20.01.2025

17:20 | Das „Universe 25“-Experiment und das tragische Ende im Mäuseparadies . Wie Überbevölkerung und soziale Zerrüttung zum Zusammenbruch führten 😮


Das „Universe 25“-Experiment, eines der faszinierendsten und gleichzeitig wegweisendsten wissenschaftlichen Experimente in der Geschichte, wurde vom amerikanischen Verhaltensforscher John B. Calhoun zwischen 1958 und 1962 durchgeführt.
Ziel dieses Experiments war es, die sozialen Dynamiken in einer idealisierten, ressourcenreichen Umgebung zu untersuchen, um zu verstehen, wie Überbevölkerung und soziale Dichte das Verhalten von Individuen beeinflussen.
Calhoun entwarf ein sogenanntes "Mäuse Paradies", eine künstlich geschaffene Umgebung, in der die Ratten oder Mäuse keinerlei äußeren Bedrohungen ausgesetzt waren. Sie hatten Zugang zu reichlich Nahrung, Wasser und Platz, sodass es an nichts mangelte, um eine gesunde und wachsende Population zu unterstützen.
Diese Bedingungen wurden geschaffen, um zu sehen, wie sich eine Population entwickelt, wenn keine äußeren Stressfaktoren wie Nahrungsmangel oder Raubtiere vorhanden sind.
Die Frage, die Calhoun untersuchte, war: Wie würde sich das soziale Verhalten in einer Umgebung ändern, in der alle Grundbedürfnisse erfüllt sind?
In den ersten Monaten des Experiments schien das Mäuse Paradies genau das zu sein, was der Name versprach: Die Mäusekolonie gedieh. Die Population wuchs schnell, die sozialen Interaktionen verliefen in geordneten Bahnen, und es gab reichlich Nachwuchs.
Doch nach 317 Tagen begann sich das Wachstum zu verlangsamen, und bald darauf traten ernste soziale Probleme auf.
Als die Population etwa 600 Mäuse erreichte, veränderte sich das Verhalten innerhalb der Kolonie drastisch.
In dieser Phase des Experiments begann sich die Gesellschaft der Mäuse stark zu verändern. Hierarchien bildeten sich, und die stärksten und aggressivsten Individuen übernahmen die Kontrolle über bestimmte Gebiete und Ressourcen.
Dies führte dazu, dass schwächere Mäuse in die Randbereiche gedrängt wurden, wo sie weniger Zugang zu Nahrung und Schutz hatten.
Während die stärkeren Mäuse aggressiv wurden und Gewalt ausübten, begannen die sozialen Strukturen zu zerbrechen.
Männchen, die normalerweise für die Verteidigung und Fortpflanzung verantwortlich waren, verloren zunehmend das Interesse an ihren sozialen Rollen.
Aggression und abnormales Verhalten wurden immer häufiger. Die Mäuse begannen, sich auf destruktive Weise gegeneinander zu wenden. Weibchen, die zuvor für die Brutpflege zuständig waren, wurden zunehmend aggressiv gegenüber ihren Jungen und vernachlässigten sie.
Das führte zu einem drastischen Anstieg der Kindersterblichkeit.
Die sozialen Interaktionen, die normalerweise den Zusammenhalt und das Wachstum der Kolonie fördern sollten, brachen immer weiter auseinander.
Ein besonderes Phänomen war das Auftreten der sogenannten „schönen Mäuse“. Diese Gruppe von Männchen zog sich vollständig aus der sozialen Interaktion zurück.
Anstatt sich an Kämpfen oder Fortpflanzungsversuchen zu beteiligen, verbrachten sie ihre Zeit damit, sich selbst zu pflegen.
Sie waren optisch makellos und frei von Verletzungen, da sie keinerlei Auseinandersetzungen mehr führten.
Doch diese Mäuse hatten keinerlei Interesse an der Fortpflanzung oder sozialer Interaktion. Sie lebten isoliert und vermieden den Kontakt zu anderen.
Gleichzeitig nahm das Geburtsrate drastisch ab, während die Sterblichkeit unter den Jungtieren nahezu 100 % erreichte.
Das kollektive Desinteresse an Fortpflanzung und die Störung der sozialen Bindungen führte schließlich zu einem Kollaps der gesamten Population.
Die Mäuse, die sich nicht fortpflanzten, dominierten die Gesellschaft, und die Geburten hörten vollständig auf. Das Endergebnis war eine Katastrophe: Die Population der Mäuse brach zusammen, und die wenigen Überlebenden zeigten extreme Verhalten, darunter Kannibalismus und gleichgeschlechtliche Interaktionen.
Letztendlich führte dieses Experiment 25, welches das 25. einer Reihe von Experimenten war, zu einem vollständigen kulturellen und biologischen Kollaps der Population.
Diese Ergebnisse sind als das Phänomen des sozialen Zusammenbruchs bekannt und haben seitdem zahlreiche Diskussionen über die Natur sozialer Dynamiken ausgelöst, insbesondere in Bezug auf das Leben in dicht besiedelten, urbanen Umgebungen.
Das „Universe 25“-Experiment hat sich als eine Modellstudie für die Erforschung von sozialem Zerfall etabliert und wird oft in Zusammenhang mit modernen städtischen Problemen gebracht, wie etwa Überbevölkerung, Isolation und die Zunahme von Verhaltensstörungen.
Calhoun sah in seinen Experimenten eine Warnung für die menschliche Gesellschaft. Er argumentierte, dass ähnlich wie bei den Mäusen, eine Überbevölkerung und fehlende sinnvolle soziale Interaktionen bei Menschen zu ähnlichen Verhaltensstörungen führen könnten.
Trotz der Kritik, dass das Verhalten von Mäusen nicht eins zu eins auf Menschen übertragen werden kann, bietet das „Universe 25“-Experiment wichtige Einsichten in die Dynamiken, die in überfüllten sozialen Umgebungen entstehen können.
Statement: Für mich eines der spannendsten Experimente die jemals durchgeführt wurden. Auch wenn bei diesem "Experiment" Tiere involviert waren und ich nach wie vor strikt gegen Tierversuche bin.
Für mich stellen sich hierbei aber nun folgende Fragen:
Wie beeinflussen Isolation, der Bruch zwischenmenschlicher Interaktionen und Überbevölkerung das menschliche Verhalten?
Und was können wir tun, um diesen sozialen Zerfall in unseren zunehmend urbanisierten Gesellschaften zu verhindern?
Und die wichtigste Frage von allen: Wann haben wir die Spitze des Eisbergs erreicht im Bezug auf den Wendepunkt zwecks Überbevölkerung und den damit verbundenen Problemen.

