschreiten.

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Jetzt freilich ist meine Fußwallfahrt beendet. Die Bergschuhe sind so abgelaufen, daß ihre Sohlen am Tanzparkett, doch nicht mehr im Gelände zu gebrauchen wären. 1.240,3 km hatten sie durchzudienen. Nach Hause mitnehmen werde ich sie nicht mehr. Die Pilgerhemden sind zerschlissen, als wäre ich unter die Räuber gekommen, die lasse ich aber flicken.

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Das Herz ist von der Wallfahrt jetzt geflickt, und übervoll nehme ich es mit, damit den Alltag es mir tränkt mit der Erinnerung an freies Pilgerleben. Wer einmal nur davon gekostet hat, den läßt es nimmer los.

Gefeiert muß nun werden und feiern kann man nicht alleine. Mein Freund Don Siegfried Lochner, der Volkspriester, der sich zum Anfang meiner Wallfahrt nur für mich nach Mariazell begeben hat, um mir die Heilige Messe nach der Tradition zu schenken, ist extra angereist, auf daß wir Papst, Kirche und die Tradition gebührend feiern - und römische Gastlichkeit am Borgo Pio ist gleichsam Herzstück klerikaler Fröhlichkeit.

Von meinen lieben Lesern nehme ich an dieser Stelle Abschied mit einem Gruß - und mit dreifachem Dank an jene, die Marsch und Pilgerbericht überhaupt erst möglich gemacht haben:

DDr. Martin Pilch, mein langjähriger Pilgerbruder und in den letzten Jahren ein wahrer Pilgervater, macht Jahr für Jahr die Wegplanung mir zum Geburtstagsgeschenk, und die vielen Stunden, die er dafür am Rechner gesessen ist, kann nur der ermessenen, der seinem Weg gefolgt ist und dabei die abseitigsten Abzweigungen gefunden hat.

Thomas Bachheimer ist der, dem ich es verdanke, überhaupt nun zum dritten Mal einen Pilgerbericht vorlegen zu dürfen. Er hat mich dazu angeregt. Wenn ich müde und abgeschlagen war, hätte ich keine Zeile mehr geschrieben - hätte ich nicht gewußt, daß Sie meinen Bericht am nächsten Tage lesen wollten. Daß dieses Tagebuch auf ihrem Rechner so attraktiv bebildert ist, hat meinen Freund Tag für Tag rund 1 1/2 Sunden gekostet - sonst nicht die übliche Morgenarbeit eines Goldgroßhändlers!

Daß ich aber überhaupt wieder schreibe, verdanke ich meinem Freund, Verleger und Schriftleiter beim ECKART, Konrad Markwart Weiß, der vielleicht die mühsamste Arbeit an diesem Reisebericht übernommen hat. Denn Nacht für Nacht, wenn ich oft spät von froher Festerei zurückkehrte und mich müde ans nicht selten fehlerreiche Schreiben machte, hat er es lektoriert. Ohne ihn hätten Sie Texte zu lesen bekommen, die Sie erst entschlüsseln hätten müssen, denn weiß Gott, der trunkene, müde Pilger vertippt sich gar oft.

Monat für Monat schreibe ich für den ECKART, eine patriotische Monatsschrift, die es geschafft hat, nun auch die Aufmerksakeit der Antifa zu genießen. Genau darum schreibe ich dort so gerne.

Sollten Sie immer noch nicht genug von mir haben, finden Sie heute auf der entsprechenden Seite im Weltnetz - www.dereckart.at - als Kostprobe einen Aufsatz über das gotische Ravenna; noch besser wäre es freilich, sie wollten die Monatsschrift abonnieren!

Auf ein Wiederlesen im kommenden Jahr freut sich:

Der Partisan der Schönheit

09.06.2025

 

Tag 43 | Fiano Romano - Via Tiberina - Via Flaminia - Prima Porta - Rom, St. Peter; 37 km

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Gleich hinter der Burg von Fiano Romano, auf der anderen Seite des Hügels, beginnt ein modernes, gesichtsloses Stadtagglomerat und ich meine zunächst, dies seien bereits die äußersten Vororte Roms. Weit gefehlt! Es folgt für rund 15 km die lange, laute und langweilige Via Tiberina, zumeist parallel zur Autobahn, durch flaches, uninteressantes Agrarland, ohne Schatten, bei starker Hitze.

Dem Pilger freilich stellt der Heilige Petrus gerade zur Mittagsstunde die einzige Trattoria weit und breit auf den Weg. Der Name ist Programm: La Dispensa - das heißt „die Speisekammer", und die hat wirklich einiges zu bieten, vor allem herrliches Rindfleisch. So rastet der Pilger lange, denn draußen brennt die Sonne und der Schatten ist rar.

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Dem Pilger freilich stellt der Heilige Petrus gerade zur Mittagsstunde die einzige Trattoria weit und breit auf den Weg. Der Name ist Programm: La Dispensa - das heißt „die Speisekammer", und die hat wirklich einiges zu bieten, vor allem herrliches Rindfleisch. So rastet der Pilger lange, denn draußen brennt die Sonne und der Schatten ist rar.

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Ich nehme einen langen Umweg über das Valle Vescovo in Kauf um der Via Flaminia auszuweichen, irgendwann aber muß ich auf diese vierspurige Schnellstraße. Jede Großstadt betritt oder verläßt man durch ihren After. Das ist nie schön. Die Breitenfurterstraße war auch nicht schön.

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Der Einzug über die Via Flaminia ist in seiner Abscheulichkeit schon etwas besonderes. Erst stimmt man sich ein angesichts der exotischen Gunstgewerblerinnen, die sich für Rom nicht qualifizieren konnten und nun, auf fettem Steiß am Wegesrand sitzend, ihre Dienste offerieren. Photographieren lassen sie sich nicht, das kostet wahrscheinlich extra. So bleibt der lehre Stuhl als Motiv, wenn die Hübschlerin gerade Kundschaft hat; vielleicht in jenem abgründigen Stundenhotel, das auch am Wege liegt, gleich bei der Saxa Rubra, wo es manche altrömische Grabkammern zu sehen gäbe, hätte man den Schlüssel.

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Nun muß man scharf aufpassen, die richtigen Übergänge und Unterführungen von Autobahn, Schnellstaße, Eisenbahn und Gewässer nicht zu verpassen. So wird der Pilger auf seinen letzten Kilometern einmal noch gleichsam im Feuer geprüft. 

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Nur Durchhalten ist heute gefordert! Der Weg in Valle Vescovo hat auch seine Tücken, denn plötzlich sperrt ihn ein Zaun, bis ich einen schmalen Durchlaß finde.

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Genial ist die Routenführung durch dieses Gewirr, versperrte Tore erkennt die Karte allerdings nicht. Der Weg durch einen verkommenen Autofriedhof endet an solch einem Tor, übermannshoch, mein Schutzengel aber schickt sogleich den Torhüter - am späten Nachmittag des Pfingstsonntags!

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Um 17:00 erreiche ich in Prima Porta das Gemeindegebiet von Rom. Der Name rührt von einem antiken Augustusbogen über der Via Flaminia. Von dem ist heute ebensowenig etwas zu sehen wie vom einstigen Landhaus der Livia. Dafür gibt es eine häßliche Bar mit hübscher Kellnerin und unfreundlichem Wirt.

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Lange muß ich vom Glutofen der Straße auskühlen; erst um 19:45 überschreite ich die eigentliche Stadtgrenze Roms und irgendwann endlich erreiche ich die Milvische Brücke.

Ich halte inne und nehme gegen meine Gewohnheit schon jetzt ein Bier. Ein bißchen bin ich ja schon angekommen und befinde mich in diesem Moment an jener Stelle, wo sich am 28. Oktober 312 das Blatt der Geschichte zu Gunsten des Christentums wendete. Konstantin, der in der Nacht zuvor eine Vision des Kreuzes hatte, das ihm den Sieg versprach, vernichtete seinen Gegner Maxentius und mit ihm die heidnischen Götter. Das Bier schmeckt.

Ab hier führt ein schöner Radweg den Tiber entlang und dann folgt eine fast drei Kilometer lange Gerade, präzise auf den Petersplatz zu.

Überall finde ich Absperrungen und Gitterzäune. Ich sinke nieder und verrichte ein erstes Gebet.
Morgen erst, bei der 7. Kirchenwallfahrt, wird die Pilgerreise ihr Ende finden.

08.06.2025

Tag 42 | Torri in Sabina - Poggio Mirtete Bahnhof - Torrita Tiberina - vorbei an Nazzano - Fiano Romano; 28,3 km

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Torri in Sabina geht wie alles hier auf die Antike zurück. Circa 4 km außerhalb, leider nicht in meiner Richtung, steht sogar die einstige Bischofskirche, die so aus der Zeit gefallen war, daß ihr der obligate Umbau des 17. Jahrhunderts erspart blieb. Die Kirche im Ort finde ich fest verschlossen.

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Torri in Sabina bietet sonst wenig; aus der Ferne wirkt es sehr malerisch, doch birgt es keine besonderen Kunstschätze oder optischen Sensationen. Aber im Gegensatz zur Wüste des französischen Landes lebt der Ort noch. Zwei Bars gibt es, eine Trattoria, einen Fleischhauer, eine Bäckerei, eine Wäscherei und eine Post, für gerade einmal ein paar hundert Einwohner.

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So werde ich die befestigten Dörfer heute den ganzen Tag finden. Auf jeder Hügelspitze sitzt eines, oft zu Füßen einer Burg. Die gehörten einmal den großen Familien Roms, den Collonna, Orsini, Ludovisi, Savelli, Borghese, Rospigliosi und wie sie alle heißen. Die Castelli aber sind heute meist verweist, die großen Familien abgehaust.

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Die brüchigen Gemäuer waren ihnen nur mehr eine Last, sie schenkten sie der Kirche oder der Gemeinde, und die hatten auch nicht das Geld, etwas damit anzufangen. So stehen sie heute leer, in manchen gibt es eine bescheidene touristische Nutzung, doch immerhin werden sie soweit in Schuß gehalten, daß ihre Gesimse dem Pilger nicht auf den Kopf fallen.

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Schön ist das Land um Rom! Mit der Tiberüberquerung verlasse ich das Sabinerland und trete ins unmittelbare Umland der urbs ein.

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Am Tiber sind Beobachtungshäuschen für Vogelfreunde eingerichtet. Mein Interesse, mich dort auf die Lauer zu legen, hält sich aber in Grenzen.

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Was habe ich doch alles an Wild auf meinem langen Marsch gesehen! Flamingos, Reiher, Falken, Widerhopf, Hasen, Füchse, Schlangen, Rehe, Gämsen; erst gestern querte eine Wildschweinrotte im sprichwörtlichen Schweinsgalopp meinen Weg und ebenfalls gestern, ...

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... da habe ich auch das unglaublichste überhaupt gesehen: Eine Kuh auf der Weide, die erste seit Kärnten! Die ganze Zeit schon frage ich mich, wo der viele Käse der italienischen Küche herkommt. Die gestrige Kuh schafft das nicht alleine!

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Viel auf und ab wieder heute, und reichlich Sonne und Hitze. Mittags in der häßlichen Unterstadt am Bahnhof von Poggio Mirtete ein frugaler Imbiß, blühende Landschaften. 

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Und um sechs Uhr abends bin ich oben in Fiano Romano und nehme Privatquartier in den Gesinderäumen der ehemaligen Orsini-Festung.

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Römische Küche in einer Trattoria, die kaum je ein Tourist besucht hat, gerade so wie sie sein soll: einfach und geschmackvoll. Der Pilger ist glücklich!

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07.06.2025

Tag 41 | Terni - Configni - Torri in Sabina; 27,8 km

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Heute ist Herz Jesu-Freitag; ich gehe zur Beichte und zur Heiligen Messe. Der Dom sieht exakt so aus, wie ich mir das gestern vorgestellt habe: aus dem Katalog des 17. Jahrhunderts.

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Zwischen dem Borghese-Papst Paul V. und dem Chigi-Papst Alexander VII. wurde das barocke Rom in gerade einmal einem halben Jahrhundert neu erbaut. Das sahen die kleinen Landbischöfe des Umlandes und wollten zuhause auch so etwas haben. Sie wollten alle einen Ferrari, konnten ihn sich aber nicht leisten. Also wurde es immer ein Audi TT. Sieht ein bißchen aus wie ein Sportwagen, ist aber keiner.

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Überall stehen sie jetzt, die immer gleichen armseligen Kopien von St. Peter in Rom. Das bedauerlichste dabei ist, daß Neuerungssucht und Ignoranz dafür Gotteshäuser weggeräumt haben, die teilweise auf die Spätantike zurückgingen.   

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Besonders traurig ist das bei der Basilika des Heiligen Valentin. Als Märtyrergrab in der Antike vor den Mauern Ternis errichtet, war der Ort von großer historischer Bedeutung. Anno 742 kam es am Ort der Reliquien des Heiligen der Liebenden zur großen Versöhnungskonferenz zwischen dem Langobardenkönig Luitprand und Papst Zacharias. Der hat als Liebesgabe die Stadt Sutri bekommen.

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Im 17. Jahrhundert wurde dann alles abgebrochen und durch den obligaten 0815-Bau ersetzt. Immerhin barg man bei dieser Gelegenheit die authentischen Reliquien des Märtyrers. Einen Österreichbezug gibt es auch: der Hochaltar wurde anläßlich des Besuches von Erzherzog Leopold V. von Tirol eingeweiht. Der war zu dem Zeitpunkt Bischof von Passau und Straßburg, wollte sich aber beruflich verändern und als weltlicher Fürst Tirol übernehmen. In weiser Voraussicht hatte er sich nur die niederen Weihen geben lassen. Von diesen sollte ihn nun der Papst entbinden. So reiste er auf meinem Weg in die urbs und gleich mir machte er in Terni Quartier. Das war damals freilich noch nicht niedergebombt, weil noch nicht befreit.

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Die Scheußlichkeit der modernen Stadt liegt bald hinter mir und nun geht es auf und ab auf oft sehr schönen Wegen von Umbrien nach Latium. Einige Höhenmeter kommen zusammen, ich bin immerhin in den Sabinerbergen.

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In Configni finde ich endlich eine Bar und eine stolze Sabinerin bedient mich. Sie wurde bislang nicht von den Römern geraubt und sie sieht nicht danach aus, daß das je passieren könnte. Sie wird auch hinter der einzigen Theke weit und breit gebraucht.

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Von fern taucht in der Abendsonne sehr malerisch Torri in Sabina auf. Ich habe mit Mühe ein Privatquartier gefunden und eine Trattoria gleich daneben. 

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Pasta mit Oliven, Artischocken und Paradeisern heißt „à la Sabina“ - die wird es wohl auch nie bis Rom schaffen.

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06.06.2025

Tag 40 | Spoleto - Valico della Somma ( 680m ) - Terni; 28,3km

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An der letztnächtlichen Heiterkeit habe ich heute schwer zu tragen. Doch kein Pardon, wer feiern kann, der kann auch pilgern!Als Muntermacher schenkt der Weg dem Partisan der Schönheit ein capo lavoro der florentinischen Renaissance, Filippo Lippis letztes Werk, die Ausmalung der Apsis des Domes mit Szenen aus dem Marienleben. Die Krönung der Himmelskönigin in der Karlotte ist ein Feuerwerk an Farben und ein gemaltes Gebet. Über der Arbeit im Dom von Spoleto ist der Florentiner auch gestorben und fand hier seine letzte Ruhestätte. Giovanni Maria Mastei Feretti hatte hier seine erste Bischofsstelle im Alter von 36 Jahren, mit 54 wurde er zum Papst gewählt und regierte als Pius IX. als letzter Papa Re den Kirchenstaat. Papst Johannes Paul II hat ihn seliggesprochen und - Deo volente - werde ich in Rom sein Grab in San Lorenzo besuchen.

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Die schöne Kirche St. Peter vor den Mauern ist seit Jahren verrammelt und „in restauro". Vor rund zehn Jahren gelang es mir, mir Einlaß zu verschaffen. Da sah ich in der Krypra die südlichste mir bekannte Darstellung der Heiligen Märtyrerkinder Simon von Trient und Andreas von Rinn.

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Vielleicht ist die Kirche ja auch deshalb auf immer geschlossen, denn die beiden Märtyrerkinnder passen nicht zur neuen Kirche des Konzils. Mein Freund Giovanni Gasparro, einer der bedeutendsten gegenständlichen Maler der Gegenwart, wurde gar verklagt, nur weil er das Martyrium des Heiligen Simons von Trient gemalt hatte. Aufpassen muß man heute! Die moderne Diktatur kommt auf Samtpfoten und verbeißt sich unversehens im Nacken jener, die ihre Denk- und Sprechverbote frech ignorieren.

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Der Pilgerpfad führt nun über die Via Flaminia, 220 vor Christus vom Römischen Censor Gaius Flaminius als Verbindung von Rom zur Adria angelegt. In genialer Streckenführung passiert die Straße die Umbrischen Berge ohne allzugroßen Höhen. Die moderne Straße steigt auf über 800 Höhenmeter, wärend die teilweise parallel verlaufende alte Straße gerade einmal 680 Höhenmeter erreicht, bei Valico della Somma. Wo immer ich auf die neue Straße muß, tobt der Verkehr und der ist recht gefährlich, wie die zahlreichen memento mori bewiesen.

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Sonst blüht das Land im mediterranen Frühling und duftet wie ein offener Honigtopf. Herausfordernd sind auch die Versuchungen der zahlreichen Läden für „Norceria“ , herzhafte Wurst- und Speckwaren, die ursprünglich alle aus Norcia kamen.

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Terni ist dann ein optischer Schock; einst „Mancester Italiana“ wurde es wegen seiner wichtigen Stahlwerke durch die Befreier Ende des Zweiten Weltkrieges stark in Mitleidenschaft gezogen. Was der Stadt jetzt noch helfen könnte, wäre ein neuerliches Flächenbombardement.

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Um den Dom ist es eigentümlich ruhig, die paar Altstadtstraßen sind ausgestorben. Morgen Früh werde ich den Dom aus dem 17. Jahrhundert besuchen - aber ich glaube jetzt schon zu wissen, wie er aussieht.

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Schlichtes Mahl für einen müden Pilger - schlafen ist manchmal auch ein guter Plan!

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Schlichtes Mahl für einen müden Pilger - schlafen ist manchmal auch ein guter Plan!

05.06.2025

Tag 39 | Foligno - Trevi - Spoleto; 27,8 km

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Folignos Kathedrale zeigt an ihrer Südfassade eine der bedeutendsten Fensterrosen des italienischen Mittelalters. Innen ist sie im üblichen “Klein-Sankt Peter-Stil” der frühen Neuzeit gründlich überarbeitet worden. So nah an Rom gönnt man sich auch hier einen Baldachin à la Bernini, wie ich ihn schon im Dom von Assisi gesehen habe.

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Bemerkenswert sind allerdings zwei andere Kirchen: In San Francesco wird der Heilige Leib der Angela von Foligno verehrt. Sie war eine Oberschichttochter, verwöhnt, verweichlicht und verwirrt, von lockerem Privatleben und oberflächlich interessiert, immerhin ob ihres sozialen Standes gut ausgebildet. Eine einzige Predigt eines Franziskaners im Dom ihrer Heimatstadt Foligno hat sie von Grund auf bekehrt. All ihr beträchtliches Vermögen gab sie den Armen und lebte fortan als Klarissin. Als eine der wichtigsten Mystikerinnen ihres Ordens wurde sie zum Leitstern mancher verwirrten Seele. In einem besonderen Anliegen verspreche ich ihr eine neuerliche Fußwallfahrt zu ihrem Grab – wollen wir sehen, in Demut, was sie vermag.

