23.04.2025

19:51 | misesde: Ludwig von Mises über Kriegswirtschaft

12 märz 2025 von antony p. Müller.

Nachfall der Sowjetunion ist es nicht gelungen, eine globale Friedensordnung zu schaffen. Neue Großmachttrivalitäten sind entstanden. Auch in Europa ist man dabei, massiv Aufrüstung zu betreiben. Die globale Arbeitsteilung ist am zerbrechen, militärpolitische Interessen gewinnen an Bedeutung. Die Betrachtungen über die Kriegswirtschaft, die Ludwig von Mises 1940 veröffentlichte, gewinnen so neue Relevanz. In seinem 1940 erschienenen Werk Nationalökonomie findet sich ein Abschlusskapitel zur Kriegswirtschaft, das Ludwig von Mises unter dem Eindruck des beginnenden Weltkrieges geschrieben hat. Dieser Abschnitt wurde in der englischsprachigen Ausgabe von Human Action nicht aufgenommen. Den deutschsprachigen Lesern ist das zentrale Werk von Ludwig von Mises meistens entweder in der englischen Fassung oder in der Besetzung aus dem Englischen bekannt, wie sie unter dem Titel Menschliches Handeln eine Grundlegung ökonomischer Theorie 2019 in 3 Bänden vom Ludwig von Mises Institut Österreich Mieses @veröffentlicht wurde.

Entsprechende englischsprachigen Ausgabe von Human Action, von 1949 und der darauf beruhenden Shoulars Edition von 1998 fehlt dort aber das Kapitel über die Kriegswirtschaft, das sich im 1940 erschienenen Werk Nationalökonomie findet mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Niederschlagung des Deutschen und japanischen Militarismus. Erschienen diese Auslassung gerechtfertigt? Man konnte darauf bauen, dass die von Mises in seiner Nationalökonomie von 1940 geforderte Weltfriedensordnung geschaffen würde, der kalte Krieg wurde nicht totalitär, weil sich 2 Atommächte gegenüberstanden, was die gegenseitige Auslöschung bedeutet hätte, aber mit dem Ende der Sowjetunion hat sich eine neue Konstellation herausgebildet, der Status der Vereinigten Staaten von Amerika als die superiore Ordnungsmacht wehrte nicht lange mit China ist ein Rivale herangewachsen und in Europa?

Hat die russische Invasion der Ukraine eine neue Konstellation geschaffen? Es gibt keine globale Friedensordnung, die Kriegsvorbereitungen nehmen zu, ein Neuer Weltkrieg ist möglich geworden, die Umgestaltung der Marktwirtschaft in eine Kriegswirtschaft nimmt Gestalt an und es geschieht das erneut, wovor Ludwig von Mises vor 85 Jahren gewarnt hat. Ludwig von Mises beginnt sein Kapitel über die Kriegswirtschaft in Nationalökonomie auf Seite 723 bis Seite 739 mit dem Satz Zitat. Die Marktwirtschaft ist friedliches Zusammenwirken von Menschen. Sie wird gesprengt, wenn die Bürger zu Kriegern werden und statt waren und Dienste zu tauschen, einander bekriegen. Die Erwartung der Aufklärung eines ewigen Friedens hat sich nicht erfüllt. Das Ende des Feudalismus und der Fürstenherrschaft hatte die Liberalen Glauben gemacht, nun würde eine Welt des Friedens anbrechen. Krieg kann nicht im Interesse der Bürger sein, so die Grundthese, diese können durch Krieg nur verlieren, die Kosten des Aufwands übersteigen die Erträge selbst für.

Den Gewinner des Krieges, die Erwartung war, dass mit der Demokratie in die friedliche Weltordnung einhergehen und der Wohlstand durch die globale Arbeitsteilung sich überall ausbreiten würde. Aber die Geschichte hat anderes gezeigt, obwohl die Menschenverluste in den modernen Kriegen höher sind als die Vergangenheit, halten die Befürworter des Krieges daran fest, dass Kriege der Nation nützen, ja sogar. Ein Weg zur Mehrung des Reichtums seien für diese Kriegstreiber zählen die Toten und Verstümmelten, nicht. Die Militaristen lehnen den Frieden ab für sie zählt, dass es Krieg immer schon gegeben hat. Für die Internetanlagen gilt nach wie vor, das Macht auf Gewalt beruflich beruht und wer die Macht hat, hat Recht in den äußeren Beziehungen der Staaten zueinander gelten Verträge nur insoweit, wie sie in Machtstrukturen eingebettet sind. Der moderne Militarismus will, dass die Kriege total werden, nicht mehr nur Heere kämpfen, sondern ganze Völker. Der totale Krieg unterscheidet sich grundsätzlich vom herkömmlichen Heereskrieg der totale Krieg ist wie der Aufbruch einer Horde zum Raubzug.

Die Mobilmachung dafür ist total. Frieden ist nur insofern nützlich, wie er der Vorbereitung des Krieges dient. Die Friedenswirtschaft soll der Bereitstellung der Mittel für den Krieg dienen. Die Wirtschaft muss deshalb schon im Frieden Kriegswirtschaft sein. Sie verlangt die Unterordnung alles Handelns unter die Zwecke der Kriegsführung. Der im totalen Krieg stehende totale Staat verlangt Kriegssozialismus. Der totale Krieg des totalen Staates ist Krieg ohne Gnade und wird durch den totalen Sieg beendet. Das ganze Volk muss mobilisiert werden, und das erfordert ausgiebige Propaganda. Die Einführung des Militärzwanges beschönigend als allgemeine Wehrpflicht bezeichnet, ist der erste Schritt, der vom Heereskrieg wieder in Richtung zum totalen Krieg hinführt. Damit wird die Unterscheidung zwischen Soldaten und Bürgern aufgehoben. Das Militär ist nicht länger nur eine Angelegenheit von Söldnern mit der allgemeinen Wehrpflicht wird jeder, der Kriegs oder Diensttauglich ist, zum potentiellen Krieger.

Die allgemeine Wehrpflicht beinhaltet die allgemeine Dienstpflicht aller arbeitsfähigen Staatsangehörigen. Damit verfügt der Oberbefehlshaber über die Arbeitskräfte, er entscheidet, wer von den wehrfähigen Dienst tut und dem Kriegsfall, wer an der Front und werfe die heimische Produktion unabkömmlich ist. Zitat der Oberbefehlshaber entscheidet damit, was und in welcher Weise produziert werden soll, er muss dann auch darüber entscheiden, in welcher. Weise, die Produkte verwendet werden sollen. Die Mobilmachung ist total geworden, Volk und Staat sind in der Armee aufgegangen, der Kriegssozialismus hat die Marktwirtschaft ersetzt. Im Kriegsozialismus sind die Unternehmer nicht mehr Unternehmer, sondern beauftragte, denen befohlen wird, was und wie sie zu erzeugen haben, wo und zu welchem Preis sie Produktionsmittel zu erwerben haben, an wen und zu welchem Preis sie die Produkte zu verkaufen haben. Zitat Ende.

Unternehmerische Marktwirtschaft und militärisch gelenkte Kriegswirtschaft stehen im Gegensatz zueinander. Um zu gedeihen, braucht die Marktwirtschaft Frieden, Krieg und Marktwirtschaft sind unverträglich. Der liberale Gedanke, der die Marktwirtschaft werden ließ, verlangt in folgerichtiger Weiterführung die Herstellung des ewigen Friedens. Zitat Ende.

Der Kriegssozialismus beginnt schon in Friedenszeiten. Für die Militaristen ist Frieden nur ein Zwischenstadium zu neuen Kriegen. Der nächste Krieg ist unvermeidlich und diese Phasen müssen zur Vorbereitung auf den nächsten Krieg genutzt werden. Der einzige Unterschied zwischen Krieg und Frieden besteht darin, dass die Wehrpflichtigen noch nicht kämpfen. Der Übergang vom Friedenszustand zum Kriegszustand geschieht durch den Befehl der Einberufung der Wehrpflichtigen zum Dienst in der Armee. Je mehr sich der Militarismus durchsetzt, desto mehr wird die Marktwirtschaft ausgehöhlt. Der Krieg zerreißt die weltwirtschaftliche Verflechtung der marktwirtschaftlichen Beziehungen und verlangt Autarkie. Aber der Gedanke, der der kriegswirtschaftlichen Rechtfertigung der Autarkiewirtschaft zugrunde liegt, ist widerspruchsvoll man will ausländische Produktion durch heimische ersetzen.

Ersatz heißt aber, dass diese Stoffe teurer oder weniger brauchbar sind und meist sowohl teurer als auch weniger brauchbar. Aber für die Kriegswirtschaftler ist dieser Aspekt unbedeutend. Die Erzeugungskosten spielen im Kriegswirtschaftlichen denken eine untergeordnete Rolle, ihre These lautet? Das Liberalistische Rentabilitätsprinzip verlange niedrige Erzeugungskosten. Das Heldische Denken kümmere sich nicht um solche mammonistische Ideen. Nur eines gelte, die Unabhängigkeit in der Versorgung mit Kriegsmaterial. Damit ist jedoch ein zweifacher Irrtum verbunden. Erstens ist es nicht richtig, dass es auf die Qualität des Beschaffungsmaterials nicht ankomme und zweitens ist es falsch, dass die Kosten keine Rolle spielen würden.

Die Produktion von Ersatzstoffen absorbiert mehr Ressourcen und verschlechtert so die Versorgungslage. Je länger sich ein Konflikt hinzieht, desto schwerer werden sich die Nachteile der Ersatzwirtschaft bemerkbar machen. Selbst vom militärpolitischen Standpunkt aus betrachtet ist Autarkie schädlich, denn sie mindert die industrielle Leistungsfähigkeit des Landes. Wirtschaftliche Abschottung führt zu Teuerungen, und wenn dann noch preiskontrollen hinzutreten.

Wird ein weiterer Schritt hin auf die Totalität der Kriegsführung unternommen? Der Kriegssozialismus verdrängt die Marktwirtschaft. Zitat Der totale Krieg drängt zum Sozialismus. Er nimmt den einzelnen Eingriffen in das Getriebe der Marktwirtschaft nicht ihre Zweckwidrigkeit, gerade weil diese Eingriffe sich vom Standpunkt der militärischen Befehlshaber, die sie unmittelbar oder mittelbar anordnen, als Sinnwidrig erweisen, muss man ihnen weitere folgen lassen, bis man schließlich den Kriegsozialismus erreicht, der. Totale Krieg ist mit der ungehemmten Marktwirtschaft unverträglich. Die Gehemmte Marktwirtschaft ist Sinn und Zweckwidrig. So bleibt nur die Planwirtschaft des Sozialismus übrig, doch auch der totale Krieg vermag dem sozialistischen Wirtschaftssystem nicht wirkungsmöglichkeit zu geben.

Jeder Schritt, der zu ihm hinführt, schwächt das Kriegspotenzial. Totaler Krieg und totaler Staat gehen Hand in Hand. Kriegswirtschaft zerstört die internationale Arbeitsteilung und das bürgerliche Leben. Das Volk steht unter Waffen und steht so im Widerspruch zur Kultur des Bürgertums. Die Armee wird zum herrschenden Faktor. Die Epoche der Heereskriege ist vorbei, die des totalen Krieges hat begonnen. Zitat Der totale Krieg ist durch seinen Charakter als Volkskrieg bestimmt. Zitat Ende.

Die Heereskriege waren eine Angelegenheit der Staatsmänner und der Soldaten, aber die Rückkehr zur totalen Kriegsführung hat dem Kriegsproblem eine neue Gestalt gegeben, da man die Voraussetzungen des begrenzten Heereskrieges der Vergangenheit nicht wiederherstellen kann, gibt es nur noch die Alternative ewiger Frieden oder totaler Krieg. Allein die Schaffung einer Weltfriedensordnung, deren Grundlage wirtschaftliche Freiheit ist, kann die menschliche Kultur retten.

Ludwig von Mises aufruft zu einer weltweiten Friedensordnung ist die eine Schlussfolgerung aus seinen Überlegungen. Es geht darum, den Militarismus aus der Welt zu verbannen, also um den Aspekt der Aggression. Die andere Schlussfolgerung bezieht sich auf die Verteidigung, hier lautet die Einsicht, dass es gerade im Interesse der wirksamen militärischen Abwehr eines Angriffs liegt, die unternehmerische Marktwirtschaft zu erhalten.