12:08 | Mises:  Die sozial-ökologische Transformation als eine Anmaßung von Wissen

Die Ampel-Koalition ist Geschichte. Jedoch haben sich bisher weder die Union noch die FDP dazu durchringen können, mit einer grundsätzlichen Absage an die aktuelle Klimapolitik in den Wahlkampf zu gehen. In ihrem Reformplan für eine starke Wirtschaft hat die Union bereits Anfang des Jahres klargemacht, daß sie zwar für Steuersenkungen und Bürokratieabbau steht, an der Transformation der deutschen Industrie hin zur Klimaneutralität aber offensichtlich nichts auszusetzen hat. Auch das Papier von FDP-Chef Christian Lindner zur Wirtschaftswende Deutschland stellt sich nicht grundsätzlich gegen diese Transformation. Vielmehr lehnt Lindner nur den deutschen Sonderweg beim Klimaschutz ab und strebt stattdessen europäische Lösungen an. Gemeinsam ist beiden Parteien, daß sie es – wie SPD und Grüne – für möglich und sinnvoll halten, den Markt zu dirigieren und in eine bestimmte, von ihnen gewünschte Richtung zu lenken. Offenbar fehlt es in diesen traditionell an sich marktfreundlichen Parteien mittlerweile an einem grundlegenden Verständnis dafür, wie der Markt funktioniert.