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In Santa Maria Infraportas finden sich ein Fresko aus dem 10 bzw. 11. Jahrhundert und ewige Anbetung – letzteres ist viel mehr als alle Reliquien aller Heiligen auf einem Haufen.

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Sehr angenehm habe ich im Hotel Italia logiert, gleich hinter dem Dom und überdies - wo hat man das schon, ein Madonnenfresko aus dem 15. Jahrhundert in der Lobby!

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Jetzt aber geht’s endlich hinaus ins Gelände! Das Valle d’ Umbria liegt vor mir, als Ebene einfaches Terrain, aber lang und heiß.

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Von Trevi sehe ich nur die Unterstadt, weil ich mir zur Mittagsstunde die Höhenmeter zur nun sicher geschlossenen Kirche nicht antue. Dort komme ich dann an einer Art Geräteschuppen mit religiösem Angebot vorbei, den meine Landkarte als „Kirche“ verzeichnet.

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Zu Mittag macht der Pilger einen Fehler: Eine einzige Gaststätte gibt es. Die rustikale Erscheinung des Wirts der mit der Pfanne flößt mir Vertrauen ein, und so ordere ich auf seine Empfehlung hin Spaghetti Carbonara - eine törichte Wahl für jeden, der beim ungenannt bleiben wollenden Großarchäologen in Villach diese je gegessen hat. Enttäuschung und schwerer Magen traktieren den Pilger für den Rest des Tages ob seiner Vorwitzigkeit.

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Heiß und flach geht’s dahin durch die Kornkammer des einstigen langobardischen Herzogtums Spoleto. Seit Mittag wandere ich auf mein Ziel am Hang zu.

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Dort dann nur Freude für den Pilger! Ich kehre bei “Il Matto” ein, nicht nur ein kulinarisches Fest, ganz gleich, was die Mama kocht - eine Speisekarte gibt es nicht - sondern ein magischer Ort! Seit 21 Jahren kenne ich Phillipou, nur zweimal war ich hier, und er erkennt mich sofort. Grau ist er geworden und dick - aber in seinen Überzeugungen bleibt er fest: Nur die Mamma tut gut; allerlei Frauen hat er gehabt – und auch Kinder, wie es sein soll – aber an die Mamma kommt keine heran!

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Bei “Il Matto’" - zu deutsch der Verrückte - wird aber auch eigenes Volk angezogen: ein kanadischer Pilger und ein junges Paar aus den österreichischen Niederlanden lassen mir den Abend in schwerem Trunke enden, und fast schon am frühen Morgen sinkt der Pilger ins Bett, denn bei “Matto” steht die Sperrstunde nur am Papier.

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Morgen bin ich vierzig Tage lang am Weg und habe an die 1.100 km in den Waden. Da denke ich an die Heimat und freue mich, daß just jetzt über meine unmittelbare Wohnumgebung, den Naschmarkt, im Zwischennetz mein Text über diese Lebensmeile Wiens erscheint. Mein Freund, mein Verleger bei KAROLINGER und mein Schriftleiter beim ECKART, Konrad Markward Weiß, lektoriert seit Jahren Nacht für Nacht die oft fehlerreichen Texte des müden Pilgers, aus reiner Freundschaft – er und die Seinen seien dafür gepriesen bis ins siebente Glied! Nun hat er, um mir eine Freude zu machen, mit dem Naschmarkt einen meiner sonst nur gedruckt im ECKART erscheinenden "Streifzüge" ins Netz gestellt:

https://dereckart.at/der-naschmarkt/

Dort kann man als Kostprobe diesen Text über meine Heimat im engsten Sinne nachlesen; vor allem aber allmonatlich in der gedruckten Ausgabe des ECKARTs meine Streifzüge "so weit die deutsche Sprache reicht" – so auch der Untertitel des ECKARTs. Diese längstdienende noch im Druck erscheinende heimattreue Publikation deutscher Zunge verdient beileibe nicht nur wegen meiner Beiträge Ihre geschätzte Aufmerksamkeit, der ich den getreuen ECKART im Abonnement hiermit nachdrücklich ans Herz lege:

https://marktplatz.oelm.at/produkt/der-eckart-abo/

 

04.06.2025

Tag 38 | Assisi - Santa Maria degli Angeli - Rivotorto - Spello - Foligno; 27,8 km

Am Morgen statte ich endlich dem Heiligen Franz meinen Besuch ab. Zum dritten mal bin ich an seinem Grabe und in der berühmten Basilika des San Francesco. Ich erinnere mich an überraschend wenig und erlebe den Ort mit gemischten Gefühlen. Wie nicht anders zu erwarten, ist das Heiligtum touristisch überlaufen, doch das stört nicht einmal so sehr wie das ewige Krakelen der Franziskanermönche: "no foto”, als wollte man Susanna im Bade belauern. Es ist unsinnig zu glauben aus Schnappschüssen könne man Kunstbände erstellen. In Zeiten elektronischer Vernetzung wären solche Bilder kostenlose Werbung für den Gnadenort und in ihrer Weise propaganda fidei. Verhandeln nutzt nichts - "Vurschift is Vurschrift “.

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Die Grabstätte des Heiligen läßt mich irritierend kalt. Zu geputzt, beleuchtet und bevölkert ist der Gitterrost in der Unterkirche.

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Viel an Kunst gibt es zu schauen, Hauptwerke des frühen 14. Jh. Cimabues Maestà mit dem Heiligen Franz ist wahrscheinlich dessen früheste Darstellung (siehe oben rechts), Simone Martini und natürlich der Freskenzyklus Giottos sind jeweils alleine eine Reise wert. Mir aber ist an diesem frühen Sommertag zuviel Trubel und ich beschließe einmal Ende November zu genaueren Studien wiederzukehren. Vielleicht kann ich dann auch andächtiger beten.

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Das gelingt in Maria Maggiore obwohl eine deutsche Pilgergruppe die notorisch Gitarre spielende Nonne mitgenommen hat. Die Dame ist weiß meliert, glaubt aber, immer noch jung zu sein und zupft Flower-Power-Melodeien der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, als ich noch ein Kind war. Es ist schon etwas eigenartiges, dieses “aggiornamento “; der giorno, an dem das jemandem eingefallen ist, wird für ewige Zeiten in Bild und Klang eingefroren.

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Die Rhythmik der greisen Jugendlichen ist es also sicher nicht, was Andacht schafft. Das sind vielmehr die zahlreichen Beter vor dem Grabmal des seeligen Carlo Acutis. Der Sohn eines italienischen Investmentbankers war schon in kindlichem Alter ein Aficionado des Computers und noch viel mehr Christi und seiner eucharistischen Wunder. In einer Datenbank verbreitete er diese in der Öffentlichkeit und lebte in unseren Tagen das Leben eines normalen Jugendlichen und Heiligen. “Non io - ma Dio” , “Nicht ich - sondern Gott“ war seine Devise, im Alter von nur 15 Jahren ist er an Krebs verstorben, heuer noch soll seine Heiligsprechung erfolgen. Ich bete um seine Fürsprache für meine Kinder, mögen sie den rechten Weg nie verlieren!

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Ein lieblicher beschatteter Weg führt nun hinunter nach Santa Maria degli Angeli, wo eine prächtige Barockkirche die Portiuncola einhaust, das erste Kapellchen des Heiligen Franz, in dem er dann auch verstorben ist.

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Mittags treffe ich ein und muß feststellen, daß die Kirche bis 14:30 geschlossen hat. So drängt sich üppiger Mittagstisch auf. Den nehme ich ein im „Unikum“. Hier hatte ich das vielleicht avancierteste Mahl meiner bisherigen Reise und mit Begeisterung möchte ich Werbung für das Haus und seine Wirtin machen.

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Endlich kann ich in die Portiuncola und ehrlich gesagt macht sie mir subjektiv einen Eindruck, wie oben San Francesco. Das aber berührt den vollkommen Ablaß nicht, den der Eintretende in der Portiuncola unter den gewöhnlichen Bedingungen gewinnt; wie schön, daß meine Religion sich nie in innerlicher Beliebigkeit verloren hat.

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Die Straße entlang geht es nun nach Rivotorto, wo die ersten Behausungen der Franziskanergemeinde zu sehen sind.

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Da ich so spät wegkomme, finde ich Santa Mara Maggiore in Spello fest verschlossen und damit bin um das berühmte Pinturicchio-Fresco in der Baglione-Kapelle gebracht. Aber ich will ja ohnehin wiederkommen! In jedem Falle aber lohnt der Aufstieg nach Spello, das in der Liste der schönsten Orte Italiens verzeichnet ist und zauberhafte Durchblicke in seinen verwinkelten Gäßchen bietet.

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Jetzt ist es nicht mehr weit bis Foligno, das ich morgen erforschen will. Eine Erfrischung auf der Piazza, Rotwein aus Montefalco und die berühmten Würste dieser Gegend vom Schwein schließen den Pilgertag. Ein Mahommedaner hat’s nicht schön in dieser Landschaft!

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03.06.2025

Tag 37 | wahrhaft ein Ruhetag; Assisi - Valle de Nestore/Terrazella - Bevagna - Assisi; 4 km 🥳

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Mein Morgengebet verrichte ich in der Kirche der Heiligen Chiara, da muß ich gerade einmal über den Platz. Ich knie nieder vor dem berühmten Kreuz von San Damiano. Jeder hat eine seiner abertausenden Kopien schon einmal gesehen, in jedem Gemeindezentrum hängt es und soll dort zwischen Glas und Beton irgendetwas archaisch-frommes hinein zaubern. Vom vielen Schauen hat sich das Bild abgenutzt, genau wie Mozarts Kleine Nachtmusik vom Hören in avancierten Einkaufszentren.

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Jetzt also knie ich vor dem Original und es berührt in eigenartiger Weise. Unser Herr Jesus Christus sprach aus genau diesem Kreuz zum Heiligen Franziskus, er möge die Kirche wieder aufbauen. Schwer wiegt die Bedeutung dieses Artefakts aus dem 11. oder 12. Jahrhundert, so genau weiß man das nicht. Vornehm ist es, schön und still, dabei prächtig und erhaben. Wieso es im Klarissenkloster ist, habe ich nicht nachgeforscht, aber die Damen bekommen halt immer das Beste.

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Nun geht’s aufs Land. Mein Freund Dr. Leopoldo Bianconi holt mich an der Porta Nuova ab und fährt mich rund 40 km auf sein Landgut Terrazella im Valle de Nestore. Mit ihm und seiner Frau Annemaria bin ich nächstes Jahr seit vierzig Jahren befreundet. Kostbar ist das und selten. Kennengelernt haben wir einander am Flughafen von Maun im Okawangodelta. Die Freundschaft ist gewachsen und einmal im Jahr sehen wir einander mindestens.

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So bin ich selig, einen Tag in Arkadia verbringen zu dürfen. Alle sind versammelt, Kinder, Enkelkinder, wir trinken den eigenen Wein und genießen das eigene Olivenöl, frische Kirschen und Salsiccia vom Rost, wie sie nur der Nachbarbauer machen kann. Man schmeckt das glückliche Schwein. Buffalomozzarella darf auch nicht fehlen, wie man ihn beim feinsten Käsehändler in Wien nicht bekommen kann. Das Köstlichte aber sind die Liebe und die Geborgenheit, die mir meine "italienische Familie” schenkt. Was wirklich wertvoll ist, kann man um Geld nicht kaufen.

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Am Heimweg machen wir noch einen Abstecher nach Bevagna, Stadt auf etruskischen Grundmauern, ein Juwel, das fern der üblichen touristischen Trampelpfade liegt.

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Auf der Piazza del Comune nehme ich noch einen letzten Negroni. Dann ruhe ich aus von der Schwere des Glücks.

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02.06.2025

Tag 36 | Umbertide - Casa del Diavolo - Fosso del Diavolo - Torchiagina - Assisi; 38km

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Keinerlei Kunstbetrachtung heute, dafür ein Tag voller Herausforderungen und einigen guten Menschen. Nie sage der Pilger : ”An diesem oder jenem Tag werde ich mein Ziel erreichen!”. Immer füge er “Deo volente - so Gott will” hinzu, denn 50 Meter vor dem Ziel kann er scheitern. So ist uns das Pilgern auch in dieser Hinsicht eine Predigt der Gottergebenheit.

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Ich trotte am Morgen zu meinem Morgenrosenkranz monoton die kaum befahrene Landstraße entlang, da ist auf einmal ein etwa 30 cm tiefes Loch im Belag und ich stürze der Länge nach hin. Solches Mißgeschick passiert nie in schwierigem Gelände, denn da paßt man auf. Ich überdehne mir leicht das linke Fußgelenk, ein wenig mehr und ich müßte abbrechen. Ich richte mich aber wieder auf und der Schmerz ist auszuhalten. Also weiter, und ich setze meinen Rosenkranz fort. Wie ich damit fertig bin, will ich am Mobiltelephon die Route kontrollieren und stelle fest: das Gerät ist weg. Es muß mir wohl beim Sturz abhanden gekommen sein. Eine liebes junges Fräulein hält mit dem Wagen und ist bereit, mich zur Unfallstelle zurückzubringen. Ich halte Ausschau nach einem Loch im Asphalt und tatsächlich! Dort liegt im Gras neben der Straße das Telephon. Sie bringt mich zurück zum Ausgangspunkt der Fahrt und ich danke ihr und dem lieben Gott; wieder eine Wohltäterin des Pilgers!

Nun geht es auf ruhigen Nebenstraßen durch liebliches Bauernland. Früh schon wird es heiß, bald haben wir wieder 34° im Schatten - aber keinen Schatten.

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Im Gegensatz zu gestern finden sich jedoch keine Bars am Weg. In einem Kaff mit dem bezeichnenden Namen “Casa de Diavolo” gäbe es sogar drei Bars, die haben allerdings heute allesamt geschlossen; dabei ist nicht einmal Montag! Aus einem Haus höre ich Stimmen und erbitte Wasser; damit komme ich wohl eine Stunde lang aus.

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Immer wider begeistert mich die Lernfähigkeit des Menschen, im konkreten Falle meine: Nach 23 Jahren des Langstreckenpilgerns bin ich dahinter gekommen, wie ich an meine Wasserflasche komme ohne den Rucksack absetzen zu müssen - eine beträchtliche Verbesserung meiner Lebensqualität.

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Alle in der Karte vermerkten Gaststätten haben heute Ruhetag, wohl ein unerfreulicher Lokalbrauch. Da erkenne ich am Horizont eine Menge geparkter Automobile und wirklich: in einer Gegend, die sich Fosso del Diavolo nennt, bewirtet man im Nirgendwo dankbare Gäste und das ohne auf die Uhr zu schauen, denn zumeist schließen in Italien die Restaurants um 14 Uhr; ich treffe um 15:30 Uhr ein und genieße Schatten und aufmerksamste Bedienung. “Trilogie” heißt das Restaurant und ist mit dem Wagen einen Umweg wert. Die besten Trüffelnudeln der Reise bisher schnabuliere ich an dieser gesegneten Stätte und weil ich ein armer Pilger bin, verrechnet man mir für das zweigängige Menu samt reichlich Wasser und Kaffee einen Pauschalpreis von 20 €.

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Zufrieden und abgekühlt kehre ich auf die glühend heiße Landstraße zurück und wandere in praller Sonne Hügel auf und Hügel ab.

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Lange wieder keine Infrastruktur, in Torchiagine wurde aus der alten Burg ein ansprechendes Hotel gemacht und dort gibt es wieder Schatten, Wasser und Kaffee.

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Viel Zeit versitze ich hier, denn mir graut vor dem Glutofen. Er macht einen auch ganz blöde im Kopfe und vielleicht erklärt dies auch manches Ungemach in Afrika. Ich vergesse meinen kostbarsten Schatz, die Wasserflasche, doch ein guter Mensch trägt sie mir nach. Gott segne ihn dafür!

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Um 20 Uhr taucht erstmals Assisi in der Ferne am Hang auf. Bis dorthin habe ich noch zwei Stunden lang zu marschierte und im Finale eine Höhenwertung von knapp 200 Metern.

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Der heutige Tag ist ein Beispiel für das Leben als Ganzes, wo es eben Durststrecken gibt - und da muß man durchbeißen! Ein Bier und einen kleinen Inbiß nehmen ich noch ein. Ich will nur noch schlafen!

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01.06.2025

Tag 35 | Sansepolcro - Città de Castello - Umbertide; 38,8 km

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Es ist ein Jammer, daß der Pilger immer in Eile ist, denn das Ziel ist das Ziel und das Ziel ist weit. Der Weg ist der Weg und der Weg ist hart. Doch Sansepolcro, die Geburtsstadt des großen Piero della Francesca, kann ich nicht verlassen ohne seine Meisterwerke in der Pinakothek gesehen zu haben. Die sperrt allerdings erst um 10:00 auf. So besuche ich zuerst den Dom, den Nachbau des Heiligen Grabes in San Rocco, dem der Ort seinen Namen verdankt, San Lorenzo mit einer herrlichen Kreuzabnahme des Rosso Fiorentino und Pieros Geburtshaus und Grablege.

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In der Galerie bewundere ich endlich seine Schutzmantelmadonna und das unvergleichliche Fresko der Auferstehung. Daneben bewahrt das Museum auch einen Pontormo , einige wunderbare Santi di Tito und manch andere Kostbarkeit. Es ist eine Schande, daß ich in einer halben Stunde da durchhusche, aber heute ist es eben noch weit.

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Ich überschreite die Grenze der Toskana nach Umbrien und passiere bei dieser Gelegenheit auch das Gebiet des ehemaligen skurrilen Kleinstaates der Republik von Cospaia, der durch ein Mißverständnis der Grenzziehung zwischen dem Kirchenstaat und dem Grozherzogtum Toskana einfach passierte ist und sich immerhin mehr als 350 Jahre hielt. Er bestand praktisch nur aus dem Dorf und ein paar Feldern und florierte wegen des Tabakanbaus, der andernorts verboten war. Das Land kam mit einer minimalen Verwaltung und ohne Regierung, Militär und Steuern aus - lean management at its best!

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Die Landschaft zwischen Sansepolcro und Umbertide ist noch heute Zentrum des italienischen Tabakanbaus, die beliebten Toscanelli kommen von hier.

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Für die schöne Stadt Città de Castello bleibt keine Zeit, obwohl auch hier bedeutende Kunstschätze zu entdecken wären. Die berühmte Sposalizzio von Raffael , heute in der Brera Gallerie in Mailand, wurde für Città de Castello gemalt.

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Ich sehe gerade im Vorbeigehen das Bild der Schutzpatronin der Stadt, die Madonna delle Grazie von Giovanni di Piamonte. einem Schüler der Piero und gönne mir zum Mittagstisch eine kleine Trüffelorgie.

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Eilig weiter in der Hitze, das Thermometer zeigt heute 34º im Schatten, doch den gibt es auf der Landstraße nicht. So muß ich längstens alle 2 Stunden in den Schatten einer Bar flüchten und Wasser aufnehmen. In einer wird auch billiger Faßwein abgegeben „ vino sfuso“ - ob unser Wort Fusel sich davon herleitet? Immerhin finde ich erstmals mein großes Pilgerziel Rom angezeigt!