Gewinnt die Militärpolitik die Überhand und meint, man müsse auch die Wirtschaft militärisch organisieren, unterliegt sie dem Widerspruch, dass damit die militärische Leistungsfähigkeit selbst geschwächt wird. Die Ausrichtung der Wirtschaft auf den Krieg auch in einer bedrohlichen Verteidigungslage darf nicht die Marktwirtschaft aushebeln, tut die Politik das, schwächt sie die Kapazität des Landes sich. Erfolgreich gegen einen Aggressor zur Wehr zu setzen. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, staatlicher Interventionismus und das Streben nach Autarkie sind nicht nur die ersten Schritte auf dem Weg zum totalen Krieg. Sie sind auch insofern widersprüchlich, als sie die Verteidigungsfähigkeit nicht stärken, sondern schwächen.

20.04.2025

16:20 | Rüdiger Rauls: Chinas Wirtschaft – Krieg der Zölle

Die USA verlieren wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung, die von China nimmt zu. Mit Zöllen glaubt Trump, die amerikanischen Defizite und Staatsverschuldung beseitigen und den Lebensstandard der US-Bürger erhalten zu können. Wer steht besser da in diesem Kräftemessen?

Heilung durch Zölle?
Kurz nach Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Donald Trump ein Zollfeuerwerk gezündet. Angesichts seiner fast täglich wechselnden Beschlüsse über deren Verhängung, Erhöhung, Aussetzung und Rücknahme droht man, den Überblick zu verlieren. Hat er anfangs gegen Freund und Feind gleichermaßen die Zollkeule geschwungen, so stellt sich inzwischen China als das eigentliche Ziel seines Wütens heraus. Inzwischen ist die Inflation der Prozentwerte bei 145 angekommen, China hat mit 125 Prozent auf die amerikanische Eskalation geantwortet.  Da wütet jemand, der seinen Willen nicht bekommt und sich immer mehr in die Ecke gedrängt fühlt. „Donald Trump geht an die Weltwirtschaft heran, als wäre sie der New Yorker Immobilienmarkt“ (1). Bisher hat China die Steigerungen immer mitgemacht - aus taktischen Gründen. Nun aber hat es sich aus der Zollspirale verabschiedet. Das chinesische Finanzministerium sieht in weiteren Steigerungen keinen weiteren Sinn mehr, denn amerikanische Waren seien in China „schon auf dem jetzigen Niveau praktisch unverkäuflich“ (2).

Trump handelt emotional und selbstbezogen, China dagegen politisch. In dessen erster Amtszeit ist die chinesische Führung der Konfrontation mit den USA noch ausgewichen, jetzt aber will sie „bis zum Ende kämpfen“ (3). Fünf Jahre später ist China dazu stark genug. Nach der Ansicht von chinesischen Führung hat das Land „seine Entwicklung durch Eigenständigkeit und harten Kampf erreicht, ohne sich auf die Gnade anderer zu verlassen“(4). Man scheint den Zeitpunkt für gekommen zu halten, den USA einen Wirkungstreffer zu setzen.  China erkennt, dass die USA schwächer sind, als Trump und seine Anhänger glauben. In amerikanischer Überheblichkeit unterliegen sie der Fehleinschätzung, „Amerika braucht andere Länder nicht in dem Maße, wie andere Länder uns brauchen“. (5). Entweder Trump sieht nicht, wie weit die USA isoliert sind, oder aber er will es in seiner Uneinsichtigkeit nicht wahrhaben. Die US-Regierung hat es sich durch ihre rigorose Zollpolitik mit Freund und Feind gleichermaßen verdorben. Selbst die EU-Führung deutet inzwischen an, einen Ausgleich mit China finden zu wollen, zumindest was den Vertrieb chinesischer Autos angeht.

Trump scheint die Tatsache gar nicht zu verstehen, dass die Defizite und Staatsverschuldung, die er mit den Zöllen bekämpfen will, gerade Ausdruck amerikanischer Abhängigkeit sind. Die Handelsdefizite mit dem Rest der Welt zeigen, dass die USA außer Agrarprodukten und Waffen kaum noch Waren haben, die auf den Weltmärkten konkurrenzfähig sind. Deshalb steigen die Defizite. Die Welt kauft nicht mehr in den USA. Vielmehr kaufen die USA auf Pump im Rest der Welt.

Trump macht Geschäfte, China macht Politik
Diese amerikanische Verblendung und Uneinsichtigkeit nutzt China. Trump geht es in erster Linie um Persönliches, auch wenn er für den amerikanischen Arbeiter zu kämpfen vorgibt. Er will beweisen, dass er der größte Dealmaker ist: „Lass mich Euch sagen: Ihr verhandelt nicht so, wie ich verhandle“(6). Das glaubt er selbst. Doch China hat diesen Konflikt zu einem politischen erhoben. Den Chinesen geht es darum, die USA zu schwächen in dem Kampf, der so lange zwischen den beiden toben wird, wie die USA alles daran setzen, die Entwicklung Chinas aufzuhalten. Denn dieses Verhalten - letztlich des gesamten politischen Westens - betrifft nicht nur China. Es betrifft die Länder der Dritten Welt, des globalen Südens, auch Russland, also fast die gesamte menschliche Schicksalsgemeinschaft, von der die Chinesen immer sprechen. Die Konflikte der NATO mit Russland und der USA mit China zeigen, dass die Menschheit an einem wichtigen Punkt ihrer Entwicklung angekommen ist. Es geht um nichts Geringeres als das gleiche Recht aller Völker, die eigene Entwicklung selbst zu bestimmen.

Das westliche Denken in Vorstellungen der eigenen Überlegenheit hat keine Grundlage mehr, weder das Denken der Kolonialherren gegenüber den Kolonialvölkern, noch das des höheren Lebensrechts der rassistischen Herrenmenschen und auch nicht mehr das der moralischen Überlegenheit der Wertemissionare. China und Russland, die über lange Zeit nicht ernst genommen wurden, sind inzwischen stärker als der politische Westen, Russland militärisch, China wirtschaftlich.
In der derzeitigen Schwäche der USA und des in sich gespaltenen Westens versucht China, andere Länder zum Widerstand gegen die USA zu organisieren und die Zusammenarbeit untereinander zu stärken. Wenn auch Trump zwischenzeitlich wieder zurückrudern musste aufgrund der Entwicklung an den Anleihemärkten und vermutlich auch zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen, so sind seine Zölle für die meisten Staaten nur ausgesetzt und das auch nur für drei Monate.
Gerade die Verbissenheit und Besessenheit, mit der er China bekämpft, wecken Befürchtungen im Rest der Welt über die Schäden, die seine Maßlosigkeit anrichten können. Die unüberlegte Launenhaftigkeit seiner Entscheidungen verursacht Verunsicherung, was zu wilden Ausschlägen an den Börsen führt. Amerikanische Staatsanleihen verlieren an Ansehen bei den Käufern, der Dollar verliert an Wert. Was wird sein nach den drei Monaten?

Angesichts der Willkür, mit der Trump Zölle verhängt gegen Freund und Feind gleichermaßen, bringt es keine Vorteile mehr, Amerikas Freund sein zu wollen. Diese Verunsicherung versteht die chinesische Führung zu nutzen. Sie hat diesen Konflikt zu einem politischen erhoben, indem sie China zum Verteidiger der Welthandelsordnung macht und gleichzeitig den Völkern eine verstärkte Zusammenarbeit anbietet. Die USA in ihrem derzeitigen Zustand werden zum Auslaufmodell.

Fehlentscheidungen
Trumps unüberlegte und wenig durchdachte Schnellschüsse erweisen sich zunehmend als Belastungen. Die Märkte spielen immer weniger mit, teilweise spielen sie sogar verrückt. Besonders auffällig ist, dass gerade amerikanische Staatsanleihen, die bisher in jeder Krise als sicherer Hafen galten, die Gunst der Anleger verlieren. Die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihe stieg am frühen Mittwoch „erstmals seit Januar kurzzeitig auf fünf Prozent. Zu Beginn der Woche hatte sie noch bei 4,4 Prozent gelegen.“ (7)

Das ist genau das Gegenteil von dem, was Trump und seine Experten erreichen wollten: US-Staatsanleihen werden massiv verkauft. Das lässt ihre Kurse sinken, was zu steigenden Renditen führt. Das bedeutet, dass die USA bei Neuemissionen von vorne herein höhere Zinssätze anbieten müssen. Durch die Verkäufe fällt auch der Dollar. Beide Entwicklungen, der Anstieg der Zinsen und der Wertverlust des Dollars, sind besonders schädlich für die ohnehin schon sehr hohen Defizite der USA.
Dass diese Defizite die USA nun zu erdrücken drohen, ist nicht zuletzt das Ergebnis des Kapitalexports nach China, den die westlichen Regierungen ab den 1980er Jahren gefördert hatten. Die Verlagerung kostenintensiver Industrien ins Reich der Mitte führte zu einer Ausdünnung der industriellen Basis der amerikanischen Wirtschaft. Arbeitsplätze besonders in der Schwerindustrie gingen verloren. Das hatte auch Auswirkungen auf das Steueraufkommen und schwächte die Staatseinnahmen der USA.

Die amerikanische Regierung musste durch Kreditaufnahme an den Finanzmärkten die wegbrechenden Staatseinnahmen ersetzen, wollte sie nicht die Funktionstüchtigkeit des Staates und den Lebensstandard der Amerikaner all zu sehr senken. Hinzu kamen die gewaltigen Ausgaben für Rüstung und Kriege. Sie trieben die Verschuldung von Jahr zu Jahr auf neue Höchststände. Die Kriege gegen den Terror waren teuer und haben kaum Vorteile für die USA gebracht. Das gleiche gilt für die Konfrontation mit Russland.

Ungleichgewichte
Das ist die Ausgangslage für die USA in diesem Zollstreit, der sich immer mehr zu einem Konflikt mit China entwickelt. Es ist ein Kampf um die Aufrechterhaltung amerikanischer Vormachtstellung, dem aber auf Seiten der USA die wirtschaftliche Grundlage fehlt. Chinas Wirtschaft ist zwar abhängig von den USA, denn China ist der größte Exporteur der Welt. Aber im Gegensatz dazu sind die USA der größte Warenimporteur der Welt, und die meisten dieser Waren kommen aus China.  Zudem ist China auch einer der größten Investoren in amerikanischen Staatsanleihen. Es wäre ein leichtes für die chinesische Führung, durch massive Verkäufe dieser Anleihen die Zinsen für die USA an den Finanzmärkten in die Höhe zu treiben. Dieses Geschütz hat China noch gar nicht in Stellung gebracht. Wo also will Trump die Waren herholen für seine Bürger, wenn China, der größte Warenlieferant der Welt, nicht mehr liefert?

Denn im Gegensatz zu China haben die USA in den letzten Jahren kaum Handelsabkommen mit anderen Ländern oder Wirtschaftsregionen geschlossen. Insgesamt sind es vierzehn mit zwanzig Ländern, wobei das letzte 2018 mit Kanada und Mexiko abgeschlossen wurde. Das war aber nur eine Neuauflage des bisher bestehenden, kein neues, das zu einer Ausweitung amerikanischer Wirtschaftstätigkeit geführt hätte.  Wo also sollen neue Lieferketten geknüpft werden, wenn die zu China zerrissen wird? Die Covid-Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich die Lieferketten sind und wie schwierig es ist, neue aufzubauen. Das dauert Jahre. Wo wollen die USA die Seltenen Erden für ihre Rüstung und IT-Industrie herbekommen? Denn für diese hat die chinesische Regierung als Reaktion auf die amerikanische Zollpolitik inzwischen Ausfuhrgenehmigungen erlassen.

Dagegen meldete das chinesische Handelsministerium im Januar dieses Jahres, dass China „23 Freihandelsabkommen (FTAs) mit 30 Ländern und Regionen auf fünf Kontinenten unterzeichnet hat und sein Freihandelsnetzwerk weiter ausbaut.“(8) Dazu gehört das Regional Comprehensive Economic Partnership (RCEP), das weltweit größte Freihandelsabkommen, das China von Januar bis November 2024 einen Umsatz von 12 Billionen Yuan (1,7 Bill Dollar) bescherte, einen Anstieg von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.  Chinas Abhängigkeit vom US-Markt ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen zugunsten höherer Exporte in den globalen Süden. Im vergangenen Jahr hat das Land so viel exportiert wie nie zuvor. Dagegen gehen die Exporte der USA zurück, nicht nur in Richtung China, sondern weltweit. Das zeigen die Handelsungleichgewichte mit fast allen Staaten der Welt. Während China also in den letzten Jahren seine Abhängigkeit von den USA verringert hat, ist die der USA von China gewachsen.

