Letzte Woche war in einem treffenden Presse-Artikel von „postfaktisch“ die Rede und man kann dem Autor nur zustimmen. Postfaktisch ist tatsächlich diabolisch. Beim Faktischen wird allerdings oft ein Aspekt übersehen oder schlichtweg ausgeblendet: Seine normative Kraft. Die Folgen sind fatal, meistens. Ein paar Beispiele:

Entgegen zig europäischen, deutschen, österreichischen, etc. Gesetzen und Bestimmungen wurde eine, jährlich in die Hunderttausende gehende Völkerwanderung ermöglicht, um nicht zu sagen gefördert. Faktum ist, dass für den x-fachen Bruch von zig Gesetzen kein Politiker und kein Beamter angeklagt wurde. Vielmehr ist es Faktum, dass die autochthone Bevölkerung dafür zur Kasse gebeten wird, während ein Teil der zugewanderten Menschen mit Nachdruck Forderungen stellt, die sich letztendlich normativ niederschlagen, wiederum primär zu Lasten der autochthonen Bevölkerung.

Geopolitik: am Papier gibt es ein Völkerrecht. In der Praxis jedoch zählt die normative Kraft des Faktischen mehr als alle Normen. So fordern beispielsweise die USA gerne die Einhaltung des Völkerrechts bei anderen selektiv ein, während sie sich selbst nach Belieben darüber hinwegsetzen und das eigene Handeln mit willkürlichen und einseitig postulierte Regeln begründen bzw. rechtfertigen, beispielsweise dem Recht auf (globale) „präventive Selbstverteidigung“. Bis jetzt mit Erfolg.

Gesellschaft: unser Geschlecht ist im Normalfall von der Natur vorgegeben. Trotzdem wuchern steuergeldfinanzierte Genderstudies/-Le(e)hrstühle und deren Inhaber postulieren ein soziales Geschlecht. In den Geistes- und Sozialwissenschaften hat diese Ideologie trotz des Fehlens eines tragfähigen wissenschaftlichen Fundaments (!) bereits über weite Strecken die Oberhand erlangt und setzt die Normen, bis in die Schulbücher.

Geld: Die Normen der EUdSSR leg(t)en unter anderem Defizitobergrenzen fest und schließen/schlossen eine Vergemeinschaftung von Schulden aus, zumindest theoretisch. Faktisch ist das Gegenteil der Fall und inzwischen zur Norm geworden.

Die Liste ließe sich nahezu beliebig fortsetzen, aber warum? Vielleicht, weil wir als Einzelne glauben, in einem demokratischen System die Verantwortung an gewählte Politiker abgeben zu können. Ein Trugschluss, schließlich kann man weder seinen Willen abgeben (niemand kann für mich wollen), noch seine Verantwortung. Faktum aber ist, dass dieser Trugschluss, dieses Märchen von der Politik gerne strapaziert und von vielen geglaubt wird. Tja, und damit wird es letztendlich normsetzend.

Aber es gibt auch andere Beispiele. 1984 wollte man die letzte frei Fließstrecke der Donau östlich von Wien einem Kraftwerk opfern. Tausende Menschen pilgerten in die Au, campierten bei Minusgraden und erzwangen mit ihrem zivilen Ungehorsam einen Rodungs- bzw. Baustopp; die Geburtsstunde des Nationalpark Donauauen. Im Oktober 1989 sprach Erich Honecker vor seinen Funktionären noch vom ewig währenden Arbeiter- und Bauernstaat, nur Wochen später fiel die Mauer.

Kein Wunder, dass Politiker gerne alles tun, um zivilen Ungehorsam zu verhindern, stellt er doch nicht nur deren Macht in Frage, sondern erinnert den Bürger, den Souverän an seine eigne. Insofern liegt beim Unwort des Jahres, „alternativlos“ die im Grunde einzig mögliche Interpretation bzw. Antwort auf der Hand: Alternativen, los!