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Die Hitze beeinträchtigt meinen Verstand und so macht der Partisan der Schönheit einen gravierenden Fehler. Beim Studium der Landkarte achte ich nur auf meine Route und suche auf dieser ein Hotel. Es erweist sich als gräßlicher Kasten mit mäßiger Küche - wirklich schlecht ißt man in Italien nie - bereits in den Außenbezirken des hübschen Umbertide, um das ich mich bringe. Sei’s drum, heute wäre ohnehin nichts mehr zu besichtigen und morgen sind es wieder rund 40km bis Assisi.

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In der erbärmlichen Absteige schließt dennoch der Abend in großer Freude. Ich treffe meinen Freund Senator Simone Pillon, einen der wackersten Kämpfer für christliche Werte in der italienischen Politik, natürlich von der Lega. Er schenkt mir auch sein hervorragendes Buch gegen Genderwahn und die Zerstörung der Familie. Darüber sagte ein römischer Prälat, einzig Pillons Worte hätten ihm über die schwere Zeit des Bergoglianismus hinweggeholfen. Ja, damals mußte man päpstliche als der Papst sein - wenn er denn einer war!

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31.05.2025

Tag 34 | La Verna - Pieve San Stefano - Sansepolcro; 35 km

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Lange noch den Heiligen Berg erfahren; eine Konzilsmesse ohne große Skandale; stilles Gebet in der Kapelle der Stigmata des Heiligen Franziskus. Ohne Zweifel bisher der spirituelleste Ort seit Mariazell.

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Der Pilger aber muß weiter, denn das Ziel ist das Ziel und der Weg der Weg. Der führt zunächst hinab, dann wieder 130 Höhenmeter hinauf auf einen kleinen Paß und endlich abwärts auf steinigem Pfad. Meine Bergschuhe kann ich in Rom wirklich wegschmeißen , platte Sohlen haben sie mittlerweile wie Badeschlapfen.

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Was der Automobilist nie erfahren wird, sind die olphaktorischen Sensationen des Weges. In Wien bewahrt ihn das ohne Zweifel vor grober Verstörung in öffentlichen Verkehrsmitteln, hier im weiten Feld toskanischer Landschaft freilich entgeht ihm ein Festmahl an Gerüchen, die Sprache nur skizzieren kann. Nach dem Jasmin der Gartenkultur trägt schwer die Luft hier Ginster, Thymian und Rosmarin. Fast ist mir als tauchte ich in ein Faß von Honig.

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Dann kommt die Ernüchterung: Pieve San Stefano. Am Ortseingang die einzige Gaststätte, akzeptabler Mittagstisch und doch für Italien ungewöhnlich schwach, wenn auch nicht so ein schlecht. Aber wie sagt Karl Kraus: “Man kann über eine Sache nichts schlechteres sagen, als daß sie nicht so schlecht ist!”

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Bei der Marienkirche am Ortsausgang sieht man auch, wie - obwohl gut gemeint - bei Kuppelbauten vieles schief gehen kann. Wieder Karl Kraus : “Gut gemeint ist das Gegenteil von gut.”

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Jetzt zieht sich der Weg. Das Thermometer zeigt 27° im Schatten, doch der ist rar und jede Pinie mein Freund.

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Sansepolcro erreiche ich gerade rechtzeitig um mich von einem Geschäftstspartner zum Essen einladen zu lassen. Wir kannten einander kaum und das nur geschäftlich. Jetzt klingt ein Gleichklang der Herzen und ich habe einen neuen Freund gewonnen. Deus providebit!

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30.05.2025

Tag 33 | Badia Prataglia - Rimbocchi - La Verna; 19,5km

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Es fällt nicht schwer von der “Pensione Giardino“ Abschied zu nehmen und doch - die Sitzgruppe aus den hohen 70er-Jahren hat in ihrer bizarren Scheußlichkeit schon Erinnerungswerte. Die ehemalige Stiftskirche nicht: tausend Jahre alte Mauern und alles leer - das Konzil wirkt.

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150 m Anstieg, dann auf lieblicher Höhenstraße durch das Valle Santa. Den Namen trägt es von seiner Verbindungsfunktion der Klöster von Camaldoli und La Verna auf dem Weg nach Rom. Wie stets bleibt der alte Weg in der Höhe, im Mittelalter lauerte im Tal die Malaria.

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Hinunter muß der Pilger aber, auf die andere Talseite durch duftende Frühlingsblumen. Aus der Terassierung kann ich schließen, daß dies wohl auch ein alter Weg war, nur abgekommen in den letzten hundert Jahren, da sich dieses Gebiet stark entvölkerte.

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Das Casentino, so heißt die Landschaft hier, ist kaum 50 km von Florenz entfernt und doch eine der abgelegensten Ecken Italiens. Man sagt, daß die Menschen hier noch einen Dialekt sprechen, der dem Toskanischen des Dante nicht unähnlich sei, aber ich treffe hier keine Menschen.

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Die Osteria in Rimbocchi existiert schon lange nicht mehr. Die Bächerei hat offen und improvisiert mir einen Inbiß von schlechten Paradeisern und einem obszönen Mozzarellaabfallprodukt. Zur Entschuldigung sagt die freundliche Rumänin, sie verwendeten das sonst für Pizzaschnitten. Gegessen wird es offenbar regelmäßig. Freude aber faßt das Pilgerherz trotz schmaler Menage: Den ersten Pilger seit Mariazell treffe ich. Alfred aus Augsburg geht von Florenz nach Rom, am La Verna werden wir einander wiedersehen!

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Bis zu einem schönen alten Steinhaus steigt der Weg ganz komod auf guter Forststraße, dann folgt ein Steig, teilweise steil, mit meiner abgeriebenen Schuhsohlen recht mühsam. 

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Vorbei an Felsklüften in welchen der heilige Franz geschlafen haben soll.

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Endlich erreiche ich die Felsenzone unterhalb des Klosters, das wie eine Glaubensburg über mir thront.

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Graf Orlando Cantani schenkte den Berg dem Hl. Franz und seinen Brüdern, erst ein Jahr später war dieser dort. Die Felsenklüfte düften ihn angezogen haben und eine feuchte Grotte wird gezeigt, wo er in der ersten Zeit die Nächte zubrachte. 1224 empfing hier der Hl. Franz als erster aller Heiligen die Wundmale Christi. In seiner bedingungslosen, heroischen Form der Nachfolge Christi war er Titan und Ritterheiliger unter den Auserwählten Gottes. Nur Bergoglio hat seinen Namen so in Verruf gebracht!

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Vor 21 Jahren bin ich mit meinem Pilgerbruder Martin Pilch schon einmal hier heraufgestiegen. Im Tal hatten wir 30º Hitze, es folgte ein Wettersturz und am La Verna hat es geschneit - im Mai. Wir klopften an die Pforte und bekamen Obdach und eine schlichte Mahlzeit.

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Heute herrscht hier Pilgertourismus, professionell abgewickelt. Als armer Pilger bekäme ich einen Platz im Mehrbettzimmer für 15 €; wenn ich aber zahlen muß, dann zahle ich richtig und entscheide mich für ein Einzelzimmer mit Bad und Halbpension für 60 €; brauchbaren Wein aus Arezzo gibt’s für 7,5 € die Flasche immerhin wohlfeil; den gönne ich mir auch. Ein Lift bringt mich zum Zimmer, die Dusche ist heiß. Paßt soweit alles, nur der Zauber von einst ist dahin.

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29.05.2025

Tag 32 | Santa Sofia - Ca’ Veroli - Pietrapazza - Madriolipaß (1.173 m) - Badia Prataglia; 31 km

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Von Santa Sofia steigt eine praktisch nicht befahrene Straße zügig rund 200 Höhenmeter an auf 450 Meter über dem Meer. Dann geht es lange auf und ab zwischen 450 und 620 Meter.

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Über das Wetter darf ich mich heute nicht beschweren, strahlender Sonnenschein am Morgen, leichte Bewölkung zur Abkühlung am Nachmittag. Vom gestrigen Starkregen sind noch immer einige Ausrüstungsteile naß und ich fürchte, meine Zusatzbatterie hat das viele Wasser nicht überlebt. Heute wird sie ohnedies kaum gebraucht werden, denn Funk gibt es in diesem geschützten Naturpark sowieso nicht; gleichsam als Fügung sind nun Musik und allerlei Vorträge nicht verfügbar und ich fokussiere mich endlich auf den Heiligen Franz, dem ich in den nächsten Tagen die Wallfahrt besonders widmen werde.

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Viel zu früh, nach rund 10 km kehre ich ein in der einzigen Wirtschaft, an der ich heute vorbeikommen werde. Eigentlich hat sie heute Ruhetag, dem Pilger aber öffnen sich Herzen und Türen. Eine Bretteljause kann man mir richten, “Tagliera “ heißt das hierzuland.

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Nun steigt der Weg ohne weiter Höhe zu verlieren bis zu einer Stelle mit der eigentümlichen Flurbezeichnung “ Pietrapazza” , “Irrer Stein”. Dord steht eine Kirche der Hl. Euphemia. Konsequent wurden hier die Forderungen der Lithurgiereform umgesetzt und die Kirche bleibt völlig entseelt.

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Seit der Mittagsrast gehe ich auf einer Forststraße, Kirschen wachsen mir in den Mund, der Hahnenkamm blüht am Weg und weite Blicke ins Land tun sich auf.

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Auf einer Höhe von ca. 1000m erreicht der Weg die gut ausgebaute Straße über den Maroldipaß auf 1173 Meter Höhe. Italiener lieben ihre Ingenieure und haben Alcide Boschi auch ein Monument gesetzt, der mir die schöne Straße 1908 gebaut hat. Ich bin ihm dankbar!

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Nun geht es flott nach Badia Prataglia. Das namensgebende Kloster ist bereits Ende des 14. Jahrhunderts abgekommen und auch mein Quartier hat bessere Zeiten gesehen. Der Wirt erinnert an Onkel Fester aus der Adams Family.

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Trüffel Pasta um die Landschaft zu inhalieren und für meinen Freund Thomas Bachheimer Filetsteak mit Lardo! Ich bin Thomas ja im Wort!

Welche Opfer doch so mancher für seine Freunde bringen kann. Tief beschämt verneige ich mich in Dankbarkeit und frag' mich leise, ob ich dazu wohl auch fähig wär'? Die Antwort ward schnell gefunden: Jo! TB

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Mehr als 1000 Höhenmeter waren das heute - der Pilger geht abends nicht mehr tanzen.

28.05.2025

Tag 31 | Forlimpopoli - Meldola - Santa Sofia; 37,6km

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Wenig an schönem gibt es zu berichten. Forlimpopoli lasse ich rechts liegen und steuere vom Fernfahrerhotel aus an der Stadt vorbei direkt auf den Pilgerweg. Viel ist mir dort nicht entgangen. Die Festung ist heute ein Einkaufszentrum; einst stand an an dieser Stelle eine Bischofskirche. So geht der Weg von Gott über die Gewalt zum Kommerz - auch eine Religion!

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Meldola ist, als Station am Romweg ehe der Appenin beginnt, ganz auf die Durchzugsstraße mit ihren hübschen Arkadengängen ausgerichtet. In einer säkularisierten Kirche stellt eine ältere Dame, die glaubt jung und Malerin zu sein, ihre Einfärbungen von Leinwänden aus; Kandinsky für die ganz Armen, zu haben schon für € 200.

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Mich verblüfft das Selbstbewußtsein, diese organisierten Farbflecken im Schatten der wundervollen Fresken von Marco Palmezzano auszustellen. Die sind freilich nicht auf der Höhe der Zeit, denn so tief können sie nicht fallen.

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Mit ihnen beginnt und endet die Kunstbetrachtung des heutigen Tages. Auf alternativloser enger Landstraße mit vielen Lastwägen geht es das Bidentetal hinauf.

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Für den Bildband “Emilia Romagna in häßlichen Ansichten” finden sich heute zahlreiche lohnende Photomotive.

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Kaum 6 km von Meldola auf der anderen Hügelseite stand einst in Predappio die Wiege des Duce. Mir ist jetzt klar, warum er von da weg wollte und nach Rom marschierte. Ich mache es ja ebenso!

Um 15 Uhr setzt schwerer Regen ein und hält sich bis zum Abend. Die zwei, drei Orte die ich passiere sind mir nicht erinnerlich, nur Wasser bestimmt die letzten 20 km. Als alle Schleusen des Himmels sich vollends öffnen, finde ich Unterstand bei einem Pizzabäcker. Es darf geraucht werden, der Wirt will mit seiner Zigarette auch nicht hinaus in den Regen.

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Santa Sofia kündigt sich mit einer atemberaubend häßlichen Fabrikanlage an. Die Firma Amadori betreibt hier eine industrielle Hendelschlachterei und ich erinnere mich an die Firma “Tricatel” in Louis de Funes' Meisterwerk “Brust oder Keule”. Angesicht solcher Maschinengastronomie hat Vegetarismus einen gewissen Reiz; mir graust’s.

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In Santa Sofia speise ich dann nichtindustrielle Capeletti al Tartufo. Trüffel und Pilze schenkt das Tal, dazu einen unbedeutenden Sangiovese. Er macht nicht Lust auf mehr. Gut so - denn morgen geht’s ins Gebirg!

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27.05.2025

Tag 30 | Ravenna - San Apollinare in Classe - Campiano - Forlimpopoli; 32 km

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Der Tag hebt mit einer Lokalwallfahrt an. Santa Maria in Porto ist die einzige Kirche in Ravenna, die in ihrer Schönheit den Baudenkmälern der Spätantike ebenbürtig ist, und es entwarf sie ein Sohn der Stadt, Camillo Morigia, in großem Barockgestus - für die 80er-Jahre des 18. Jahrhunderts schon etwas spät. Neben dem prachtvollen Chorgestühl sind die ungewöhnlichen schwarz-weißen Marmorinkrustationen der Seitenaltäre kunsthistorisch bemerkenswert.

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Die Wallfahrt gilt der Madonna Graeca, einem Marmorrelief aus dem siebten oder achten Jahrhundert, das zu Anfang des 12. Jahrhunderts auf wundersame Weise aus Konstantinopel hierher gelangte, wohl um der damals wütenden Bilderstürmerei in Ostrom zu entgehen.

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Von dort kamen auch auf verschlungenen Wegen Reliquien des Heiligen Paulus Eremita. Das wundert mich zunächst sehr, meinte ich doch heuer im Jänner schon das Grab des ersten Eremiten in seinem Kloster in der Ägyptischen Wüste verehrt zu haben.
Kirche und Kloster gehören heute dem Orden der Pauliner Eremiten und Pater Benedikt klärt mich auf:

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Im vierten Kreuzzug sammelten in Konstantinopel die stets sehr an Wertgegenständen interessierten Venezianer unter anderem auch die dort befindlichen Reliquien des Heiligen Paulus' ein und verbrachten sie in die Kirche San Zulian, gleich hinter dem Markusdom. Als die Pauliner Eremiten ihre Kirche in Ravenna bekamen, verhandelten sie mit dem Patriarchen von Venedig und erhielten zwei große Knochen des Heiligen . Medizinische Untersuchungen bestätigten, daß es sich um Gebeine eines sehr alten Mannes handelt, der vor rund 1.700 Jahren in der Levante gelebt hatte. So könnte alles passen - die Kopten in Ägypten freilich interessiert das nicht. Sie haben das Grab nie geöffnet und sind auch nicht an moderner Forschung interessiert. Glaube ist alles, und so haben sie auch 1.400 Jahre mahomedanische Verfolgung überlebt.

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Durch die Porta Romana führt der alte Weg nach San Apollinare in Classe. Kaiser Augustus ließ dort den zweitgrößten Kriegshafen des Imperiums anlegen. Das kann man sich heute kaum vorstellen, denn seit Jahrhunderten ist alles versandet, in rund neun Kilometern Entfernung erkenne ich den Lunapark von Lido Dante, der heutigen Strandmeile am Horizont .

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Einen archäologischen Park von mäßigem Interesse gibt es, und ein Museum, das die Welt nicht braucht, vor ein paar Jahren aus EU-Geldern finanziert. Irgendwer hat sicher köstlich verdient, so gesehen brauchte es doch jemand. Was ich von fern als schäbige blaue Planenabdeckung interpretiere, entpuppt sich als moderne Mosaikkunst - und wieder hat sich jemand mit meinem Steuergeld die Taschen vollgestopft. Im Gebäude viel Museumsarchitektur, didaktische Beschallung, Rekonstruktionen und reichlich Photos und Videos. An Originaexponaten fallen gerade einmal zwei Grabsteine auf, und Serien an immer gleichen Tonkrügen, Öllampen und Scherben ohne Zahl.

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Die Kirche freilich, aus dem 6. Jahrhundert, beglückt in erhabener Schönheit und leuchtender Farbigkeit der Mosaike. Ursprünglich wurden hier die Reliquien des ersten Bischofs von Ravenna, des Heiligen Apollinarius verehrt; der Gotenkönig Theoderich errichtete für sie in der Stadt San Apollinare Nuovo. Heute befinden sie sich angeblich irgendwo in der Sakristei des Doms und werden nicht gezeigt. Sie interessieren ohnedies niemanden in der Konzilskirche.

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Ich trage die herrlichen Bilder der Mosaike in mir, als ich nun recht langweilig auf mäßig befahrenen Nebenstraßen über das flache Land ziehe. Weizen, Wein und Kukuruz, Streugehöfte und ein Dorf; der Kirchturm in der Art von Pomposa ist wohl tausend Jahre alt, die einzige Bar am Montag natürlich geschloßen. Seit ich bei Carnia das Kanaltal verlassen habe, tauchen hier erstmals am Horizont Erhebungen auf. Der Apenin kündigt sich an, und da muß ich in den nächsten Tagen drüber. 

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Die Fadesse des Tages hat mich überraschend angestrengt, so bin ich glücklich, endlich das Fernfahrerhotel erreicht zu haben. Nur Bier beglückt jetzt noch. Man ißt hier auch billig und gut - sonst werden die Fernfahrer rabiat.

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26.05.2025

Tag 29 | Zweiter Ruhetag; Ravenna - Rimini - Ravenna; 8,2km

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Einmal ein Ruhetag wie er sein soll: ich fahre am Morgen mit der Eisenbahn nach Rimini. Stichfahrten sind dem Pilger erlaubt, solange er zum Ausgangspunkt zurückkehrt, um seinen Fußmarsch fortzusetzen.

Dem Katholiken ist eine Stunde Fahrtzeit zur Heiligen Messe zumutbar und solange dauert es nicht einmal bis Rimini. Dort celebriert ein Franziskaner alter Obsevanz das Heilige Opfer wie es Gott gefällt, rund 5 km vom Stadtzentrum entfernt. Ein Gläubiger hat eine alte Lagerhalle der Priesterbruderschaft St. Pius X. geschenkt, und die haben daraus mit wenig Geld und viel Geschmack ein würdiges Gotteshaus geschaffen. Es erinnert mich irgendwie an alte Missionskirchen in Afrika und Asien, und dort sind wir wieder angekommen, gerade einmal noch nicht wieder in den Katakomben.

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Die Kirche ist gerammelt voll, vorwiegend Jugend, im Gegensatz zur Konzilskirche, und eine zehnköpfige Schola singt wie ein Engelschor. Was kann den Pilger mehr erfreuen? Bis Rom werde ich wohl keine alte Messe mehr bekommen!