09.01.2025

19:59 | UCN: Deutschlands neuer Morgenthau-Plan

Nicht einmal ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs entwarf der damalige US-Finanzminister Henry Morgenthau einen albtraumhaften Plan zur Bestrafung Deutschlands nach dem Krieg. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871, dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg sowie dem gescheiterten Friedensvertrag von Versailles 1919 wollten die Alliierten im Zweiten Weltkrieg sicherstellen, dass es nie wieder ein aggressives Deutschland geben würde, das stark genug wäre, in seine Nachbarländer einzufallen.

Als der sogenannte Morgenthau-Plan im September 1944 an die Presse durchsickerte, wurde er zunächst allgemein gelobt. Schließlich würde er Deutschland angeblich unfähig machen, jemals wieder einen Weltkrieg in Europa zu beginnen. Morgenthau stellte sich sicherlich einen karthagischen Frieden vor, der ein dauerhaft deindustrialisiertes, unbewaffnetes und pastorales Deutschland sicherstellen sollte. Das Nachkriegsdeutschland hätte der antiken, vor zivilisierten Grenze geglichen, über die der Historiker Tacitus im ersten Jahrhundert n. Chr. in seinem Werk Germania schrieb.

Kommentar des Einsenders
Geschichte neu schreiben! Für die Aufrüstung nach dem WK1 samt der ganzen Propaganda lief dieselbe Nummer wie mit Ukraine. Ohne US und GB hätte die Katastrophe nicht funktionieren können…! Und jetzt sind es wieder die linken Vögel von Merkel, Scholz, Habeck, Merz usw., die dem Land den Rest geben im Auftrag ihrer Gönner… Die Leut müssen es halt irgendwann mal kapieren!?

08.01.2025

12:37 |  Rüdiger Rauls: Syriens bessere Islamisten

Nicht alle Islamisten sind gleich. Die einen sind verabscheuungswürdig, andere moderat oder sogar Garanten einer neuen Ordnung. Das hängt davon ab, wie nützlich sie für den politischen Westen sein können. Über den Wandel des Islamistenbildes in westlichen Medien.

Zweierlei Maß

Für Islamisten scheint immer häufiger im politischen Westen derselbe Grundsatz zu gelten wie für Terroristen: Dein Terrorist ist mein Freiheitskämpfer; dein Islamist ist mein Technokrat. Nicht dass die Werte sich im sogenannten Wertewesten verschoben hätten, nein, Terrorismus wird weiterhin abgelehnt, Menschenrechte sind weiterhin einzuhalten und Autokraten sind weiterhin keine Demokraten. Klarer Fall! Aber nicht jeder Autokrat ist gleich ein Schmuddelkind, schon gar nicht, wenn er wie die Saudis ein strategischer Partner ist oder über das dringend benötigte Gas verfügt wie Aserbaidschan, das man vom russischen Autokraten Putin nicht mehr beziehen will.
Auch bei den Menschenrechten scheint es zweierlei Maßeinheiten zu geben. Zur selben Zeit als im syrisch-irakischen Raum der Islamische Staat(IS) seinen Eroberungsfeldzug bis vor die Tore von Bagdad führte, verübten auch in der chinesischen Provinz Xingjang uigurische Islamisten Bombenanschläge (2014). China verurteilte die Bombenleger nach den Gesetzen seines Landes. Nach westlicher Sicht aber werden die Uiguren verfolgt, wobei die Opfer kaum eine Rolle spiele, ebenso wenig wie Chinas Sicht auf die Vorgänge. Die Exilvertretungen der Uiguren werden unterstützt. Ihretwegen haben die USA sogar Sanktionen gegen China erhoben.

Gleichzeitig werden seit Jahren in den Kurdengebieten „etwa 10.000 Islamisten in gut einem Dutzend Gefängnissen [ohne Prozess gefangen gehalten und im Lager al-Hol] rund 50.000 Angehörige, vor allem Frauen und Kinder, von IS-Kämpfern“ (1). Über deren Lebensumstände dringt nichts an die Öffentlichkeit. Dabei geschieht all das unter den Augen der dort stationierten US-Soldaten, mit Duldung durch die westlichen Wertemissionare, weitgehend verschwiegen von den westlichen Medien.
Es ist offensichtlich, dass der politische Westen einen Unterschied macht zwischen den Islamisten in den Uigurengebieten Chinas oder denen in Syrien und hier auch noch zwischen den Kämpfern des IS und denen aus Idlib. Trotz der neuen Namen, die sie sich die dort ansässigen zwischenzeitlich gaben, galten sie weiterhin als Islamisten. Das hinderte jedoch weder die Türkei noch den Westen daran, sie gegen Assad zu unterstützten, um dessen Regimes zu schwächen. Da sie in der westlichen Darstellung weiterhin als Islamisten galten, vermied man jedoch den öffentlichen Umgang mit ihnen. Sie waren politisch nicht salonfähig.