Dass Trump über das Wochenende die Zölle auf elektronische Produkte senkte, ist das Eingeständnis, dass die USA ohne diese Importe nicht auskommen. Das zeigt die Veränderung der wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse, die seit Trumps erster Amtszeit stattgefunden haben. Gleichzeitig hat die politische Führung in China Initiativen ergriffen zur Stärkung des Binnenkonsums, der eventuelle Rückgänge im Export umlenken soll. Diese Maßnahmen sind langfristig gedacht, nicht als Strohfeuer für die Dauer des Handelskonflikts.  Die Chinesen handeln besonnen und verstehen es sehr gut, Veränderung anzunehmen und zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die USA wollen ihre Vormachtstellung erhalten, China will vom Wandel profitieren. Sein Verhalten ist überlegt und ruhig. All das hinterlässt den Eindruck, dass die Chinesen sich ihrer Sache sicher zu sein scheinen, dass sie diesen Konflikt gewinnen.

(1) FAZ 4.9.2025 zitiert aus De Volkskrant: Diese Politik untergräbt die Macht der USA
(2) FAZ 12.4.2025: China erhöht Zölle auf US-Waren auf 125 Prozent
(3) ebenda
(4) ebenda
(5) FAZ 10.4.2025: Trumps Rückgrat
(6) ebenda
(7) Handelsblatt 9.4.2025: Ausverkauf an den Märkten erfasst US-Staatsanleihen
(8) Global Times 09.01.2025: China hat 23 Freihandelsabkommen mit Partnern auf fünf Kontinenten unterzeichnet

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

18.04.2025

10:17 | tkp: Trump zerstört eine angeschlagene Weltordnung – Chancen trotz Chaos

Trumps Handlungen waren weder „spontan“ noch launisch. Die „Zoll-Lösung“ war von seinem Team über Jahre hinweg vorbereitet worden. Der „Schock“ Trump – seine „Dezentrierung“ Amerikas als Dreh- und Angelpunkt der Nachkriegsordnung durch den Dollar – hat eine tiefe Kluft zwischen denen, die vom Status quo enorm profitiert haben, und der MAGA-Fraktion, die den Status quo als feindlich – ja sogar als existenzielle Bedrohung – für die Interessen der USA betrachtet, aufgerissen. Die beiden Seiten sind in eine erbitterte, von gegenseitigen Vorwürfen geprägte Polarisierung verfallen.

Es ist eine der Ironien der Gegenwart, dass Präsident Trump und die rechten Republikaner darauf bestehen, die Vorteile des Status als Reservewährung als „Rohstofffluch“ zu brandmarken, obwohl genau dieser Status den USA die Welle globaler Ersparnisse beschert hat, die es ihnen ermöglichte, das einzigartige Privileg zu genießen, Geld zu drucken, ohne negative Folgen zu tragen – bis jetzt jedenfalls! Selbst für den Leviathan scheint die Höhe der Verschuldung endlich eine Rolle zu spielen.

Trump ist der Bulldozer, der das morsche Weltordnungskonstrukt  einreißt – nicht aus Jux, sondern mit Plan. Zölle? Nicht spontan, sondern strategisch. Mit Musk und Thiel im Schlepptau schraubt er an was Neuem – vielleicht eine Technokratie, vielleicht nur ein anderes Regime mit neuen Masken. Aber klar ist: Er spielt nicht mehr nach den alten Regeln. Ob’s besser wird? Frag den Dollar, der schwitzt schon. JE

14:57 | Leser Kommentar  
Diese Zitat „Frag den Dollar, der schwitzt schon.“ beschreibt gut, was gerade passiert. Bei den MSM ist aber der Zungenschlag dazu immer, wie bedrohlich für unsere ´heile´ Welt und das super Geldsystem ein US-Präsident mit mutmaßlich schlechtem Friseur ist. Die b.com-Community dürfte aber eigentlich recht EM-affin sein. Der Dollar muss erst als Welt-Leid-Währung abgeschafft worden sein und dann unter der Last seiner Verschuldung zusammengebrochen sein, bevor eine neue Welt- und Geldordnung entstehen könnte … von daher ist ein „schwitzender“ Dollar jetzt nicht das größte Problem, oder ? 

17.04.2025

13:03 | Rüdiger Rauls: Chinas Wirtschaft – auf zur Weltspitze!

Mit Zöllen hauptsächlich gegenüber China will Trump dem wirtschaftlichen Bedeutungsverlust der USA entgegen treten. Ob dadurch die Stärke der chinesischen Wirtschaft und ihre Bedeutung für den Welthandel rückgängig gemacht werden kann, ist unwahrscheinlich.

Aufstieg
China ist nicht mehr die Werkbank der Welt, zu der westliche Unternehmen es hatten abstempeln wollen, als sie ab den 1980er Jahren immer mehr Produktion aus ihren Heimatländern dorthin verlagerten. Die chinesische Regierung hatte auf Technologietransfer bestanden. Das war eine der Voraussetzungen für die Marktzulassung westlicher Unternehmen. Die Chinesen lernten schnell und arbeiteten unermüdlich. Schließlich wollten sie raus aus Armut und Rückständigkeit. Sie wollten ein gutes Leben haben wie die Menschen in den entwickelten Staaten auch. Schon bald kamen immer mehr Waren aus China auf die westlichen Märkte. Anfangs waren es Vorprodukte wie Stahl für die Weiterverarbeitung im Westen. Aber es wuchsen nicht nur die Produktionsmengen, es wuchsen auch die Fähigkeiten der chinesischen Arbeiter. Sie lernten nicht nur in der Fabriken der westlichen Unternehmen modernere Verfahren, sie studierten auch an den Universitäten im westlichen Ausland. Viele blieben dort, die Rückkehrer halfen, das Niveau chinesischer Produkte und Forschung zu heben.

Die Mengen der Produkte aus rein chinesischer Herstellung wuchsen, zuerst auf dem chinesischen Markt, zunehmend aber strebte man auch auf den Weltmarkt, denn hier waren die Gewinne höher. Anfangs waren die chinesischen Produkte auf den westlichen Märkten nicht konkurrenzfähig in Qualität und Design, wenn sie auch sehr billig waren. Chinesische Autos wurden belächelt und erhielten oftmals nicht die Straßenzulassung im Westen wegen mangelnder Sicherheit. Auf den Märkten der Dritten Welt sah das anders aus, da war der Preis schon eher kaufentscheidend. Dennoch entwuchs die chinesische Produktion zunehmend der Abhängigkeit von westlichen Unternehmen. Heute ist die Entwicklung so weit, dass chinesische Autos nicht mehr belächelt werden sondern eine ernsthafte Konkurrenz geworden sind und im Bereich der Elektromobilität weltweit führend. In einem Beitrag der Frankfurter Allgemeine Zeitung über die ungarische Autoindustrie wird der Unterschied deutlich. Denn die Chinesen brachten „in der Batterieindustrie viele Experten mit, die es in Ungarn gar nicht gibt“ (1).

Neben Fleiß und Lernbereitschaft waren für den Aufstieg Chinas bedeutend die Besonnenheit und der Realitätssinn der politischen Führung. Im Gegensatz zum Westen überschätzten die Chinesen sich nicht selbst. Sie hatten ein gesundes Verhältnis zu den eigenen Fähigkeiten und Schwächen, und vor allem war man offen für pragmatische Lösungen. Anstatt wie Trump mit Erpressung und Biden mit gewaltigem finanziellen Aufwand Technologieführer zu Investitionen in den USA zu veranlassen, verlegten sich die Chinesen auf einfachere Lösungen, deren Umsetzung mit den eigenen Möglichkeiten erreichbar waren.

Umdenken
Hatte man zu Beginn der wirtschaftlichen Öffnung auf Technologieerwerb durch Joint Ventures mit westlichen Unternehmen bestanden, so ging man mit wachsenden Staatseinnahmen dazu über, westliche Technologie durch den Kauf von Unternehmen zu erwerben. Der erste große Coup war 2001 die Übernahme der deutschen Magnetschwebebahn Transrapid für 1,3 Milliarden D-Mark. Hier wurden der Grundstein gelegt für den Aufstieg der chinesischen Eisenbahntechnologie zum Weltmarktführer.
Besonders nach der großen Wirtschaftskrise von 2008/9 gingen die Chinesen auf Einkaufstour. Um ihren Rückstand bei Technik und Design in der Automobilbranche aufzuholen, erwarben sie Unternehmen im Westen, die gegenüber den eigenen einen technologischen Vorsprung hatten wie Volvo, Lotus, MG und andere. Aber auch in anderen Industriebereichen strebte das Land an die Weltspitze. „Vor zwei Jahrzehnten war der Schiffsbau in China eine Randerscheinung. Heute dominiert die Volksrepublik die Weltproduktion … China fertigt mehr als fünfzig Prozent aller Schiffstonnage der Welt“ (2).

Um in das Geschäft mit den Flüssiggastankern einzusteigen, die bisher in China noch nicht gebaut werden konnten, hatte im Jahre 2022 der chinesische Hengli-Konzern „die pleitegegangene Werft des südkoreanischen Herstellers STX für einen Bruchteil der Kosten übernommen. Mitsamt vollständiger Produktionslinie.“ (3). 2001 hatte die politische Führung der Volksrepublik die Weltführerschaft im Schiffsbau zum strategischen Ziel erklärt, zwanzig Jahre später ist sie Wirklichkeit. Die Rücklagen aus den chinesischen Staatseinnahmen machten solche Projekte und Ziele finanzierbar.

Ein solches Volumen an Schiffsbaukapazitäten hat auch militärisch-strategische Auswirkungen. Wenn auch chinesische Kriegsschiffe denen der USA in manchen Bereichen noch unterlegen sind, so reichen deren Werftkapazitäten aber nicht aus, um einen Konflikt auf See oder gar die Versorgung über Tausende von Kilometern durchzustehen. „Schon jetzt besitzt China mehr Kriegsschiffe als jedes andere Land“(4), und angesichts der Werftkapazitäten ist es in der Lage, Verluste schneller auszugleichen. Denn „Chinas Industrie verfügt über 230-fache Schiffsbaukapazität der USA“ (5). Vor allem aber fehlen die Fachkräfte mit entsprechender Qualifikation in ausreichender Zahl.

Der letzte Aufsehen erregende Zukauf eines westlichen Technologieunternehmen durch Chinesen war der Erwerb des führenden Roboterherstellers Kuka. Danach wurden von den westlichen Regierungen der Ausverkauf technologisch bedeutender Unternehmen an China erschwert oder mit dem Hinweis auf die nationale Sicherheit ganz verboten. Man hatte erkannt, dass mit solchen Zukäufen sich die technologische Lücke zwischen dem Westen und China schneller schloss als erwartet und die führende Stellung des Westens in Gefahr geriet.

Für China bieten solche Aufkäufe eine günstige Gelegenheit, fortschrittliche Technologie zu erwerben, die in der Volksrepublik noch nicht auf diesem Niveau vorhanden ist. Damit erspart man sich hohe Entwicklungskosten und verfügt unter Umständen auch schon über ein wirtschaftliches Standbein auf diesem neuen Markt. Durch die Ergänzung mit eigenen Produktionskapazitäten erwarben sich chinesische Unternehmen durch solche Zukäufe auf einen Schlag sogar einen nicht unbedeutenden Anteil am Weltmarkt.

Umlenken
Hier zeigt sich einer der Vorteile der chinesischen Wirtschaftslenkung, die sich an dem orientiert, was man als politisch geboten und wirtschaftlich machbar und sinnvoll ansieht. Diese wird im Westen als Planwirtschaft immer wieder negativ dargestellt und als Hemmnis für Entwicklung ansehen. Man überträgt dabei das Bild aus der Sowjetunion, das aber weitgehend auf einem Mangel an Wissen und einem Übermaß an Propaganda beruhte.  Dass im Sozialismus der UdSSR und anderen sozialistischen Staaten Planwirtschaft mit entsprechender Mittelzuteilung herrschte, war ja kein speziell sozialistischer Wesenszug. Vielmehr handelte es sich um eine historisch bedingte Knappheit an Finanzmitteln. Der Westen kann das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster werfen, weil er sich an den Weltfinanzmärkten verschulden kann. Diese Möglichkeit hatten die UdSSR und die anderen sozialistischen Staaten nicht.

Auch China hatte über lange Zeit keinen Zugang zu den Finanzmärkten. Seinen Aufschwung hatte die Volksrepublik zumindest in der Anfangszeit seiner Zusammenarbeit mit dem Westen dem Zustrom an Kapital zu verdanken. Das bedeutet nicht, dass ohne westliches Kapital eine solche Entwicklung nicht möglich gewesen wäre, es hätte eben nur länger gedauert. Das Vorhandensein von Kapital beschleunigt wirtschaftliches Vorankommen, aber es kann die Schaffenskraft der menschlichen Arbeit nicht ersetzen, was im Westen weit verbreiteter Irrglaube ist. Entwicklung ohne Kapital ist möglich, es dauert nur länger. Entwicklung ohne menschliche Arbeitskraft ist unmöglich, egal wie viel Kapital vorhanden ist. Kapital bringt nur Ertrag in Verbindung mit menschlicher Arbeitskraft.