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Sonntag ist, und Mittagstisch ist angesagt. Nie speise man in Italien auf gefälligen Hauptplätzen mit photounterstützen Speisekarten für Analphabeten. Einen kleinen Weg braucht es und den guten Rat eines ortskundigen Freundes. Durch den Augustusbogen spaziere ich auf der altrömischen Hauptachse vorbei an der Caesarstatue, die wahrscheinlich Mussolini aufgestellt hat. Der hatte etwas übrig für Heroisches! Nachdem der Julier nämlich den Rubicon überschritten hatte, sprach er just hier zum Einstieg in den Bürgerkrieg die klassischen Worte: „Alea iacta est!“ - der Würfel ist gefallen! Übrigens hat er es wohl auf Griechisch gesagt, als damals schon altes Zitat.

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Die tatsächliche Lage des Rubicons ist fraglich. Er war irgendwo nördlich von Rimini, aber der gegenwärtige Wasserlauf erhielt seinen Namen vom Duce. Der hatte in der Gegend eine Sommervilla und der örtliche Bürgermeister überzeugte ihn, daß just das nahe Bächlein der Rubicon sei, den kein römischer Militär mit seiner Truppe hatte überschreiten dürfen.

Geschichte ist die Fortführung der Mythologie mit anderen Mitteln!
Rimini ist nicht besonders schön, aber lebendiger als Ravenna. Ich passiere die Brücke des Tiberius' und biege um‘s Eck:

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„La Esse Romagnola“ findet kein touristischer Freßläufer, den fangen die Kaschemmen davor auf der Hauptachse ab. Hier werden die fleischlichen Freuden celebriert, namentlich die des Rindfleisches. Kein schöner Ort für die Sekte der Veganer - eine Heimstatt aber für gewaltbereite Katholiken. Die Küche ein Triumph, der Sangiovese ein Freund mit Herzensbildung, das Personal bald nicht nur Helfer sondern Freund!

Des Pilgers Schizophrenie - trifft er den Neubürger auf der Straße so wird er "Exot' " genannt - bringt er jedoch Fleisch, so hat sich "der Exot' " in des Pilgers Aufgen flugs zum Freund gewandelt! TB

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Bei Gott und bei Geselligkeit zählt Herkunft nicht, nur Herzlichkeit! Ein Sonntag biblischer Freude! Alles mögliche wollte ich anschauen in Rimini doch: „es hat als Mahl begonnen und ist ein Fest geworden!“ Rilke hat recht und auch die Heilige Teresa: „Wenn fasten dann fasten, wenn Rebhuhn dann Rebhuhn!“

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Also Fest und Rebhuhn! Da ich vom Mittagstisch aufstehe, hat alles schon geschlossen, auch der Tempietto de Malatesta. Was soll‘s - Alberti ist mit seiner Fasade ja noch nicht einmal fertig. Ich komme wieder zur Eröffnung!

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25.05.2025

Tag 28 | Erster Ruhetag in Ravenna; 14km rundumadum

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Der Morgen eines Ruhetages gehört zunächst denpraktischen Notwendigkeiten .Natürlich wäscht das miese Hotel nicht, ich bin schon froh, wenn mein Bett gemacht wird. Also mache ich mich auf die Suche nach der nächsten Münzschwäscherei, deren Gerätschaften ich schließlich dank der Hilfe eines freundlichen Orientalen auch bedienen kann. Dann besorge ich mir ein Eisenbahnbillet nach Rimini, um dort am Sonntag eine ordentliche Heilige Messe besuchen zu können.

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Am Bahnhof weht ein Hauch von Paris. Zahlreiche afrikanische Mitbürger scheinen hier ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden zu haben, und auch die Infrastruktur, um die Überschüsse aus den europäischen Wohltaten nach Hause schicken zu können.

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Nun aber pilgert der Partisan der Schönheit zu den unvergleichlichen Meisterwerken spätantiker Mosaikkunst. Als Stadt war mir Ravenna nie sympathisch, es fehlt das pulsierende Leben der Italianitá, alles wirkt irgendwie reduziert, verhalten und langweilig. Vielleicht kommt das auch vom gleichförmigen Schachbrettmuster der Straßenführung, Zeugnis antiker Stadtplanung.

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In ihrer historischen Bedeutung ist die Stadt freilich auf der italienischen Halbinsel nur mit Rom, allenfalls mit Mailand zu vergleichen. Der Reichtum der Kunst der Spätantike hat sich hier solitär erhalten, da Meisterwerke späterer Epochen kaum ablenken. In der Pinacoteca sind einzig ein Guercino und ein Proccacini von Bedeutung, im Dom immerhin ein Guido Reni in der Sakramentskapelle.

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Sonst ist der Dom eine Enttäuschung, denn es ist nicht alles Barock, was glänzt. Jedenfalls nicht in Ravenna! Völlig unnötigerweise wurde der spätantike Bau abgebrochen, damit der Erzbischof auch eine “schöne, neue Kathedrale “ bekommt. Herausgekommen ist dabei der in Italien so verbreitete konventionelle Nachbau von San Pietro im Kleinformat. Die Trottelhaftigkeit gewisser Kirchenfürsten ist also nicht nur unserer Epoche zueigen.

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Die Pracht der Mosaike von San Appolinare Nuovo, San Vitale, der Baptisterien und des Mausoleums der Galla Placidia zu beschreiben, ist hier nicht der Platz. Einmal im Leben wenigstens muß sie jeder selbst geschaut haben, der verstehen will, was unsere Zivilisation einmal gewesen ist. Wenn er hingegen unseren momentanen Status kennenlernen will, empfehle ich das Museum für moderne Mosaike.

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Der Vergleich macht sicher! Vollends freilich kann man den Zenit der Kunst unserer Gegenwart bestaunen, betrachtet man das Meisterwerk der Speyerer Künstlers Wolf Spitzer: “Kopf Stele Ravenna” . Speyer hat den Klotz seiner Partnerstadt geschenkt. Ich glaube so etwas nennt man ein Danaergeschenk!

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24.05.2025

Tag 27 | Comacchio - Lido di Spina - Ravenna; 38,4km

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Verhaltener Sonnenschein am Morgen verbirgt sich bald hinter einer dichten Wolkendecke. Sturm wie gestern frischt auf, der bringt mir immerhin heute eine Marscherleichterung, denn ein Teilstück der Strada Romea ist einspurig, wegen umgestürzter Bäume, weshalb ich neben stehenden Lastwagenkolonnen dahintrotte.

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Sturm wie gestern frischt auf, der bringt mir immerhin heute eine Marscherleichterung, denn ein Teilstück der Strada Romea ist einspurig, wegen umgestürzter Bäume, weshalb ich neben stehenden Lastwagenkolonnen dahintrotte.

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Dann ein Abschnitt auf einem Damm durch Marschland. Rosa Flamingos staken im Trüben. Ob Apicius die Flamingozungen für seinen geschätzten Salat von hier hatte?

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Ich nehme mittags noch einmal den obligaten fetten Aal; Freitag ist's! Der Mittagsrast folgen knappe 7 km auf der horriblen Strada Romea, die jetzt wieder zweispurig offen ist. Regen setzt ein und jeder vorbeibrausende Sattelschlepper versetzt mir eine Dusche.

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“Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch” glaubte Hölderlin, und ich anfänglich auch. Es kommt meine Abzweigung ins Gehölz und wie auf einen Fingerzeig Gottes öffnet sich der Himmel, die Sonne bricht hervor und wärmt die Glieder des durchnäßten Pilgers.

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Ein Admiralfalter läßt sich auf mir nieder und alles könnte so schön sein. Die “Pineta de San Vitale” gilt es zu durchwandern, stolze Pferde grasen, Licht, Schönheit und Harmonie begleiten mich; bis ich dahinterkomme, daß das der ”Gelsenwald von Ravenna” ist.

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Zwei Stunden lang quälen mich die aggressiven Stechmücken, deren Existenz ich einzig der Erbschuld zuschreiben kann. Sie zu verscheuchen oder sich auch nur zu kratzen ist sinnlos, halten darf man keinen Augenblick lang, nur weiter im flotten Pilgerschritt!

So erreiche ich endlich die wie überall häßliche Peripherie der Stadt Ravenna. Dort lungern auch die ersten Exoten herum, die ich seit Wien zu Gesicht bekommen habe.

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Ravenna ist für das Wochenende ausgebucht und ich brauche sogar ein Zimmer für drei Nächte, weil ich hier einiges studieren will. So bleibt mir nichts anderes übrig als abzusteigen, wie ich es haße: in einem abgewohnten Kasten mit dem geistlosen Namen “Hotel Roma” neben dem Bahnhof - ein Bußtag findet seinen logischen Abschluss!

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”Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch” - jedenfalls Wein, und der “erfreut das Herz des Menschen” , wie es bei Jesus Sirach heißt. Recht hat er!

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23.05.2025

Tag 26 | Mesola - Pomposa - Comacchio; 33,2 km

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Strada Romea, Sturmwind, dann Regen - der Pilger wird geprüft!
Um dem Schwerverkehr zu entgehen, nehme ich beträchtliche Umwege in Kauf. Ich navigiere durch Weizen- und Kukuruzfelder und muß dabei teuflisch aufpassen, stets die rechten Brücken über die Kanäle zu finden. Denn ich bin im Delta des Po und überall von Wasser umgeben. Naturfreunde kommen hierher, um allerlei Wasservögel zu beobachten. 

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Mir fallen die fetten Bisamratten auf, die links und rechts von mir ins Wasser springen. Fett wie Biber, frage ich mich, wie die wohl schmecken. Aale holen die Fischer aus dem trüben Wasser und die sind ebenso fett.

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Kostbarkeit des Tages: Pomposa! Auf das 6. Jahrhundert geht das Kloster zurück, die Kirche steht seit dem 8., der Turm seit dem 11. Jahrhundert. Vitale de Bologna, der mir schon in San Daniele begegnete, hat eine Generation nach Giotto die Kirche ausgemalt, Giotto möglicherweise zuvor den Kapitelsaal.

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Der Dom von Speyer überließ Pomposa eine prächtige Reliquie ihres Heiligen Abtes Guido von Pomposa und ein anderer Guido, nämlich jener von Arezzo, wirkte auch hier als Mönch. Auf ihn gehen die Anfänge unseres modernen Notensystems zurück.

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Strada Romea, heftige Böen über die weite Ebene und leichtes Nieseln kosten mehr Kraft als eine ausgewachsene Bergwertung.

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So treffe ich recht erschöpft in Comacchio ein und bin jetzt wieder ein bißchen in Österreich. Kaiser Josef I. focht um die Herrschaft den letzte kaiserlichen Krieg mit einem Papst und Wien hatte für rund zwanzig Jahre seine Hand auf der Venedig nicht unähnlichen Lagune. Streitpunkt war, ob Comacchio nun kaiserliches oder päpstliches Lehen sei. Leibniz lieferte die entsprechenden ghibellinischen Gutachten.

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Für Besichtigungen ist es zu spät und zu naß. Ich will nur noch ein trockenes Zimmer und eine warme Mahlzeit.

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Dazu gibt’s den Wein aus Pomposa - trinkbare Landschaft!

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22.05.2025

Tag 25 | Chioggia - Rosolina - Porto Viro - Taglio di Po - Mesola; 37,9km

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Abschied von Chioggia im Dom, immerhin von Baldassare Longhena entworfen, derselbe , der der Welt auch Santa Maria della Salute in Venedig geschenkt hat. Aber wenn man sparen muß, bekommt man eben das. Immerhin in der Kapelle der Hl. Märtyrer Felice und Fortunatus unter anderem ein Tiepolo und reicher Stuck.

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Genug genoßen, es wird ernst und grausam: die Strada Romea erwartet mich, die Autopiste nach Ravenna durch die Poebene. Die Autobahn geht ca. 50 km weiter westlich auf der Linie Padua - Ferrara - Bologna nach Süden, also donnert hier der gesamte Schwerverkehr durch. Drei mal muß ich diverse Arme des Po auf den Brücken dieser Route überqueren und diese rund 8 km wiegen schwerer als der Rest der doch beträchtlichen heutigen Etappe.

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Die Po-Ebene ist nicht schön, daher will ich sie zügig durchschreiten. Kein Tourist verirrt sich jemals hierher. In Rossolina Mittagstisch; Lastwagenfahrer, Bauarbeiter und Kleingewerbetreibende sitzen entspannt und essen mit Messer und Gabel. Avanciert unterhalten sie sich über die Quaität des Gebotenen und trinken fröhlich ihren Wein. In Wien fände das unprätenziöse Straßenlokal wohl jedenfalls im Guide Millaut Erwähnung, hier ißt man bloß und man ißt gut - denn ich durchwandere das Land, wo McDonald's bis auf die großen Touristenstädte pleite geht. So definiere ich sublime Küchenkultur, am schäbigen Straßenlokal an der Durchzugsstraße, nicht am exquisiten Freßtempel an der Edelmeile, wo Neureiche ihre gesamte Bildung in Poesie in blumigen Beschreibungen der Weinliste zur Schau stellen!

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Durchschnaufen also bei Kaisergranaten und dann weiter nach Süden. Ich finde immer wieder stille Parallelwege zur Hauptachse, die ich aber eben für die Brücken zu nehmen habe. Einmal muß ich zu einer solchen dann auch durch Dornen steil hinauf kraxeln; immerhin keine Macchia, denn die wäre undurchdringlich.

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Die Orte vor Mesola sind ohne jeden Reiz. Dort freilich steht noch eine Kastell der Herzöge von Ferrara und die Kirche Maria Geburt, die Kaiserin Maria Theresia hat errichten lassen. Tatsächlich war hier, im äußersten Eck des Herzogtums Ferrara, einmal Österreich - von 1771 bis 1785, im Zuge der Estensischen Erbschaft. Joseph II. verkaufte die Herrschaft dann aus Gründen der Praktikabilität an den Kirchenstaat.

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Im Kollonadengang der Festung trinke ich dann noch lange mit einem verlorenen Lombarden, den es in diese verlassene Gegend getrieben hat, auf der Suche nach den Wurzeln seiner Ahnen. Gespräche um Gott und die Welt. Solo Dio basta!

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21.05.2025

Tag 24 | Venedig - Lido - Pellestrina - Chioggia; 22,4 km

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Schifferlfahren ist erlaubt - und macht Kilometer! Morgens von Zattere mit der Vaporetto zum Lido, dabei ein letzter Blick auf das Baccino di San Marco, ein Ensemble ohne Gleichen!

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Am Lido dann wieder Bruder Schnürschuh, voran! Vorbei am abgewohnten Hotel des Bains und dem bizarr pseudoorientalischen Bau des Exzelsior Hotels, dann hinauf auf den Pfad der Murazzi. Diese letzte bauliche Kraftanstrengung der Serenissima sollte sie vor den Wogen der Adria beschirmen, gegen den kleinen Korsen hat‘s nichts genützt!

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Hier wird Venedig wieder ländlich. Vereinzelt Wein und vor allem Fischfang dominieren, sobald man die touristische Sphäre verlassen hat.

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Die Strecke des heutigen Tages ist mir wohlbekannt. Ich bin sie bereits 2003 gegangen. Mit einem Fahrrad, das man sich bequem hinter der Anlegestelle leihen kann, habe ich sie öfters schon erkundet, vor allem wegen der ausgezeichneten Fischlokale auf der Insel Pellestrina, auf die man von der Südspitze von aus Lido leicht übersetzen kann.

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Die beste Wirtschaft hier ist ohne Zweifel „Da Celeste“, aber rund 10 km von der Anlegestelle entfernt, die erreiche ich zu Fuß nicht vor 14:00 Uhr, ehe die Küche schließt. Ganz reizende Italiener, wohlbestallt und kultiviert, empfehlen mir „le Valli“ , ein agritourismo wo man auch logieren kann. „Trefflich die Küche!“ läßt mich ein Wohlbeleibter wissen und seine Erscheinung gibt mir Zutrauen in seine diesbezügliche Kompetenz. Ich werde nicht enttäuscht!

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Jedenfalls kann ich jedermann nur einen Tag in der Lagune empfehlen. Venedig ist mehr als die übliche Ansichtskarte.

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Einmal noch übergesetzt nach Chioggia und ich habe mein heutiges Etappenziel erreicht!

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Chioggia, das ist ein bißchen Venedig im Kleinen, und die Fischgerichte sind ganz groß.

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Der Pilger genießt, der Benefactor zahlt. Mein Freund Don Floriano aus Treviso macht mir die Freude, extra angereist zu sein und lädt mich zu Festschmaus und Gelehsamkeit. Beides schmeckt mir! Danke, hochwürdiger Freund!

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20.05.2025

Tag 23 | Venedig - Mazorbo - Venedig; 14km rundumadum

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Mein Vater pflegte stets seinen Geburtstag in Venedig zu feiern. Also seit meinem ersten Lebensjahr bin ich mindestens einmal im Jahr in der Serenissima, oft geschäftlich auch zwei mal. Ich sollte sie also kennen und doch - heute entdecke ich Venedig neu.

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Mein hiesiger Freund ist Manager eines Weinguts in der Lagune. Wie kann das sein? Ungläubig frage ich ihn und er läd mich ein zu einer Weinverkostung nach Mazorbo. Das ist jene Insel neben Burano, die ich bislang nur von der Landkarte kannte. 30 Minuten von Fondamenta Nova und ich sitze in einem Weingarten grad wie beim Heurigen.

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Gerademal 0,8ha ist das Weingut Venissa groß,aber nicht Masse sondern Qualität gibt da den Ausschlag. Bis zum unsäglichen Napoleon war da ein Zisterzienser Kloster, das der Korse zerstörte. Der Besitz ging dann an die Homo Nobile des Hauses Scarpavolo über, die hier bereits Wein produzieren. Der schreckliche Winter 1929 mit bis zu minus 20° vernichtete viel, was noch übrig war fiel dem Hochwasser von 1969 zum Opfer - alles eine Klimakatastrophe, die gab es schon damals.

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Das Eiland verödete, die Familie starb aus und alles fiel an die Comune di Venezia. Die verpachtete das Land an einen rührigen Weinbauern aus Valdobiano und der entdeckte vor fast 20 Jahren noch drei Rebstöcke der autochthonen Traube Dorona auf Torcello.
Heute werde daraus in diesem winzigen Besitz Edelweine in zwei Lagen produziert. Den Unterschied macht gerademal ein Meter Höhenunterschied. Das Produkt ist gewaltig und überaus hochpreisig. Im Bild erkennt man die verblüffende Differenz der Traubengröße!

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Dazu gibt es zwei exquisite Speiselokale und glücklich ist der Pilger in dieser Oase der Stille fernab der Touristenströme, die in ihrer würdelosen Adjustierung den Partisan der Schönheit schmerzen.

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Gern hätte ich hier weitergetrunken, doch ein Triumph der Kunst wartet noch auf mich. Mein Freund Paolo Tagliamento, Maestro maestoso auf der Violine läd mich heute zu seinem Konzert in Vivaldis Kirche Santa Maria de Pietà. Die “ Vier Jahreszeiten “ werden gegeben. Dauernd hört man das! “Easy listening Music” heißt man das und es hängt einem bei den Ohre heraus.

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Dabei - ich höre es heute neu, frisch, dynamisch, unverbraucht; jeder Ton ein Treffer, jedes Thema eine Welt. Er war schon groß, der ”Prete Rosso”! Man muß ihn nur immer wieder neu entdeckt und vorstellen , was jenen Priester trieb: die Herrlichkeit der Schöpfung Gottes froh in aller Farbigkeit zu feiern!

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19.05.2025

Tag 22 | San Donà di Piave - Flughafen Marco Polo - Venedig; 26,3km

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Sicher der unangenehmste Marschtag bisher: ich verlasse die häßliche Stadt und überschreite die Piave. Jetzt bin ich auch in mittelalterlichen Kategorien in der Republik Venedig. Nun 13 km geradeaus auf dicht befahrener Straße, bis ich bei einer Abzweigung im Nirgendwo eine Bar erreiche; dort ein paar Tramezini und Wasser; nun weitere 11 km bei sehr dichtem Verkehr, ich bin schließlich auf der Zubringerstraße zum Flughafen.