Notwendige Umdeutung

Nun aber bringen die Kämpfer aus Idlib den Westen in eine Zwickmühle. Einerseits sind sie über Jahre als Al Quaida oder IS verteufelt und gemieden worden. Sogar ein Kopfgeld war auf den Anführer der Kämpfer aus Idlib ausgesetzt, den heutigen syrischen Staatschef Ahmad al Sharaa, mit Kampfnamen al-Golani. Das aber hindert heute westliche Vertreter nicht daran, sich mit ihm zu treffen und zu verhandeln im Gegensatz zu Putin, dem der Internationale Gerichtshof mit Verhaftung droht.
Andererseits hat al-Golani dem Westen mit dem Sturz Assads einen großen Gefallen getan. Dass seine Kämpfer die Wünsche des Westens erfüllen, bedeutet jedoch nicht, dass man sie nicht jederzeit auch wieder fallen lassen könnte. Diese Erfahrung hatten vor ihnen auch schon die Mudschaheddin in Afghanistan gemacht, die man, nachdem sie die sowjetischen Truppen zum Rückzug gezwungen hatten, fallen ließ und später als al Quaida sogar bekämpfte. Auch Saddam Hussein hatte die westliche Gunst verloren trotz des Krieges, den er gegen den Iran geführt hatte.

Selbst dschihadistische Milizen hatten zu Beginn des Aufstands gegen Assad westliche Waffen erhalten, als diese noch im Verbund mit der Freien Syrischen gegen diesen angetreten waren. All das zeigt, wie wankelmütig westliche Gunst sein kann. Aber nun haben die Islamisten nicht nur Assad gestürzt, sie haben auch die Macht in Syrien übernommen. Damit sind sie im Ringen um Einfluss in einer geopolitisch so bedeutenden Region ein Macht-Faktor, der nicht außer Acht gelassen werden darf.
Das Problem für die meisten Meinungsmacher im politischen Westen besteht nun darin, wie man diese Entwicklung und deren Akteure neu bewerten und darstellen soll. Denn in deren Weltbild und Denken stellen Islamisten, auch die der siegreichen HTS (Hayat Tahrir al-Scham) weiterhin eine große Bedrohung dar, für die man absolut keine Sympathien aufbringt. Schon gar nicht will man durch deren Aufwertung etwaigen Anhängern in den eigenen Gesellschaften Auftrieb geben und sie aus der gesellschaftlichen Ächtung entlassen.

Trotzdem muss man eine Erklärung dafür finden, weshalb man jetzt, wo Islamisten wichtig und mächtig geworden sind, zu ihnen Kontakte aufnimmt beziehungsweise solche öffentlich nutzt, die bisher nur diskret bestanden hatten. Man muss also vor seinem Publikum, aber auch vor sich selbst rechtfertigen, wieso diese Islamisten nun auf einmal hoffähig sein sollen im Gegensatz zu anderen und vor allem in Gegensatz zu all dem, was vorher über sie berichtet und gesagt worden war.
Wie will man deutlich machen, dass ein Unterschied besteht zwischen den Islamisten aus Idlib und denen des Islamischen Staats, die man weiterhin als gefährlich ansieht und darstellt? Denn es geht ja nicht nur um Berichterstattung und Meinungsmache. Es geht ja auch um die Zweifel am eigenen Weltbild. Vermutlich werden die meisten Vertreter des westlichen Wertedenkens dadurch keine schlaflosen Nächte haben. Aber das Publikum wird durch die derzeitigen Konflikte in der Welt immer öfter in Widersprüche zwischen dem vermittelten Weltbild und der Wirklichkeit selbst verwickelt, zwischen dem, was heute gesagt wird, und früheren Aussagen, zwischen den öffentlich proklamierten Werten und dem offensichtlichen Handeln.
Es sind letztlich solche Winkelzüge und Widersprüche in den Deutungen, Erklärungen und Theorien der Meinungsmacher, die den Einfluss der Hoheitsmedien bei immer mehr Bürgern schwinden lassen. Vermutlich wird der ein oder andere stutzig werden, dass nun auf einmal mit Islamisten verhandelt wird, was vor nicht allzu langer Zeit noch als ausgeschlossen galt und was im Falle der Taliban immer strikt abgelehnt wird. Mancher wird sich auch fragen, wieso mit Assad nicht möglich gewesen sein sollte, was mit den Islamisten nun auf einmal geht. Die Ungereimtheiten im Verhalten der westlichen Meinungsmacher lassen Unverständnis und Zweifel wachsen bei denen, die bisher ihre Sichtweisen teilten.