Mit dem Wachstum der Produktion in China waren auch dessen Staatseinnahmen gewachsen. Wenn im Westen die Staatseinnahmen wachsen, fordern Parteien, Unternehmensverbände und sonstige Interessengruppen steuerliche Entlastungen besonders für die Wirtschaft, also einen Rückgang der Staatseinnahmen. Die chinesische Führung hat aus den Zuflüssen Rücklagen gebildet, wie es auch in Russland mit dem russischen Wohlstandsfond der Fall ist. Aber auch westliche Staaten wie Norwegen bildeten solche Fonds aus ihren Einnahmen. Chinesische wie auch russische Staatseinnahmen waren über lange Zeit in amerikanische Staatsanleihen geflossen. Deren Zinserträge wurden zum Teil für die Entwicklung der eigenen Wirtschaft eingesetzt. Drohungen und Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland im Zuge der Krimkrise 2014 führten in China wie auch in so manchen anderen sogenannten Schurkenstaaten zu einem Umdenken in der eigenen Anlagepolitik. China wie auch Russland fuhren in Investitionen in amerikanische Anleihen zurück.

Die Spannungen zwischen China und den USA hatten zugenommen mit dem Aufstieg der Volksrepublik zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz. Gleichzeitig sanken die Zinssätze für die amerikanischen Staatsanleihen und damit die Zinserträge. Die Volksrepublik ging deshalb verstärkt dazu über, Technologie und technologisch fortschrittliche Unternehmen zu erwerben. Denn im Gegensatz zu Vermögen kann Wissen nicht beschlagnahmt werden. Ein erheblicher Teil der Mittel floss in die Entwicklung der nationalen und internationalen Infrastruktur. Besonders der Ausbau der Seidenstraße diente der weiteren Förderung der chinesischen Produktion und deren Absatz.

Umschiffen
Aufgrund der westlichen Investitionstätigkeit, besonders aber der Wirtschaftspolitik der chinesischen Führung waren große Produktionskapazitäten entstanden, deren Waren in aller Welt neue Abnehmer fanden. Wegen seiner geographischen Nähe und seiner hohen Kaufkraft hatte sich Westeuropa zum bevorzugten Abnehmer der chinesischen Produktion entwickelt. Der Ausdehnung des Warenabsatzes standen aber die begrenzten Verkehrsverbindungen im Wege. Dieses Problem wurde 2013 mit dem Projekt Seidenstraße in Angriff genommen.  Die Seidenstraße diente als zusätzlicher Vertriebsweg für chinesische Waren. Bisher hatten zum einen der Luftweg zur Verfügung gestanden, der sehr teuer war, wenn er auch schnelle Lieferung ermöglichte. Zudem verfügt China damals wie heute über keine nennenswerte eigene Flugzeugproduktion, so dass man in diesem Bereich der Logistik immer auf ausländische Anbieter angewiesen war.

Der Schiffsverkehr dagegen war wesentlich billiger, dauerte aber bedeutend länger. Hier hatte man inzwischen durch den Ausbau der Werften nach den strategischen Zielen der kommunistischen Partei eine logistische Unabhängigkeit erlangt. Aber der Schiffsverkehr war auf offene Routen im südchinesischen Meer angewiesen, die immer mehr durch das aggressive Auftreten der USA und deren Verbündeten gefährdet waren. Besonders die Straße von Malakka stellt ein gefährdetes Nadelöhr für den chinesische Seehandel dar. In dieser Situation bot der Landweg durch Russland und die anderen befreundeten Staaten Zentralasiens eine recht sichere Alternative, die die Nachteile von Flug- und Seeverkehr ausglich. Der Ausbau der Landwege, besonders des Schienennetzes durch Asien nach Europa förderte nicht nur die eigenen Handels- und Absatzwege, er nutzte auch den Anliegerstaaten in ihrer Entwicklung, eine Win-Win-Situation nach chinesischen Vorstellungen.

(1) Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 24.2.2025: Der Wissenstransfer der Chinesen ist wichtig
(2) FAZ 2.4.2025: In den Docks von Changxing
(3) ebenda
(4) ebenda
(5) https://www.businessinsider.de/wirtschaft/schiffsbau-gigant-china-darum-uebertrifft-das-land-die-usa/

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

15:23 | Leser Kommentar  
Da kann man aber auch ganz anderer Meinung sein – wie ist China an die Weltspitze gelangt ? Vorrangig dadurch, dass man den eigenen Markt durch Zölle von Importen abgeschirmt hat und dann dadurch, dass die eigene Währung künstlich-unterbewertet war und blieb. Gerade der 2. Punkt ist geradezu ein Export-Turbo … insbesondere dann, wenn die inländischen Löhne für die Exportprodukte ziemlich niedrig sind. Man muss sich die wirtschaftliche quasi ´Perversion´ mal vorstellen, dass dt. PKW-Werke aus Dt. nach China verlagert wurden, um von dort dann (auch) den dt. Markt zu beliefern.
Die USA bereinigen gerade – natürlich mit der Brechstage – ihre Handelsstrategie mit China … viele andere Länder werden demnächst folgen (müssen). 

16.04.2025

10:37 | overton: Russische Waschmaschinenpanzer vor Berlin

Dass man die Bevölkerung ganz offensichtlich anlügt, ist das eine. Dass man es so stümperhaft tut und sie für blöd hält: Das ist aber die größere Frechheit. Ein Kommentar.

Wissen Sie noch, wie die Ukraine diesen Krieg gewann? Die ukrainische Armee schlug die Russen zurück und im Westen war klar: Unsere Werte siegen. Alles nur noch eine Frage der Zeit, aber keine Frage eines Wunders – denn dass es so kommen, dass die Ukraine den russischen Bären erlegen würde, schien manchem »objektiven« Feldherrn und NATO-Stricher schon vormals ganz klar gewesen zu sein. Die Diktatur, das wisse schließlich jeder Kindskopf, gewinne schließlich keine Kriege. Das Gute obsiegt immer. Die Presse überschlug sich, man sah Wolodimir Selenskij schon im Kreml, vor ihm kniend Wladimir Putin, der wie Vercingetorix vor Julius Cäsar seinen Waffen streckt.

Sie erinnern sich nicht an die Szene? An die Siegesfeier der Achse Kiew-Berlin-Brüssel? Wie könnten Sie auch? Deutsche Medien erzählten ja lediglich vom Beginn dieses glorreichen Sieges – vom Ende allerdings nie. Was daran liegt, dass es kein Ende gab. Es kam so nicht. Alles nur Durchhalteparolen, damit die Ukrainer auch weiterhin ihr Leben für unsere Werte hingeben. Werte, die angeblich unser Leben lebenswert und nur das der Ukrainer sterbenswert machen. Vom Sieg Kiews über Moskaus ist allerdings nichts mehr zu vernehmen. Das traut sich keiner dieser kriegstsüchtigen Lauche mehr zu sagen.

Genau so ist es: Auf der einen Seite erzählt man uns, dass Russland kurz vor dem Zusammenbruch steht und keine Waffen oder funktionierende Armee mehr hat... Aber gleichzeitig sollen Putins Jungs schon halb in Brandenburg stehen? Zu Fuß vielleicht...  Also was denn nun? Vielleicht einfach mal weniger Propaganda, mehr Realitätssinn. JE

15.04.2025

14:08 |  slaynews: Britischer Premierminister gibt zu, dass die Globalisierung vorbei ist, während Trump den Handelskrieg verschärft: „Wir befinden uns jetzt in einer neuen Ära“

Der britische Premierminister Keir Starmer hat zugegeben, dass die alte Wirtschaftsordnung nach der Rückkehr von Präsident Donald Trump ins Weiße Haus nun vorbei ist. Das Vereinigte Königreich versucht nun, auf die von Trumps Zöllen verursachten Schocks zu reagieren. Starmer räumte ein, dass die Ära der „Globalisierung vorbei ist“, da Trump die jahrzehntelange Freihandelspolitik, die das verarbeitende Gewerbe in den USA zerstört hat, umstößt. In einer Erklärung an die Sunday Times sagte das Büro des Premierministers: „Trump hat etwas getan, mit dem wir nicht einverstanden sind, aber es gibt einen Grund, warum die Menschen in dieser Sache hinter ihm stehen“. In Anlehnung an Trump hielt Starmer am Montag eine nationalistische Rede in einer Autofabrik. In dieser Rede versprach Starmer, die britische Industrie zu unterstützen.

Die Äußerungen Starmers waren jedoch weniger pauschal als zunächst berichtet. In einem Bericht der Sunday Times hieß es, er werde argumentieren, dass die Masseneinwanderung und der Freihandel Millionen von britischen Bürgern geschadet haben. Dennoch erklärte Starmer, dass es an der Zeit sei zu akzeptieren, dass die Ära der „Globalisierung vorbei ist“. „Die Welt hat sich verändert, die Globalisierung ist vorbei, und wir befinden uns jetzt in einer neuen Ära“, sagte Starmer dem britischen Volk. „Wir müssen zeigen, dass unser Ansatz, eine aktivere Labour-Regierung, eine reformfreudigere Regierung, die Antworten für die Menschen in jedem Teil dieses Landes liefern kann.“ Die Rede, die Starmer hielt, war zurückhaltend und weniger schmeichelhaft für Trump als erwartet.

Trumps Name wurde während Starmers Rede nie direkt erwähnt.Dennoch warf Trump einen großen Schatten, als Starmer den Anbruch einer neuen und herausfordernden Ära für Großbritannien verkündete. Trumps Universalzoll von 10 % auf Importe und ein separater Zoll von 25 % auf Autos stellen eine „große Herausforderung für unsere Zukunft“ dar, räumte Starmer ein. „Dies ist eine sich verändernde und völlig neue Welt“, sagte Starmer. „Eine Ära, in der alte Annahmen, die lange Zeit als selbstverständlich galten, einfach nicht mehr gelten“. Trotz der harten Rhetorik hat Großbritannien noch keine Vergeltungsmaßnahmen gegen Trumps Zölle ergriffen. Stattdessen sagte Starmer, er werde schnell verhandeln und darauf bestehen, dass Großbritannien nicht jeden Deal annehmen werde. „Niemand gewinnt durch einen Handelskrieg...., aber es ist auch ein Moment der Dringlichkeit“, sagte Starmer.

Na endlich schnallt’s mal einer in der Politik: Globalisierung ist durch (das hat men in der C* Krist bereits gesehen)  sagt jetzt sogar der britische Premier. Statt weiter auf billigen China-Kram zu setzen, geht’s jetzt darum, die Produktion zurückzuholen ins eigene Land, eigene Wirtschaft zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen. Trump hat mit Zöllen vorgelegt, UK zieht leise nach – keine Liebeserklärung, aber auch kein Widerstand. Fazit: Der Trend heißt unabhängiger werden, nicht global träumen. JE

17:08 |  Die Leseratte passend zu 14:08 h
Nein, in Washington ist nicht das Chaos ausgebrochen, Trump hat einen Plan. Ob der aufgeht, ist eine andere Sache, denn er Plan lautet: Die USA zum eigenen Wohl gegen den Rest der Welt. Da der Rest der Welt nicht zusammenhält, hat er zunächst gute Chancen.

Analyse des Brüssel-Korrespondenten der TASS zu Trumps Zöllen. Trump weiß, dass der Crash des globalen Systems unvermeidlich ist und will den USA einen guten Startplatz für die Ära danach sichern, auf Kosten anderer Länder inkl. seiner Verbündeten, kurz gesagt. Dafür benutzt er u.a. diese Zolldrohungen. Die Globalisierung ist vorbei, das alte System funktioniert nicht mehr, Russland hat gezeigt, dass die USA die Kontrolle verlieren und dient Trump gleichzeitig als Vorbild für die Antiglobalisierung.

Trump will den Ukraine-Krieg NICHT beenden, sondern lediglich die USA rausziehen! Der Krieg selbst nützt ihm, die EU-Länder sollen gerne weiter bluten, das schwächt nicht nur Russland sondern auch die EU selbst, vor allem, wenn die EU in einen heißen Krieg einsteigt. Die Vorbereitungen dafür laufen (offene Militarisierung) und die Deppen in Brüssel und Berlin sehen nicht, dass sie jetzt der neue Proxy für die USA werden sollen, um Europa mal wieder zu vernichten. Als Möhrchen zeigt Trump jetzt ein gewisses Entgegenkommen bei den Zöllen. Damit will er auch verhindern, dass die EU sich als Reaktion mit China zusammenschließt, wie es schon bei Russland und China geschah.

Der Handelskrieg gegen China soll vor allem dafür sorgen, dass Firmen ihre Produktion aus China in die USA zurückverlagern und natürlich China als Konkurrent geschwächt wird, wobei die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen China und den USA so groß sind, dass er vorsichtig sein muss, ganz zu schweigen von den chinesischen US-Anleihen!