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Es weht ein scharfer Wind, die Sonne sticht und die Blechlawine dröhnt. Weizenfelder, ab und zu ein Gehöft am Horizont. Dann taucht in der Ferne der Campanile von Torcello auf und endlich erkenne ich auch die Silhouette der Serenissima, 13 km Luftlinie entfernt.

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Es freut mich aber tatsächlich mehr, endlich den Kontrollturm des Flughafens auszumachen.

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Dort treffe ich schließlich um 14:30 ein und erreiche bequem das Vaporetto in die Stadt. Schiffe sind dem Pilger erlaubt und Venedig eine Insel! Es fiele mir nicht im Traum ein, sie über ihren Arsch und die entsprechende Brücke zu betreten!

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Endlich! Tag der Extreme: mehr Schönheit als am ganzen Weg von Wien bis hierher zur Potenz tut sich vor mir auf und ich nehme am Canal Grande ein erstes Glas Wein!

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Was soll man über Venedig noch schreiben? Jeder kennt es und wer noch nicht dort war, hat hunderte Bilder im Kopf.
Nie sagte ich, sie wäre mir die schönste Stadt der Welt, denn eine wirkliche Stadt ist sie nicht mehr. In der Monarchie lebten hier 250.000 Menschen, heute kaum ein Fünftel und der Fürst Aldobrandini hat das Piano Nobile seines Palastes am Canal Grande an eine 80jährige New Yorker Jüdin vermietet.

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Venedig, das ist das größte und schönste Museum der Welt, ein Platz zum Schauen und zum Träumen von einer Zeit, die schöner war als unsere! Mein erster Weg führt mich wie stets zur Nikopeia, der Staatsikone der Serenissima, und zum Heiligen Markus. Ich danke für die segensreiche Pilgerschaft bisher und bitte um Kraft für den weiteren Weg.

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Ich kann nicht umhin, die Talente von Kaufleute zu bewundern. Ihr Heiliger Markus dominierte einmal den halben Mittelmeerraum bis nach Zypern und überall schaute man den geflügelten Löwen. Sein Kollege, der Heilige Evangelist Lukas in Padua, hat es nicht einmal zu einer eigenen Kirche gebracht. Er ist Untermieter bei der Heiligen Christina. PR ist eben alles!

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Jetzt aber wird gefestet ! Mit Venezianern - ja die gibt es noch - gar höchste Klerisei ist dabei, nämlich der hochwürdige Herr, der täglich in San Simone Piccolo die Messe der Tradition celebriert - also : San Simone Grande! Rohes Fleisch und dunkler Wein heben das Herz zu den lichten Sternen!

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18.05.2025

Tag 21 | Portogruaro - Concordia Sagittaria - Ceggia - San Donà di Piave; 31,1km

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Ein Haken muß geschlagen werden! Concordia Sagittaria liegt nicht direkt auf meinem Weg, doch ich kann diesen bedeutenden Ort der Antike im wahrsten Sinne des Wortes nicht links liegen lassen. Einst befand sich hier eine der wichtigsten Produktionsstätten von Pfeilen für die Römische Armee, daher auch der Name der Stadt. Es kreuzten sich hier auch drei wichtige Römerstraßen: die Via annia, die von Padua aus und die Via postumia, die von Genua her auf Aquileia zielten, sowie die Via Claudia, die über den Reschenpaß und das Außerfern nach Augsburg ging, in die Hauptstadt der Provinz Raetien.

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Schon früh setzte hier die christliche Mission ein und heute werden hier die diocletianischen Märtyrer verehrt. Kaiser Constantin hat ihnen die erste Basilika gestiftet und ein Bistum eingerichtet. Die Ausgrabung wird in einem hervorragenden kleinen Museum gezeigt.

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Dessen Wächter, mein neuer Freund Fabio, bricht in Begeisterung aus, als er mich als Österreicher erkennt. "Alles hier war einmal Österreich und unter dem guten Kaiser war alles besser!” bekennt er mit südlicher Begeisterung. Der Mann hat vieles richtig erkannt!

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Kunsthistorisches Glanzstück sind ohne Zweifel die Fresken des Baptisteriums aus dem 11. Jahrhundert, jetzt aber muß ich zurück und meinen Hauptweg finden.

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Der läuft auf der alten Via postumia kerzengerade nach Westen. Links und rechts der ständig befahrenen Staatsstraße ausgedehnte Weinplantagen bis zum Horizont, Gärten kann man das nicht nennen. Prosecco, Sauvignon, Merlot und Cabernet wachsen hier in Massen, keine avancierten Edeltropfen, aber angenehme Trinkweine. Abends wird sie der Pilger probieren.

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Der heutige Abschnitt meines Pilgerweges bildet wie das Pilgern überhaupt das Leben nach. Heute körperlich keine große Herausforderung, kein Abenteuer und keine Spannung, dafür lange und monotone Strecken, wie manche Durststrecken unsere Existenz. Durchbeißen muß man da! 20 km an der Straße bis zur uninteressanten Ortschaft Ceggia, die immerhin einen Tabakladen hat und eine Bar, in der zwei Bangladeschi einen besseren Caffé zustande bringen, als man ihn in Wien bekommt.

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Dann nochmals 7 km schnurgrade, und endlich durch San Donà, eine für italienische Verhältnisse außergewöhnlich häßliche Stadt. Der Dom, unter Österreichs Herrschaft gebaut, hat alles, was man damals um kleines Geld kaufen konnte und macht ob der Scheußlichkeit des Restes immerhin Eindruck. Zur Samstagabendmesse ist er gerammelt voll. Daß man hier auch von Bergoglios Jesuitenkumpanen Rupnik, bekannt auch ob seines kolossalen sexuellen Appetits, die immer gleichen kitschig-pseudomodernen Mosaike anbringen mußte, war vielleicht erzwungenem Wohlverhalten seinem Protektor gegenüber geschuldet.

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Von allen Zivilgebäuden des Ortes scheint tatsächlich mein Hotel das ansprechendste zu sein, die Locanda al Piave. Sie liegt direkt am Fluß und bis genau hierher kamen auch unsere braven Soldaten nach der 12. Isonzoschlacht im Großen Krieg.

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Damit berührten sie auch die alte Grenze des Heiligen Römischen Reiches, denn bis zur Piave reichte das Herrschaftsgebiet des Patriarchats von Aquileia - und das war Reichsgebiet. Jenseits des Stromes begann die Republik Venedig, die dem Kaiser sagte, sie gehöre eigentlich zu Ostrom und den Byzantinern vermittelte, man möge sie in Ruhe lassen. Kaufleute haben so ihre Talente …!

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Nichts besseres kann man dem Pilger tun, als ihm recht rohes Fleisch vorsetzen. Da ist das getrüffelte Rindsfilet gerade recht, dazu gibt’s den Merlot, an dem ich vorbeigegangen bin.
Man trinkt sich gut ein, und nach dem dritten Glas ist er ein echter Gaumenschmeichler!

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17.05.2025

Tag 20 | San Vito de Friuli - Portogruaro; 21 km

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Hübscher Auszug durch den Wochenmarkt. Vorbei an bunten mittelalterlichen Häusern und einer kleinen Kapelle; dort hat man alte Fresken freigelegt und dafür den schönen barocken Hochaltar mit einer Palla des Padovanino an die Seite gestellt, wie ein Möbel, das niemand mehr braucht.

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Dafür wurde eine üppige Volksaltarinstallation angeschafft - verbrecherische “Architekten” gibt es ja, wie ich gesehen habe, genug in der Gegend.

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Nun führt der Weg durch liebliches Bauernland und seine Dörfer, die im Italienischen immer ein bißchen städtischen Charakter haben. Es ist ein frommes Land, das ich durchwandere. Der kleinste Weiler hat seine Kapelle - ob die noch ihren Priester hat, ist freilich fraglich. Bildstöcke säumen die kaum befahrene Straße und da grüßt auch der Heilige Markus und ruft mich zu seinem Grab nach Venedig.

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Die Luft ist schwer vom Duft des blühenden Jasmin geschwängert und Mohnblumen färben die Wiesen. Ein schöner Gang und eigentlich eine Halbetappe: die letzten strammen Marschtage habe ich eingelegt, um Zeit für Portogruaro zu gewinnen, an dessen Reizen ich mich erfreuen möchte. Zum Mittagstisch treffe ich dann ein und bestaune den drittschiefsten Turm Italiens, der sich noch immer jedes Jahr um rund 2 Millimeter neigt. Gröbere Erdbeben sind ihm erspart geblieben.

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Gestern, am 15. Mai 2025, begingen wir das 70. Jubiläum des Staatsvertrages. Dem damaligen Bundeskanzler Julius Raab hat Portogruaro an seiner Brücke, die mit ihren zwei Mühlrädern auf das 12. Jahrhundert zurückgeht, ein Denkmal gesetzt. Als anno 1918 der junge Oberleutnant seine Pionierkompanie geordnet von der Piavefront abzog, verhinderte er die Sprengung des Kulturjuwels. Die Stadt dankt es ihm noch heute.

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Dann versuchte er im armen Österreich zu retten was noch zu retten war. Er baute die Heimwehr auf, saß im Parlament und hieß dort auch einmal den Verfechter der Diktatur des Proletariats, den Sozialisten Otto Bauer, einen "frechen Saujuden” - doch das war eine andere Zeit. Als Handelsminister in der letzten Regierung des Ständestaates in der Zeit der deutschen Besetzung verfemt, war er nach dem Zweiten Krieg einer der Mitbegründer der ÖVP.

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Daß diese seine Partei auf sein Vertragswerk zur Befreiung Österreichs heute pfeift und sein Andenken in Werken, wenn auch noch nicht in Worten bespuckt, nimmt Angesichts ihres totalen Verfalls nicht Wunder. Was einmal eine echte Volkspartei auf christlicher Grundlage war, ist heute ein Verräterhaufen, der einzig die gierigen Machtinteressen der Puppenspieler von außen und die ihrer Spießgesellen befördert. “Eliten” nennt man die heutzutage.

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Das alles aber ist - Deo gratias- weit weg für den Pilger. Der kümmert sich um eine Münzwäscherei, die nötigsten Einkäufe - die ersten Kirschen aus Verona gibt es - und adäquate Freitagsverpflegung: Tagliatelle con bottarga, frittura mista und ein paar Gläser vom Collio - das Leben ist schön!

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16.05.2025

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Tag 19 | San Daniele de Friuli - Dignano - San Vito al Tagliamento; 35 km

Eröffnung vom feinsten: in den Vitrinen der Läden am Hauptplatz grüßen mächtige Schinkenbeine und in der Kirche San Antonio Abate die Zimelie der Kunst des Friaul! Lokalpatrioten heißen sie auch „die friulanische Sixtina“.

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Ein Teil des Freskenschmuckes stammt von Vitale de Bologna, der uns in der bologneser Gallerie seinen herrlichen St. Georg aus 1330 hinterlassen hat. Das opus magnum aber stammt vom „Pelegrino da San Daniele", eigentlich Martino da Udine, der den gesamten Chor Anfang des 16. Jh. ausgemalt hat - wie ich glaube stark beeinflusst von Giovanni Pordenone. Ein Feuerwerk an Farbe und Invention. Eine Schande freilich ist es, daß der kirchliche Raum zur Konzerthalle herabgewürdigt wurde. Für Gott flog hier der Pinsel über den Putz, nicht für Touristen und gelangweilte Konzertbesucher!

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Das wäre dann auch der Höhepunkt des heutigen Tages gewesen. Von nun an ging‘s bergab. Physisch vom San Daniele-Hügel in die Tagliamento-Ebene, und für den Partisan der Schönheit in die Niederungen der Geschmacklosigkeit unsere Epoche.

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Die angedachte Dokumentation „Friaul in häßlichen Ansichten“ ist als mehrbändiges Werk anzulegen! Noch kurzem glücklichen Weg durch‘s Grün auf vielbefahrener Straße vorbei am Erbrochenen geldgieriger Betonbaumeister. Die Welt der Toten gleicht der der Lebenden in ihrer grauen Trostlosigkeit.

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Die Welt der Toten gleicht der der Lebenden in ihrer grauen Trostlosigkeit.

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In Dignano verfängt zu früh - am zeitigen Mittag - der auf einer Wirtshaustafel annoncierte gesottene Aal. Gott behütet den Pilger, denn später wäre nichts mehr zu essen gewesen. Ein kulinarischer Lichtblick in diesem Tal der Tränen! Ein lustiger naiver Napoleon III. an einer Hausmauer, dem das Resorgimento ja immerhin den Raub der Lombardei verdankt; Venetien hat uns Bismark gestohlen. Die Piermonteser Truppen zeichneten sich durch Unauffälligkeit und Inkompetenz aus.

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Jetzt navigiere ich mit guter Karte über Feldwege zwischen Wiesen, Feldern und Weingärten. Wichtig dabei ist es, die wenigen Brücken über die Kanäle zu beachten. Sommer wird’s und da im Feuchten beißen die Gelsen!

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Nun knappe 4 km über die Tagliamentobrücke und ihre Zubringerstraße - ein Höllenritt im Schwerverkehr.

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Zum Abschluß versöhnt ein Weg durch die Weingärten. Hier wachsen Cabernet und Merlot von bescheidener Qualität, wie ich zum Nachtmahl noch herausfinden werde. San Vito de Tagliamento ist ein agreables Städtchen, ganz nett anzusehen, lohnte aber mit dem Automobil keinen Umweg.

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Mein Forschergeist verleitet mich - obwohl ich weiß, daß ich es nicht mag - doch das friulanischste aller friulanischen Gerichte zu probieren: Fricca! Das ist eine Art Katofelpuffer mit viel Käse und wenig Wurst tief in Öl getränkt. Gleichsam Zement füllt meinen Magen und der schwache Rotwein sickert darauf. Es war heute ein schwerer Tag!

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15.05.2025

Tag 18 | Klausen / Chisaforte - Carnia - Peuscheldorf / Venzone - Osoppo - San Tomaso - San Daniele de Friuli; 42,1 km

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Auf der alten Eisenbahntrass bergab nach Süden; noch einige Tunnels und enge Schluchten, dann weitet sich die Landschaft ab Carnia, einem Ort ohne jeden Reiz. Jetzt spüre ich die Mediterrané, die ersten Weinstöcke tauchen auf und die Architektur ist eindeutig italienisch!

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Beim Einzug nach Venzone, dessen mittelalterlicher deutscher Name tatsächlich Peuscheldorf lautet, erkennt man die Wunden, die das schreckliche Erdbeben anno 1976 geschlagen hat. Außerhalb der Stadtmauer trifft man noch immer auf Ruinen, doch dann begeistert mich die denkmalschützerische Leistung, die hier gelungen ist.

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Der Dom war bereits vom ersten Beben im Mai 1976 schwer getroffen worden und stürzte nach dem zweiten im September völlig zusammen. Der Wiederaufbau - eigentlich die Rekonstruktion - überzeugt.

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Wohl erkennt man noch die Narben, doch ist das Gotteshaus wiedererstanden, ohne überrestauriert und geschleckt zu glänzen! Die gotische Pietá zeigt in ihrem weichen Schnitt Italianitá, in deutschen Landen wäre das härter und expressiver gearbeitet.

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Das ganze Städtchen ist liebevoll wiederhergestellt und findet sich heute in der Liste der „schönsten Orte Italiens“.

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Daß man in der Kapelle des Heiligen Michaels verstorbene, eingetrocknete Ortsbewohner für zwei Euro zeigt, halte ich für geschmacklos, ist aber schon lange der Brauch. Napoleon haben die Mumien beeindruckt, als er hier durchzog, und er soll gar erwogen haben, sich selbst dereinst wegen der natürlichen Konservierung hier begraben zu lassen.

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Wenig hinter Venzone verliere ich meinen köstlichen Radweg und ich muß für rund 15 km auf die enge, stark von Lastwagen befahrene Straßen durch das Industriegebiet von Osoppo. Hier finden sich viele Motive für den noch zu erstellenden Photoband: „Friaul in häßlichen Ansichten"!

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Endlich zweigt die Via Alemagna ins kleine San Tomaso ab. Der Straßenname geht auf den alten Weg vom Baltikum bis nach Rom als östliches Gegenstück zur Via Francigena zurück. In dem Dörflein findet sich auch eine Pilgerherberge aus dem 12. Jahrhundert, denn just hier kreuzen einander die Pilgerwege nach Rom, Santiago und Jerusalem.

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Nun führt der Weg hinauf in einen Pilgerort der unkoscheren Phäaken: San Daniele del Friuli!

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Tagliatelle San Daniele mit reichlich von der örtlichen Schinkenspezialität folgt ein Fasan in seinem Lardospeckhemd. Das muß ich schon meinem Freund Thomas Bachheimer zuliebe essen. Ich bin ihm im Wort, bei erster Gelegenheit im Italienischen tüchtig beim Lardo zuzulangen und an ihn im fernen Dubai zu denken. Dort kommt der nämlich eher selten auf den Tisch - eigentlich nie! 

Der Redakteur bedankt sich! Hier ist's ja sehr schwer an Lardo zu gelangen umsomehr freut es einen. TB

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14.05.2025

Tag 17 | Tarvis - Pontafel / Pontebba - Klausen / Chiusaforte; 32,8 km

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Ich weiß nicht, wie viele hunderte Male ich schon durch das Kanaltal nach dem Süden gefahren bin, ohne es je wirklich kennengelernt zu haben! Heute führt mich der Alpe Adria Radweg auf der alten Bahntrasse gemütlich ins Italienische, denn wie Metternich lehrt, ist “Italien” ein geographischer Begriff., zunächst in die Republik Venedig.

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In Camporosso erreiche ich den höchsten Punkt dieses Übergangs mit 820 m über dem Meeresspiegel. “Saifnitz heißt des auf Deitsch!” sagte mir einst ein sehr “teutscher“ kärntner Freund, doch in den Ortsnamen erkennt man, wie einmal alles durcheinander war.

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In Pontafel erreiche ich die historische Grenze. Der Pontebba-Bach bildete stets die Grenze, erst zwischen dem Herrschaftsgebiet des Erzbistums Bamberg, später zwischen dem Herzogtum Kärnten und der Republik Venedig. Die österreichische Seite ist noch heute mehr bäuerlich, die venezianische urbaner.

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Beide Seiten haben ihre Kirche und auf der venezianischen Seite markiert ein letzter großer spätgotischer Flügelaltar - bedauerlicherweise sehr vulgär gefaßt – den letzten künstlerischen Gruß aus Kärnten. Im selben Gotteshaus trumpft die Serenissima aber auch mit einem Palma Giovanne auf, seiner „ Palla de San Sebastiano“ ein Meisterwerk ; gleich dem Flügelaltar wenig bekannt und wenig besucht, denn kaum einer fährt vor Udine von der Autobahn ab. 

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Weiter durch alte Tunnels das Tal der Fella ergründend; Wildbäche rauschen und Gämsen springen in der Felswand.

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Die Feste Klausen / Chiusaforte hat Österreich schon in den 20er-Jahren des 19. Jh., als Habsburg seine segensreiche Hand über Venetien hielt, zur Verbreiterung der Straße abgebaut;

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Napoleon hatte sie zweimal besetzt, doch in der modernen Kriegsführung war sie nicht mehr zu gebrauchen. Dabei haben hier anno 1509 40 Arkebusiere ein 10.000 Mann starkes Heer Heinrich von Braunschweigs aufgehalten.