Aus Saulus wird Paulus

Selbst auf die Gefahr hin, den Einfluss auf das Denken des eigenen Publikums zu verlieren, bleibt dem westlichen Führungspersonal nichts anderes übrig, als die neuen Herrscher in Syrien salonfähig zu machen. Der Saulus muss ein Paulus werden. Denn sie haben die Macht, es sind keine anderen mehr da, die man hofieren könnte, nachdem Assad das Land verlassen hat. Ahmad al Sharaa und seine HTS sind die letzten gesellschaftlichen Kräfte, die im Moment noch zur Stabilisierung Syriens zur Verfügung stehen. Alle anderen hat man durch den Krieg und die westlichen Sanktionen so sehr geschwächt, dass sie verbraucht oder vertrieben wurden.

Man muss also jetzt den neuen Herrschern, auch wenn sie Islamisten sind mit entsprechender Vergangenheit, etwas Gutes abgewinnen oder andichten. Man muss nun den Mund mit Seife auswaschen und versuchen, das schlechte Bild, das man über Jahre von den Islamisten gezeichnet hat, weich zu zeichnen: Eine Abmilderung hier, eine Einschränkung dort, etwas Nachsicht hier, etwas Milde dort, ein Augenzwinkern, eine leichte Anerkennung, alles was nötig ist, um den Stallgeruch der islamistischen Unmenschlichkeit abzumildern zu einem verständlichen und nachvollziehbaren Verhalten.
Die Unerbittlichkeit in der früheren Berichterstattung über Islamisten weicht allmählich einer Haltung, dass jeder eine zweite Chance verdient. In der Berichterstattung in der Frankfurter Allgemeine Zeitung(FAZ) über die Ereignisse, die zum Sturz von Assad führten, werden die Kämpfer aus Idlib kaum noch als Islamisten bezeichnet. Immer häufiger erscheinen Begriffe wie Rebellen, Aufständische, gelegentlich noch Dschihadisten, aber Islamisten kommen kaum noch vor. Diese Bezeichnung wird eigentlich nur noch im Zusammenhang mit dem IS (Islamischen Staat) verwendet.

Gesinnungswandel

Zu Beginn der Offensive der Kämpfer aus den Norden gegen die syrische Regierung war die Einstellung bei der FAZ gegenüber den Rebellen und ihrer Führung noch abwartend. Man schien sich alle Optionen zukünftiger Deutung der Ereignisse und Urteile über die Akteure offen halten zu wollen. So wird erwähnt, dass die HTS „aus einer mit Al Quaida verbündeten Gruppe namens Nusra-Front hervorgegangen ist, [aber] von dem dschihadistischen Terrornetz hat sich Golani öffentlich losgesagt“ (2).
Er wird als „eine Art sunnitischer Hassan Nasrallah“ [dargestellt, der sich mit seinen Leuten] in Anzügen [präsentiert und ] der wirtschaftlichen Entwicklung, Infrastrukturmaßnahmen und öffentlichen Dienstleistungen das Wort“ (3) redet. Gleichzeitig wird aber auch erwähnt: „In der Bevölkerung von Idlib herrscht Widerwillen gegen den brutalen HTS-Sicherheitsapparat, der auch vor Folter nicht zurückschreckt … ein Gutteil der dort lebenden Menschen ist nicht bereit, die Assad-Diktatur … gegen eine HTS-Autokratie einzutauschen“(4).