Die Annäherung an Russland dient auch dem Ziel, einen Keil zwischen Russland und China zu treiben. Dabei ebenfalls auf Trumps Tagesordnung: Die Verhinderung oder mindestens Verlangsamung eines alternativen Abrechnungssystems unter Umgehung des Dollars!

https://anti-spiegel.ru/2025/ist-trumps-chaotisches-verhalten-bei-den-zoellen-teil-eines-plans/

Zitat:
Ich habe schon einige Artikel von Denis Dubrowin, dem Brüssel-Korrespondenten der russischen Nachrichtenagentur TASS übersetzt, deren Voraussagen später sehr exakt eingetroffen sind. Dubrowin studiert aus beruflichen Gründen die Dokumente der EU sehr eingehend und erkennt dabei oft Pläne, deren Umsetzung erst später offensichtlich wird.

Nun hat Dubrowin einen Artikel über Trumps scheinbar irrationales Verhalten bei der Verhängung von Zöllen und ihrer anschließenden, fast sofortigen Aussetzung geschrieben, dessen Schlussfolgerungen für mich sehr überzeugend klingen. Daher habe ich seinen Artikel übersetzt.

Ganz einfach: Russland hat die Kontrolle des heutigen globalen Systems weitestgehend abgeworfen – und hat nicht bloß überlebt, sondern wurde sogar noch stärker. Das hat die Undurchführbarkeit des auf „globalistischen“ Prinzipien beruhenden Systems der Kontrolle der Welt bewiesen.

In dieser Situation haben die USA zwei Möglichkeiten: Sie können versuchen, den verbleibenden Teil des globalen Systems unter ihrer immer schwächer werdenden Kontrolle zu halten, um dann gemeinsam mit ihm zusammenzubrechen – oder sie können ihren immer noch enormen Einfluss auf die Weltwirtschaft und -politik nutzen, um sich die größtmöglichen wirtschaftlichen Vorteile zu sichern und zu den günstigsten Bedingungen in die neue „postglobalistische“ Welt einzutreten.

Das Fehlen von Zöllen gegenüber Russland erklärt sich nicht allein durch das geringe Volumen des gegenseitigen Handels, sondern auch durch Washingtons objektives Interesse an einer gewissen Verbesserung der Beziehungen zu Moskau. Erstens, um die Beziehungen zwischen Russland und China zu erschweren und die Schaffung einer Alternative zum Dollar bei internationalen Zahlungsausgleichen zu verzögern. Zweitens, um die Möglichkeit zu bekommen, sich vom Konflikt in der Ukraine zu distanzieren, den die USA dabei jedoch auf keinen Fall beenden wollen. Sie wollen lediglich, dass Europa den Konflikt so lange wie möglich auf eigene Kosten am Brennen halten kann.

 

13:02 | A:  Die gar nicht so geheime Machtergreifung der „PayPal-Mafia“ | Von Hermann Ploppa

Disruption ist das Motto der Stunde. Alles wird umgekrempelt. Kein Stein bleibt mehr auf dem anderen. Donald Trump macht es gerade vor. Sein Zollkrieg wird von manchen Zeitgenossen als eine Art handgreifliche aber heilsame Pädagogik gedeutet. Die anderen Nationen sollen sich nicht mehr auf den Globalhandel festlegen, sondern sich auf ihre eigene Ökonomie besinnen. Eine sehr schwarze Pädagogik wäre das. Sosehr wir auch die globalisierte Weltwirtschaftsordnung verabscheuen mögen, so ist doch der Kollateralschaden solcher Umwälzungen gigantisch. Trump ließ ausrechnen, wie viel Zölle jedes einzelne Land auf diesem Globus den USA zu entrichten habe. Da ist zum Beispiel das bitterarme gebeutelte Kambodscha in Südostasien. Kambodscha soll sage und schreibe 49 Prozent Zoll an der US-Grenze für seine Exporte entrichten <1>

Leser Kommentar  
Der tiefe Staat wird gerade vom tiefen Konzern-Moloch tranchiert und ausgeweidet. 

10.04.2025

18:28 | konjunktion: Trumps Zölle: Warum so viele am Globalismus festhalten

In der vergangenen Woche stürzte der Dow Jones-Index nach Donald Trumps Ankündigungen zum „Tag der Befreiung“ um rund 4.000 Punkte ab, und die weltweite Panik war deutlich spürbar. In den sozialen Medien war die Nervosität auf allen Seiten greifbar – die Linken waren in Panik, jubelten aber auch, weil sie glauben, dass ein Zusammenbruch der Märkte zu öffentlicher Unterstützung ihres „Wokeismus“ führen wird. Ein Teil der Konservativen ist ebenfalls in Panik, aber dazu komme ich gleich noch.

Meine Einschätzung? Endlich steht diese Farce von einem Markt vor einer Korrektur und zeigt die Realität des Finanzscasinos in schonungsloser Offenheit auf. Viele begrüßen dieses Ereignis, denn es ist etwas, das aus ihrer Sicht schon vor Jahren hätte geschehen müssen. Die meisten Skeptiker liegen aus meiner Sicht in der Frage der Zölle falsch, vor allem, weil sie glauben, dass der Aktienmarkt eine Rolle spielt. Das tut er nicht. Die Leute haben auch deshalb Angst vor Zöllen, weil sie glauben, dass der Globalismus eine Rolle spielt. Das ist ebenfalls nicht der Fall. Dieser Standpunkt mag diejenigen verärgern, die derzeit stark investiert sind, aber ich würde behaupten, dass sie das Makrobild übersehen und die Situation aus einer Position der Unvermeidbarkeit betrachten müssen. Zölle und das Ende des Globalismus sind ein notwendiges Ergebnis wie ich Nachfolgend ausführen werden:

Kommentar des Einsenders
Tod dem Globalismus, und was kommt danach? Die alten Eliten im neuen Gewand?

09.04.2025

15:05 | Rüdiger Rauls:  Chinas Wirtschaft - Werkbank der Welt

Trotz aller Bemühungen, Chinas Fortschritte zu behindern, hat es mit dem Westen gleich gezogen. Trumps Zölle sind der verzweifelte Versuch, eine Entwicklung aufzuhalten, die man selbst angestoßen und auch von ihr profitiert hatte. Die Verlagerung der US-Industrie nach China.

Schwierige Informationslage
Wie es um China wirklich aussieht, ist für westliche Beobachter schwer nachzuvollziehen. Viele Berichterstatter ersaufen in Informationen, wissen aber oft selbst nicht, worauf es ankommt. So werden auch die Konsumenten von Nachrichten mit Daten und Informationen überschüttet. Aber was ist wichtig, um die chinesischen Zustände und Entwicklungen zu verstehen?
Wie es um die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse tatsächlich aussieht, wird dann oftmals nur anhand von politischen Entscheidungen deutlich wie die Sanktionen gegen chinesische Unternehmen (Huawei, China Mobile oder auch Tiktok) oder nun Trumps Zollorgie. Manchmal werfen Meldungen überraschende Schlaglichter auf Chinas Wirtschaft und Entwicklung wie die jüngste Nachricht über die chinesische KI-Software deep seek. Ein bisher weitgehend unbekanntes Start-up brachte ein System auf den Markt, das in seiner Qualität führender amerikanischer KI-Software in Nichts nachsteht, aber mit einem Bruchteil an Kosten und Zeit hatte entwickelt werden können.

Ähnliche Erfolge konnten chinesische Unternehmen wie Huawei bei der Entwicklung moderner Chips erzielen. Nicht nur die Informationen sind oftmals verwirrend, die Deutungen sind es noch mehr. Denn wir erfahren wenig über das Denken und Sichtweisen der Chinesen selbst sondern nur das, was die westlichen Medien uns darüber sagen. Diese Beeinflussung der öffentlichen Meinung zeigt Wirkung. Dennoch können die Tatsachen nur schwer übersehen werden: Trotz aller Einschränkungen und Behinderungen konnte der Aufstieg der chinesischen Wirtschaft nicht aufgehalten werden.
Heute ist das Land der führende Warenproduzent der Welt und hat besonders in modernen Technologien wie der alternativen Energiegewinnung, Batterietechnik, Kommunikationstechnologie, Elektrofahrzeuge und anderen dem Westen den Rang abgelaufen. China hat sich innerhalb weniger Jahrzehnte von einem rückständigen verarmten Land der Dritten Welt zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht entwickelt, und all das unter der Führung einer kommunistischen Partei. Das läuft allem Denken und aller Propaganda zuwider, die über den Sozialismus verbreitet wurden. Der Konflikt mit China ist somit nicht nur ein wirtschaftlicher sondern auch ein politischer.

Auferstanden aus Ruinen
Wie im russischen Zarenreich nach dem Ersten Weltkrieg so übernahmen die Kommunisten auch in China nach dem Zweiten Weltkrieg ein verwüstetes und in seiner Entwicklung rückständiges Land. Die kommunistischen Parteien waren die einzige politische Kraft, die nicht durch ihre Politik vor und während dieser Kriege bei der eigenen Bevölkerung in Misskredit geraten waren. In Russland hatten sie nicht die Politik des Zaren unterstützt und nach dessen Entmachtung auch nicht die Fortsetzung des Krieges. In China hatten sie von Anfang an und unter hohen Opfern den Kampf gegen die japanischen Besatzer geführt. Nach ihren Siegen konnten sie den Menschen eine Perspektive anbieten für den Aufbau ihrer Länder, und der Sozialismus entsprach dabei den Vorstellungen vieler von einer gerechteren Welt.

Aber auch der weltweite Kapitalismus war durch die Kriege und die Niederlagen führender Mächte wie Deutschland und Japan geschwächt. So hatten die kapitalistischen Staaten den Sieg der Revolutionen in Russland und China nicht verhindern können. Und mit dem Vordringen des Sozialismus bis zur Adria und zur Elbe waren große Teile Europas ihrem Einfluss entzogen. Dennoch hatten sie bis weit in die 1970er Jahre nie ihre Versuche aufgegeben, den Sozialismus militärisch zu besiegen. Diese Strategie wurde erst aufgegeben mit den Niederlagen der USA in Südostasien.
In diese Zeit und als Folge dieser Erkenntnis kam es zu einer Annäherung der USA an China. Man wollte die Unstimmigkeiten zwischen der Sowjetunion und China zum eigenen Vorteil nutzen und einen Keil zwischen die beiden sozialistischen Staaten treiben. Peking öffnete sich westlichem Kapital, um die eigene wirtschaftliche Rückständigkeit zu überwinden. Wenn heute Trump seine Zölle damit begründet, dass China die USA ausgenutzt und unfair behandelt habe, dann scheint ihm in seiner sehr eingeschränkten Sichtweise nicht bewusst zu sein, dass dieser Prozess von den USA ausgegangen und allein zum Vorteil der USA gedacht war.

Niemand hatte westliche Unternehmen gezwungen, in China zu investieren, am wenigsten die Chinesen selbst. Aber China war ein zu verlockendes Geschäft. Denn die Arbeitskraft in China war billig, gut ausgebildet und arbeitswillig. In der Anfangszeit fanden ganze Produktionsverlagerungen von westlichen Unternehmen nach China statt. Teilweise wurden sogar Produktionsstätten im Westen abgebaut und in China wieder aufgestellt. Besonders in der Stahlindustrie vollzog sich diese Entwicklung, weil in China bereits eine Stahlproduktion, wenn auch auf sehr rückständigem Niveau, vorhanden war. Man konnte also auf entsprechende Rohstoffe, Logistik und Arbeitskräfte zurückgreifen.

Es war nicht China, das den amerikanischen Arbeitern die Arbeitsplätze geklaut hatte, wie Trump und auch viele seiner Vorgänger es darstellten. Es waren die amerikanischen Unternehmer selbst, die Hochöfen abbauten, um sie in China wieder aufzustellen. Sie vernichteten die Arbeitsplätze der Stahlarbeiter in den USA. Die westlichen Unternehmen wollten die eigenen Produktionsbedingungen verbessern. Man produzierte billig in China und exportierte die dort hergestellten Waren in erster Linie auf die Märkte des Westens.

Kapitalflucht nach China
Der chinesische Markt selbst war für westliche Unternehmen zu Anfangs nicht so bedeutend, denn er war zu jener Zeit noch kaum entwickelt. Die Einkommen waren niedrig, die Vermögen gering. Hier sollte billig produziert werden, um durch den Verkauf auf den westlichen Märkten die Gewinne zu vergrößern. China war für die westlichen Unternehmen die billige Werkbank. Das hätte für sie auch so bleiben können, denn das System funktionierte bestens. Dass sich daneben auch der chinesische Markt allmählich entwickelte, war eine angenehme Begleiterscheinung, die aber so nicht beabsichtigt war, jedenfalls nicht von den westlichen Investoren.