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Beim Wirt esse ich Cialzons, als Kasnudeln mir wohlvertraut, vielleicht hier ein bißchen raffinierter zubereitet, bestreut mit ricotta afumicato.

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Ein Raum wirkt in seiner Gesamtheit und darf sich sprachlich und kulturell von seinen Nachbarn inspirieren lassen; freilich nicht von Exoten vom anderen Ende der Welt!

13.05.2025

Tag 16 | Mai; Villach - Arnoldstein - Thörl - Tarvis; 28,1 km

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Beim Auszug aus Villach - hélas - verpasse ich den historischen Römerweg und lande am Autobahnzubringer; kein glücklicher Pilgerpfad, aber nur die Härtesten kommen durch!

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Unverzagt lasse ich den Lindwurm der Blechkolonne an mir vorbeihasten und treffe endlich auf den lieblichen Radweg entlang der Drau der mich später parallel zur Straße nach Arnoldstein führt, eine Ortschaft, die wohl nie im Fachbuch “1000 places you must see before you die” aufgelistet werden wird. Von dort arkadischer Weg an der Gailitz, Wasserscheide zwischen Adria und Schwarzem Meer,

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.. leicht bergauf vorbei an Kühen und Pferden via Maglern nach Thörl (das zweite dieser Reise), wo ich die isoliert liegende Pfarrkirche St. Andreas besuche, die mir ob des Frescos des “Lebendigen Kreuzes” - eines der Hauptwerke des Thomas von Villach - wohl vertraut ist.In meinem Buch “Durch Habsburgs Lande” habe ich es ausführlich beschrieben und empfehle dort, es bald zu besuchen, da die mittelalterlich geläufige Ikonographie der schönen Ecclesia und der häßlichen Synagoge (Bild unten rechts) nicht mehr in den Zeitgeist paßt und zu erwarten ist, daß die Bücklinge vor dem ephemeren Jetzt es wohl bald unzugänglich machen werden.  

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Literatur wirkt - vielleicht nicht so wie ich es gewünscht habe, aber immerhin: eine trottelhafte und sachlich falsche "Kontextualisierungstafel” haben sie ob meines Textes aufgestellt, auf der die Knechte des betreuten Denkens Theologie, Historie und Kunst hinfällig neu zu deuten meinen. Das habe ich nicht gewollt!

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Ich passiere nun den virtuellen Schlagbaum und betrete das, was man Italien nennt. Die tatsächliche Grenze zwischen dem Herzogtum Kärnten und der Republik Venedig werde ich erst morgen am Nachmittag in Pontafel / Pontebba erreichen. Das obere Kanaltal hatte bis 1918 5% windische und sonst nur deutsche Bevölkerung. Doch den Irredentastaat verlangte es nach den Bleiminen des Landstrichs und besetzte diesen in den letzten Kriegstagen; erobert wurde da gar nichts. Gleich den Südtiroler Optanten verließen die Deutschen ihre Heimat und Süditaliener ersetzten sie. Bevölkerungsaustausch klappt!

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Nichtachtend der menschlichen Tragödien muß ich doch anerkennen, daß es nun gleich hinter der Staatsgrenze “Café” gibt, der den Namen verdient. Ich kann nicht verstehen, warum in Villach selbst italienische Espressos mit dem gleichen Wasser, der gleichen Maschine und den gleichen Kaffeebohnen bloß warmes braunes Wasser produzieren können. Den besten “Café” in der Eisenbahnerstadt gibt es an der Agip-Tankstelle!

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Beim Weg auf der Via Friulana passiere ich kurz einen Tunnel, dann finde ich deo gratias den wunderschönen “Alpe Adria Radweg”, der mich mitten ins Zentrum von Tarvis führt.

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Der noch immer nicht genannt werden wollende Kärntner Großarchäologe erbarmt sich des Pilgers abermals und führt ihn in ein Restaurant der Spitzengastronomie aus. Ohne Zögern nimmt der pralle Pilger an! Solche Offerte werden ihn sobald nicht wieder erreichen, er dankt und wird den Benefactor in seinen Gebeten bis zur Heiligen Pforte mitnehmen. Kann größerer Lohn winken?

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12.05.2025

Ruhetag | Ossiacher See - Villach - Rundgang; 9,5 km

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Heute ein Ruhetag - vielleicht doch nicht ganz: Mein Freund Andreas Mölzer bittet mich für sein Wochenmagazin “Zur Zeit“ einen wöchentlichen Pilgerbericht abzuliefern. Der Pilger hat ja viel Tagesfreizeit!

Vom Ossiacher See durch mild besonnte Auenlandschaft sehr gemütlich auf einem Radweg nach Villach; ein schöner Morgenspaziergang! Bei einer kleinen Erhebung ein mittelalterlicher Bildstock wo einst die Pferde ausgewechselt wurden.

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Dann geht’s hinab in die Stadt, zuerst unter der Eisenbahn durch. Villach ist ein wichtiger Bahnknotenpunkt, Eisenbahnerstadt und damit rot. Die fröhlichen Kärnten meinen das aber nicht so grob, es ist eher Folklore.

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Die ortsübliche Fröhlichkeit begegnet mir dann gleich bei einem Bronzemonument, das dem heiteren Biertrinker errichtet wurde; dahinter die Villacher Brauerei.

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Der liebe Gott lädt mich zur Heiligen Sonntagsmesse in die Franziskanerkirche, die eben beginnt. Ich nehme dies als göttlichen Hinweis, dieweilen ich sonst den Kult der Konzilskirche meide. Die heilige Handlung läuft würdig und ohne modische Spaßetteln ab, so überschreite ich geistlich gestärkt die Drau und bin am Südufer schon ein bißchen in Italien - stand doch einst Villach unter drei Bischöfen: Nördlich der Drau gehörte es zum Erzbistum Salzburg, südlich dem Patriarchen von Aquileia und weltlich regierte der Erzbischof von Bamberg. Die Stadtpfarrkirche in ihrer Pracht übertrifft manchen kleinen Dom in Italien.

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Nun winkt meine Herberge. Ein ungenannt bleiben wollender Großarchäologe des Landes Kärnten schießt gar mit einem Kreidmörser aus dem 16. Jh. Salut ob meiner Ankunft!

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Nun jubelt innigste Wiedersensfreude gekrönt mit daunengebetteter Siesta. Was dann folgt ist Zenit des Pilgerglücks! Mein Freund, gleichwohl Gelehrter von Rang und international geschätzter Sachverständiger, wird der Nachwelt durch sein Meisterstück in Erinnerung bleiben: die besten Spaghetti Carbonara des Planeten Erde. Die feinste Trattoria Roms erreicht nicht diese Qualität.

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Also gehe ich nur aus spirituellen Gründen morgen weiter !

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11.05.2025

Tag 14 | Schoß Albeck - Himmelberg - Feldkirchen - Ossiach - Annenheim; 39,5km

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Das Geschick von Schloß Albeck ist eng mit zwei Frauenpersönlichkeiten verbunden. Zuerst ist da die Heilige Hemma - ja ich bin noch immer am Hemmaweg - in deren Besitz die Herrschaft stand und die sie an ihre Stiftung Gurk übertrug; und dann ist da die vorläufig noch nicht heiliggesproche Elisabeth Sickl, die nach fast tausendjähriger kirchlicher Herrschaft den Besitz vom Bistum erwarb und das fast vergessene und verwahrloste Gemäuer in liebevoller Kleinarbeit renovierte, restaurierte und revitalisierte. Jahrein, jahraus finden hier jeden Sonntag zwei Konzerte statt, drei Theaterproduktionen gibt es, dazu weitere Musikabende sowie Ausstellungen und andere Veranstaltungen; und ja, vorzüglich essen kann man hier auch! So hat sich ein richtiges Kulturzentrum im oberen Gurktal entwickelt, geschuldet einzig privater Eigeninitiative!

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Der Pilger hatte gestern einen köstlichen, langen und vinolenten Abend und heute einen entsprechend schweren Morgen! Sei’s drum, die Straße ruft! Nach üppigem Frühstück nehme ich Abschied von den Freunden und ziehe munter hinab nach Himmelberg.

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Schlechter Imbiss, dann weiter zum Ossiachersee. Fehler passieren zumeist, wenn der Weg zu eindeutig scheint. Ich marschiere munteren Schrittes hinab - bis die mir wohlbekannte Silhouette des Kirchturms von Feldkirchen erscheint. Das war nicht geplant! Ich habe wohl irgendwo eine Abzweigung verpaßt. Dieser Blödsinn kostet mich rund 7 km, also 1 1/2 Sunden, und trägt dem Partisanen der Schönheit zusätzlich Schmerzen ein: Nie hatte mich ein mildtätiges Schicksal je in die Außenbezirke Feldkirchens geführt.

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Nun muß ich durch genau diese navigieren und böse sticht mir eine verbrecherische Grausamkeit aus Beton ins Auge. Geschmäcklerisch mag es sein darüber zu klagen, wirklich grausam freilich ist es sich vorzustellen, daß dort unbescholtene Bürger tatsächlich wohnen!

Den Weg habe ich endlich wiedergefunden. Flott geht’s nun über Wiesen und Felder an der Südseite des Sees bis Ossiach...

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wo mich ein weiterer kostbarer gotischer Flügelaltar erwartet, und dann endlich um das Westende des Sees herum nach Annenheim, wo der Pilger glückliches Quartier erheischt bei Andreas Mölzer, wie viele seiner Freunde "ganz ein Böser”.

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Wir kennen einander seit mehr als dreißig Jahren, seit unserer gemeinsamen Afghanistanreise sind wir wirkliche Freunde. Halbe Nächte lang haben wir dort wahrlich über Gott und die Welt diskutiert und zueinander gefunden. Es mag sein, daß mein Freund Andreas in seiner Katholizität etwas schlampig ist, doch glaubt er sich das leisten zu können, da doch ein Heiliger Papst in seiner Verwandtschaft ist: Pius IX! Daher findet sich auch bei ihm ein gewisser Unfehlbarkeitsanspruch.

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Andreas' Sohn Wendelin, Abgeordneter der bösen Partei und ebenso ein Herzensbruder, ist ebenfalls dabei und wir festen fröhlich in mondbeglänzte Nacht am See. Für fünf Stunden Schlaf und einen ausgedehnten Spaziergang hält sich der Pilger ganz gut!

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10.05.2025

Tag 13 | Gurk - Weitenfels - Schloß Albeck; 21,3 km

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Abschied von der Hl. Hemma - ich habe Ihr speziell was versprochen - dann weiter leicht und heiter bei freilich schlechtem Wetter durchs Gurktal.

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Der Pilger ist im Allgemein bedūrfig und unverschämt. Wenn er letzteres übertreibt heißt man ihn einen Pülcher!

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Ich will mich also durch Kärnten durchschnorren. Heute winkt mir Quartier bei meinem Freund Heinrich Sickl!
Trefflich alles: Nach üppigem Schmaus noch ein Konzert der Schick Sisters. Alles weitere morgen; ich bin trunken ob der Freude des Glücks mit Freunden!

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09.05.2025

12. Tag | Grades - Prekova - Gurk; 21,8 km

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Am Morgen hinauf zur spätgotischen Wallfahrtskirche St. Wolfgang. Meinem liebenswerten Wirt verdanke ich, daß er den Meßner aufgetrieben hat, um mir das Gotteshaus aufzusperren.

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Herr Klasen hat ein bewegtes Leben hinter sich . Als Koch fuhr er zu See, bis er ob der Liebe in den Kärntner Bergen strandete. Nun kümmern er und seine Frau sich um die Wallfahrtskirche und Pfarrkirche und haben die Schlüsselgewalt, selbst die für den Tresor in der Sakristei, um mir das Reliquiar der Hand des Hl. Wolfgangs zur Verehrung zu reichen. Kaiser Friedrich III. bemühte sich einst in Regensburg um die Reliquie für die Wallfahrtskirche. Für solches braucht man eben Kaiser! Nun hat Grades die ganze Schwurhand des Heiligen dem berühmten St. Wolfgang am Wolfgangsee bevor!

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Der prachtvolle Flügelaltar erreicht nicht ganz die Qualität von Pachers Meisterwerk in Oberösterreich, stammt aber aus dem gleichen Umfeld. Der ganze Bau beeindruckt durch lichtdurchflutete Leichtigkeit und exquisite Deckengestaltung. Entzückend finde ich auch eine kleine Figur des pilgernden Jakobus und die zweier Mohren, die sich nach der Taufe sehnen.

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Vorbei an den soliden Wehrmauern der fortifizierten Bergkirche geht es hinunter zur nicht minder schönen kleinen Pfarrkirche St. Andreas, und dann über den Prekova-Paß mit rund 1.200 Metern Seehöhe, um vom Metnitztal ins Gurktal zu wechseln.

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Auf der Paßhöhe beim Wirten gibt es herzhaften Schweinsbraten um den Pilger bei Außentemperaturen von 4° und leichtem Nieselregen aufzuwärmen.

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Dort treffe ich die neuen Freunde von der Pilgergruppe wieder. Jetzt erst komme ich dahinter, daß Gruppenleiter Stadler gleich mir ein großer Freund der Kärntner Fastentücher ist – und ich auch sein Büchlein darüber gelesen habe. Vielleicht schreiben wir gemeinsam ein größeres Werk darüber!

In erfrischendem Frühlingsregen hinab nach Gurk, dem Kärntner Dom. Das Stift ist ausgelöscht, da wanken nicht einmal mehr drei mürrische Mönche; ein zeitgeistiges Hotel ist eingezogen und bietet Ayurveda-Massagen und den dazu passenden indischen Fraß.

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Der Dom allerdings lohnt jede Reise und das Grab der Heiligen Hemma, Landesmutter Kärntens, ist nach Mariazell wohl eines der kostbarsten Pilgerziele des Vaterlandes.

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In der Krypta Pilgermesse und Verehrung der Heiligen. Corradini, der Meister verschleierter Gestalten, hat das Grabmal im 18. Jh gestaltet, vom romanischen Vorgänger sieht man auch noch ein wenig.

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Den Kärntner Mädeln freilich ist der Hemmastein das Wichtigste. Ein Felsblock, auf dem die Heilige vor mehr als tausend Jahren saß, um den Kirchenbau zu überwachen, ist glatt abgewetzt von den vielen Kärntnerinnen, die sich darauf setzten, um Fruchtbarkeit zu erlangen.

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“Habemus Papam!” In der Hotelbar verfolge ich am großen Bildschirm das Geschehen in Rom. Da tritt er auf die Loggia: Leo XIV! Immerhin, er ist korrekt gekleidet, der Name ist gut gewählt, und er betet das Ave Maria, letzteres bei dieser Gelegenheit unüblich. Vor allem quatscht er keine anschmeißerischen Banalitäten! Man darf hoffen!

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08.05.2025

11. Tag  St. Lambrecht - Auerlingsee - Grebenzen - Ingolsthal - Metnitz - Grades; 28,3 km

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Die Stiftskirche ist für einige Zeit gesperrt. Wichtige Renovierungen stehen an: Verbesserung von Bankheizung , Mikrophonanlage und vor allem Neupositionierung des Luthertisches. Lauter Dinge, die man heut’ so braucht! Dafür schmeißt man ein paar Bankreihen hinaus – es kommt ohnedies kaum noch wer!

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Hier hält mich nichts und der Weg zieht hinauf auf die Grebenzen, einen Bergstock zwischen Mur- und Metnitztal, den der Automobilist über den Neumarkter Sattel umfährt. Bis zur Kärntner Grenze geht’s durch St. Lambrechter Siftswaldungen, rund 5.200 Hektar.

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Am stiftseigenen höchst malerischen Auerlingsee wäre eine Kapelle stimmungsvoll, das Stift aber hat ein mobiles Klo aufgestellt; nun, das braucht man wohl am synodalen Weg dringender…!

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Auf 1.350 m, bisher mein höchster Punkt auf der Wallfahrt, wechsle ich ins Kärntnerische. Ich liebe dieses Land aufrechter Menschen, die noch das Herz am rechten Fleck haben und sangesfroh und trinklustig auf woke Moden pfeifen.

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Nun bin ich am Hemmaweg, der eigentlich eine Art Achterschleife über rund 800km bildet und auf eine Wallfahrt zurückgeht, seit 1607 belegt, die ursprünglich von Bischofslack bei Marburg zum Grab der Heiligen in Gurk führte. Dem ehemaligen Kärntner Bischof Schwarz ist es zu danken, daß diese Tradition wiederbelebt wurde, und wie der Liebe Gott es will , treffe ich beim Abstieg nach Ingolsthal auf eine Kärntner Pilgergruppe, die von Roland Stadler, dem Referenten der Diözese für Tourismuspastorale und Koordinator aller Pilgerwege in ganz Österreich geführt wird, einem höchst kompetenten und rührigen Mann, und bald ein Bergkamerad.

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Viel erzählt er mir über die Geschichte der lokalen Pilgerwege und so geht’s mit ihm, Elke und Brigitte flott hinunter nach Ingolsthal. Dort gibt es eigentlich keine Verpflegung , doch nur für die Pilgergruppe von insgesamt ca. 15 Leuten wird heute aufgekocht und die neuen Freunde laden mich zu exzellenter Gulaschsuppe und Kärntner Reindling ein. Ein Hochgenuß!

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Nun trennen sich unsere Wege. Die Gruppe geht gleich nach Grades, ich schlage noch einen Haken über Metnitz, um den berühmten Totentanz zu sehen. Herr Lesch, der Meßner und Kustos des kleinen Museums, öffnet dem Pilger alle Türen und erläutert mir die komplizierte Restaurierungsgeschichte der schlecht erhaltenen aber bedeutenden Fresken aus ca. 1510-1530, die, nun vor der Unbill des Wetters in einem kleinen Museum geschützt, einst an der Außenmauer des Karners angebracht waren.

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Dort schuf man in den 1980er-Jahren eine Rekonstruktion und fügte auch die längst verlorengegangen Partien hinzu, analog der ursprünglichen Vorlage eines Baseler Druckwerks aus 1465. Da erkennt man ihn dann deutlich, den Papst, wie ihn der Tod in den Höllenschlund führt; sehr passend zum heute beginnenden Konklave!

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In der Pfarrkirche von Metnitz treffe ich wieder auf die Judenburger Schnitzschule, die hier nach dem Kirchenbrand in der ersten Hälfte des 18. Jh. mit der Gesamtausstattung der Kirche ein wahres Meisterstück abgeliefert hat.

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Am Weg nach Grades komme ich wie vor 23 Jahren an der wie damals verschlossen Mariahilf-Wallfahrtskirche vorbei – und schieße wie damals dasselbe Bild durchs Schlüsselloch.

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In Grades gibt es erst einmal das Pilgerbier und dann im Gasthof Sandwirt was die Mama gekocht hat: Kasnudeln mit Salat – was will ein Kärntenfreund noch mehr!

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07.05.2025

10. Tag: St. Georgen ob Judenburg - Scheifling - Teufenbach - St. Lambrecht; 26 km

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An St. Georgen ob Judenburg fährt man vorbei, heute mit der großzügigen Umfahrung umso schneller! Dabei birgt die Pfarrkirche eines der bedeutendsten romanischen Fresken Österreichs! 1987 bei Renovierungsarbeiten zufällig entdeckt und bis 1989 tadellos restauriert zeigen sie die Georgslegende, den Weltenrichter und die zwölf Apostel. Die Beschriftungen sind noch gut lesbar, die Malereien von feierlicher Würde.