Zu Beginn der Offensive aus dem Norden werden in der Berichterstattung und Deutung der Ereignisse Assad und Golani und die Systeme, für die sie stehen, noch auf eine gleiche Stufe gestellt. Diese ausgewogen neutrale Haltung ändert sich mit dem zunehmenden Erfolg der Rebellen und dann mit ihrer späteren Übernahme der Macht in Syrien. Nur wenige Tage später, nach dem Fall von Damaskus, wird der Führer der HTS immer öfter unter seinem bürgerlichen Namen erwähnt als „Golani, alias Sharaa“ (5), der mit seinem bürgerlichen Namen dann auch seine Islamisten-Vergangenheit zumindest für die westlichen Meinungsmacher abgelegt zu haben scheint.

Man erkennt bei ihm inzwischen „einen pragmatischen Kurs [, dem zwar noch] „nicht alle Syrer oder ausländische Beobachter vertrauen“(6). Die Schreckensherrschaft der HTS, die man am 3.12. noch in Idlib erkannte, wird nun nicht mehr erwähnt, stattdessen wird herausgestellt, dass Golani als Sharaa erklärt hat, „Racheakte oder Plünderungen seien zu unterlassen“ (7). Mit der Befreiung der Gefangenen des Assad-Regimes werden die ehemaligen Islamisten sympathisch und „abgesehen von einzelnen Plünderungen wirkte der Einmarsch der Islamisten in die Hauptstadt geordnet“ (8).
In der Berichterstattung der FAZ wird deutlich, dass man einer neuen Ordnung ohne Assad immer weniger ablehnend gegenübersteht, selbst wenn diese neue Normalität von früheren Islamisten hergestellt wird. Was nun noch ein Stein das Anstoßes werden könnte, sind die russischen Stützpunkte. Sind diese erst einmal beseitigt, ist Syrien wieder voll und ganz in den Händen des politischen Westens. Sie und die Anwesenheit der russischen Luftwaffe waren unter Assad die Garantie für die syrischen Unabhängigkeit.

(1) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15.12.2024: Im staatsfreien Vakuum
(2) Frankfurter Allgemeine Zeitung(FAZ) vom 3.12.2024: Pragmatische Islamisten und Vasallen Erdogans
(3) ebenda
(4) ebenda
(5) FAZ vom 9.12.2024: Das Ende des Assad-Regimes
(6) ebenda
(7) ebenda
(8) FAZ vom 10.12.2024: Freudenschüsse und Plünderungen

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

02.01.2025

18:16 | Die Leseratte - Afrika

Ein knapp zwei Minuten langes Video, Interview zwischen zwei afrikanischen Frauen. Es ist nicht so, dass die Menschen in Afrika sich der Situation nicht bewusst sind!


Zitat:
Mary Kathomi über Bill Gates und die afrikanische Entvölkerungs-Agenda:

„Er ist ein Psychopath. Ich sage das ganz offen. Er ist ein Vertreter der Globalisten, der Leute, die die neue Weltordnung vorantreiben. Sie sind so besessen davon, die Welt zu beherrschen und die Menschheit zu kontrollieren, dass sie sich für Götter in ihrem eigenen Universum halten.“

„Lynne, wir müssen über ihre Gespräche reden. Wenn jemand behauptet, HIV stamme von einem Affen, dann sollte er in die Realität zurückkehren, ins Labor, die Fakten prüfen, Bücher lesen. Das Ganze ist ein reines Entvölkerungsprogramm“.

„Aber Gott hat einen Weg, die Afrikaner zu erhalten. Gott sorgt dafür, dass wir trotz allem überleben und gedeihen. Aber das Problem ist: Sie wollen die Bevölkerung reduzieren, sie wollen die neue Weltordnung umsetzen. Und in Afrika sehen sie vier Schlüsselländer: Kenia im Osten, Südafrika im Süden, Nigeria im Westen und Ägypten im Norden. Wenn diese vier Länder die neue Weltordnung akzeptieren, dann wird der ganze Kontinent in diese Agenda hineingezogen“.