Denen ging es um Profitmaximierung. Das haben westliche Politiker heute anscheinend schon vergessen. Der westliche Kapitalexport nach China war nichts anderes als eine Kapitalflucht, die die westlichen Regierungen selbst einfädelt und ermöglicht hatten. Kapital wird nur dann exportiert und im Ausland angelegt, wenn seine Verwertungsbedingungen im eigenen Land schlechter sind als im Zielland. Die Märkte in den führenden Industriestaaten waren nach dem Aufschwung der Nachkriegszeit in den 1970er Jahren weitgehend gesättigt.  Die damalige Marktsättigung war überschrieben mit dem Begriff „Stagflation“. Die Produktion wuchs kaum noch, nur die Zinsen auf das Kapital, das für die Produktion eingesetzt werden musste. Obwohl die Preise für die Verbraucher immer weiter anstiegen, warf die Wirtschaft immer weniger Gewinn ab. Sie begann, in der Inflation zu versinken. In dieser Situation war China der Ausweg. Anfängliche Bedenken von Unternehmern, in einem sozialistischen Land das eigene Kapital Kommunisten anzuvertrauen, konnte die chinesische Regierung durch Investitionsschutzabkommen aus dem Weg räumen.

Ihr ging es nicht um die Bereicherung an westlichem Kapital sondern in erster Linie um die Entwicklung der eigenen Wirtschaft. Als kommunistischer Partei war ihr klar, dass es die Arbeiter sind, die die Werte in der Produktion schaffen. Je höher deren technische und organisatorischen Fähigkeiten entwickelt werden konnten, um so größer war die Wertschöpfung in der Produktion und damit der Vorteil für Gesellschaft und Staat. Das war ein anderes Denken als im Westen, wo man den Beitrag der Arbeiter zur Produktion als weniger bedeutend ansieht als der von Kapital und Unternehmer. Deshalb erlaubte die chinesische Regierung auch die weitgehende Rückführung der Gewinne der westlichen Unternehmen an die Konzernzentralen im Ausland. China profitierte auf andere Weise von den westlichen Investitionen. Das eingesetzte Kapital beschleunigte den Ausbau der Produktion und damit die Entwicklung des Landes. Damit aber Wirtschaft und Lebensstandard der Menschen nachhaltig wachsen konnten, bestand die chinesische Regierung nicht nur an Teilhabe an den Gewinnen sondern vor allem auch an der Vermittlung von technischem Wissen, das die westlichen Unternehmen mitbrachten, aber auch in China selbst entwickelten.

Werkbank der Welt
Die Öffnung für westliches Kapital war für die chinesische Führung ein großes Risiko, brach sie doch ideologisch mit dem langjährigen Kampf gegen Imperialismus und Kapitalismus zugunsten der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung. Um das Risiko gering zu halten, dass die gesellschaftlichen Auswirkungen unbeherrschbar werden könnten, wurden zu Beginn der Zusammenarbeit mit dem Westen Sonderwirtschaftszonen eingerichtet, in denen das neue Modell im Laborversuch getestet wurde.

In einem weiteren Schritt wurden zwischen westlichen und chinesischen Unternehmen Gemeinschaftsunternehmen in Form von Joint Ventures geschaffen. Das westliche Unternehmen bringt Kapital und Wissen ein, das chinesische die Arbeitskräfte sowie den Zugang zu Markt und die Einbindung in die Gesellschaft. Besonders in der Autoindustrie kam dieses Modell zur Anwendung. Industriezweige der chinesischen Wirtschaft sollten nicht alleine von westlichen Unternehmen kontrolliert werden, wie es in vielen Staaten der Dritten Welt damals der Fall war. Darin hätte eine Gefahr bestanden für die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit der chinesischen Regierung. Durch die Joint Ventures war der gewünschte Technologietransfer von westlichem Wissen an chinesisches Personal sichergestellt und auch die geistige Teilhabe der Chinesen an neuen Entwicklungen garantiert. Es war nicht mehr alleiniges Eigentum der westlichen Besitzer und Kapitalgeber wie sonst im Westen üblich.

Schon bald wuchs die Produktion in China so stark, dass chinesische Erzeugnisse immer stärker auf die Märkte der Welt drängten. Doch handelte es sich in der Anfangszeit dieser Entwicklung in erster Linie um die Produkte westlicher Unternehmen, die in China hergestellt worden waren. Der von Trump beklagte Schaden für die amerikanischen Arbeiter war von amerikanischen Unternehmern selbst verursacht.  Mit der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung auf dem Weltmarkt und dem wachsenden chinesischen Wohlstand fand auch ein Wandel in der Produktion statt. Die Chinesen hatten viel gelernt in den westlichen Unternehmen und dieses Wissen begannen sie zunehmend weiter zu entwickeln und für sich selbst zu nutzen. Immer mehr chinesische Produkte gehen inzwischen auf chinesische Urheberschaft und Entwicklung zurück.  Das war das Ergebnis der Wirtschaftspolitik der chinesischen Regierung, die auf einer Teilhabe an den geistigen Errungenschaften der Produktion bestanden hatte. Um die Jahrtausendwende war China zur Werkbank der Welt geworden. Aber es war immer mehr die eigene Werkbank, an der die Chinesen nun arbeiteten, und immer weniger die der westlichen Unternehmen und Investoren.

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

07.04.2025

10:24 | tkp: Kann Europa seine Politiker überleben? Krieg, Militarisierung und der Kollaps

Während die Welt sich multipolar neu ordnet, klammern sich europäische Führer an Kriegsnarrative und riskieren den wirtschaftlichen Ruin. Glenn Diesen und Michael Hudson analysieren, wie falsche Erzählungen und militärische Ausgaben den Kontinent in eine Sackgasse führen. Ende März diskutierten der Journalist Glenn Diesen und der renommierte Ökonom Michael Hudson die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa. Politik? Statt auf Versöhnung mit Russland aus zu seien, setzt man nun auf Militär-Keynesianismus. Kann Europa die EU überleben? Kann Europa diesen Kurs überstehen – oder kommt es zum Kollaps durch die eigene Politik?

Für Glenn Diesen passt sich die ganze Welt – auch die USA – an eine neue Multipolarität an: „Europa scheint jedoch weniger Priorität zu haben, während Frieden mit Russland nötig wäre. Doch anstatt sich aus dem Stellvertreterkrieg gegen Russland zurückzuziehen, bestehen die Europäer darauf, den Krieg ohne die USA fortzusetzen – mit Geld, das sie nicht haben, für Waffen, die erst in Jahren produziert werden.“

Europa spielt Kriegskasper und sägt sich dabei selbst den Ast ab. Statt auf Frieden und Handel mit Russland zu setzen, pumpt man Milliarden in Waffen, die erst in Jahren fertig sind – und vielleicht nie gebraucht werden. Wirtschaftlich völliger Irrsinn: keine Rohstoffe, keine Industrie, nur Aufrüstung auf Pump.

Die EU wird von Bürokraten ohne Rückhalt in der Bevölkerung geführt, die meinen, mit Panzerbau die Wirtschaft retten zu können. Deutschland kann keine Autos mehr bauen, also sollen’s jetzt Kampfjets richten? Peinlich... Und während USA, Russland & Co. längst ihre Deals aushandeln, sitzt Europa nicht am Tisch – sondern auf der Speisekarte. JE

06.04.2025

18:26 | Leser Kommentar zu 05.04. - 12:06 - Nukleus: Gedanken zum Sonnabend

Oh geehrter Nukleus, ein sehr guter Aufsatz. Diesen kann man nur unterstützen.
Allerdings hätte ich dann aber doch noch eine kleine Ergänzung zu Ihrer Betrachtung der "natürlichen Rollenverteilung" der Geschlechter:

Es wäre nämlich doch so einfach! Frauen erreichen hohe Anerkennung und Leistungen in "sozialen" Aufgaben/Berufen. Allerdings nur vordergründig. Die finanzielle Anerkennung wird hier versagt, bzw. unterdrückt. Das resultierte natürlich auch aus der Jahrhunderte dauernden "Ausbeutung" der weiblichen Arbeitskräfte durch die - Kirchen! Man setzte einfach Nonnen/Abhängige in der Pflege gegen Kost und Logie ein. Und so war der soziale Aspekt geboren. Das hat sich dann bis in die heutige Zeit widergespiegelt und erhalten und ebenso auf den "Staat" (Erzieher:innen und Co.) ausgedehnt.
Diesen Menschen gehört jedoch allergrößten Respekt und Anerkennung gezollt! Und nicht nur verbal und auf Urkunden, nein, auch im Finanziellen.
Was ich aslo anmerken will ist, wenn man insbesondere Frauen "gleichstellt" und entsprechend auch bezahlt, dann wertet man auch Ihre Berufe deutlich auf. Und so MÜSSEN dann eben gerade nun auch Frauen im Berufsleben anerkannt und gleichgestellt sein. Nicht nur Ärztinnen und Ingineurinnen, obschon auch diese Damen noch immer oft genug nachrangig behandelt sind.
Und die entsprechenden Nachteile bei der Kindeserziehung dürfen hier dann auch keine Rolle mehr, z.B. bei der Rentenberechnung, spielen.
Vor allem die kirchlichen Institutionen und die Staaten müssen das lernen - über alle Grenzen hinweg, dann klappts auch wieder mit der Geschlechtergleichheit auch im Berufsleben und die Damen müssten nicht auf Teufel komm raus irgendeinen Genderquatsch studieren, nur um Anerkennung zu reflektieren! Leistung muss eben auch anerkennend bezahlt werden. Das müssen Diakonie, Caritas und Co. aber erst mal hinbekommen, die sind hier nämlich immer noch die Bremser des Systems. Aber, nur der aktuellen Diskusion wegen, auch Buftis und sonstige Freiwilligendienste, natürlich spärlichst bezahlt, darf es nicht mehr geben!

05.04.2025

12:09 |  Nukleus: Gedanken zum Sonnabend - Das Vorbild für Trump 

Die Welt ist schockiert vom amerikanischen Zollhammer und Thomas Bachheimer hat schon seine Meinung dargelegt, was Trump mit diesem erreichen möchte: raus aus den Aktien und rein in die Staatsanleihen. Man muss sich aber auch fragen, weshalb verfolgte er in seiner ersten Amtszeit eine deutlich andere Außenpolitik. Sicherlich sprach er viele Dinge an, welche genau in diese Richtung gingen, nur wurde nichts weiter groß umgesetzt.

In seiner erste Amtszeit hat er festgestellt, wichtige elektronische Bauteile und Baugruppen für das Militär können nur noch aus der VR China beschafft werden. Für die nationale Sicherheit ist das nur der Wahnsinn. Dieser Umstand stellt nur die Spitze des Eisbergs dar, die USA hat sich selber zu einem Agrarstaat degradiert und ist auf überall auf Import angewiesen. Raketenmotoren wurden sogar aus Russland eingeführt und da haben wir es eigentlich schon - Russland. Erst hat man Raketenmotoren aus Russland eingeführt, musste schnell eine Lösung finden und hat nun nicht nur die Raptor-Motoren, man hat auch gleich noch eine wiederverwendbare Rakete. Was würde wohl passieren, wenn man sich selber harte Sanktionen auferlegen würde in Form von Zöllen?

Die Sanktionen haben eine extrem starken Evolutionsdruck auf Russland ausgeübt und man musste schnellstmöglich seine Antifragilität steigern. Russland wurde vom Lebensmittelimporteur zur Weltmacht auf dem Getreidemarkt. Trump sieht hier in Russland ein Vorbild und bei den Raketenmotoren hat die USA schon bewiesen, man kann es auch. Als erstes musste man sich Russland ideologisch annähern und dazu musste man sich dem woken und diversen entledigen. Reichen wird das noch lange nicht ...und so kommen wir wieder...

auf die Geschlechterdynamik zu sprechen. Russland hat dafür gesorgt, das man die Bullshit-Studienfächer stark einschränkt - braucht man eigentlich nur für das weibliche Geschlecht, da diese eher nicht zu den MINT Fächern tendieren. Geisteswissenschaften bauen keine Straßen, Autos und Gebäude - und hierhin tendieren eben die Frauen und bezeichnen sich dann selber als hochgebildet. Wer baut und konstruiert aber die Infrastruktur ohne die die Damen weder die Straße ins Einkaufszentrum noch das Einkaufszentrum vorfinden? (https://www.forbes.com/sites/bridgetbrennan/2015/01/21/top-10-things-everyone-should-know-about-women-consumers/) Frauen verdienen ihr eigenes Geld mit Bullshitjobs und geben es dann für Dinge aus die Männer erschaffen haben. Wie könnte man also Frauen für die wirklich wichtigen Berufe rekrutieren? Vorige Woche Girlsday gewesen, damit die Mädels sich Einblicke in die von Männern dominierten Berufe verschaffen können....Frage an die b.com Gemeinde - Wie viele Mädels haben das Angebot wahrgenommen?