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841 Einwohner hat der Ort, und nicht einmal die wissen von ihrer einzigartigen Kostbarkeit, wie ich gestern beim Wein im Gespäch feststellte. Vielleicht habe ich meine Trinkkumpanen auch neugierig gemacht und sie schauen sich’s irgendwann an, so wie ich am Morgen, wenn die Kirche aufsperrt. Oft schon habe ich mit dem Wagen hier halt gemacht und so grüße ich den Hl. Georg als alten Freund, bin ich doch auch sein Ritter. Daß die Kirche auch noch einen schönen Marienaltar aus der barocken Judenburger Schnitzschule in ihrem typisch expressivem Stil beherbergt, erfreut den Partisanen der Schönheit freilich auch - warm wird mir da um’s Herz und das braucht es, denn das Thermometer zeigt 4°; noch kein Regen.

Die neue Sparautobahn im Murtal hat die alte Bundesstraße völlig leer geräumt, so geht es munteren Schrittes vorbei an Unzmarkt und der Frauenburg, vielleicht Stammsitz des Hauses Liechtenstein, jedenfalls Feste des Minnesängers Ulrich von Liechtenstein, auf Scheifling zu.

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"Am Sonntag is Scheiflinger Kirtag, da kemman de Tabakraucher zsamm. Sie gehn ja net eini in d'Kircha, / dauert eahna de Predi' viel z'lang.”

Lustig muß es da einmal zugegangener sein! Heute hat Scheifling Angst. Schon bei der Annäherung in einem Waldstück werde ich auf die Videoüberwachung hingewiesen. Im Ort glotzt mich dann böse die Kamera an. Vielleicht aber hat nur ein findiger Vertreter dem schlichten Bürgermeister dieses Investment eingeredet. Verdient hat jedenfalls jemand daran!

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In Teufenbach zeigt schon das St. Lambrechter Wappen, daß es nicht mehr weit ist. Bald habe ich den Weg der Figur unserer Lieben Frau von Mariazell in umgekehrter Richtung zurückgelegt. 1157 entsandte das Stift St. Lambrecht den Mönch Marus zur Kolonisierung der neuen Erwerbungen in die Wildnis am Erlaufsee. Da war das Stift schon fast 100 Jahre alt.

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Was heute davon übrig ist, ist kümmerlich und damit meine ich nicht Reichtum, Kunstschätze, Gebäude und Waldungen. Nein, davon ist reichlich vorhanden. Aber geistlich ist es eine Wüstenei, so wie das Mariazellerland war, ehe die Figur der Magna Mater Austriae und damit die Zivilisation eintraf.

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Vor 23 Jahren bei meiner ersten Großwallfahrt klopfte ich schon einmal an die Klosterpforte und mein damaliger Besuch blieb mir in unangenehmer Erinnerung.

“Es wird alles anders, aber sicher nicht besser!” lehrt der optimistische Denker Robert Chlada - und wieder hat er recht!

Die Pforte ist nur bis 15 Uhr besetzt, aber alle Tore offen. Ich irre durchnässt durch endlose Korridore die mit großflächigen Schmierereien - Pardon, moderner Kunst - zugehängt sind. Der liebe Gott läßt mich den Altabt finden, genau jenen, der mich vor 23 Jahren behaust hat. Sehr freundlich ruft er den Prior, der sich gleich angewidert zeigt, als ich ihn mit "Hochwürden" anrede. “Mit der Taufe sind wir alle gleich und es gibt keine Vorrechte!” - großartig, da bin ich am synodalen Weg. Korrekt weist er mir zur Übernachtung ein sehr geräumiges Zimmer samt Bad und WC zu, interessiert sich aber in keiner Weise für mich, woher ich komme und wohin ich gehe. Immerhin trockenes und gut beheiztes Quartier habe ich! Meine Erkundigung nach Ausspeisung im Refektorium stößt auf Unverständnis. Auf Nachfrage teilt er mir mit, daß die Mönche hier nicht gemeinsam speisten. Im Ort würde ich schon ein Wirtshaus finden.

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Um 18 Uhr besuche ich in der Peterskapelle - der barocke Prunk der Klosterkirche läßt sich wohl nicht mehr ertragen - Vesper und etwas, das eine Hl. Messe seien soll. Drei bedeutende spätgotische Flügelaltäre von Kärntner Meistern stehen wie Möbel der Großeltern rum.

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Man braucht sie nicht mehr. In der Mitte des Raumes steht ein in der Anschaffung gewiß sehr teuer gewesener kreisrunder Marmorblock. Kein Kruzifix, keine Kerzen, keine Blumen - das nehmen sie als Altar. Der Abt sitzt neben den zwei Gläubigen in der Kirchenbank, drei Mönche, geschmückt mit kanarivogelfarbener Stola, heben die Hand zum Vatikanischen Gruß. Ein Mönch ist wohl bettlägerig - damit hätte ich den gesamten Konvent gesehen. Fünf sind sie noch. Das Konzil wirkt!

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06.05.2025

9. Tag: Seckau - Fohnsdorf - Pöls - St. Georgen ob Judenburg; 37,5 km

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Die Klimakatastrophe trifft mich eiskalt: 7° und durchgängig Regen, den ganzen Tag lang. Morgendlicher Abschied vom “Dom in Gebirge”,

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dann auf und ab auf ruhiger Nebenstraße. Der Nässe trotzend trotte ich dahin zwischen der Autorennbahn Spielberg und dem Militärflughafen Zeltweg. Teueres Fluggerät steht für den Dritten Weltkrieg bereit, wenn Frau von der Leyen es will; oder doch nicht, denn bei uns will das niemand; aber wird uns wer fragen?

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Fohnsdorf war nie ein schöner Ort und ist bei diesem Wetter noch trostloser als sonst. Der Bergsegen ist längst schon versiegt, der Grubenhund abverreckt, die Jungen sind abgesiedelt und die Alten traurig.

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Nicht viel los auch in Pöls. Von weitem schon droht die bizarre Häßlichkeit des Zellstoffwerkes , doch immerhin finden hier Menschen noch Arbeit. Die Kebabbude hat geschlossen heute, der Wirt mit der Kegelbahn schon lange und für immer. Der Bestatter hat offen. Gestorben wird immer, ein krisensicheres Geschäft.

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Kein Nachmittagskaffee und kein regenfreier Unterstand. Da taucht er auf, der Glücksstern meines Nachmittages: ein Spar-Supermarkt! Der hat einen Kaffeeautomaten und ein schützendes Vordach. Oft braucht es wenig, um glücklich zu sein!

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Am Weg hinab ins Murtal begegnet mir wieder eine widerständige Kuh mit nicht EU-konformen Geläut. Eine andere koter. Ob sie dabei an die Flintenuschi denkt?

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Bei "Nah und Frisch” zu St. Georgen ob Judenburg, da finde ich meinen trockenen Hafen! Ein echter Nahversorger bietet Lebensmittelladen, Bierausschank, die einzigen Fremdenzimmer im Ort und Nachtmahl à la minute gekocht. Ich suche mir an der Fleischtheke aus, wonach es mich gelüstet und der Wirt bereitet es sogleich: tadellos.

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Dazu gibt’s Gelben Muskateller aus der Südsteiermark. Er verrät mir freilich, daß er von all dem nicht leben könnte. “Murtal-Eis” heißt das Flaggschiff seines Imperiums! Speiseeis der Extraklasse, in feiner Handarbeit mit Liebe zubereitet. Dafür aber ist es mir Anfang Mai zu kalt!

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05.05.2025

8. Tag: St. Michael - Kraubath - Prankh - Seckau; 24,6 km

Sonntag ist es, und ich mache wieder einmal den Versuch, eine Konzilsmesse zu besuchen. Der schöne Barockaltar der Pfarrkirche ist mit drei bunten Fetzen(1) verhängt. Auf Rückfrage erklärt man mir, dies seien keine Fetzen, sondern ein Fastentuch, und das hänge hier bis Christi Himmelfahrt. Eine Messe gibt es auch nicht, sondern nur einen Wortgottesdienst, geleitet von einem schmucken Herrn in Lederhosen. Ich sehe keinen Sinn darin, frömmelndes Laiengequatsche meinen Aufbruch länger verzögern zu lassen und ziehe los, zumal es noch sonnt. 
Die Walpurgiskirche finde ich leider fest verschlossen, ich hätte dort gerne die berühmten gotischen Glasfenster gesehen. (2)

(1)                                                                                   (2)
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St. Michael - das kennen die meisten wohl nur wegen des Autobahnkreuzes mit der Pyrnautobahn. Der Pilger preist die Betonpiste des Fortschritts, denn so findet er die Parallelstraße gänzlich autofrei und wandert vorbei an duftendem Flieder, glücklichen Schweinen und milde glotzenden Kühen ungestört bis Kraubath, wo er klugerweise, wenn auch noch etwas früh, ...

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beim Jägerwirt eine schmackhafte Mahlzeit einnimmt. Gleich lässt sich erkennen, daß der Wirt den Anspruch hat, Qualität auf den Teller zu bringen und wohl nur deshalb kann er sich hier halten, fernab aller Laufkundschaft. Da kocht ein Könner für Kenner! Alternativen gibt es heute sowieso nicht, alle anderen Gaststätten sind längst kaputt. Leichter Regen setzt gegen 14 Uhr ein und wird sich den ganzen Tag über halten

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Ein kurzes Stück durch den Wald, Hügel auf und Hügel ab, immer wieder vorbei an stolzen Bauernhöfen, an stolzer Bauernkultur von einst, wo sogar die Stadlfenster mit Geschmack gestaltet waren. Gleich daneben trumpft die Moderne völlig beziehungslos mit weiß getünchten Betonschachteln auf. Gewiß hat irgendein selbstgefälliger Architekt Bilder seiner optischen Verbrechen in seiner "Mappe” und zeigt sie gerne vor, ganz ohne Scham. Dabei trifft die Berufsbezeichnung nicht mehr wirklich zu: “ Staatlich geprüfter Anwender der Bauordnung “ sollte er heißen. Aber er heißt sowieso nichts.

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Am späten Nachmittag erreiche ich Stift Seckau, wo ich avisiert bin und gütig Quartier bekomme. Die Abtei war einst Bischofssitz und spirituelles Zentrum der Steiermark; mit der “Seckauer Madonna”, einer venezianischen Alabasterarbeit aus ca. 1200, besitzt es das älteste Gnadenbild Österreichs, und die mächtige Kreuzigungsgruppe findet sich in jedem Buch über mittelalterliche Kunst abgebildet.

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Für Karl II. von Innerösterreich, den großen Gegenreformer, dem wir die Rekatholisierung von Kärnten und Steiermark verdanken, errichtete Sebastiano Carlone das prächtigste Renaissancefürstengrab nördlich der Alpen, Capolavoro des Italieners. Helm und Schwert des Erzherzogs sind an der Außenwand als memento mori angebracht - man stelle sich einmal im Vergleich Füllfederhalter und Baseballkappe der gegenwärtig Herrschenden als Dokument unseres Zeitgeistes vor ...

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All das hinderte Kaiser Joseph II. nicht, die Abtei aufzulösen. Einer Wiederbelebung aus dem 19. Jh. machten die nationalen Sozialisten den Garaus – ich habe nie verstanden, warum man diese Variante des Sozialismus als rechtsextrem bezeichnet!

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann man von neuem, die altehrwürdigen Gemäuer mit geistigem Leben zu füllen, nun aber führen die Segnungen des Konzils zum gemächlichen Absterben. Banal klingt das monoton heruntergelesene Chorgebet in schlechtem Deutsch, bereichert durch zeitgenössische Gebetsdichtung der wenigen Mönche.

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Als Lesung im Refektorium wird die Autobiographie von Papa Bergoglio vorgetragen. Immerhin weiß ich jetzt, daß schon sein Großvater ein Linksliberaler war; und daß Herr Franz “O Sole mio “ singen konnte. Ob ihm das jetzt hilft? Zwölf Mönche, einige über 90 Jahre alt, halten noch irgendwie durch. Stift Heiligenkreuz hingegen hat den größten Konvent seit der Gründung im 12. Jahrhundert.
Warum wohl?

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04.05.2025

7. Tag: Bruck an der Mur - Leoben - St. Michael; 25 km

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"Nimm einem Dorf den Priester und in vier Jahren wird das Volk wie sein Vieh!” sagte der Hl. Pfarrer von Ars. Bleibt der Priester, so bleibt das Heil der Seelen. 150 Einwohner und einen Pfarrer gibt es auf Maria Rehkogel und sie nehmen Tradition und das Ewige noch ernst. Weihwasser wird noch gebraucht, und die Gläubigen können es sich holen; in der Kirche sitzen Frauen auf der Frauenseite, Männer auf der Männerseite, und alle im Steyrergwand. Ja, Männer gehen hier auch noch in die Kirche – und heute sind es sogar mehr als Frauen. Große Liturgie auf Maria Rehkogel zum Herz-Maria-Sühne-Samstag, mit Aussetzung, Anbetung, Betrachtung, Rosenkranz und Heiliger Messe! Das dauert, dann bekomme ich noch den Pilgersegen und einen Pilgerbrief, um leichter Quartier in Klöstern und Pfarrhäusern zu finden , natürlich auf Latein, damit’s die Walschen auch verstehen!

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Eine gute Seele bringt mich dann zu Tale, exact an die Stelle, wo ich gestern abgeholt wurde. Mittags bin ich am Hauptplatz von Bruck und gewinne am Kornmeßerhaus einen ersten Eindruck von dem, was sich in gut zwei Wochen, deo volente, in Venedig in ganzer Pracht vor meinem Auge entfalten wird. Denn Venedig hat er gewiß gekannt, der Hammerherr Pankraz Kornmeß, der um 1500 den schönsten heute noch existierenden Profanbau aus der Zeit des Wirtschaftswunders der Epoche Kaiser Maximilians errichtet hat.

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Nun greift wieder die Gravitation des Ortes; ein Imbiß wäre jetzt gerade recht, kalt, nicht zu schwer, sonst hat der Pilger am "Nachmittag sein G’frett”. Da gute Gaststätten hierzulande selten sind, werden die wenigen mit dem steirischen Panther markiert und zu meiner Freude leuchtet mir dieses Zeichen am unteren Hauptplatz entgegen.

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Im Gasthof Riegler stieg dereinst gar der erste österreichische Elephant ab! Das war anno 1552, ein diplomatisches Geschenk des portugiesischen Königs an den Kaiser. Zunächst nach Genua verschifft, wurde der Dickhäuter über die Alpen bis nach Wien getrieben und auf seiner Reise in den besten – weil größten – Häusern untergebracht. Einige Gaststätten tragen davon heute noch ihren Namen, zum Beispiel in Meran, nicht aber hier in Bruck. Denn der rührige Wirt aus Leidenschaft, Herr Riegler, hat vor rund dreißig Jahren die heruntergekommene Wirtschaft neu übernommen und da ist es nur recht, daß sie nun seinen Namen trägt. Viel hat er aus dem Haus gemacht, sogar das örtliche Reich der Schlaraffen hat hier seine Burg, und die Küche hält, was die Auszeichnung verspricht. Dabei ist der Wirt eine Fundgrube lokaler Anekdoten und die Geselligkeit krallt mich fest.

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Irgendwann am frühen Nachmittag muß es dann sein – endlich beginne ich meinen heutigen 25-Kilometer-Marsch. Es geht flott dahin, der alte Weg ins Italienische, heute die B116 , entschärft durch die parallel geführte Autobahn. Am schönen Leoben schramme ich nur vorbei, ohne den Hauptplatz zu berühren, und über einen kleinen Pass gelange ich nach St. Michael.

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Zwei kurze Gewitter erwischen mich, beim Einzug in St. Michael kommt wieder die Sonne hervor und ein kaum je so gesehener Regenbogen spannt sich über ein garantiert nicht schwules vaterländisches Denkmal “aus großer Zeit”.

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Die schönste kulinarische Freude ist dem Pilger, wenn Mama kocht. Das tut sie im “Eberhard“ nur, wenn sie Lust hat. Heute hat sie!

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03.05.2025

6. Tag: Seewiesen - Thörl - Kapfenberg - Bruck an der Mur; 32,5 km

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Seewiesen , das sind ein schlechter Gasthof mit schönem Ausblick, ein paar Häuser, unterhalb ein liebes Kirchlein und daneben ein stattliches Herrenhaus – der Pfarrhof oder gar ein Hexenhaus? Wie dem auch sei – ich muß weiter, talwärts die Straße entlang durch weite blühende Landschaft. Die erste Heumahd findet gerade statt und frisch hängt der Duft des jungen Grases in der Luft.

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Das Tal verengt sich nun zum Thörl. Ehe ich von Kärnten ins Friaulische wechsle, werde ich wieder durch ein Thörl müssen.

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Gleich einem Peitschenschlag trifft mich am Ortseingang der Anblick eines Betonklotzes samt Betonturm, ein Bau, den sie hier “Kirche “ nennen. Sie unterscheidet sich nur unwesentlich vom gleich daneben liegenden Rüsthaus der örtlichen Feuerwehr. Es ist schon eine Besonderheit der Konzilskirche und ihrer protestantischen Ideengeberin, daß sie solche Orgien der Scheußlichkeit hervorbringen. Seien es Mahomedaner, Hinduisten, Buddhisten oder unsere orthodoxen Brüder in Christus, alle vermögen Kultbauten zu errichten, die religiöse Identität und Zweck deutlich von Ferne zeigen – nicht so die Adepten des fortschrittlichen Westens! Deren Gebäude können als Turnhalle, Konferenzzentren oder Krematorien interpretiert werden.

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Mir graust, doch ich wäre nicht der Partisan der Schönheit, erspähte ich nicht selbst hier versteckte Erinnerung an Harmonie und Geschmack in der Umgebung. An einem Arbeiterwohnheim der Penggschen Industrie ein schlichtes Bild von 1936 über Familie wie sie sein soll! Tempi passati!

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Geradeso wie die Hammerherrlichkeit der Familie Pengg. Einst die großen Herren im Tale, ist nun der Lack längst ab. Ihr Wirtshaus gibt es auch nicht mehr, wie überhaupt keine Gastronomie bis hinunter nach Kapfenberg. Dabei komme ich an manchem stattlichen Gasthaus vorbei – geschlossen für die Ewigkeit. Schmalhans hat heute Küchendienst!

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Zum Schmausen bliebe mir ohnedies keine Zeit, denn um 17 Uhr 30 muß ich in Bruck sein, wo mich mein Freund, Hochwürden Obernaus, abholen wird. In seinem prächtigen Pfarrhaus am Maria Rehkogel gibt er dem Pilger Quartier und das Geschenk einer Heiligen Messe. Diesbezüglich ist es heute gerade wie zur Zeit der Französischen Revolution, wo man jemanden kennen muß, der jemanden kennt, der noch rechtgläubiger Priester ist und kein Konstitutionspfaffe. Die Eile also lohnt, und die 600 Höhenmeter bleiben mir erspart, denn wenn ich meinen Weg am nächsten Tag exakt dort fortsetze, wo mich heute der Kraftwagen abholt, ist der motorisierte Seitenschwenk erlaubt.

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Bis Bruck an der Mur ist noch viel Häßlichkeit zu überwinden, vorbei an Industriekomklexen, die an Mordor erinnern.

