Die Irmgard Griss wollte als ehemalige Richterin auch in der Pension gerne das letzte Wort haben, träumte von einem österreichischen Söldner-/Berufsheer und gaaaanz wichtig, einer Frau als Präsidentin. Wenn schon die Chromosomenverteilung als Wahlargument herhalten muss, dann gute Nacht. Weiters legte Frau Griss großen Wert darauf, eine freie Kandidatin zu sein, wahrscheinlich meinte sie damit frei von einer realistischen Sieges-Chance. Ohne Partei und Kronenzeitung geht’s halt nicht im Staate Österreich. Immerhin, 19% waren ein Schlag ins Gesicht des etablierten/marginalisierten Koalitionkopfindensandblocks SPÖVP.

Aber machen wir weiter mit der Creme de la Creme für das erste Amt im Staate und kommen wir zu den beiden Ersatzkandidaten, den stahlenden Stars der ehemaligen Großparteien. Bei der SPÖ-internen Reise nach Jerusalem hatte Rudolf Hundstorfer, der Erfinder der gefühlten Arbeitslosigkeit, verloren und musste zur Präsidentenwahl antreten. Als Wahlwerber wirkte er zwar so begeistert wie vor einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt, aber als gelernter Sozi folgte er gehorsam dem Sinowatz´sche Dogma: „Ohne die Partei bin ich nichts“. Macht nichts Herr Hundstorfer, wurde eh nix.

Nicht besser sah es bei der ÖVP aus. Hier zeigte der niederösterreichische Landesfürst seinen Parteiknechten nochmals, wo der wahre Hammer in der schwarzen Reichshälfte, nein, dem Bundesreichsachte(r)l hängt. Da war dann plötzlich Not am Mann und schnell einen Notnagel gefunden, Andreas Kohl. Herrlich, Wiener Arbeiter gegen Tiroler Akademiker, ein echter Klassiker und so spannend wie das staatliche Hauptabendprogramm. Dementsprechend das Ergebnis: jeweils rund 11% für die Kandidaten der einstigen Großparteien. Fast schon „Mörtl“ Richard Lugner´s Kasperl-Niveau von 2%.

Der letzte im geriatrischen Bund war Alexander Van der Bellen. Trotz Volkswirtschaftsstudium ewiger Sozialist und somit offensichtlich lernresistent, zuerst SPÖ-Mitglied, garniert mit einer zwischenzeitlich vergessenen (?) Freimaurerei, dann Obmann der Grünen und jetzt unabhängiger Kandidat, wie er treuherzig verkündet. Ob einer solchen Wandelbarkeit wirkt selbst ein Chamäleon blass.

Aber Herr Van der Bellen hat eine Fähigkeit, die ihn für jung und alt in Österreich sympathisch, ja wählbar macht: Er tut so, als ob er sich etwas trauen täte und eine eigene Überzeugung hätte. Dieses vermeintlich warnend-verbindliche Raunzen ohne anzuecken hat der plötzlich heimatverliebte Ex-Professor quasi zur Kunstform erhoben.

Eigentlich die ideale Voraussetzung für einen Einzug in die Hofburg. Fast hätte er es auch geschafft, wäre ihm nicht ein typisch österreichisches Schicksal wiederfahren: er wurde ein Opfer der beamteten Schlampigkeit. Aber das ist ein eigenes Thema.

Bleibt noch der letzte und mit Abstand jüngste Wahlwerber, die FPÖ, in der Person des Norbert Hofer. Bis zur Bundespräsidentschaftskandidatur weitgehend unbekannt, darf der Herr Ingenieur nun sogar ohne H.C. von den Plakaten lächeln und sich über hohe Umfragewerte und realistische Chancen auf eine blaue Präsidentschaft freuen. Wer hätte das gedacht, die Partei der selbsternannten Volksseele, die bisher gerne mit einer Mischung aus Stammtisch-Tradition und Disco-Dynamik auftrat, punktet mit einem nahezu Unbekannten, der selbst seinen Gehstock geschickt einzusetzen weiß. So schnell kann´s gehen.

Was eine Völkerwandung und das Gefühl der Angst alles bewirken können. Die einen schauen ängstlich nach rechts und hoffen, dass damit alles wieder gut wird und die Linken entdecken ihre Liebe zur Heimat, zumindest im Wahlkampf. Für mich einer der interessantesten Aspekte an diesem Bundespräsidentenwahlkrampf 2.0: es ist ein - zugespitzt formuliert - Sozialisten-Finale. Der eine agiert quasi international-sozialistisch mit allem was dazu gehört, von der EUdSSR-Gläubigkeit bis zum Multikultidogma während der andere, im Grunde ebenso sozialistisch, auf die traditionell-nationale Karte setzt.