„Warum sollte jemand Menschen töten wollen? Ja, sie wollen Menschen töten. Sie wollen die Bevölkerung reduzieren, und sie machen kein Geheimnis daraus. Sie sprechen jeden Tag darüber. Die Information ist überall. ‚Wir wollen die Bevölkerung reduzieren, und wir glauben, dass die afrikanische Bevölkerung am dringendsten reduziert werden muss.‘“

 

15:17 | overton: Syrien: Neuauflage des „afghanischen Modells“?

Die EU hat angekündigt, ihre diplomatische Mission in Damaskus wiederzueröffnen. EU-Chef-Diplomatin Kaja Kallas sagte dazu vor dem Europaparlament: „Wir können in Syrien kein Vakuum hinterlassen. Die EU muss präsent sein.“ Der Leiter der EU-Delegation für Syrien, Michael Ohnmacht, hatte bislang seine Aufgaben aus Beirut wahrgenommen, war aber jetzt bereits zur Sondierung und Gesprächen mit der Hayat Tahrir al-Sham (HTS) in Damaskus, obwohl die EU-Sanktionen weiterhin in Kraft sind.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche bilateralen Beziehungen sich die Bundesregierung in Zukunft vorstellt. Deutschland und Syrien unterhalten zwar formal weiterhin diplomatische Beziehungen, aber die Deutsche Botschaft in Damaskus ist seit 2012 geschlossen. Die syrische Botschaft in Berlin ist zwar immer noch geöffnet, allerdings ist kein Botschafter akkreditiert, sondern sie wird geleitet vom Geschäftsträger ad interim (a.i.) Abdulkareem Khwanda. Wird Deutschland seine Botschaft in Syrien wieder eröffnen und einen Botschafter bei der von der HTS geführten Regierung akkreditieren und damit ein Regime anerkennen, dessen Schlüsselpersonal zu einer Terrororganisation gehört?

Da es aber unabdingbar erscheint, eigenes Personal in Syrien vor Ort zu haben, um dadurch über Informationen aus erster Hand zu verfügen, besteht Handlungsbedarf, so dass eine Entscheidung nicht bis nach den Bundestagswahlen aufgeschoben werden kann.

Überall, wo der Westen meint, „Demokratie exportieren“ oder „Stabilität bringen“ zu müssen, hinterlässt er Chaos, Trümmer und Blutvergießen. Ob Irak, Afghanistan, Libyen oder jetzt wieder Syrien – das Muster bleibt gleich: Erst wird reingefunkt, Interessen durchgesetzt, und dann lässt man die Bevölkerung mit den Konsequenzen allein. Diplomatische Lösungen? Fehlanzeige. Verantwortung? Nie gehört. Und jetzt soll’s in Syrien wieder „präsent sein“ heißen, obwohl die EU und Co. keinen Plan haben, außer weiter Öl ins Feuer zu gießen. Am Ende zahlen die einfachen Leute die Zeche – wie immer. JE

01.01.2025

13:00 | Goldseiten:  Korruptistan

Ich stamme aus einer mehr als vierhundertjährigen Pastoren- und Offizierstradition. Wir sechs Brüder sind deshalb aufgewachsen im Glauben an Gott, an das Gute, an das Edle, an Fleiß, Anstand, Treue und Bescheidenheit.   
Im Laufe meines Lebens erkannte ich aber, dass viele Menschen den Erfolg mit ganz anderen Grundsätzen erreichen und die Gutgläubigen meistens die Dummen waren.
Vor allem trifft dies für die sog. "Spitzen der Gesellschaft" zu, die Herrschenden, die Reichen und die Bewunderten, welche uns schon im Geschichtsunterricht und heute von den Medien immer als Vorbild präsentiert werden.

Der Spaziergänger:  
Scheinbar ist es unmöglich, die „Großen“ dauerhaft loszuwerden. Zwar nennen sie sich heute nicht mehr so, die Auswirkungen ihres Handelns sind aber stets gleichgeblieben: Armut, Krieg, Tod.