Trump Idee ist, die Produktion wieder nach Hause zu holen und dazu braucht es Fachkräfte, welche es in der USA faktisch nicht gibt. In Russland konnte man sehr stark vom Russenhass profitieren, damit seine Bürger motivieren, damit diese wieder auf "сделано в России" stolz sind. Hier kann man selber mal bei UAZ oder LADA recherchieren. (https://www.uaz.ru/en) Ich denke, hier wird es gute Chancen geben, das die Amerikaner wieder mit Stolz im Inland produzieren und auch kaufen. Die Hauptakteure in dieser Dynamik, also die Macher sind Männer, da beißt die Maus kein Faden ab und diese Männer im Alter von 19-30 Jahren sind zu 70-80% Single in den USA - für was soll ich da arbeiten? Für was soll ich da in der Army kämpfen?

Ich bin sehr gespannt, wie Trump die zwei Geschlechter hier motivieren will, damit diese wieder ihre Rolle einnehmen. Wie diese natürliche Rollenverteilung aussieht sieht man in Schweden, hier hat man ganz deutlich die stereotypische Rollenverteilung in den Berufen. Bei der Anerkennung dieser Dynamik gibt es auch gravierende Unterschiede, nur 20% der Frauen können diese Dynamiken reflektieren und lehnen sie nicht aufgrund von emotionalen Befindlichkeiten rigoros ab.

In Europa wird sich in dieser Hinsicht nichts ändern - hier will man den Kuchen essen und behalten. Ganz deutlich werden wir das beim Militär sehen, wo keine Männer mehr sind, welche für etwas kämpfen können und auch wollen... tja.. (https://www.n-tv.de/politik/Verbandschef-alarmiert-Bundeswehr-wird-implodieren-article25676805.html) Und wir werden auch das Problem der Überproduktion sehen, welche auf Export angewiesen ist. Ganz brutal wird es bei der Umverteilung kommen, da wir 85% Steuern zahlen (die Leute vergessen immer die Steuern auf die Steuern in den Produkten und die Sozialabgaben).

03.04.2025

19:48 | voltairenet: Werden die zwischenstaatlichen Institutionen dem Ende des "Amerikanischen Imperiums" standhalten?

Der Umbruch, den wir mit dem Trumpismus erleben, betrifft sowohl die Vereinigten Staaten, die nationalen Beziehungen als auch das innenpolitische Leben ihrer Verbündeten. Es mag seltsam erscheinen, dass europäische Staats- und Regierungschefs den Präsidenten der Vereinigten Staaten für seine Politik in seinem Land kritisieren, die gegen das Prinzip der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Landes verstößt. Wenn sie jedoch auch nicht unter seinen Reformen in seinem Land leiden, leiden sie unter den unaussprechlichen Folgen, die sie bei ihnen verursachen. Diese haben gerade erst begonnen.

Die Zeit, in der wir leben, mit der Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, bringt das politische Schachbrett der Welt durcheinander. Dabei werden alle zwischenstaatlichen Institutionen gestört. Es scheint, dass einige von ihnen einem inoffiziellen Ziel gehorchten, das alle nicht öffentlich aussprechen sollten, das aber dem Wandel der Zeit nicht standhält. Andere führten Aktionen durch, die ihren offiziellen Zielen zuwiderliefen, was sich nicht weiter störte, als alle ihre Mitglieder untereinander einig waren, was aber heute untragbar erscheint. Schlussendlich war der Multilateralismus, so wie er praktiziert wurde, alles andere als multilateral.

Kommentar des Einsenders
Neues zu den den klandestinen EU NGO's.

14:20 | Nukleus zum Schuldgeldsystem von gestern 

Grok3 ist eine ganz andere Sache wie diese Schwurbel-KI ChatGPT, wirklich sehr gute Antworten ohne schwurbeligen Bias und sich wiederholenden Phrasen. Wie ich immer schreibe, wir sind Steinzeitmenschen mit Wischkästchen (Begriff bei Bedarf in eine Suchmaschine eingeben und net blöd rummotzen) und deshalb muss man sich fragen, warum man den Zins immer wieder verboten hat. Nur ein Mensch kann etwas erschaffen, ergo kann Geld nicht arbeiten - der Zins ist nicht der Preis des Geldes, der Zins ist das Versklavungsinstrument der Geldkontrolleure. Es gab auch Zeiten, da wurden alle Schulden alle 7 Jahre komplett gestrichen. Warum wohl?

Zinsen verschieben die Relationen immer zu Gunsten der Kontrolleure, der Wert des Geldes hat keinerlei Bedeutung, sondern nur die Relation der Zahlen/der Vermögen zueinander. Was würde in einer Hyperinflation passieren? Die Staatsverwaltung entschuldet sich, der Bürger verliert seine Liquidität, seine Ersparnisse und seine Kaufkraft - aber was passiert einen Warren Buffett? Er verliert sehr viel an Zahlenwert, seine Barmittel inflationieren auch, weg, er hat aber weiterhin bestimmt Assets, welche ihn einen Neustart ermöglichen, dem Bürger bleibt nur seine Arbeitskraft - das ist sein Hebel, Buffett hat in Relation dazu dann einen schier unendlichen Hebel.

Wie ich auch immer meckere, die Zeit von EM ist vorbei - vergesst also euer Gold und Silber, da die Staatsverwaltung hier rein willkürlich handeln wird und jegliche Konkurrenz zum neuen Zahlungsmittel rigoros eliminieren wird. Hier sehe ich, wie sich der naive Gedankengang manifestiert - na dann mache ich das halt unter der Hand, geheim und nur privat - wem kann man denn da noch vertrauen? Jaja, ich weiß, ihr habt alle ja so super Netzwerke und super gute Freunde. Ich sehe durchaus aber trotzdem Potential für eine Parallelwährung - auch EM - was eine gewisse Zeit beanspruchen wird. Ich warne, hausiert dann nicht mit eurem EM und beobachtet die Lage. Es wird wie immer mit Nahrungsmitteln beginnen, dann mit Genussmitteln und so weiter. Die echte Währung wird immer die Schaffenskraft sein, die eigenen Fähigkeiten - hier kann man dann richtig punkten - jeder sollte hier seine Bildung auf den Prüfstand stellen und was sie für einen reellen Wert für die Wertschöpfung darstellt.

02.04.2025

15:28 | konjunktion: Schuldgeldsystem: „Konversation“ mit einer KI

Leser meines Blogs wissen, dass ich das Schuldgeldsystem seit jeher kritisiere und auch die Theorie des Debitismus als Erklärungsansatz unseres Systems erachte. Parallel dazu wissen meine Leser auch, dass ich KI kritisch gegenüberstehe und diese Systeme, die allein auf Grundlage von Informationen und auf dem Wissen beruhen, die von Menschen erschaffen, erdacht und erarbeitet wurden, als eine reine Ansammlung von Datenbanken erachte, die weder intelligent noch „selbstdenkend“ sind, sondern reine Algorithmenschleifen, die in ungeheurer Geschwindigkeit auf das „Wissen der Menschen“ zurückgreifen können.

Genau jenen Umstand des „schnellen Zugriffs auf das Wissen der Menschheit“ möchte ich in der nachfolgenden „Konversation“ mit einer KI (genau gesagt Grok3 von X) nutzen, um Antworten auf Fragen bzgl. des Schuldgeldsystem zu erhalten – denn noch können wir solche System zu unserem Vorteil nutzen (Fettdruck: www.konjunktion.info / Kursivdruck: Grok3):

Kommentar des Einsenders
Die KI erklärt das Schuldgeldsystem unter Berücksichtigung des Debitismus. Prägnante Zusammenfassung.

17:53 |  Die Eule
Das Schuldgeldsystem ist eine fantastische Erfindung. So hat ja bereits die frühe Kirche erkannt, dass mit Sündenschuld beladene einfach härter an sich arbeiten, um so das Seelenheil zu erlangen . Da war es doch naheliegend, dieses Schuldsystem auf die Wirtschaft zu übertragen. Mit Hilfe des Imports arabischer Zahlen, sowie der neuen Stellenwertrechnung führte dann das Schuldsystem zu einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung und zahlreichen prächtigen Bauwerken. Doch damals war die Schuld an sich kein Problem, denn Schuldner konnten sich ihrer Gläubiger noch bequem entledigen. Erst in der Moderne, wo allerlei Gesetze diese mittelalterliche Gläubiger- beseitigung untersagten, begann die Schuld zu einem echten Problem zu werden. Doch Probleme sind ja dazu da, um sie zu lösen.

10:57 | Rüdiger Rauls: Chinas Wirtschaft – Verwirrung und Propaganda

Westliche Experten sehen Chinas Wirtschaft in der Krise. Ihr Urteil ist abhängig von ihrer Kompetenz in Wirtschaftsfragen, aber auch von ihrer Einstellung zu China. Wie vertrauenswürdig ist ihr Urteilsvermögen angesichts ihrer Einschätzungen bei anderen Wirtschaftsthemen?

Ähnlich ist nicht gleich
Zucker ist weiß und körnig. Aber man würde ihn nicht ungeprüft in den Kaffee schütten, denn auch Salz ist weiß und körnig, und der Unterschied zwischen beiden ist gewaltig. Das beherzigen sogar die Experten der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften in ihren Cafeterien. Nur beim Thema Inflation lassen sie diese Gründlichkeit vollkommen außer Acht. Steigende Preise sind für sie Ergebnis steigender Nachfrage, das ist Inflation, und diese bekämpft man nach den Lehrbuchweisheiten mit höheren Zinsen. Das geht zu Lasten des Absatzes der Unternehmen, was zum Teil auch gewollt ist, denn die Nachfrage muss ja eingeschränkt werden.

Aber die sogenannten Experten kämen nicht auf den Gedanken, die Grundlagen ihres Lehrbuchwissens in Frage zu stellen und die Ursachen von Preissteigerungen anhand der Realität zu untersuchen. Für bürgerliche Wirtschaftswissenschaftler ist Inflation immer gleich. Sie betrachten sie nur anhand ihrer äußeren Form, den steigenden Preisen oder - noch abstrakter - der Inflationsrate. Wenn es hoch kommt, stellen sie sich schon einmal die Frage, ob es sich bei Preissteigerungen um einen „einmaligen Preisschub … oder doch Inflation“ handelt (1). Als ob das einen Unterschied macht für die Lebenshaltungskosten, aber auch sonst macht diese Unterscheidung wenig Sinn.

Erscheinung und Auswirkungen der Inflationen, die Preissteigerungen, sind gleich. Die Ursachen jedoch sind verschieden. Die derzeitige in Russland erfüllt noch am ehesten die Grundsätze der bürgerlichen Inflationstheorien, dass eine erhöhte Nachfrage zu höheren Preisen führt. Denn aufgrund des Rückzugs westlicher Unternehmen und der Sanktionen kommen weniger Waren aus dem Westen ins Land. Dementsprechend fließt weniger Geld an die ausländischen Konzernzentralen zurück. Es bleibt also mehr in Russland selbst, und die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften treibt die Löhne. Beides regt den Konsum an, und die steigende Nachfrage führt zu steigenden Preisen.

Ganz anders ist dagegen die Inflation in der Türkei. Dort liegt die Ursache der Preissteigerungen im Verfall der Währung. Dieser ist Ergebnis des Rückzugs ausländischer Investoren seit dem gescheiterten Putsch von 2016 (2). Dieser Verfall bedeutet, dass für alle importierten Waren im Verhältnis zu Dollar oder Euro mehr Lira hingelegt werden müssen. Ob Vorprodukte oder Konsumgüter - am Ende landen deren Preissteigerungen immer beim Verbraucher. Anders als in Russland steigen nicht Nachfrage und Konsum sondern einfach nur der Preis der Waren.  Noch einmal anders sind die Ursachen für die Preissteigerungen in Europa und besonders in Deutschland gelagert. Immer wieder tauchen in den Statistiken der EZB die Energiepreise als treibende Kraft der Inflation auf. Das heißt, dass sie in der Eurozone eindeutig eine Auswirkung der Einfuhrverbote für russische Energieträger ist. Nun hat die EZB in ihrer unermesslichen Weisheit zu diesen Preissteigerungen durch die Energieträger auch noch Preissteigerungen für Geldausleihungen (Zinsen) beschlossen. Beides zusammen dämpft Nachfrage und Konsum, während gleichzeitig die Produktionskosten der Unternehmen steigen. Das gefährdet deren Rentabilität und damit deren Existenz.