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Dann freilich himmelhoch jauchzend Triumph der Schönheit: die Wallfahrtskirche Maria Rehkogel aus dem 14. Jh., ihre Ausstattung das Alterswerk des großen Veit Königer, ein Jubel an Farbe, Glanz und Bewegung, und alles doch nur Beiwerk für das einzig wirklich wichtige: das Heilige Meßopfer, das ich heute zum Herzjesufreitag mitfeiern darf!

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Abendstimmung und Sonnenuntergang hinter dem Hochschwab und wieder eine runde katholische Sache: mein hochwürdiger Freund war vor seiner Berufung Meisterkoch und so zaubert er ein Haubendîner für den Pilger, accompagniert von edlem südsteirischen Wein.

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Schön ist es katholisch zu sein!

02.05.2025

5. Tag: Mariazell - Salzatal - Gußwerk - Gollrad - Seebergsattel - Seewiesen; 25,6 km

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Mariazell hat starke Gravitation - man kommt nicht weg! Üppiges Frühstück im exzellenten "Goldenen Kreuz”, dem ersten Haus am Platz, davor noch Hl. Messe von Don Siegfried celebriert,

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Besuch der Schatzkammer mit den Freunden und dort Bewunderung der erlesensten Stücke: die kostbare Ikone, die der ungarische König Ludwig zum Dank für einen Sieg über die Türken spendete, Prunkkleider und Kronen der Madonna, Elfenbein, Email, Juwelen, alles Liebesgaben von Adel und Volk an die Magna Mater Austriae.

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Dann nochmals fröhliche Kaffeerunde am Platz, Umarmungen, Verabschiedungen und endlich komme ich weg.

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Mittlerweile ist es Mittag; flußabwärts gibt es keine Alternative zur Straße, was heute, am 1. Mai, kein Vergnügen sein kann. In unserem postheroischem Zeitalter haben sich die letzten Männer ,die das noch sein wollen, auf ihre Reitwagen geschwungen und brausen unter ohrenbetäubendem Getöse in Gruppen durchs Tal. Buße für zu viel Wohlleben findet der Pilger also allemal!

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Er kommt an jener Säule vorbei die den ersten - oder letzten - Blick auf die Basilika markiert und dann an einer Wirtschaft mit ortsüblicher schlechter Küche. In Gollrad habe ich bei meinem ersten Marsch auf Rom vor genau 23 Jahren köstlichen Trunk genommen, heute ist das Gasthaus abgekommen und von sehr unfreundlichen Ukrainern in Besitz genommen. So raste ich ein wenig am Straßenrand und steige den Seeberg hinan. 

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Da führt der Weg am Brandhof vorbei, jenem Mustergut des Erzherzog Johann, wo er auch seine Anna Plochl heiratete und sie zur Freifrau von Brandhof machte. Das Gut liegt auf fast 1.100 m Seehöhe, von hier sind es nur rund 170 Höhenmeter zum Seebergsattel, mit 1.254 m bislang die höchste Erhebung dieser Wallfahrt.

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Dahinter bietet sich ein weiter Blick auf das Hochschwabmassiv. Anno 2002 bin ich da drüber am Weg nach Rom, doch heuer ist die Hütte noch geschlossen und es liegt zu viel Schnee - soviel zum Klimawandel.

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Dann sitze ich schließlich beim Bier auf der Terrasse des einzigen Gasthofs und blicke zufrieden auf die mächtige Felsformation, die mich heuer so gar nichts angeht. Ich muß durch das Tal und das kostet einen Tag mehr, ist aber gewiß weniger anstrengend.
Mein Blick fällt auf das Retro-Würzschiff am Plastiktischtuch, das verspricht was das Essen halten wird. Es ist noch weit bis nach Italien!

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01.05.2025

4.Tag: St. Aegyd - Gschaid - Walstertal - Wuchtelwirtin - Hubertussee - Mariazell; 29 km

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Spät ist der Abend und kurz der Bericht. Recht flott über die Gschaid - Angstetappe meiner Jugend, nun durch eine tadellose Forststraße völlig entschärft; mehr davon wird es einmal brauchen für Prunkwallfahrten und Festprozessionen!

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Pilgergespräche am Weg - ja , echte Pilger sind mir begegnet - über das künftige Konklave. Eigentlich um zu provozieren, merke ich wahrheitsgemäß an, daß ich meine Wallfahrt nach Rom der Wahl eines rechtgläubigen Papstes weihe - einen zweiten Bergoglio hält die Kirche nicht aus. Bei weitem keine Provokation: Zustimmung, Heiterkeit und Hoffnung!

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Ich werde noch fester zur Zeit des Konklaves beten und fest glauben wir daran, daß Wunder möglich sind!

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Damit trete ich vor die Magna Mater Austriae.

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Mein Freund, Militärdechant Siegfried Lochner, der begnadetste Prediger des Vaterlandes und ein echter Volkspriester, ist extra angereist, um für den Pilger die Hl. Messe zu feiern wie sie Gott gefällt; und mit ihm kamen Freunde aus Italien, Brasilien und mein Quasi-Zwillingsbruder vom Semmering.

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Ausgiebig wird jetzt gefeiert und das Osterhalleluja nehmen wir vom Gotteshaus ins Wirtshaus mit. Mundus Catholicus - so soll es sein!

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30.04.2025

3. Tag: 29. April 2025; Enzianhütte Kieneck - Unterberghaus - Rohr im Gebirge - Kalte Kuchl - St. Aegyd; 34 km

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Weit spannt der Blick sich auf der Terasse der Enzianhütte von Schneeberg und Rax bis zum Ötscher; und gut meint es der liebe Gott mit dem Pilger: Steffi, die Hüttenwirtin ist eben heraufgekommen und versorgt ihn mit Speck mit Ei, eine unerwartete Freude vor dem Aufbruch. Jedes Jahr bin ich einmal da heroben und mit den Wirtsleuten herzlich verbunden. Steffi kredenzt den feinsten Schweinsbraten und Simon der Wirt ist ein Naturphilosoph und selbstständiger Denker von der Art, wie Alois Brandstetter einen in seinem Meisterwerk „Hier kocht der Wirt“ beschrieben hat. Wer sich auf das Wagnis selbstständigen Denken einlassen mag, der sollte einmal Simon vom Kieneck hören - lohnender als der Staatsfunk allemal!

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Bergauf und bergab, mit prachtvoller Fernsicht am Kamm, und dann hinunter zum Bettelmannkreuz. Vor mehr als 100 Jahren ist hier ein Bettler in eisiger Winternacht erfroren. Was ihn hier herausgetrieben hat, vermag ich nicht zu sagen. Ein Kreuz wurde zur Erinnerung für den Unglücklichen an dieser Stelle aufgerichtet und heute ist jener vielleicht reicher als die meisten von uns - denn wieviele Tausend Gebete für sein Seelenheil haben ihm hier wohl die Mariazellpilger hinterlassen?

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Das Pilgerziel findet sich erstmals ausgeschildert. Das Unterberghaus hat Ruhetag, also ohne Zeitverzögerung hinab auf den langen Weg bis Rohr im Gebirge.

Auf Wallfahrten sieht man im Allgemeinen sehr wenig, aber davon sehr viel: weites Bergpanorama, Felsen, Buchen, Totholz, hier ein Veilchen, dort ein Leberblümchen. Menschen treffe ich nur bei den zwei Pausen in Rohr bzw. in der Kalten Kuchl an.

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Eigentlich ist Österreichs Küche nicht gut. Gewiß, die Nobelgastronomie bietet Erlesenes und was man in alten Kochbüchern , die keiner mehr verwendet, findet liest sich köstlich - allein all das kann kein Kriterium sein. Ausschlaggebend ist, was dem Wanderer in den bescheidenen Wirtshäusern am Wege vorgesetzt wird. Da trumpft dann immer das Dreigestirn von Mehl, Glutamat und Fertigprodukten auf; charakteristisch dafür z.B. in Rohr etwas, das sich Zwiebelrostbraten nennt und als dünner Fleischlappen in gewürztem Mehlschleim einherkommt. Sie meinen‘s da nicht bös', sie wissen‘s nicht besser. Billig muß es sein und Hunger ist der beste Koch, und der Wandersmann ein dankbares Opfer. Als umso köstlicher behalte ich da den ehrlichen Schweinsbraten vom Kieneck in Erinnerung, den ich diesmal entbehren mußte. Meine kulinarische Zukunft in dieser Landschaft liegt irgendwo zwischen Wiener Schnitzel, Cordon Bleu, Fertiggulasch und irgendwelchen veganen Nockerln.

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Wald und wenig sonst; der politische Bezirk Lilienfeld ist der waldreichste Österreichs. Von ferne schon muß ich beim Abstieg vom Unterberg hören, daß der renitente lokale Bauern die mildtätigen Segnungen der EU zurückweist und EU-Recht bricht: von weitem schon lärmen die Kuhglocken, und die sind per Verordnung vom 1. April 2017 (nein, kein Aprilscherz) verboten, sofern sie lauter als 50 Dezibel tönten. Sonst hätte ich sie auch nicht gehört, und die anderen Kühe auch nicht! Schön, daß sich Brüssel so um uns sorgt.

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Lang ist der Tag und einsam; prächtig die Landschaft und elend das endlose Straßendorf St. Aegyd. Erst nach 21:00 treffe ich dort ein. Im Hotel hat die Küche in bester Altersheimtradition um 20 Uhr gesperrt; man hat mir ein Schnitzel gerichtet mit Marmelade und vorfabriziertem Erdäpfelsalat.

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Ich begnüge mich mit Bier.

29.04.2025

2. Tag: Mayerling - Maria Reisenmarkt - Hafnerberg - Altenmarkt an der Tristing - Kaumberg - Enzianhütte am Kieneck; 27,3 km

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Munterer Morgenspaziergang nach Maria Reisenmarkt, seit 1987 ein Wallfahrtsort, dem damals auch der Name der Gottesmutter in die Ortsbezeichnung gesetzt wurde. Zu verdanken ist dieser fromme Akt dem übel verleumdeten Kardinal von Wien Hans Hermann Groer, der jedoch noch andere Interessen als eine Impfstraße im Dom und satanistische Fastentücher hatte; mag dieses seine Feinde zum Rufmord verleitet haben?

Hinauf zum Hafnerberg; der erste Anstieg des Tages belohnt durch den nächsten Wallfahrtsort und ein Capolavoro der österreichischen Barockmalerei, Joseph Ignaz Mildorfers Kuppelfresco von 1743, die erste bedeutende Arbeit des Troger-Schülers und auch sein Hauptwerk; denn seinem kometenhaften Aufstieg zum Kammermaler des Prinzen Eugen und zum Mitglied der Kaiserlichen Academie der bildenden Künste im jugendlichen Alter von 23 Jahren folgte der ebenso rasante Abstieg; gewisse finanzielle Unregelmäßigkeiten brachten ihn in Ungnade, er hatte sich fürderhin mit kleineren Arbeiten irgendwo im Fernen Osten der Monarchie durchzubringen und starb anno 1775 in bitterer Armut.

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Hinab geht’s jetzt ins Tristingtal und das darf nun der Pilger erntlang der Straße lange auskosten. Die Assoziation „triste“ zu Tristingtal stellt sich bald ein und in Dornau bei Thenneberg kann man sich vollends in dieses Gefühl versenken, stattet man hier dem „Leidenden Christus auf der Rast“ einen Besuch ab. Die Trübsal der Straße wird aber von der Schönheit des Spätbarocks erhellt, gleich in zweifacher Ausformung: Der Tiroler Frescist Johann Anton Zoller war hier zunächst 1773/74 mit der Ausgestaltung der Wandflächen beauftragt, doch entsprach sein Werk nicht so recht dem Geschmack des Auftraggebers, Abt Jacob Pach von Kleinmariazell, ...

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... der den Hofmaler Maria Theresias, Johann Wenzel Bergl, mit der teilweisen Übermalung der Zollerfresken beauftragte; bei Restaurierungen im 20. Jh. wurden teilweise die Bergl-Übermalungen gelöscht, und so kann der Besucher sein Auge schulen, beim Versuch herauszufinden, was denn was ist.

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Das üppige Kunstprogramm ist jetzt erst einmal vorbei, bis Mariazell. Es gibt die nächsten Tage viel Natur und vor allem Berg!
Die Ortschaft Kaumberg entbehrt jeden Reizes, eignet sich aber als Proviantstation – zumal heute Montag die Enzianhütte Ruhetag hat und einzig die Notschlafstelle zu Verfügung steht.

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Entlang dem Laabbach geht es zunächst sanft flußaufwärts; Fanatiker können einen Schlenker über die Aaraburg einbauen. Am Ende des Tales geht es nach und nach steiler bergauf, bis man den Veiglkogl mit ca. 750 Höhenmeter erreicht. Nun verliert man wieder Höhenmeter und kommt an einem verlogenen, trottelhaften Wegweiser gefährlicher Täuschung vorbei, der ursprünglich die absurde Angabe "Kieneck 1 1/2 h" zeigte. Von wütenden, so heimtückisch getäuschten Pilgern mehrfach übermalt, hat man zur Korrektur „2 1/2 h“ vermerkt, und auch das ist viel zu optimistisch gerechnet.

Steil steigt der Weg und zielt auf den unnötigsten Berggipfel des Vaterlandes: den Reingupf – ich hasse ihn! Steil zwischen Felsen hinauf und oben angelangt Buchenstämme und keinerlei Fernsicht oder Gastronomie! Dafür verliert man beim Abstieg wieder Höhenmeter und muß hinterher erneut steigen, um die wunderbare Enzianhütte am Kieneck zu erreichen. Ein schmerzreicher, sinnloser Mugel!

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Nach der Restauration sollte eines der nobelsten Staatsziele die Erschließung des Kienecks durch eine vierspurige Forststraße für prächtige Prozessionen sein, bei Einebnung des Reingupfes. So gewönne man das Material für eine großzügige Terasse mit Kloster, Pilgerherberge, Wallfahrtskirche und natürlich ausgiebig Gastronomie!

Ich kämpfe mich in der Dämmerung hinauf und freue mich in der Notschlafstelle über das bereitgestellte Bier. Essen muß ich nach dieser großen Anstrengung nichts.

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28.04.2025

1. Tag: Wien - Mödlinger Heide - Kammersteiner Hütte - Füllenberg - Heiligenkreuz - Mayerling; 34,7 km

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Seit meiner Gymnasialzeit bin ich jedes Jahr mindestens einmal nach Mariazell gepilgert, allerdings bloß zwei- oder dreimal von meiner Haustüre an, und das hat einen Grund: die rund 7 km auf der Breitenfurterstraße! 

Angenehmer geht sich's da von Rodaun an, von wo an auch der Wiener Wallfahrerweg ausgeschildert ist. Heuer mußte es freilich sein, will ich doch im Pilgerweg das Herz der Kaiserstadt mit dem Petrusgrab verbinden. Also des Morgens zur Sonntagsmesse in die Minoritenkirche und retour zum Ferdinandihof, noch ohne Gepäck; dann endlich Abmarsch, um 11:15.

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Durch den 5. und 12. Bezirk zur Philadelphiabücke und nun hinein in die Monothonie der Breitenfurter Straße. Moderne Technik hilft ein wenig: ich übertöne den Lärm des Straßenverkehrs mit Bachs Osteroratorium und Mozarts „Jubilate“. Dabei gibt es doch manches zu sehen: Aufschriften die wohl mit der heutigen Gemeinderatswahl zusammenhängen,

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exotische Neubürger die interessante exotische Bräuche einführen und den „Derwischwirt“, dessen Angebot sich vom Kebab bis zum Schnitzel spannt. „Heimat, fremde Heimat" hieß vor vielen Jahren eine Fernsehsendung für Fremdarbeiter. Heute schwingt irgendwie ein andere Sinn in diesem Titel mit.

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Ab Rodaun ist mir der Weg wohlvertraut: Bei Kaiserwetter über die Mödlinger Heide; kurz gelabt in der Kammersteiner Hütte geht es durch den Wienerwald bis Heiligenkreuz. Die Landschaft duftet nach Bärlauch und in leuchtender Blütenpracht stehen die Obstbäume.

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Langsamer bin ich als sonst, es ist ja auch mein erster langer Marsch in diesem Jahr. Die Glieder sind vom Wohlleben des Winters versulzt. So erreiche ich im Stift die Vesper nicht mehr, halte aber doch am Grab der bedauernswerten Baronesse Vetsera inne, die am Friedhof Heiligenkreuz ihre letzte Ruhe gefunden hat und gewiß nicht einer sentimentalen Romanze zum Opfer gefallen war; und doch klingt in meinen Ohren Qualtingers Lied: „Im Grünen Wald von Mayerling …“

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Ich steige den mir so lieben Kalvarienberg des Stiftes hinan, den 1731-48 Abt Robert Leeb in barocker Pracht von Giovanni Giuliani hat anlegen lassen, um seine Wallfahrt ins Heilige Land zu commemorieren.

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In der Kreuzkapelle verehre ich die größte Kreuzreliquie nördlich der Alpen und bewundere den jüngst von Clemes Fuchs in altmeisterlicher Technik geschaffenen Gemäldezyklus. Den Tabernakel hat er dankenswerterweise auch entworfen und so die atemberaubende Scheußlichkeit ersetzt, die zuvor dort stand. Jetzt bleibt noch zu hoffen, daß er bald überhaupt eine neue Kapelle entwirft, denn seine Bilder sind für den gegenwärtigen Raum überdimensioniert und kommen nicht zu jener Geltung, die sie verdienten.

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In Mayerling frugales Mahl, Aufzeichnungen und frühe Bettruhe, denn morgen erwartet mich eine der härtesten Etappen der ganzen Wallfahrt bis Rom.

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Doch ruhen will ich nicht ohne zu preisen meinen Verleger bei Karolinger und Schriftleiter beim Eckart, Konrad Markward Weiß, der sich auch heuer wieder der fordernden Aufgabe unterwindet, des Pilgers Texte Tag für Tag zu nachtschlafender Zeit zu lektorieren, denn müde Pilger tippen oftmals falsch zu später Stunde. Lob, Gruß und Dank in Ewigkeit dem Freunde für sein Argusauge!

Und ich will nicht ruhen ohne zu preisen die Mitarbeiter von bachheimer.com, die sich auch heuer wieder der fordernden Aufgabe unterwinden, des Pilgers Texte Tag für Tag zu posten, des Pilgers Bilder zurechtzuschneiden, anzupassen um für einen angenehmen Lesegenuss zu sorgen. Danke TS und JE! Euer TB

Dem Partisan sei hier noch ein "Buen Camino" aus der Redaktion mitgegeben. TB

 

11:47 | b.com: Der Partisan der Schönheit geht wieder los

Der Partisan der Schönheit begibt sich wieder wie jedes Jahr zu dieser Zeit auf Pilgerweg. Dem Heiligen Jahr ist es geschuldet , daß er vom Ferdinandihof in Wien zum Petrusgrab nach Rom zieht.
Ob er außer im Namen des Jubiläunsjahres noch irgendetwas Heiliges findet, will er herausfinden. Wir dürfen ihn begleiten.

Abmarsch Sonntag , 27. April; Minoritenkirche/ Ferdinandihof
Ankunft - Deo volente - Pfingstmontag , 9. Juni

Und bachheimer.com hat wieder die Ehre den Partisanen der Schönheit mit einem täglichen Bericht zu begleiten.
Lieber Partisan, wir wünschen Buen Camino - mögest Du Gott auf Deinem Weg begegnen! TB

All jenen, die mehr vom Partisanen der Schönheit lesen wollen, sei sein Buch "Durch Habsburg Lande" wärmstens ans Herz gelegt, welches Sie beim Karolinger Verlag unter diesem Link käuflich erwerben können.