Glaubenssätze
Wenn an zwei Säulen der Produktion gesägt wird, den Energiepreisen und den Zinsen, braucht man kein Experte zu sein, um zu erkennen, dass dann die Wirtschaft in die Knie geht. Verblendet durch ihre Theorien erkennen Wirtschaftsexperten nicht, dass in der Wirklichkeit außerhalb der Expertenblasen die Nachfrage als Folge der steigenden Preise ohnehin zurückgeht. Vermutlich traut sich auch niemand von ihnen, offen Kritik zu üben an den Sanktionen des politischen Westens gegenüber Russland als Verursacher des Preisanstiegs.

Das ist ein Beispiel unter vielen(3) dafür, wie unzulänglich bürgerliche Wirtschaftswissenschaft ist. Sie beurteilt nach dem Augenschein, den sie auf Theorien mit unverständlichen Begriffen stützt, deren Grundlage wiederum der Augenschein ist. Ein sehr bezeichnendes Beispiel für Mangel an Grundlagenwissen und die Orientierungslosigkeit in der Herangehensweise ist der sogenannte reale Gleichgewichtszins „r*“, der wichtig sein soll für die Erkenntnis, ob „die Notenbank mit ihrer Geldpolitik expansiv oder restriktiv ist“(4).

Dieser angeblich so wichtige Faktor lässt sich jedoch „nicht beobachten und muss anhand von Daten geschätzt werden“ (5). Damit nicht genug der Wissenschaftsferne und Beliebigkeit, so kommt noch hinzu, dass der „reale Gleichgewichtszins r* sehr unsicher geschätzt“(6) werden kann. Man bezieht sich also auf Schätzungen, die selbst wieder sehr unsicher geschätzt werden können. Würde ein Statiker auf einer solchen Basis eine Brücke errichten? Die Frage stellt sich nun, welchen praktischen Wert eine solche Größe haben soll, wenn sie weitgehend auf fragwürdigen Schätzungen beruht.

Auf ähnlichem Basiswissen informieren westliche Experten ihre Medienkonsumenten über die wirtschaftlichen Vorgänge in China und geben Deutungen dafür ab, wie diese Entwicklungen verstanden werden sollen. Das sind nicht unbedingt dieselben Personen, aber dieselben theoretischen Grundlagen, auf die sich Inflationsexperten und Chinaexperten stützen. Kein Wunder, dass die chinesischen Daten immer wieder angezweifelt werden, wenn den sogenannten Experten weitgehend unzureichende Werkzeuge für ihre Arbeit zur Verfügung stehen.

Der Zweifel besteht dabei weniger in den Erfolgen der chinesischen Wirtschaft selbst, denn diese sind trotz allem Neid unbestreitbar. Vielmehr nährt er sich aus dem Widerspruch zwischen der tatsächlichen Entwicklung und den Erklärungsversuchen solcher Experten. Diese sind ähnlich fehlerhaft wie die Aussagen jener, die der russischen Wirtschaft den Ruin unter den westlichen Sanktionen vorhersagten. Auch deren wirtschaftswissenschaftliche Kompetenz stützt sich in den meisten Fällen auf ähnliche Theorien, aber nicht auf die Wirklichkeit. Die Tatsachen werden betrachtet und gedeutet durch die Brille der Theorien. Dabei werden sie so zurechtgelegt, dass sie einerseits zu den Theorien passen und andererseits das bestätigen, was politisch erwünscht ist. Wo es mit dem Hineinpressen der Tatsachen in den theoretischen Rahmen nicht funktioniert, schafft man neue Größen wie den Gleichgewichtszins „r*“ oder einen sogenannten „natürlichen Zins“. Sie erklären nichts, schützen aber die Gültigkeit der Theorien. Es ist wie mit der unbefleckten Empfängnis Mariens bei den Katholiken oder der magischen Kugel, die Kennedy dreimal tötete: Man kann es nicht beweisen, man muss es einfach glauben.

Wunschdenken und Fehleinschätzungen
Der Mangel an Kompetenz bei den bürgerlichen Wirtschaftswissenschaften ist ein Mangel an Grundlagen. Die Aufgabe dieser Disziplin bestand schon sehr früh, besonders aber während des Kalten Kriegs, weniger im Erklären des kapitalistischen Wirtschaftssystems sondern in der Widerlegung der Marx’schen Erkenntnisse und Darstellungen dazu. Diese Unzulänglichkeit der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft wurde erst offensichtlich nach dem Verschwinden der materialistischen Weltauschauung aus den Diskussionen im politischen Westen. Auch wenn man die Sichtweisen von Marx immer abgelehnt hatte, so hatten sie doch immer Stütze und Orientierung geboten. Man wusste, wogegen man argumentieren musste. Nun aber fehlt dieses Gerüst, und es wird deutlich, dass man keine Werkzeuge hat zur Bewältigung der Aufgaben: die Handhabung der Wirtschaftskrisen und die Erklärung des Kapitalismus.

Um die westliche Einschätzung in Bezug auf Chinas Wirtschaft zu beurteilen, darf des Weiteren die antichinesische Propaganda nicht übersehen werden. Die westlichen Meinungsmacher wollen nicht wahrhaben, dass sich China trotz aller Behinderungen besser entwickelt, als erwartet und vorausgesagt. So darf nicht wahr sein, dass die chinesische Wirtschaft unter der Führung einer kommunistischen Partei erfolgreich ist. Es darf nicht wahr sein, dass der chinesische Sozialismus nicht dem Bild von Armut und Rückständigkeit entspricht, das westliche Medien Jahrzehnte lang besonders mit dem Sozialismus in der Sowjetunion in Verbindung bringen konnten.

All das muss bedacht werden, wenn man sich ein Bild über die Wirtschaft Chinas machen will. Denn letztlich geht es nicht um die Wirtschaft sondern um das politische System, über das westliche Meinungsmacher, aber auch so mancher linker Kritiker Chinas ein Urteil erstellen wollen. Kritisieren die ersteren den chinesischen Sozialismus, weil er ihnen zu sozialistisch ist, ist er den letzteren nicht sozialistisch genug.  Beide aber sind verfangen in ihren Sichtweisen zur Sowjetunion und übertragen diese auf China. Sie scheinen beiden so etwas zu sein wie die zehn Gebote für die Katholiken: ewig und unveränderlich. Dabei unterliegt der Sozialismus genau so wie auch der Kapitalismus der Veränderung. Auch dieser stellt sich heute nicht mehr so dar wie in seiner Anfangszeit im Manchesterkapitalismus vor fast 200 Hundert Jahren.

Einfache Wahrheiten
Das Verfangensein in Theorien und Glaubenssätzen bestimmt weitgehend die Betrachtung nicht nur des Sozialismus sondern auch der Entwicklungen in China. Auch das wird unter anderem wieder deutlich an den Sichtweisen zur Inflation. Diese grassiert in den meisten Staaten des politischen Westen. Nicht nur das: Erstmals seit den 1970er Jahren ist wieder die Rede von Stagflation. Das Wirtschaftswachstum stagniert, und gleichzeitig steigen die Preise. Aber selbst wenn durch die Maßnahmen der Notenbanken die Inflationsraten fallen, vermittelt das einen trügerischen Eindruck: Denn die Preise sinken deshalb nicht, sie steigen nur langsamer. Aber sie steigen.

Dagegen wird in China Deflation gesehen, denn „im vergangenen Jahr legte der Verbraucherpreisindex nur um 0,2 Prozent zu [, und] die Erzeugerpreise sind seit zweieinhalb Jahren negativ“ (7). Nach Ansicht der westlichen Wirtschaftsexperten scheint das genau so schlimm zu sein wie die westliche Inflation, wenn nicht sogar noch schlimmer, wie manche den Eindruck ermitteln. Im Interesse und im Denken einer kapitalistischen Ordnung ist das sogar zutreffend. Denn Deflation bedeutet für die Unternehmen, dass der Preisdruck auf ihre Produkte zunimmt und sie weniger Gewinne daraus erwirtschaften können. Das ist nicht im Interesse der kapitalistischen Ordnung.

Kein Wunder also, dass westliche Beobachter diese Entwicklung in China mit denselben Maßstäben messen, die sie nach den eigenen Theorien auf die eigene Wirtschaft anwenden. Die Chinesen selbst aber scheinen das anders zu sehen. Auch sie sehen die schwächelnde inländische Nachfrage. Anderseits aber stiegen trotz Zöllen und anderen Behinderungen die Ausfuhren im „vergangenen Jahr um mehr als sieben Prozent [, und] der Exportüberschuss war mit fast einer Billion Euro so hoch wie nie“(8). Das sind die Fakten, die mit den Theorien nicht in Einklang zu bringen sind.  Hinzu kommt eine Einstellung, die auf anderen gesellschaftlichen Grundlagen beruht. So fragte Präsident Xi Jinping laut Wall Street Journal: „Was ist so schlimm an der Deflation? Mögen die Leute es nicht, wenn die Dinge billiger sind?“(9). Das ist eine Frage, die sich westliche Wirtschaftswissenschaftler nicht zu stellen scheinen. Bei Xi steht im Vordergrund das Interesse der einfachen Menschen an niedrigen Lebenshaltungskosten, bei den westlichen Experten dagegen die Sorge um die Gewinne der Unternehmen. Das ist der Unterschied.

(1) FAZ vom 21.3.2025: Befreiung à la Trump
(2) Siehe Rüdiger Rauls: Türkei vorwärts in die Vergangenheit/
(3) siehe Rüdiger Rauls: Inflation ohne Ende
(4) FAZ vom 9.10.2024: Ein kritischer Blick auf die Politik der EZB
(5) ebenda
(6) ebenda
(7) FAZ vom 18.1.2025: Wachstum wie gewünscht
(8) ebenda
(9) asiatimes 14. Januar 2025: Zur Verteidigung der chinesischen Deflation

Rüdiger Rauls ist Reprofotograf und Buchautor. Er betreibt den Blog Politische Analyse.

 

01.04.2025

17:16 | asiatimes:  Wenn die Verhandlungen zwischen Russland, der Ukraine und den USA scheitern – was kommt dann?

Es könnte sein, dass die Verhandlungen zwischen den USA und Russland sowie zwischen den USA und der Ukraine aus dem Ruder laufen. Gleichzeitig drängen die USA darauf, dass Europa mehr Verantwortung für die Unterstützung der Ukraine übernimmt, da sich Washington zunehmend auf den Nahen Osten und den pazifischen Raum konzentriert. Die Europäer müssen also entscheiden, ob sie bereit, willens und in der Lage sind, die Lücke zu füllen. Eine mögliche Strategie Europas bestünde darin, den Westen der Ukraine abzusichern, in der Annahme, dass Russland östlich des Dnepr erfolgreich sein wird. Doch das ist kein Selbstläufer – und könnte einen weiteren Großkonflikt auslösen. Washington muss entscheiden, wie es mit der Ukraine weitergeht.

Präsident Trump beklagt, dass Russland die Verhandlungen über einen umfassenden Waffenstillstand absichtlich in die Länge zieht, und droht mit neuen Energiesanktionen. Die Hauptdrohung besteht darin, dass Länder, die russisches Öl kaufen, vom Handel mit den USA ausgeschlossen werden – darunter Indien und China. Der Gesamtwarenhandel der USA mit China belief sich 2024 auf geschätzte 582,4 Milliarden US-Dollar. Die US-Warenausfuhren nach China machten 143,5 Milliarden Dollar aus. 2023–24 waren die USA der größte Handelspartner Indiens mit einem bilateralen Warenhandel von 119,71 Milliarden Dollar (77,51 Milliarden Dollar Exporte, 42,19 Milliarden Dollar Importe, Handelsüberschuss: 35,31 Milliarden Dollar). Trump erklärte, er habe vor, bald mit dem russischen Präsidenten Putin zu telefonieren – der genaue Zeitpunkt wurde nicht genannt. Sowohl die Ukraine als auch Russland versuchen derzeit, ihre Position vor einem möglichen Waffenstillstand strategisch zu verbessern – falls dieser überhaupt zustande kommt.

Die Amis ziehen langsam ab, Trump droht rum, Europa zögert – und Russland drückt weiter durch. In der Ukraine wackelt der Osten, Westen könnte bald “gesichert” werden – aber von wem? Frankreich und UK spielen mit dem Feuer, Polen hält sich raus, und Kiew steht auf der Kippe. Waffenstillstand? Wunschdenken. Die Ukraine pokert mit Belgorod, Russland will mehr als nur Land – es will das ganze Spielbrett. Und während alle noch taktieren, kracht’s vielleicht bald richtig.

Das Ganze riecht nach Vorkriegsstimmung – mit vielen Playern, zu vielen offenen Rechnungen und einem zunehmend gefährlichen Machtvakuum im Zentrum Europas. JE